Liebeslieder begleiten den Alltag seit Jahrzehnten. Manche laufen beiläufig im Radio, andere werden zu festen Bestandteilen von Erinnerungen: dem ersten Kuss, langen Autofahrten oder ruhigen Sonntagen. Viele Songs funktionieren deshalb so gut, weil sie ein Gefühl festhalten, das jeder kennt, meistens ohne viel Schnickschnack. Hier sind einige der Stücke, die sich über die Jahre besonders durchgesetzt haben.

Whitney Houston – I Will Always Love You (1992)
Dass dieser Song heute als eine der größten Balladen gilt, ist eigentlich ein Zufall. Ursprünglich stammt er von Dolly Parton, die ihn als eher ruhigen Abschiedstitel geschrieben hatte. Whitney Houstons Version wurde für den Film Bodyguard aufgenommen und klingt dagegen wie ein völlig neues Stück. Ihr Co-Star Kevin Costner schlug vor, dass sie den Song nur mit ihrer Stimme beginnen sollte, um ihn wirkungsvoller zu machen. Er war überzeugt, dass die ungefilterte Emotion ohne Musik am Anfang der Szene im Film The Bodyguard stärker wirken würde.
Interessant ist auch, dass der endgültige Vocal-Take fast komplett aus einer einzigen Aufnahme besteht. Houston war dafür bekannt, selten viele Takes zu brauchen. Dolly Parton selbst scherzte später einmal, dass sie durch diese Version „mehr Geld verdient habe als mit manchen eigenen Alben“.
Elvis Presley – „Can’t Help Falling in Love“ (1961)
Dieser Titel klingt so zeitlos, dass man kaum bemerkt, wie alt seine melodische Grundlage wirklich ist. Sie basiert auf einem französischen Volkslied aus dem achtzehnten Jahrhundert. Dadurch fühlt sich die Melodie schon beim ersten Hören vertraut an, selbst wenn man sie vorher nie bewusst wahrgenommen hat.
Elvis nutzte den Song viele Jahre lang als musikalischen Abschiedsgruß bei seinen Live Auftritten. Fast jede seiner Shows endete damit. Der Song hat deshalb für viele Fans eine Art Gute Nacht Charakter. Heute ist er ein fester Bestandteil vieler Hochzeiten, weil er ruhig, angenehm und nicht übertrieben romantisch wirkt.
Celine Dion – „My Heart Will Go On“ (1997)
Man könnte meinen, dieser Song sei von Anfang an als großer Titanic-Moment geplant gewesen, stimmt aber nicht. Celine Dion wollte ihn anfangs gar nicht singen, und Regisseur James Cameron war gegen einen gesungenen Titelsong. Erst als ihm Produzent James Horner ein Demo vorspielte, änderte sich die Meinung. Ironischerweise besteht dieses Demo zu großen Teilen aus Dions allererstem Vocal-Take, der später fast unverändert für die finale Version verwendet wurde.
Musikalisch lebt der Song von der Kombination aus ruhiger Anfangsphase und der breiter werdenden Instrumentierung. Trotz seiner Bekanntheit bleibt er erstaunlich dezent, wenn man ihn ohne Filmkontext hört, vielleicht einer der Gründe, warum viele ihn eher mit persönlichen Erinnerungen als mit der Schiffsszene verbinden.
The Beatles – „Something“ (1969)
George Harrison war bei den Beatles oft im Schatten von Lennon und McCartney. „Something“ änderte das: Ein Liebeslied, das bewusst schlicht formuliert ist und gerade deshalb sehr präzise wirkt. Laut Harrison entstand die erste Idee zum Song in einem Moment, der völlig unromantisch war: Er wartete auf Eric Clapton, der bei ihm zum Essen eingeladen war, und spielte nebenbei ein paar Akkorde. Aus diesen „Zwischendurch-Notizen“ wurde einer der meistgecoverten Beatles-Songs.
Selbst Frank Sinatra mochte den Titel so sehr, dass er ihn öffentlich zum „größten Liebeslied aller Zeiten“ erklärte, allerdings jahrelang fälschlicherweise behauptete, es stamme von Lennon und McCartney.
Ed Sheeran – „Perfect“ (2017)
Der Song wurde auf einer alten Yamaha-Gitarre geschrieben, die Sheerans Vater ihm überlassen hatte. Vielleicht erklärt das den bodenständigen Charakter, der „Perfect“ auszeichnet. Ed Sheeran schrieb den Song für seine damalige Freundin und heutige Ehefrau Cherry Seaborn. Er wurde dazu inspiriert, nachdem er eine lange Nacht mit James Blunt auf Ibiza verbracht hatte und sie den Rapper Future gehört haben. Dabei kam ihm die Idee, ein zeitloses Liebeslied zu schreiben, das sich authentisch an seiner echten Beziehung zu Seaborn orientiert.
Der Text erzählt keine dramatische Liebesgeschichte, sondern wirkt wie ein ehrlicher Schnappschuss: ein gemeinsamer Tanz, ein Abend, der eigentlich unspektakulär ist, aber gerade dadurch besonders wird.
Sheerans Team veröffentlichte später gleich mehrere Versionen, unter anderem ein Duett mit Beyoncé und eine Opern-Version mit Andrea Bocelli. Diese ungewöhnliche Vielfalt zeigt, wie flexibel der Song funktioniert: vom Radio bis zur klassischen Interpretation.
Bryan Adams – „(Everything I Do) I Do It for You“ (1991)
Der Song entstand erstaunlich schnell: Adams und sein Co-Autor Mutt Lange schrieben die erste Fassung für den Robin Hood Kinofilm in weniger als einer Stunde. Viel länger dauerte allerdings das berühmte Gitarrensolo, das völlig improvisiert war. Gitarrist Keith Scott spielte es im Studio einfach einmal komplett durch und genau dieser spontane Take wurde später die finale Version.
Der Song hielt sich in Großbritannien unglaubliche 16 Wochen auf Platz 1 der Charts. Bryan Adams selbst konnte diesen Song irgendwann nicht mehr hören und scherzte, er habe den Titel „inzwischen öfter im Supermarkt als auf der Bühne“ erlebt.
John Legend – All of Me
All of Me ist einer der modernen Love Songs, die ohne große Produktion auskommen und trotzdem sofort funktionieren. John Legend schrieb den Titel für seine damalige Verlobte Chrissy Teigen, und man hört dem Song an, dass er sehr persönlich gemeint ist. Die Kombination aus Klavier und Stimme ist bewusst schlicht gehalten. Legend wollte ein Lied schaffen, das sich anfühlt, als würde man direkt im Raum sitzen, während er singt.
Bemerkenswert ist auch der Aufnahmeprozess. Der Song wurde überwiegend in ruhigen Sessions eingespielt, ohne große technische Experimente. Legend wollte bewusst nicht, dass der Titel zu glatt klingt. Vielleicht erklärt das, warum All of Me sich bis heute so authentisch anfühlt. Es ist ein Lied, das weder überraschen noch beeindrucken will, sondern einfach eine ehrliche Liebeserklärung bleibt.
Alicia Keys – „If I Ain’t Got You“ (2003)
Alicia Keys schrieb den Song am Tag, an dem sie von der legendären RnB Sängerin Aaliyahs Tod erfuhr. Während sie im Flugzeug war, wurde Alicia Keys von der Tragödie und der Zerbrechlichkeit des Lebens sehr bewegt. Dabei merkte sie, dass materielle Dinge im Vergleich zu geliebten Menschen kaum eine Rolle spielen. Dieser Gedanke brachte ihr den Song in den Kopf, und nach der Landung schrieb sie ihn sofort auf.
Ursprünglich sollte der Song auf einem Filmsoundtrack landen, doch Keys lehnte ab, weil sie befürchtete, er würde in der Handlung untergehen. Das erwies sich als gute Entscheidung, der Song wurde einer ihrer bekanntesten.
Lionel Richie & Diana Ross – „Endless Love“ (1981)
Endless Love gehört zu den Duetten, die sich sofort vertraut anfühlen. Lionel Richie schrieb den Song ursprünglich für einen Film, und schon nach den ersten Takten merkt man, dass er ganz auf die Stimmen der beiden Sänger ausgerichtet ist. Die Aufnahme wirkte später so harmonisch, dass viele überrascht waren, als Richie erzählte, wie wenig Zeit Diana Ross und er gemeinsam im Studio verbracht hatten. Beide hatten volle Terminkalender, also wurden ihre Gesangsspuren nacheinander aufgenommen und anschließend zusammengeführt.
Der Erfolg kam fast auf Anhieb. Das Lied entwickelte sich schnell zu einem der meistgespielten Duette im Radio und wurde für Richie ein wichtiger Schritt hin zu seiner späteren Solokarriere. Diana Ross mochte den Song besonders, weil er ohne großen Aufwand auskommt und vor allem von Nähe und Ruhe lebt. Heute gilt Endless Love als ein Titel, der über Jahrzehnte hinweg nicht an Wirkung verloren hat und immer wieder neue Generationen erreicht.
The Righteous Brothers – „Unchained Melody“ (1965)
Obwohl der Song heute als romantische Ballade gilt, wurde er ursprünglich für einen Gefängnisfilm geschrieben, daher auch der Name „Unchained Melody“. Die Righteous Brothers machten ihn später populär, doch die wahre Besonderheit ist seine unglaubliche Verbreitung: Über 1.500 Coverversionen existieren, von Oper bis Metal.
Ein kurioses Detail: Die berühmte Version von 1965 wurde nicht als A-Seite veröffentlicht, sondern lief ursprünglich nur als B-Seite mit. Erst Radiomoderatoren entdeckten den Titel und spielten ihn so oft, dass er zum eigentlichen Hit wurde.
Warum diese Songs bis heute funktionieren
Love Songs verändern sich im Laufe der Jahrzehnte, aber ihr Kern bleibt erstaunlich gleich. Sie erzählen von Nähe, Sehnsucht, kleinen Momenten und den Menschen, die im Leben wichtig sind. Manche dieser Lieder sind aufwendig produziert, andere bestehen nur aus wenigen Instrumenten und einer klaren Stimme. Trotzdem schaffen es genau diese Songs immer wieder, Generationen zu verbinden.
Am Ende zeigt die Auswahl vor allem eines: Gute Liebeslieder funktionieren nicht, weil sie perfekt sind, sondern weil sie etwas Echtes einfangen. Und genau deshalb findet jeder früher oder später einen dieser Songs wieder in einer eigenen Erinnerung.























