DPA Air1 Test

Mit dem DPA Air1 bringt der dänische Highend-Hersteller von Mikrofonen einen neuartigen Fellwindschutz für Mikros unterschiedlicher Hersteller. Der Windscreen soll Lavalier- und Headset-Mikrofone davor bewahren, Windgeräusche zu erzeugen. Damit das mit einer möglichst großen Anzahl von Mikrofonen und Situationen gelingen kann, tritt er in zwei Universalgrößen und mehreren Farben an. Und seien wir mal ehrlich: Für Außenaufnahmen ist ein Windschutz ein essentielles Werkzeug.

Review Windscreen DPA

In unserem Review klären wir für euch, worauf es bei einem Fellwindschutz ankommt und ob der der DPA Air1 diese besonderen Qualitäten als kleiner Helfer zufriedenstellend bieten kann. Denn wer denkt, es handelt sich dabei ja „nur“ um einen Windschutz, wird eventuell eines Besseren belehrt. Deshalb steht uns ein wahrlich spannender Test bevor, der vor allem für Freunde des Location Recording interessant sein dürfte.

Quick Facts zum DPA Air1

  • Universal-Fellwindschutz für die gängigsten Lavalier- und Headset-Mikrofone
  • für zwei Mikrofongrößen erhältlich
  • transparentes Klammersystem mit großzügigen Flügeln
  • Mic-Stop sorgt für Positionierung im Sweet-Spot des Windschutzes

Lieferumfang des DPA Air1

Der Lieferumfang des DPA Air1 besteht aus einem Paar Fellwindschutze, die in einem kleinen Pappschuber untergebracht sind. Schon hier wird deutlich, dass DPA beim Air1 auch vermeintliche Kleinigkeiten auf dem Schirm haben. Denn der Mini-Karton hat zwei Schlitze, die zu seiner Belüftung und Entfeuchtung dienen. Der Windscreen ist in den Universalgrößen S und L erhältlich. Für beide Größen stehen je sechs verschiedene Farben zur Verfügung. Der Fellwindschutz ist in reinem Weiß und in der Farbe „Offwhite“ (Wollweiß) erhältlich. Bei den mittleren Farbtönen handelt es sich um Beige und Grau. Die beiden dunkleren Farbtöne sind Braun und Schwarz. Damit sollte der Air1 auch farblich ausreichend flexibel kombinierbar sein. Eine sinnvolle Ergänzung für Lavaliermikrofone auf Kleidung könnte hier noch ein Puschel in Blau sein. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass DPA zukünftig noch weitere Farben ins Spiel bringen werden.

Lieferumfang
In einem Air1-Karton sind je zwei Windschutze enthalten.
Farben
Die Farben reichen von Weißtönen über Beige, Grau und Braun bis Schwarz.

DPA Air1 – Aufbau

Auf der Unterseite des Windscreens befindet sich sein einfacher, aber wirksamer Befestigungsmechanismus. Wie auf unserem Foto zu sehen, erinnern seine beiden Klammerarme ein wenig an Häschenohren. Dadurch, dass die Vorrichtung aus transparentem Plastik besteht, bleibt sie aber bei jeder der sechs Farbvarianten optisch unauffällig. Das wird auch beim Blick von der Seite deutlich, bei dem die Klammern nicht ins Auge fallen, obwohl sie leicht hervorstehen.

Kein Mini-Häschen, sondern der Aufsteckmechanismus des Windschutzes.
Das Fell des Windscreens ist fein und geordnet.

Was mir auch auffällt, ist das Fell des Air1. Während so manch anderer Fellwindschutz ein eher ungeordnetes Haarchaos präsentiert, ist sein Fell deutlich geordneter angelegt. Der Air1 ist dadurch optisch ein klein wenig unauffälliger als manch anderer Windschutz. Darüber hinaus trägt auch die gelungene Auswahl von Farbtönen zu seiner Unauffälligkeit bei. Schließlich soll das verwendete Mikrofon durch den Windschutz nicht zu prominent in Erscheinung treten.

DPA Air1 – Features

Tatsächlich macht der Hersteller darauf aufmerksam, dass sowohl die Länge der Fasern als auch die Dichte des Fells optimiert sind, um starke Windgeräusche zuverlässig unterdrücken zu können. Entsprechend bezeichnet DPA den Puschel als „Akustikfell“. Damit der Air1 an unterschiedlich großen Lavaliermikrofonen und Headset-Mikrofonen angebracht werden kann, ist er in zwei Größen erhältlich. In der Größe S ist der Windschutz kompatibel mit DPA-Mikrofonen mit kleineren Mikrofonköpfen wie DPA 6060, 6061 und 6066 und weiteren Modellen. Zu den passenden Mikrofonen anderer Hersteller zählen beispielsweise das Countryman B6, das Sennheiser MKE 1, das Sanken COS-11 und auch das Sony ECM-90. Die Größe L ist dagegen passend für Mikrofoen mit etwas größeren Mikrofonköpfen. Das können zum Beispiel die DPA-Mikrofone DPA 4060, 4061, 4062, 4063, 4071, 4466, 4660, 4661 und andere Modelle sein. Aber auch mit ihm lassen sich Mikrofone der Konkurrenz bestücken. So zum Beispiel ein Sennheiser MKE 2, das Sony ECM-77B oder auch ein Shure Twinplex.

Deutlich unterschiedlich fallen die Klammern der beiden Windschutzgrößen aus..
Die Arme der Klammer sind ausreichend groß und breit.
Die Öffnung der Klammer vergrößert sich beim Betätigen des Mechanismus und gibt den Blick auf den Mic-Stop frei.

Bei der Ausführung in der Größe L ist die in den Mechanismus eingearbeitete Metallspange nicht sofort zu erkennen. Anders ist das bei der kleineren Ausführung in der Größe S. Hier ist deutlich die rote Metallspange zu sehen, die dafür sorgt, dass der Air1 fest am Mikrofonkopf gehalten wird. Im Inneren des Windschutzes dient ein kleiner Plastikbügel als Mic-Stop. Er bringt mehrere Vorteile mit sich. Zum einen sorgt er dafür, dass der Mikrofonkopf nicht zu tief in den Windschutz geraten kann, da sonst Raschelgeräusche entstehen könnten. Außerdem hält der Bügel den Mikrofonkopf mitsamt Membran im akustischen Sweetspot mit gleichbleibendem Abstand zum Fell. Dadurch bleibt das Luftvolumen um die Kapsel herum konstant und Klangverfärbungen sollen entsprechend ausbleiben.

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22.09.2021
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Weitere technische Werte des DPA Air1

Die technischen Werte, die mir zur Verfügung stehen, sind allesamt selbst gemessen. Trotz Befestigungsmechanismus mit Metallspange ist der Air1 mit gerade einmal 2 Gramm ein echtes Leichtgewicht. Das ist auch wichtig, damit er weder ein angecliptes Lavaliermikrofon noch ein Headsetmikrofon nach unten zieht oder bei Bewegungen eines Sprechers für Trägheit des Mikrofons sorgt. Nichtsdestotrotz ist er aufgrund seines Klammersystems doppelt so schwer wie vergleichbare Windschutze anderer Hersteller, die nur 1 Gramm wiegen. Der Durchmesser des Windschutzes ist mit 3,2 cm klein genug, als dass er nicht allzu viel Platz in Anspruch nimmt. Darauf zahlt auch seine geringe Höhe von 2,3 cm ein. Sowohl Durchmesser als auch Höhe des Windschutzes sind damit geringer als bei der Konkurrenz. Entsprechend ist der Air1 optisch ein wenig unauffälliger.

Installation des Windschutzes

In der Praxis fällt mir zunächst einmal auf, dass der kleine Kartonschuber des DPA Air1 zum Glück schwergängig zu öffnen ist. Das ist insbesondere unterwegs von Vorteil, falls die Windscreens nicht in einer separaten Tasche eines Sound-Bags/einer Kameratasche oder in einem Mikrofonkoffer transportiert werden. Denn so kann sich der Karton nicht versehentlich öffnen. Das Handhaben des Windschutzes könnte einfacher kaum sein. Am Fell aus dem Karton gezogen, lassen sich die Haltegriffe der Fixierklammer ohne Aufwand zusammendrücken. Zugleich ist dennoch spürbar wie fest die kleine Klammer zugreifen kann. Das bewahrheitet sich auch beim Aufstecken auf einen Mikrofonkopf. Der Windschutz sitzt sicher und dreht sich nicht auf dem Kopf, wie es bei einem einfachen Überzieher möglich ist. Außerdem verrutscht das Mikrofon aufgrund der Kombination von fest zupackender Klammer und Mic-Stop nicht längs. Das gilt sowohl für größere als auch für deutlich kleinere Mikrofone.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Größe L ist für größere Lavalier- und Headset-Mikrofonköpfe geeignet…

Was einen Markenwindschutz ausmacht, wird an vermeintlichen Kleinigkeiten deutlich. Während einfache Überzieher die Funktionalität von Miniaturmikrofonen einschränken können, ist das bei diesem DPA-Windscreen nicht der Fall. Denn wie auf den Fotos zu sehen, sorgt der Mic-Stop im Inneren des Air1 auch dafür, dass der Tropfschutz hinter dem Mikrofonkorpus freiliegend bleibt. Und er ist insbesondere bei Headsets ein Feature, auf das man auch beim Einsatz eines Windscreens nicht verzichten möchte.

Wie klingt der DPA Air1?

Im Klang-Check teste ich den DPA Air1 in der kleinen Ausführung mit einem DPA 6066-Headset. Um den Windschutz auf Herz und Nieren zu checken, richte ich den Windzug eines großen Ventilators aus 1 m Entfernung direkt auf die Mikrofonmembran. In den Audiobeispielen hört ihr eine Aufnahme ohne Windschutz und eine Aufnahme mit Windschutz. DPA machen zwar keine dB-Angabe zum Maß der Unterdrückung von Windgeräuschen. Doch der Hörtest macht überdeutlich, wie zuverlässig der Air1 Windgeräusche unterdrückt. Während der auftreffende Luftstrom die Aufnahme ohne Windschutz deutlich beeinträchtigt, kann der DPA-Windscreen die Aufnahme durchweg retten. Das ist vor allem bei Außenaufnahmen ein entscheidender Vorteil.

Audio Samples
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DPA 6066 ohne DPA Air1 DPA 6066 mit DPA Air1 Körperschallübertragung

Als nächstes teste ich den Air1 auf Raschelgeräusche. Auch bei Berührung des Windschutzfells ist kein störendes Nebengeräusch zu hören. Wenn man unbedingt einen klitzekleinen Makel finden möchte, gibt es aber eine unscheinbare Folge der Bauweise des Air1, die (in seltenen Fällen und nur bei extrem ungünstiger, weil nahezu unsachgemäßer) Verwendung des Mikrofons zum Nachteil werden kann. Denn durch sein Klammersystem ist der DPA Air1 geringfügig anfälliger für eine mögliche Körperschallübertragung als es Konkurrenzprodukte sind. Anders als bei einem Fellüberzieher, reichen die beiden Klammerarme bis zum äußeren Ende des Fellradius. Und das macht eine Berührung der Kombination aus Windschutz und Mikrofon wahrscheinlicher. Um das zu verhindern würde ich dazu raten, bei der Verwendung des Air1 auf einem Headset-Mikrofon mit kurzem, enganliegendem Mikrofonarm – wie dem DPA 6066 – die Klammern nicht in Richtung Wange auszurichten.

Alternativen zum DPA Air1

Anhand der folgenden Tabelle könnt ihr einige zentrale Daten des DPA Air1 mit denen der Konkurrenz vergleichen:


DPA Air1Rycote Lavalier WindjammerRode Minifur Lav
HalteklammerJaNeinNein
Mic-StopJaNeinJa
Wind-Unterdrückungunbekanntmax. 12 dBunbekannt
enthaltene Stückzahl223
Durchmesser3,2 cm4,0 cm4,4 cm
Höhe2,3 cm3,0 cm2,6 cm
Gewicht2 g1 g1 g
Straßenpreis49,– €42,– €16,90 €

Fazit

Der DPA Air1 kann im Praxistest als optimiertes Windschutzfell für Lavalier- und Headset-Mikrofone überzeugen. In zwei Größen und sechs verschiedenen Farben erhältlich, mit einem Klammersystem und Mic-Stop zur optimalen Platzierung ausgestattet, bietet der Air1 mehr, als man gemeinhin von einem Fellwindschutz erwartet. Klanglich lässt er keine Beanstandungen zu und verringert Windgeräusche zuverlässig und in hohem Maße. Noch dazu verschafft ihm seine geringe Größe Vorteile gegenüber der Konkurrenz in Sachen unauffällige Optik. Kein echter Nachteil, aber erwähnenswert ist, dass der DPA1 aufgrund seiner Befestigungsklammer bei ungünstiger Handhabung anfälliger für Körperschallübertragung sein kann als andere Fell-Windscreens.

Da wir es hier nicht mit einem einfachen „Überzieher“ zu tun haben, sondern mit einem ausgeklügelten Windschutzfell, das noch dazu stets als Paar gekauft wird, wird das Preis-Leistungsverhältnis für Profis zwar in Ordnung gehen. Außerhalb des Profibereichs sind 49 Euro für zwei Fellpuschel aber schon ein stolzer Preis. All diejenigen, die Qualität suchen, werden dafür aber sicher auch etwas tiefer in die Tasche greifen wollen. Und so bleibt unter dem Strich: Der DPA Air1 besticht durch seine Features und Performance und ist für Lavalier- und Headsetmikrofone eine nahezu perfekte Lösung gegen Windgeräusche.

Test Windschutz
  • Befestigungssystem: Klammermechanismus mit Metallspange
  • Besonderheit: Mic-Stop für optimale Platzierung
  • Größenvarianten: S / L
  • kompatibel mit (Größe S): DPA 6060, DPA 6061, DPA 6066, Countryman B6, Sennheiser MKE 1, Sanken COS-11, Sony ECM-90
  • kompatibel mit (Größe L): DPA 4060, DPA 4061, DPA 4062, DPA 4063, DPA 4071, DPA 4466, DPA 4660, DPA 4661, Sennheiser MKE 2, Sony ECM-77B, Shure Twinplex.
  • Farbvarianten: weiß, wollweiß, beige, grau, braun, schwarz
  • Durchmesser: 3,2 cm
  • Höhe: 2,3 cm
  • Gewicht: 2 g
  • hergestellt in: China
  • Webseite: dpamicrophones.com
  • Preis: € 49,– (Straßenpreis am 9.6.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • leicht und klein
  • zuverlässige Befestigung
  • optimale Mikrofonplatzierung im Windschutz
Contra
  • hoher Anschaffungspreis
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DPA Air1 Test
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