Das Uni-Vibe war ursprünglich der Versuch des japanischen Herstellers Shin-Ei, den Klang eines rotierenden Lautsprechers mit einer kleinen Effektbox nachzuahmen. Im Gegensatz zu heute, wo sich schon mit dem iPhone ein satter Gitarrensound erzeugen lässt, war in den Sechzigern ein wesentlich größerer Aufwand nötig, den Klang von Gitarren oder Orgeln mit etwas Modulation aufzupeppen. Das Uni-Vibe in der Originalform war ein großer Bodentreter mit zwei Reglern (Volume, Effektintensität) und einem Pedal, mit dem man die Geschwindigkeit des Effekts in Echtzeit steuern konnte. Vom Klang her konnte es den Sound des Rotary Speakers natürlich nicht hundertprozentig treffen – was übrigens auch heute noch, fünfzig Jahre später und nach einer atemberaubenden Entwicklung in der Digital- und Audiotechnik, eine der großen Herausforderungen darstellt.
Dunlop Uni-Vibe
Aber es wartete mit einem sehr eigenen Klang auf, der irgendwo zwischen Chorus, Phaser und Rotary lag. Selbstverständlich war das Pedal sehr schnell bei den damaligen Gitarristen beliebt und auf Bühnen und im Studio im Einsatz. Es wurde auch als Univox Produkt angeboten, allerdings nur bis 1976 hergestellt. Später erwarb Dunlop die Namensrechte und produziert eine leicht veränderte Neuauflage des legendären Pedals, um die es auch im folgenden Test geht.
Anzeige
Gehäuse/Optik
Optisch sieht das neue Uni-Vibe dem alten Kasten überhaupt nicht ähnlich. Das würde auch keinen Sinn machen, denn die Bedürfnisse an Bodentreter haben sich im Laufe der Zeit geändert. Kleiner sollen sie sein und robust gebaut, denn sie müssen immerhin Fußtritten standhalten und werden in der Regel nicht mit Samthandschuhen angefasst. Unter diesem Aspekt kann man dem Uni-Vibe schon mal Bestnoten aussprechen. Das Gehäuse besteht aus gebürstetem Stahlblech und macht auch optisch einen sehr guten Eindruck.
Die Oberseite mit den beiden Schaltern ist leicht angeschrägt, somit lässt sich der Schaltvorgang mit dem Fuß sehr angenehm und ergonomisch durchführen. Die drei Regler, ebenfalls aus Metall, befinden sich ganz oben und zwar so weit versenkt, dass die Sohle sie beim Schalten nicht berühren sollte. Dadurch werden keine Einstellungen unfreiwillig verändert oder Regler beschädigt. Auf dem Bedienfeld sind pro Regler zehn schwarze Punkte zur besseren Orientierung angebracht. Leider ist der Marker (kleine Bohrung) im Regler nicht farblich gekennzeichnet, daher könnte es unter Umständen bei Bühnenlicht schwierig werden, das momentane Reglersetting von oben zu erkennen. Das Uni-Vibe wird ausschließlich mit dem beiliegenden 18V-Netzteil betrieben – wer seine Effekte gerne ohne Netzstrom speist, der muss hier leider in die Röhre gucken. Apropos Röhre … die gibt es hier zwar nicht, aber der Hersteller bescheinigt, dass sich im Uni-Vibe nur erlesenes Material befindet (handselektierte Photo-Widerstände).
Das Pedal ist mono ausgelegt und sollte eigentlich vor den Amp (Vorstufe) geschaltet werden. Deshalb gibt es hier neben der Input-Buchse nur einen Anschluss für den Verstärker (Output). Die mittlere Klinkenbuchse dient dem Anschluss eines Expression-Pedals (Dunlop UV-1FC – separat erhältlich), hier kann die Geschwindigkeit des Effekts wie beim alten Uni-Vibe gesteuert werden. Daneben befinden sich die Buchse für das Netzteil und ein kleiner Schalter, der den Vintage-Sound einschaltet. Den Unterschied zwischen Normal und Vintage werdet ihr im Praxisteil zu hören bekommen.
Bedienung
Der Effekt wird mit dem rechten Schalter aktiviert, die darüber befindliche Lampe leuchtet rot. Die beiden unterschiedlichen Betriebsmodi (Chorus, Vibrato) werden mit dem linken Schalter umgeschaltet. Beim Vibrato leuchtet die LED über dem Schalter rot; ist die Chorus-Funktion angewählt, grün. Geregelt wird der Sound mit drei Potis, wovon das linke für die Effektgeschwindigkeit zuständig ist. Beim Einsatz eines Expression-Pedals ist es ohne Funktion. Der Regler auf der rechten Seite justiert die Effektintensität, der Volumenregler in der Mitte bestimmt die Gesamtlautstärke des Signals bei eingeschaltetem Effekt und liefert bei Vollausschlag einen Boost von +3 dB – ideal, um die Lautstärke etwas anzuheben und den Amp ein wenig härter anzublasen.
Anzeige
Praxis
Das Uni-Vibe sollte auf jeden Fall mit dem Original-Netzteil betrieben werden! Ich hatte das Pedal an den 18V-Ausgang meines DC-Brick angeschlossen und musste feststellen, dass es mit reduzierter Leistung arbeitete. Zwar steht in der Bedienungsanleitung, dass man das Uni-Vibe damit speisen kann, aber das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend. Wer also ein Pedalboard mit Multi-Stromversorgung hat, der sollte auf jeden Fall überprüfen, ob diese für das Uni-Vibe ausreicht.
Chorus- und Vibrato-Mode Wir hören uns zuerst einmal beide Basis-Sounds mit Speed und Intensity in mittlerer Einstellung an und zum besseren Vergleich gibt es den Bypass-Sound ohne Effekt vorneweg.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Bypass
Jetzt der Chorus mit Speed und Intensity auf 12 Uhr. Den Volume-Regler habe ich auf 16 Uhr eingestellt, damit das Pedal die gleiche Lautstärke hat wie eben beim Bypass-Sound ohne Effekt.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe Chorus, Speed:12 Uhr
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Strat
Chorus
12
16
12
Off
Dieser Chorus klingt nicht nach einem herkömmlichen Chorus-Sound, es ist der typische Uni-Vibe Ton. Eine etwas dumpfe Modulation, die zum Teil an einen Phaser erinnert, gemischt mit einem Choruseffekt. So könnte man das Ganze lapidar umschreiben.
Das Vibrato fügt einen verstimmten Ton hinzu, der sich auf und ab bewegt. Die Tonhöhe wird mit Intensity geregelt und die Geschwindigkeit mit Speed. Bei der 12-Uhr-Einstellung ist der Effekt schon sehr deutlich. Im Gegensatz zum Chorus-Mode kommt der Klang frischer aus den Speakern. Hier gibt es mehr Höhen, was aber auch logisch ist, denn beim Chorus-Mode sollte ja eigentlich der Rotary-Speaker simuliert werden, dessen Signal ja auch dumpfer ist, wenn der Lautsprecher nach hinten strahlt.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe, Vibrato, Speed: 12 Uhr
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Strat
Vibrato
12
16
12
Off
Expression Pedal
Abschließend startete ich dann noch den Versuch, die Geschwindigkeit des Uni-Vibe Effekts mit einem Expressionpedal zu steuern. Leider war ich damit nicht sehr erfolgreich. Zwei unterschiedliche Boss-Pedale waren im Einsatz, die aber vom Uni-Vibe nicht akzeptiert wurden – die Temposteuerung fand nur von ganz langsam bis etwas schneller statt, vergleichbar mit einer Position des Speed-Reglers zwischen 7 und 9 Uhr. Anscheinend lässt sich diese Funktion nur mit dem Original Expression Pedal UV-1FC regeln.
Vintage Mode
Jetzt kommen wir zum magischen Schalter! Früher war alles besser und Vintage verkörpert dieses Lebens- und Soundgefühl. Also mal ganz schnell den Vintage-Mode aktivieren … Und so klingt der Unterschied, einmal ohne und dann mit dem sagenhaften Vintage-Schalter in Betrieb.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe, Vintage
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Strat
Vibrato
12
16
12
Off-On
Und, habt ihr den Unterschied gehört? Ehrlich gesagt hält sich der Unterschied in Grenzen. Keine La Ola-Welle für den unfassbaren Sound, aber ein guter Marketinggag. Natürlich könnte man jetzt darüber philosophieren, was denn an Vintage eigentlich vintage sein sollte. Aber hier passiert einfach nur eine leichte Höhenabsenkung, der Ton wird einen Hauch muffiger und das ist dann das Vintage-Feeling. Wem’s gefällt – mich jedenfalls hat es nicht sonderlich beeindruckt.
Anwendungsgebiete Nach der etwas nüchternen Vorstellung der Grundfunktionen kommen wir nun zur wahren Praxis, dem Anwendungsbereich des Uni-Vibes, und hier sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Bei Cleansounds macht der Effekt mit seiner Modulation rundweg eine gute Figur und ist somit für Pickings und Akkordbegleitungen aller Art gut einsetzbar. Mir hat vor allem der Funky-Sound gut gefallen, bei wenig Speed kommt das Ganze in Richtung Phaser und hat einen extrem guten Funky-Filter-Sound.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe, Funky
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Strat
Chorus
10
16
15
On
Wenn man jetzt Speed-Regler und Intensity weit aufdreht, dann kommen wir in Richtung Rotary-Sound, dem Klang also, den ein Leslie bei hohem Tempo von sich gibt. Das wiederum kommt sehr authentisch und in guter Qualität.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe, Ballad Rotary
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Les Paul
Chorus
15
16
15
Off
Auch bei tiefer gestimmten Gitarren gibt es bezüglich des Vibratos nichts zu meckern. Jetzt die Bremsen los und alles voll auf. Auch das kann sich hören lassen, nichts ist überladen, wenn man dem Effekt etwas Raum lässt.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Univibe, Vibrato max.
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Les Paul
Vibrato
17
16
17
Off
Wir kommen jetzt zu den schmutzigen Tatsachen. Der Amp wird gewechselt und am Start ist der typische britische Crunchsound des Marshall Plexi. Auch bei der verzerrten Fraktion gibt es in puncto Klangqualität nichts zu bemängeln. Vor allem hört man deutlich den Wechsel der Pickups, was bei einem heftig eingestellten Modulations-Effekt nicht unbedingt immer der Fall ist. Ihr hört zuerst das Bypass-Signal, dann den Halspickup und danach die Kombination von Mitte & Steg.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe, Crunch
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Strat
Chorus
14
16
15
Off
Sehr dezent kann der Vibrato-Effekt wirken, wenn man ihn mit langsamer Geschwindigkeit betreibt. Ich habe beim nächsten Beispiel auch wieder zuerst den Bypass-Sound gespielt und dann umgeschaltet. Leider kommt hier ein Qualitätsmangel zum Vorschein: Der Schalter arbeitet zwar knackfrei, aber für einen kurzen Moment ist das Signal während des Schaltvorgangs unterbrochen.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Univibe, Switch
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Tele
Vibrato
9
16
17
On
Jetzt legen wir noch ein Pfund drauf , diesmal in Kombination mit einem Lead-Sound des Hughes & Kettner Duotone mit viel Gain. Das Uni-Vibe ist wieder direkt vor den Amp geschaltet und überzeugt auch in der etwas härteren Disziplin mit guter Klangqualität. Der Ton kommt trotz hoher Verzerrung am Amp und vollem Effektanteil nicht matschig rüber. Er bekommt im Chorus-Mode eine etwas weichere Färbung und mit der gering eingestellten Effektgeschwindigkeit eine angenehm langsame Modulation. Ihr hört auch hier zuerst den Klang ohne Effekt, dann mit dem Uni-Vibe.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe, Chorus, Lead
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Les Paul
Chorus
10
16
17
On
Auch Akkorde mit hoher Verzerrung können mit dem Effektgerät gespielt werden. Eine gute Alternative zum Van Halen Phaser-Sound.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Uni-Vibe, Chorus, Heavy
Gitarre
Modus
Speed
Volume
Intensity
Vintage
Les Paul
Chorus
11
16
17
On
Anzeige
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Optik, Verarbeitung
Sehr eigener Sound
gute Klangqualität
Contra
Reglerposition nicht klar erkennbar (besonders bei Bühnenlicht)
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.