Dubstep produzieren Workshop

DER TRACK

Derzeit ist Dubstep wohl einer der angesagtesten elektronischen Musikstile überhaupt. Das erklärt auch, warum so viele Artists/Labels, vor allem auch aus dem Pop-Bereich, ihre Stücke als Dubstep-Remix wünschen – oder gar Dubstep-Parts in ihre Lieder einbauen bzw. einbauen lassen. So bekam ich vom Hamburger Label Audiolith für die Veröffentlichung der Single von Ira Atari – „Don‘t Wanna Miss You“ den Auftrag, einen Dubstep-Remix zu machen. Auf den werde ich nun etwas näher eingehen und beschreiben, wie die einzelnen Schritte bis zum fertigen Mix ausgesehen haben. Zuerst ein Auszug aus dem fertigen Remix.

Audio Samples
0:00
Ira Atari – Donu2018t Wanna Miss You (BadBoy Zoniy Dubstep Remix)

Main Part

Widmen wir uns nun dem Main-Part und schauen uns an, welche Eingriffe dort vorgenommen wurden.

Beat
Der Beat ist typisch für Dubstep, lässt aber durch die Spielweise der Snare schon den Popcharakter des Originals durchscheinen. Sehen wir uns das Muster des Main Parts etwas genauer an:

Kick: Der ganze Track beschränkt sich auf einen einzigen Kicksound, der zur Erzielung bestimmter Effekte teilweise mit einem Hochpassfilter bearbeitet wird. Um den Sound schön knackig zu machen, wurde mit einem Envelope Shaper der Attack erhöht, ein Kompressor kam zum Einsatz (4:1) und das Signal wurde mit einem EQ weiter bearbeitet. Die Basis der Kick ist immer die erste Viertelnote, weitere Platzierungen sind unterschiedlich, mal auf der zweiten Viertel, mal auf der vierten Achtel, und Ghostnotes auch auf der achten Sechszehntel. Am besten schaut man sich dazu noch einmal das Bild unter Beat an.

Audio Samples
0:00
Kick Sample

Snare: Insgesamt kamen drei verschiedene Snaresounds zum Einsatz, wobei zwei der Snares sich nur durch die verwendeten Hallräume unterscheiden. Durch EQing wurde bei den Snares der Bereich um 200 Hz verstärkt, sodass ein schönes Fundament entsteht. Falls Snares zu dünn wirken, kann übrigens eine leise untergemischte und höher gestimmte Bassdrum Abhilfe schaffen.

Snare 1 ist in meinem Remix sehr trocken und bekommt vor jeden Schlag eine umgedrehte Snare. Die Spielzeit ist jeweils die dritte Viertelnote im Takt.

Audio Samples
0:00
Snare 1

Snare 2 unterstützt Snare 1 und spielt auf derselben Zählzeit. Sie bringt einen großen Anteil im Frequenzbereich um die 2 kHz und zudem noch etwas Höhen mit. Diese oberen Mitten bei ca. 1,5 – 2 kHz sind für Snaresounds sehr wichtig, damit sie sich im Mix gut durchsetzen. Sucht in eurer Samplebank daher nach entsprechend geeigneten Sounds oder bearbeitet die Snare mit dem EQ in diesem Bereich durch Anhebung der gewünschten Frequenzen (oder eine Absenkung der anderen).

Audio Samples
0:00
Snare 2

Snare 3 spielt auf der dritten Viertelnote im darauffolgenden Takt und besitzt einen relativ großen Raumanteil (Hall). Zudem sorgt sie für die poppigen Snarewirbel und ein paar Ghostnotes, die im Track immer in verschiedenen Variationen vorkommen.

Audio Samples
0:00
Snare 3

Hi-Hat: Die Hi-Hat spielt ein gleichbleibendes Pattern mit Sechzehntelnoten, jeweils im ersten und dritten Takt. Im B-Part kommt dieselbe Hi-Hat auf einer anderen Spur mit einer anderen Lautstärke und einer anderen Spielweise dazu und ergänzt somit das vorhandene Pattern.

Audio Samples
0:00
Hi-Hat

Percussion 1: Die Percussion-Elemente setzen sich aus Tambourin und Shaker zusammen und stammen aus dem Originalsong. Ich habe sie zerstückelt und zu einem neuen Pattern zusammengesetzt, das für Antrieb sorgen soll.

Audio Samples
0:00
Percussion 1

Percussion 2: Diese Percussion sorgt zusätzlich für noch mehr Schnelligkeit und unterstützt auch das Piano. Für ein sauberes Signal filtert ein Hochpassfilter bei 1,5 kHz tieffrequente Anteile weg. Im Zusammenspiel mit den restlichen Elementen der Drums bekommt der Beat nun ein schön treibendes Tempo.

Reverse Cymbal: Das Reverse Cymbal spielt am Ende einer Sektion und wird als Auflockerungseffekt eingesetzt. Auch hier sorgt ein Hochpassfilter dafür, dass tieffrequente Anteile weggefiltert werden.

Audio Samples
0:00
Reverse Cymbal

Drum Bus: Im Zusammenspiel mit dem UAD Fairchild Kompressor Plug-In klingt der ganze Drum Bus dann so.

Audio Samples
0:00
Drum Bus

Bass
Wie im Dubstep üblich, sind die Bässe das wohl tragendste Element des Songs. Im Grunde genommen gibt es nur einen Bass-Sound, der in drei verschiedenen Variationen vorkommt: Für dessen Erzeugung kam wieder Massive zum Einsatz. Bass 1 wurde zudem mit einem 1/2- und 1/4-Noten Triggersignal ge-sidechained und bekam so einen starken Pumpeffekt. Zusätzlich wurde mit dem auf verschiedene Syncs automatisierten Plug-In WOW ein Vokal-Effekt (Yoi, Talking) erzeugt.

Audio Samples
0:00
Bass 1

Bass 2 hat zusätzlich einen LFO mit Sinusverlauf auf der Lautstärke mit 3/16-Noten Geschwindigkeit und durchläuft das Camel Phat Plug-In.

Audio Samples
0:00
Bass 2

Bass 3 hat ebenfalls einen LFO mit Sinusverlauf auf der Lautstärke, allerdings mit 3/32. Auch dieser durchläuft den Camel Phat mit denselben Einstellungen wie Bass 2.

Audio Samples
0:00
Bass 3

Bass Bus: Der gesamte Bass Bus wurde etwas komprimiert und mit dem UAD Pulteq EQ bearbeitet. Zusammen klingt das dann so:

Audio Samples
0:00
Bass Bus

Sub-Bass: Auch der Sub-Bass wurde mit Native Instruments Massive erzeugt. Dabei kamen eine Sinuswelle und ein Envelope zum Einsatz. Um die Kick nicht zu verdrängen, wurde per Sidechain dafür gesorgt, dass bei jedem Kickschlag die Lautstärke des Sub-Basses etwas leiser wird. Dadurch wurde auch verhindert, dass es nicht zu einem überhöhten Bassanteil kommt, wenn beide Elemente gleichzeitig spielen. Diesen Effekt erreicht man wie folgt:

1. Im Sub-Bass Kanal fügt man in einen Insert das Cubase Kompressor-Plugin ein.
2. Dort wird dann die Taste Sidechain angeschaltet (leuchtet orange)
3. Danach geht’s in den Kick-Kanal, ein Send wird angeschaltet und dabei der Sub-Bass Kompressor mit Level auf 0 ausgewählt.
4. Schließlich werden im Sub-Bass-Kanal die Einstellungen des Kompressors vorgenommen, sodass der gewünschte „Ducking“-Effekt erreicht wird. (siehe Bild)

Audio Samples
0:00
Sub Bass

Piano
Das Orginal-Piano wurde zerstückelt und für den Remix passend neu zusammengesetzt. Der hörbar pumpende Effekt war bereits im Original-Sample vorhanden. Man hätte diesen aber auch wieder über Sidechaining erreichen können. Zusätzlich sorgt der Camel Phat für den gefilterten und mit einem Bitcrusher versehenen Sound.

Audio Samples
0:00
Piano ungefiltert Piano gefiltert

Vocals
Das Vocal-Sample wurde aus dem Original genommen und mittels Timestretching auf 140 BPM gebracht. Es war bereits mit diversen Delays versehen, sodass im Remix, bis auf wenige Ausnahmen, fast nur noch Kompression zum Einsatz kam. An einigen Stellen sind verschiedene Vokaleffekte zu hören, die unter Verwendung von Hochpassfilter, Lautstärkenautomation und Delay entstanden.

Audio Samples
0:00
Vocals
Kommentieren
Profilbild von dominik

dominik sagt:

#1 - 20.11.2011 um 18:53 Uhr

0

Wow...the best tutorial I've seen since long time!
Klasse gemacht, super erklärt und tolle Beispiele! ;DRespekt Alter!

Profilbild von leo

leo sagt:

#2 - 22.11.2011 um 17:39 Uhr

0

kann mir irgendjemand tipps geben wie sich das am besten auf einem electribe mx umsetzten lässt?

Profilbild von Marco

Marco sagt:

#3 - 22.11.2011 um 20:28 Uhr

0

Ich danke für diesen Beitrag. War echt der Hammer und hat mich wissenstechnisch sehr bereichert. Gruß

Profilbild von Martin

Martin sagt:

#4 - 23.11.2011 um 02:32 Uhr

0

Gutes Text!
Was denkt Ihr uber die Geschichte von Dubstep:
http://karten.fm/2011/11/hi...

Profilbild von Budjunky

Budjunky sagt:

#5 - 29.11.2011 um 02:23 Uhr

0

Nicht schlecht, ausführlich erklärt und gut bebildert, ABER wieder mal ein DUB step tutorial ohne DUB das DUB step zu WOBBLE step degeneriert und ebend nur ein Teil von DUB step ist und somit mal wieder nur ein Teil des Rezeptes zum Dubstep kochen ;-) vermittelt wird, (wenn auch diesmal sehr gut und ausführlich). Und wieder ma dazu bei getragen wird das den leuten gelernt wird DUB step sei wobble und das war's ...und eines der WICHTIGSTEN und NAMENSGEBENDEN elemente ma wieder zu kurz kommt (und hier nur kurz angerissen wird (von wegen effekte auf snare)...aber wenigstens ist das was vorhanden ist schonma cool gemacht ...
vielleicht noch den DUB kram mitreinnehmen dann isses perfekt ...www.budjunky.dep.s. schaut doch auch ma bei meinem Tutorial vorbei ...
http://budjunky.de/?p=138

Profilbild von KAKA

KAKA sagt:

#6 - 04.01.2013 um 20:19 Uhr

0

ich bin eine [Bitte versucht euch bei Kraftausdrücken etwas zurückzuhalten - Anm. Bonedo Red.]

Profilbild von Nuebel

Nuebel sagt:

#7 - 03.02.2013 um 21:19 Uhr

0
Profilbild von LHF Flavour

LHF Flavour sagt:

#8 - 19.02.2013 um 20:59 Uhr

0

Dubstep hat die gesamte Musikindustrie zerstört

Profilbild von Juergen

Juergen sagt:

#9 - 13.03.2013 um 17:53 Uhr

0
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Eigene Songs produzieren – Musik selbst aufnehmen lernen
Recording / Workshop

Wir zeigen Dir, wie du selbst dein Instrument oder deine Band aufnehmen kannst, Songs am Rechner mischst und produzierst.

Eigene Songs produzieren – Musik selbst aufnehmen lernen Artikelbild

Wenn du eigene Songs produzieren oder die eigene Musik oder Band selbst aufnehmen willst, benötigst du: ein wenig Equipment, ein paar Informationen von Leuten mit Erfahrungen und ein wenig Zeit zum Üben und Einarbeiten. Und nie war Recording und Musikproduktion einfacher und preiswerter als heute.

Workshop: Gitarre & Akustikgitarre am PC aufnehmen
Gitarre / Workshop

Ihr wollt euch mit der Gitarre selbst am Mac oder PC aufnehmen? Hier lernt ihr, was ihr benötigt und was ihr beachten solltet.

Workshop: Gitarre & Akustikgitarre am PC aufnehmen Artikelbild

Ihr wollt euch mit der Gitarre selbst mit dem Computer aufnehmen? Das ist nicht kompliziert! Dieses Tutorial bietet euch die Hilfe, die ihr benötigt, damit eure ersten Gitarren-Recordings mit dem Computer funktionieren  – für E-Gitarre, aber auch für Akustikgitarre.

Bonedo YouTube
  • Gamechanger Audio Motor Synth MKII Sound Demo (no talking)
  • Korg Pa5X Musikant Sound Demo (no talking)
  • Liquid Sky D Vices V4 CO and Glitch Expender Sound Demo (no talking)