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DPA d:facto Vocal Test

Dass DPA ein Spezialist für Studiomikrofone ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Doch auch auf dem immer lukrativer werdenden Live-Markt ist der dänische Hersteller vermehrt vertreten. Nachdem sich die Lavaliermikrofone und das Instrumentenmikrofon-System d:vote mit Mini-Membranen in der Praxis hoher Beliebtheit erfreuen, ist man im Land am Belt den entscheidenden Schritt gegangen und hat mit dem d:facto Vocal ein handgehaltenes Gesangsmikrofon auf den Markt gebracht.

DPA betritt mit dem d:facto Vocal den Markt der handgehaltenen Bühnenmikrofone
DPA betritt mit dem d:facto Vocal den Markt der handgehaltenen Bühnenmikrofone


Natürlich handelt es sich dabei nicht einfach um irgendein Mikro mit dem Label DPA, sondern unterstreicht seinen Herrschaftsanspruch mit einem erst einmal durchaus happig wirkenden Preis: Wenn ein Bühnenmikrofon eine unverbindliche Preisempfehlung von gut 850 Euro aufruft, muss es sich klanglich rechtfertigen, aber auch stabil und langlebig sein. Schafft das d:facto dies?

Details

Wie sich jeder denken kann, der DPA kennt, wird beim d:facto die Signalspannung nicht nach dem dynamischen, sondern dem elektrostatischen Prinzip erzeugt – mit einer 3/4″-Membran. Die verwendete Richtcharakteristik ist die Superniere, die technischen Daten lesen sich erwartungsgemäß hervorragend: Von 20 Hz bis 20 kHz ginge der Frequenzgang, kann man dem Datenblatt entnehmen, der maximale Schalldruckpegel ist mit 157 dB(SPL) angegeben, die Empfindlichkeit mit 5 mV/Pa und das Noise-Level mit 19 dB(A). Ein nach unten derartig weiter Frequenzgang würde im Livebetrieb bei Vocals so gut wie keinen Sinn machen, daher ist ein Hochpassfilter dritter Ordnung ständig aktiv, sodass unterhalb von 100 Hz ein zügiger Abfall beginnt. Im (übrigens individuell mitgelieferten!) grafischen Frequenzgang fällt eine Überhöhung bei etwa 12 kHz auf. Die Kapsel ist als “pre-polarized” ausgewiesen, arbeitet also mittels Elektret.

Fotostrecke: 8 Bilder Teurer Spaß: DPAs Bühnenmikrofon d:facto

Natürlich bin ich gespannt, ob das DPA-Vocalmikrofon seinen mit über 800 Euro doch stattlichen Preis wert ist. Es muss ja schon ein edles Stück sein, allerdings spricht das mitgelieferte Reißverschluss-Softcase eine andere Sprache: Schwarz und Neongrün war meine Lieblingsfarbkombination in der Neon-Zeit, also in den 1980er Jahren. Das Mikrofon selbst sieht, einmal von dem praktischen, aber meiner Meinung nach pottenhässlichen Ding befreit, zwar wertig, aber nicht allzu übertrieben “teuer” aus. Ich finde aber, dass man mit der Anzahl an Schriftzügen und verschiedener Schriftarten auf dem Mikrofon durchaus etwas mehr hätte geizen dürfen.
Laut DPA ist die Membran von einem dreifachen Poppschutz umgeben, der eine gute Wirksamkeit aufweist. Schraubt man die Kapsel (möglichst natürlich bei ausgeschalteter Phantomspeisung und gesetztem Mute) ab, lässt sich das Pad schalten – mit einem schmalen, spitzen und stabilen Objekt. Ich finde das etwas zu friemelig.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Kapsel ist kompatibel mit Wisycom-Sendern und beinhaltet ein 10dB-Pad

Das Kontaktsystem zwischen Kapsel und Korpus entspricht dem der Firma Wisycom: Bei Bedarf kann der DPA-Korb (der dem Wisycom MTH300 übrigens frappierend ähnlich sieht) auf einen Funktransmitter geschraubt werden.

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Praxis

Der erste Moment, in dem ich das Mic in die Hand nehme, verwundert mich ein wenig, denn ich hätte ein höheres Gewicht erwartet. Ich schlage in den Unterlagen nach und lese “245 Gramm”. Stimmt, das ist leicht. Wenig Gewicht ist besonders dann interessant, wenn ein Auftritt nicht nur 45 Minuten dauert, sondern mehrere Stunden – soll ja vorkommen. Trotzdem wirkt das DPA baulich nicht fragil und nach äußerst behutsamem Umgang verlangend. Ich habe aber zu Testzwecken doch keinen Bühnensturz simuliert, schließlich wollte ich nicht riskieren, aus dem d:facto ein “d:fecto” zu machen. Ja, manche Kalauer kann ich mir nicht verkneifen, doch zurück zur Seriosität: Auch Balance und Grip passen zu allen Situationen, selbst Vokalisten mit kleinen Händen werden sicher gut mit dem DPA-Mikrofon zurechtkommen.

Das Handling des d:facto ist hervorragend.
Das Handling des d:facto ist hervorragend.

Ein erster Audiotest zeigt, dass sich trotz des mehrstufigen Poppschutzes bei naher Besprechung natürlich Popp-Geräusche nicht ganz vermeiden lassen. Das wäre ja auch ein Wunder. Und ein Shure SM58 – generell schon kein besonders anfälliges Mikrofon – poppt durchaus stärker. Auch ein weiterer Live-Dämon wird vom d:facto erfolgreich im Zaum gehalten: Handgeräusche, die nicht nur durch die Kapselkonstruktion, sondern auch durch den Korpus verhindert werden können. Selbst das Klackern von Fingerringen am Tubus ist nicht ungehörig laut.

Audio Samples
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DPA d:facto close SM58 close DPA d:facto far SM58 far Mojave 201FET far

Kein Wunder ist, dass das Kondensatormikrofon im Höhenbereich ganz anders aufgestellt ist als ein dynamisches. Besonders im Vergleich mit dem bekanntesten aller Bühnenmikros – dem Shure SM58 – wird deutlich: Das DPA ist weitaus schneller und luftiger. “S”- und “T”-Laute zeigen diesen Unterschied sehr deutlich, doch auch bei den gehaltenen Tönen des Sängers gibt es einen merklichen Unterschied in der Feinheit der Obertonstruktur. Nun sind aber dynamisch und elektrostatisch wandelnde Mikrofone nur bedingt gegenüberzustellen. Positiv am d:facto ist, dass nicht das Kondensatorprinzip dazu genutzt wird, ein auffällig höhenreiches und dadurch schnell bissiges oder scharfes Signal zu generieren. Seine Zurückhaltung macht das DPA zu einem sich sehr wahrscheinlich vielen unterschiedlichen Stimmen gut unterordnenden Werkzeug – auch eine Sprechstimme funktioniert hervorragend. Die Natürlichkeit des d:facto zieht sich übrigens durch alle Dynamikstufen – auch von diesen selbst gibt es viel Positives zu verkünden: Alle Anstiege im Pegel werden schnell und nicht verschleifend übertragen, sodass selbst die kleinen Speichelknackser aus dem Mundraum so gut zu hören sind wie bei den meisten Studio-Kondensern. Die leise säuselnde Jazz-Sängerin muss kein übermäßiges Rauschen und hohe Rückkopplungsneigung fürchten, selbst der fiese Shouter wird es schwer haben, das DPA kleinzukriegen (nun, zumindest was die Verzerrungen angeht): Sogar ein Metal-Sänger, der voller Inbrunst loslegt, wird wie eine Sopranistin meist die 120 dB(SPL) nicht wesentlich überschreiten – der maximale Pegel des d:facto liegt ja bei 157 dB(SPL). Ich möchte behaupten, dass man das Pad oft ausgeschaltet lassen kann. Falls man es zur Sicherheit einschaltet, ist aber nicht mit wesentlicher Verschlechterung zu rechnen. Im Nahbereich des Mikrofons nimmt aufgrund des Empfängerprinzips der Bassgehalt zu. Zwar hat der Live-Techniker am Mischpult natürlich einen Equalizer zur Verfügung, doch klingt das DPA-Kondensatormikrofon bei etwas größerem Abstand und entsprechender Mikrofondisziplin bedeutend leichter und “echter”.

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Fazit

Dass das DPA d:facto Vocal kein Reinfall ist, dafür hätte ich wahrscheinlich meine Hand ins Feuer gelegt: Es ist klanglich wirklich allererste Güte, ist rauscharm, pegelfest, geht hervorragend mit Störeinflüssen um und verfügt über ein ausgewogenes, zur menschlichen Stimme im allgemeinen und zu vielen unterschiedlichen und auch sehr individuellen Stimmen im speziellen passendes Spektrum. Alle Signale klingen natürlich und frisch, keine Signalkomponente wirkt aufgesetzt oder gewollt. Die gesamte Qualität des Mikrofons ist schlichtweg hervorragend. Ich würde hier gerne eine wirklich überschwängliche Empfehlung aussprechen, allerdings ist der Preis natürlich nicht nur kein Pappenstil, sondern wirklich mächtig. Sollte sich der Straßenpreis in ein paar Monaten bei ungefähr zweihundert Euro weniger als bislang einpendeln, will ich aber nichts gesagt haben.

Pro
  • sehr natürlicher Sound
  • feine, schnelle Höhen
  • angenehm steuerbarer Nahbesprechungseffekt
  • sehr gutes dynamisches Verhalten
Contra
  • hoher Preis
Sehr gut, aber eben leider auch sehr teuer: DPA d:facto Vocal
Sehr gut, aber eben leider auch sehr teuer: DPA d:facto Vocal
Technische Daten
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger (mit Laufzeitglied)
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 5 mV/PA
  • maximaler Schalldruckpegel: 157 dB SPL
  • Ausgang: XLR male
  • Dreifacher Pop-Filter
  • Kapsel abschraubbar (Wisycom-Anschluss)
  • Pad: 10 dB (Unterseite der Kapsel)
  • Preis: Euro 856,80 (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr natürlicher Sound
  • feine, schnelle Höhen
  • angenehm steuerbarer Nahbesprechungseffekt
  • sehr gutes dynamisches Verhalten
Contra
  • hoher Preis
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DPA d:facto Vocal Test
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DPA betritt mit dem d:facto Vocal den Markt der handgehaltenen Bühnenmikrofone

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Johannes sagt:

#1 - 06.02.2014 um 16:36 Uhr

1

Dieser Test ist aus meiner Sichtweise eine Themaverfehlung welcher Oberflächlich die Eigenschaften eines vielversprechenden Mikrofons beschreibt. Extrem wichtige Eigenschaften wie z.B. Rückkoplungsfestigkeit, Übersprechen von anderen Instrumenten sowie Färbung des Signals aus verschiedenen Richtungen bleiben außen vor.Noch viel gravierender: Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Was hilft es mir zu wissen wie sich ein High-End live vocal mic gegen ein SM58 schlägt? Auch der Vergleich zum Studiomikrofon ist nicht gelungen, da es sich hierbei um verschiedene Anwendungsfelder handelt.Was eigentlich interessant wäre:Wie schlägt es sich gegen den Platzhirsch Neumann KMS105, oder wie ist es im Vergleich zu den 'Newcomern' (nun gut, so neu sind die auch wieder nicht): e965, KSM 9?Wieder mal ein oberflächlicher, nichts aussagender Test, eigentlich schade.

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