EBS MetalDrive Studio Edition Test

Vor einigen Wochen hatte ich den neuen EBS MultiDrive-Bassverzerrer aus der Studio Edition getestet und für sehr gut befunden. Wie bereits in jenem Test zu erfahren war, hat die schwedische Firma EBS diverse Klassiker der bisherigen Black Label-Serie technisch überarbeitet und auch optisch neu gestaltet. Bereits in der Black Label-Serie waren MultiDrive und MetalDrive sozusagen “enge Verwandte”. Ist der EBS MultiDrive ein Verzerrer für sehr breit gefächerte Anwendung, so gilt der MetalDrive eher als “Fachspezialist” – sein Name ist dabei Programm!

EBS_Metal_Drive_3


Hier ist er also nun, der neue EBS MetalDrive Studio Edition-Bassverzerrer, der neben vielen weiteren Pedalen die Familie der neuen EBS Studio Edition ergänzt. Allen diesen Pedalen der neuen Serie wurden folgende Features spendiert: neue Relais-Fußschalter, die nunmehr verschleißfrei und geräuschlos agieren, Schutzschaltung gegen Überspannung, variable Möglichkeit der Stromversorgung zwischen 9V und 12V und ein optimierter analoger Signalpfad mit zusätzlichem Headroom bzw. erweiterter Dynamik.

Details

Die optischen Unterschiede zwischen dem EBS MultiDrive und dem hier getesteten MetalDrive sind marginal. Von daher ähneln sich auch die Beschreibungen der beiden Geräte stark. Der EBS MetalDrive Studio Edition-Verzerrer, basierend auf analoger Class-A-Transistorschaltung, steckt in einem schwarz glänzenden stabilen Metallgehäuse mit silbergrauer Farbmarkierung auf der Frontseite. Alle Pedale der neuen EBS Studio Edition sind durch große, farbliche Quadratmarkierungen und markante Symbole gekennzeichnet. So lassen sich die Pedale schnellen Blickes deutlich voneinander unterscheiden, auch wenn sie ansonsten optisch identisch aufgebaut sind. Alle Pedale besitzen zwei Potis, einen Minischalter zwischen denselben, eine mittig oben positionierte Funktions-LED, sowie den obligatorischen Fußtaster. Dieser Taster wurde technisch von Grund auf neu gestaltet und schaltet nun nicht mehr mechanisch, wie bislang üblich, sondern mittels Relais. Das hat zwei entscheidende Vorteile: Zum einen erfolgt der Schaltvorgang absolut geräuschlos, und zweitens ist der Relaisschalter nun nahezu verschleißfrei und garantiert eine sehr lange Lebensdauer.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Auge hört mit: ohne eine coole Optik …

Tatsächlich hat man hier nun endlich auf einen jahrzehntelang währenden Kummeraspekt reagiert. Die herkömmlichen mechanischen Fußschalter sind nämlich überdurchschnittlich häufig anfällig für Wackelkontakte – bis hin zu Totalausfällen. So kann man sich zumindest jetzt bei den neuen EBS-Pedalen der Hoffnung hingeben, dass ab hier alles besser laufen wird. Relaisschalter sind zwar nicht neu, aber in Effektgeräten findet man sie nach wie vor eher selten!
Design ist Geschmacksache: Ich persönlich mochte das Design und vor allem die matte Oberfläche der bisherigen Black Label-Serie sehr. Die glänzende Gehäuselackierung der neuen Studio Edition dagegen mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, denn sehr schnell ist sie mit Fingerabdrücken und Schlieren übersät. Ob es jemanden stört? Mag sein, aber glanzlackiert sind letztlich viele Effektpedale.

Das Mono-Pedal verfügt über zwei Klinkenbuchsen: Rechts liegt der Eingang, links der Ausgang, zusätzlich sehr deutlich durch richtungsweisende Pfeile gekennzeichnet. Eine Anpassung der Eingangsempfindlichkeit für aktive oder passive Bässe, so wie beim EBS MultiDrive, existiert nicht beim EBS MetalDrive aus der Studio Edition. Dieser Verzerrer wurde von Grund auf für starke Verzerrung ausgelegt, die auch mühelos mit Bässen erreicht werden kann, die über wenig Output verfügen.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwar werden die Produkte der EBS Studio Edition in Fernost hergestellt, …

Die beiden Potiknöpfe wurden optisch ebenfalls gegenüber den runden Gummiknöpfen der Black Label-Serie verändert. Auch diesen vom praktischen Handling her gesehen geradezu perfekten Gummiknöpfen wird der eine oder andere Fan eventuell nachtrauern, denn nun befinden sich größere Kunststoffknöpfe auf der Bedienoberfläche. Optisch sind diese jedoch deutlicher in ihrer Stellung erkennbar als beim Vorgängermodell. Verantwortlich sind sie für die Regelung der Funktionen Dist (Verzerrungsgrad) und Output (Lautstärke). Die Potiknöpfe sind relativ schwergängig und dadurch gut geschützt gegen versehentliches Verstellen.

Fotostrecke: 2 Bilder Neben den Reglern für den Verzerrungsgrad und die Gesamtlautstärke stehen dem User …

Ist das Pedal ausgeschaltet, befindet es sich um True Bypass-Modus, das Signal umgeht dann also sämtliche elektronische Schaltkreise und wird direkt zur Ausgangsbuchse geroutet. Auch bei Stromverlust durchläuft das Basssignal ungehindert das Pedal im True Bypass-Modus. Auch hier zeigt sich ein klarer Vorteil der Relaisschalter gegenüber der bisher verwendeten mechanischen Schalter: Bricht die Stromversorgung beim mechanischen Schalter ab, während das Pedal eingeschaltet ist, so muss erst manuell auf “Bypass” umgeschaltet werden, um wieder ein Signal zu hören. Fällt der Strom beim neuen Studio Edition-Pedal aus, während das Pedal eingeschaltet ist, dann springt der Relaisschalter direkt automatisch auf “True Bypass” und man kann ungehindert (und vor allem unverzögert) weiterspielen. Zwischen den Potis befindet sich ein Dreiwege-Minischalter für drei Betriebsarten:
STD: Standardmodus. Hier verwendet das Pedal eine Röhrensimulation für den Overdrive. Zusätzlich durchlaufen die tiefen Bassfrequenzen das Pedal im Bypass, um den Tiefbassanteil und Definition im Effektsignal zu erhalten. Der Tiefbassanteil bleibt also in dieser Einstellung unverzerrt.
TUBESIM: Entspricht weitgehend der Standardeinstellung, jedoch wird hier eine zweite Röhrensimulation aktiviert. Das Signal wird zusätzlich mit Obertönen angereichert, die Kompression wird erhöht.
FLAT: Bei dieser Einstellung durchläuft das komplette Frequenzspektrum das Overdrive-Signal, also nun auch die tiefen Frequenzen. Daraus resultiert bei dieser Einstellung der höchste Verzerrungsgrad, aber auch eine geringere Definition im Grundtonbereich. Hier werden vor allem drastische Overdrivesounds realisierbar.

Bezüglich der Stromversorgung hat man ebenfalls Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger integrieren können: Das Pedal kann stufenlos 9V bis 12V verarbeiten, was die Verwendung verfügbarer Netzteile erheblich erweitert und einen immensen praktischen Nutzen mit sich bringt. Manche analoge Netzverteiler offerieren eine Kombination mit 9V- und 12V-Versorgung, das Pedal kann also wahlweise beide Anschlüsse nutzen. Zusätzlich wurde ein Überspannungsschutz integriert. Sollte eine Spannung anliegen, die 18V überschreitet, kann also nichts passieren. Die Polarität betreffend muss allerdings generell die Minusbelegung des Netzsteckers innen (Center) liegen und die Plusbelegung außen (Ring).
Das Pedal kann auch mit einer 9V-Batterie versorgt werden. Hierfür muss die Bodenplatte mit ihren vier aufgeklebten Gummifüßen und vier zu lösenden Kreuzschlitzschrauben entfernt werden. Die Batterie findet dann in einer Aussparung zwischen Gehäusewand und Platine Platz.

Praxis

Die Vorteile der neuen EBS Studio Edition-Pedale gegenüber den Black Label-Pedalen sind vor allem in dem neuen Relaisschalter und der variableren Stromversorgungsmöglichkeit zu finden. Was die seitens EBS propagierte verbesserte Dynamik bzw. den erhöhten Headroom angeht, so kann ich persönlich nicht sagen, dass mir bei den alten Black Label-Verzerrern etwas gefehlt hätte und ich kann auch nicht bestätigen, dass man diesbezüglich bei dem neuen MetalDrive Studio Edition einen deutlichen Unterschied hören würde. Möglicherweise ist die dynamische Ansprache etwas lebendiger – aber man kann sich aber ja bekanntlich auch viel einbilden, wenn man es möchte! Vollkommen wertfrei kann ich jedoch bestätigen, dass der dynamische Umfang des Effektsignals nichts vermissen lässt und für mich bereits beim Black Label MetalDrive bereits frei von Tadel war. So verhält es sich denn auch mit dem vorliegenden Frischling: das Teil angeschlossen, Regler zunächst auf 12-Uhr-Stellung, und schon kommt ordentlich Dampf in die Hütte. Ich fühle mich direkt inspiriert, auf das Gaspedal zu drücken und die drei Modi miteinander zu vergleichen.

Gelungener Look und brauchbare Brutalo-Sounds mit hohem Praxiswert: das EBS Metal Drive-Pedal trifft bei seiner Zielgruppe garantiert ins Schwarze!
Gelungener Look und brauchbare Brutalo-Sounds mit hohem Praxiswert: das EBS Metal Drive-Pedal trifft bei seiner Zielgruppe garantiert ins Schwarze!

Es bestätigt sich schnell, dass der MetalDrive sozusagen die Hardcore-Version des MultiDrive-Pedals darstellt. Hier wird deutlich weniger Wert auf Subtilität gelegt – wer sich dieses Teil zulegt, der WILL das pure Inferno aus seinen Speakern dröhnen hören! Am aggressivsten erscheint mir der Sound im TubeSim-Modus, bei dem man sehr viel Grundtonanteil hört und etwas harschere Höhen als bei dem ansonsten relativ ähnlich klingenden Standard-Modus. Ganz deutlich hebt sich der dritte Modus mit dem Namen “Flat” ab. Hier wandert nicht nur der hochfrequente Bassanteil durch den Overdrive-Schaltkreis (wie bei den anderen Modi), sondern das komplette Basssignal wird verzerrt. Dadurch klingt es zwangsläufig weniger differenziert und es verliert auch ein wenig an Tiefbassanteil. Allerdings werden in diesem Modus wesentlich stärker verzerrte Sounds möglich.

Audio Samples
0:00
TubeSim; Distortion 12 Uhr Std (Standard); Distortion 12 Uhr Flat; Distortion 12 Uhr

Beim nächsten Beispiel lote ich ein wenig mehr die Extreme aus. Das Beispiel enthält fünf nacheinander einsetzende Basssignale. Es beginnt vier Takte mit einer “Pick Scratch”-Figur, bei der ich das Plektrum schräg über die Saite ziehe, um einen schrillen Sound zu erzeugen. Hierfür verwende ich den Flat-Modus des MultiDrive. Um den Effekt zu verbreitern, habe ich die Figur gedoppelt und rechts und links in das Stereopanorama gelegt.
In Takt 5 setzt im rechten Kanal der zweite Bass mit einer kleinen Flageolettfigur eine, ebenfalls mit dem Flat-Modus. Der in Takt 9 einsetzende Powerbass im linken Kanal läuft über den TubeSim-Mode. Dann folgt in Takt 13 die Melodie im Standard-Mode, und acht Takte später noch eine zweite Gegenmelodie, die fast wie ein Synthie klingt, was durch die Verwendung des Flat-Mode ermöglicht wird:

Audio Samples
0:00
Fünf Bässe in allen drei Modi:

Im letzten Beispiel kombiniere ich die beiden Modi “Standard” und “TubeSim” miteinander, jedoch mit stärkerem Overdrive. Das Beispiel beginnt mit einem Thema im etwas milderen Standard-Mode, wiederum gedoppelt eingespielt und dann in das Stereo-Panorama gelegt. Man hört dadurch deutlich die Breite! Dann setzt ein Monobass alleine ein, aufgenommen im TubeSim-Mode. Der Sound besitzt den gleichen Overdriveanteil wie die Introfigur, klingt jedoch nun im TubeSim-Modus deutlich aggressiver als zuvor. Zum Schluss werden beide Signale kombiniert und sind doch – trotz drastischer Verzerrung – deutlich getrennt wahrnehmbar. Ein Beweis dafür, dass auch fulminante Overdrivesounds durchaus aufgeräumt klingen können und nicht zwangsläufig versumpfen müssen!

Audio Samples
0:00
Zwei Bässe mit den Modi Standard und Flat:

Fazit

Der EBS MetalDrive Studio Edition-Bassverzerrer präsentiert sich weniger subtil in den tonalen Nuancen als sein enger Verwandter, der EBS MultiDrive Studio Edition. Dafür aber vermag er in puncto Verzerrungsgrad noch eine gute Schippe draufzulegen und bedient somit Bassisten, die z.B. im Metal-Genre agieren, gezielt mit den richtigen Tönen. Dafür muss der MetalDrive auch nicht in breitbandige Möglichkeiten abdriften – er macht sein Ding solide und äußerst kompromisslos! Dabei schätze ich das unkomplizierte Handling und die langlebige Bauweise. Letztere ist vor allem dem neuen Relais-Fußschalter zu verdanken, der sowohl die Geräuschlosigkeit der Schaltprozesse ermöglicht, als auch für absolute Sorgenfreiheit bei noch so bühnenintensiver Dauerbehandlung sorgt.
Klarer Fall: der MetalDrive ist kein Allrounder, sondern ein Spezialist. Wer aber genau diesen Sound sucht, der bekommt ihn mit dem EBS MetalDrive Studio Edition in einer Version, die kaum noch Wünsche offenlassen dürfte!

PRO
  • top Verarbeitung
  • gute Definition im Bassbereich, stark verzerrte Metal-Sounds
  • analoge Class-A-Röhrenemulation
  • Dreiwege-Schalter für die Modi Standard, Tube Simulation, Flat
  • True Bypass (bei Stromverlust schaltet Relais auf Bypass)
  • geräuschloser und verschleissfreier Relais Schalter
  • Betrieb mit 9 bis 12V möglich
  • Überspannschutz ab 18V
CONTRA
  • keins
Die Klangbeispiele Oliver Poschmanns zeigen es deutlich: Mit dem EBS Metal Drive kann man richtig Spaß haben!
Die Klangbeispiele Oliver Poschmanns zeigen es deutlich: Mit dem EBS Metal Drive kann man richtig Spaß haben!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: EBS
  • Modell: MetalDrive Studio Edition
  • Nominale Eingangslautstärke: – 8 dBv
  • Eingangsimpedanz: 700 kOhm
  • Bandweite: +0/-3 dB; 20 Hz – 20 kHz
  • Effekt-Bandweite: +0/-3 dB; 60 Hz – 7 kHz
  • Verzerrer Gain-Umfang: 6 – 70 dB min.
  • Typen: Standard, TubeSim, Flat
  • Bypass: True Bypass
  • Maße (L x B x H): 70 x 115 x 35 mm
  • Gewicht: 400g
  • Strom: 9-12V Gleichstrom reguliert, 30 mA max. (alternativ 9V-Batterie)
  • Preis: 204,70 Euro (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • top Verarbeitung
  • gute Definition im Bassbereich, stark verzerrte Metal-Sounds
  • analoge Class-A-Röhrenemulation
  • Dreiwege-Schalter für die Modi Standard, Tube Simulation, Flat
  • True Bypass (bei Stromverlust schaltet Relais auf Bypass)
  • geräuschloser und verschleissfreier Relais Schalter
  • Betrieb mit 9 bis 12V möglich
  • Überspannschutz ab 18V
Contra
  • Keins
Artikelbild
EBS MetalDrive Studio Edition Test
Hot or Not
?
EBS_Metal_Drive_3 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo