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Deeflexx H1 Edition Test

Seit Jahrzehnten sehen Gitarren-Lautsprecherboxen und Combos ähnlich aus und Neues ist nicht in Sicht. Sie präsentieren sich offen oder geschlossen, als Schallwandler dienen in der Regel klassische 12er oder auch 10er Speaker und liefern den Sound, den wir kennen und im besten Fall auch mögen. Allerdings hat diese traditionelle Konstruktion einen bekannten und häufig gefürchteten Effekt, der nicht nur uns Gitarristen betrifft, sondern auch unsere Bandkollegen: Die E-Gitarre klingt an keiner Stelle auf der Bühne oder im Proberaum gleich!

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Grund dafür sind Abstand und Winkel des Hörers zum Lautsprecher, denn dieser strahlt aus seiner Mitte einen stark gebündelten Strahl (Beam) mit sehr vielen scharfen Höhen ab, während den Rand eher warme bis muffige Frequenzen ungerichtet verlassen. Natürlich suchen wir als Musiker nach einer für uns ausgewogenen Frequenzmischung und stellen für ein direkteres Klangbild unsere Amps auf Stühle, kippen unsere Combos oder finden heraus, dass wir uns nur in einem bestimmten Abstand zur Box wirklich wohlfühlen. Während wir uns unser Bühnen- und Proberaumleben mit diesen Maßnahmen in der Regel erträglich gestalten können, sieht die Welt bei unseren Mitmusikern oft ganz anders aus. Je nachdem, in welcher Position sie zu unserem Amp stehen, beklagen sie sich über unsere zu dumpfe, zu schrille, zu dünne, zu laute oder auch zu leise Gitarre – nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für einen guten Bandsound.

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DETAILS

Hubert Hochleitner – kurz HooVi genannt und seines Zeichens Gitarrist aus dem österreichischen Schwaz –  fühlte sich durch das Problem des Beam so sehr genervt, dass er sich dessen annahm, es akribisch analysierte und in einer knapp zweijährigen Entwicklungszeit mit der Deeflexx ein in seiner Funktionsvielfalt und Wirkung einmaliges Produkt zum Thema Beam und Soundverteilung entwickelte.

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Die Deeflexx ist eine aus elastischem, stabilem Kunststoff geformte Diffusorkonstruktion mit einem Keil in der Mitte, der halb transparent grau eingefärbt und etwas rauer als der Rest ist. Die gesamte Konstruktion steht im 45 Grad Winkel auf einer Platte, die das Typenschild samt Seriennummer beherbergt. Kommt der Deeflexx zum Einsatz, wird diese Platte einfach auf der Frontseite unter das Boxengehäuse oder den Combo geschoben, so dass der eigentliche Diffusor seine Aufgabe direkt vor dem abstrahlenden Lautsprecher erledigen kann – fertig! Die Funktionsweise ist im Grunde recht einfach: Einmal ist der Deeflexx ein Schallhindernis, das umso besser funktioniert, je kleiner die Wellenlängen sind – also besonders für hohe Frequenzen. Außerdem werden diese geschickt in verschiedene Richtungen reflektiert, was im Ergebnis eine Diffusion bedeutet. Dass durch die Deeflexx mit der Lösung eines Problems andere entstehen, liegt in der Natur der Sache. Es ist zu erwarten, dass in den Höhen Klangfärbungen auftreten, doch das muss nicht negativ sein. Ein Studioparkett vor einem Lautsprecher tut das nämlich genauso.
Zusätzlich gibt es einen roten Zusatz-Diffuser, der es ermöglicht, einen größeren Anteil des Lautsprechersignals direkt in die axial verlaufende Ebene umzuleiten, also in die Räume neben dem Verstärker. Dort findet sich meist der Schlagzeuger, der in der Regel auf gleicher Höhe neben dem Gitarrenverstärker sitzt. Dieser Keil lässt sich bei Bedarf einfach einklicken bzw. auch wieder abnehmen. Der rote Keil hat also die Wirkung eines kleinen Monitorsystems für den Schlagzeuger. So kann auf kleinen Bühnen noch leichter auf mächtige Kontrollboxen verzichtet werden. Sollen mehrere Deeflexx transportiert werden, lassen sie sich nach Abnahme des roten Keils bequem stapeln.
Wer die Vorzüge einer Deeflexx nutzen möchte, hat dann zukünftig ein extra Teil im Gepäck. Ich habe mir schon oft gewünscht, dass Gitarren-Lautsprecher schon von Natur aus ein breiteres und gleichförmigeres Abstrahlverhalten hätten. Zudem ist dieses Zusatzteil auch optisch nicht für alle Geschacksrichtungen perfekt: So gut die Wirkung vor einem  Fender-Tweed-Combo in Vintage-Optik auch sein mag, der eingefleischte Vintage Fan wird nur schweren Herzens sein Traumbild von “Gitarre, Amp und sonst nichts” (man ist ja schließlich ein „echter, ehrlicher und puristischer  Gitarrenkämpfer“) mit der wie ich finde sehr dezenten, aber dennoch modernen Optik der Deeflexx zerstören wollen. Den Damen habe ich bei ähnlichen Konflikten  gerne gesagt: „wer schön sein will muss leiden“.

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Automatisch und oftmals unbewusst suchen wir uns auf der Bühne unseren ganz eigenen ‘Sweet Spot’, stellen uns dorthin und verlassen diesen Fleck nur ungern, weil wir uns mit ihm arrangiert oder zwangsweise angefreundet haben. Denn die Angst vor dem Phänomen des unberechenbaren Sounds, das uns den Spaß am Spielen raubt, spielt immer mit.
Seit Jahren benutze ich eine 1x12er Box in Thiele Small-Bauweise, da ich keine Lust mehr auf das Schleppen von schweren 4x12er Boxen habe. Zudem hat mich der extreme Beam von vier Lautsprechern schon immer genervt. Deshalb habe ich die Mitte vor der Membran mit etwas Gaffatape abgeklebt, um das für meinen Geschmack etwas harsche Kratzen zu vermindern. Es ist wahrlich keine optimale Lösung, da hier einiges an Lautheit verschwindet, Interferenzen werden hörbar, Kleberreste bleiben auf der Bespannung zurück, aber wenigstens ist mein ‘Tone’ ein wenig runder, und damit eher so, wie ich ihn mir vorstelle. Leider wird die Richtwirkung damit nicht wirklich beeinflusst, der unterschiedliche Sound je nach Hörplatz bleibt das Hauptproblem und man ist ständig versucht, die Box anders aufzustellen oder am EQ zu schrauben. Bei Live-Auftritten suche ich beim Soundcheck einen optimalen Standort für meine Box. Ich verschiebe meine Anlage so lange, bis ich einen Punkt gefunden habe, an dem ich mich soundmäßig einigermaßen wohlfühle. Je nach Größe der Bühne stelle ich die Box auch gerne auf die Seite, da ich dann auch noch etwas höre, wenn ich weiter zur Bühnenmitte gehe.
Doch wenn ich mich auf der Bühne bewege, ist mein Sound nicht mehr derselbe. Er wird unangenehm dünn, je weiter ich mich von der Box wegbewege. In zirka fünf Meter Entfernung klingt meine 1×12 Box einfach nur noch schrill. Bei 4x12er Boxen ist der Effekt noch krasser. Auf der gegenüberliegenden Seite höre ich nur noch harsche Höhen und kaum noch Tiefen.

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PRAXIS

Nun habe ich die Deeflexx ausprobiert und musste feststellen, dass mit diesem “Schalldiffusor” aus Kunststoff ein unglaublicher Effekt eintritt: Der Gitarrensound ist nahezu überall gleich, egal, wo ich stehe, ob direkt neben der Box oder einige Meter davon entfernt. Erstaunlich und sehr beeindruckend! Selbst bei minimalem Abstand, mit dem Rücken zur Box, ist jeder Anschlag deutlich zu hören. Tatsache ist, dass fast alle Lautsprecher diesen Beam-Effekt produzieren, je größer die Membran, desto mehr Bündelung. Mit der Deeflexx gewinnt das Klangbild zusätzlich deutlich an Transparenz und Definition, aber auch an Fülle bei größerem Abstand zur Box. Die Gitarre wirkt lauter und präsenter, die Wärme lässt sich stufenlos einstellen, mittels Skala im Fußteil lässt sich der Sound jederzeit reproduzieren.
Für mich funktioniert die Kombination 1x12er Box plus Deeflexx, denn ich spiele mit nur einem 25 W Greenback von Celestion, den ich gerne mal an seine Grenze bringe. Es ist schon fast ein Wunder, dass der Speaker noch lebt, bei all dem, was er bei mir schon durchmachen muss(te).
Meine persönliche Soundvorstellung ist geprägt vom Klang von 4×12er Boxen. Deswegen stelle ich Boxen generell immer auf den Boden. Das bringt mir zusätzlich noch 3dB mehr Bass durch die direkte Bodenankopplung. Mit zwei Boxen und Deeflexx nebeneinander addiert sich zum warmen Sound noch der Stacking-Effekt, eine transportfreundliche und höchst flexible Alternative zur 4×12 mit entscheidenden Soundvorteilen: Fetter Sound überall ohne harsch oder dumpf klingende Zonen, perfekt für die Bühne.
Würde ich den Lautsprecher kippen, wäre mir das Signal zu schrill, denn der Beam würde mich direkt anstrahlen, gleichzeitig verliert mit zunehmender Neigung der Sound an Bass (Lowend Bass coupling effect) und Körper. Die Box auf einen Stuhl zu stellen war auch noch nie mein Ding, da mir dann das ganze Pfund der Bodenankopplung fehlen würde. Wenn man den schlankeren Sound ohne Bodenkontakt der Box mag, bleibt immer noch in Ohrenhöhe der Beam-Effekt, der meiner Meinung nach zu stark und unangenehm im Gesamtsound hervortritt.
Mit der Deeflexx ist die Schallverteilung viel ausgewogener, fast kugelförmig, allerdings tritt auch eine leichte Verfärbung des Klangbildes auf Grund von Laufzeitunterschieden und Reflexionen ein. Diese (wie ich finde „leicht süßliche“) Färbung ist natürlich Geschmacksache.

Audio Samples
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ohne Deflexx (links, mittig, rechts) mit Deflexx (links, mittig, rechts)
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FAZIT

Die Deeflexx löst einige der akustischen Hauptprobleme bei E-Gitarristen, indem sie gut austariert aus dem Beam des Speakers ein nahezu kugelförmiges Abstrahlverhalten macht. Meinen gewohnten Sound empfinde ich mit der Deeflexx als präsenter und ehrlicher, den fühlbaren Kontakt als größer. Besonders positiv macht sich für mich der Effekt der Deeflexx bemerkbar, wenn ich mich auf der Bühne frei bewege. Ob die Mitmusiker den ungewohnt definierten Sound mögen, hängt davon ab, wie sie den Klang an ihrer Position vorher empfunden haben – eher als zu kratzig und laut oder eventuell als dumpf und unpräsent. Die Deeflexx bringt meiner Meinung nach durch ihren Ansatz wirklich neue Aspekte in das Thema Schallverteilung. Im Vergleich zu herkömmlichen Beam-Blockern wirkt das Signal wesentlich homogener, präsenter  und ausgewogener. Ob aber der stolze Preis von 350 Euro bei jedem Gitarristen Anklang findet? Mein Soundmann jedenfalls und meine Bandkollegen lieben es …

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Facts
  • Sound-Diffuser-System für Gitarren-, Bass-, Keyboardamps und Boxen
  • Schallstrahl des Lautsprechers wird zerstreut, kein “Beam”
  • einfache Aufstellung – kein Einbau
  • Soundradius 0,5 – 7 m, mehr als 180°
  • Preis: EUR 349,- (UVP)
  • www.hoovi.at
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • vermindert effektiv den “Beam”
  • sorgt für sehr breite Abstrahlung auch der hohen Frequenzen
  • effektive Lösung für Proberäume und kleine Bühnen
Contra
  • hoher Preis
  • ein weiteres Teil, das mitgenommen werden muss
  • Optik nicht für jeden Geschmack
Artikelbild
Deeflexx H1 Edition Test
Für 272,00€ bei
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Kommentieren
Profilbild von Gerhard Monthaler

Gerhard Monthaler sagt:

#1 - 16.11.2011 um 23:38 Uhr

0

hier erklärt sich der preis - der deeflex ist einfach unverwüstlichhttp://www.youtube.com/user...

Profilbild von Olli

Olli sagt:

#2 - 19.06.2012 um 21:13 Uhr

0

Wenn ich mir das Soundbeispiel anhöre weiß ich warum ich so ein Ding niemals benutzen werde...

Profilbild von Olli

Olli sagt:

#3 - 02.11.2012 um 20:51 Uhr

0

ich muss meinen Kommentar revidieren. Habe eins getestet und möchte nie mehr ohne sein!

Profilbild von Cfortner

Cfortner sagt:

#4 - 27.01.2013 um 23:34 Uhr

0

Hi
Habe für unseren Gitarristen eins besorgt, funktioniert super, besonders auf kleinen Bühnen und im (emgen) Proberaum.Cfortner

Profilbild von Olli

Olli sagt:

#5 - 02.05.2013 um 02:26 Uhr

0

Unverhofft kommt oft: Hiermit möchte ich meinen Kommentar vom 19.6. revidieren und behaupte mal stumpf das Gegenteil von dem, was ich da geschrieben habe. Das Soundbeispiel tut der Deeflexx großes Unrecht. Man muss sie selbst getestet haben, um zu verstehen was sie wirklich leistet. Ich jedenfalls bin mittlerweile Besitzer von 2 Deeflexx Auras und spiele nicht mehr ohne! Man kann es nicht beschreiben, man muss es erleben und vor allem fühlen! Eine Soundverbesserung gerde für 1x12" und 2x12" Boxen, wie ich sie in meinem Leben noch nie erlebt habe! Chapeau!

Profilbild von Peter Brusch

Peter Brusch sagt:

#6 - 09.10.2013 um 10:10 Uhr

0

Mir wurde bei einem Jam von Olli ein Deeflexx "aufgedrängt" :-)
Ich habe mich selbst nie so deutlich gehört (Fender Hot Rod Deluxe III auf dem Fußboden) und bin noch nie im Saal an allen Stellen so deutlich gehört worden (Aussagen von Zuhörern) wie an diesem Abend.
Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber alles, was man von diesen Dingern hört, stimmt.
Das wird mal wieder teuer :o)

Profilbild von Konstantin

Konstantin sagt:

#7 - 18.11.2013 um 07:31 Uhr

0

Dass es funktioniert sollte wohl klar sein - aber den Preis rechtfertigt das noch lange nicht.Da steckt nicht viel Forschung dahinter, die Form ist nicht sonderlich diffizil, und die Materialkosten sind auch nicht so hoch....und wer zeitgemäß mit Geräten wie Kemper KPA oder Axe-FX arbeitet und sich über Monitor-Wedges oder IEM beschallt, hat all diese Probleme ohnehin nicht - und kommt dazu auch noch billiger davon als mit teurem Verstärker + 300 € für ein eckiges Stück Plastik.

Profilbild von Hartl

Hartl sagt:

#8 - 04.01.2014 um 18:03 Uhr

0

Spiele seit über einem Jahr mit der Deeflexx und kann es mir ohne dieses Teil nicht vorstellen. Die "einfache" Form und das unkomplizierte handling begeistern mich immer wieder und um so wenig Geld habe ich noch nie punkto Sound so einen riesen Sprung nach vorne gemacht. Bevor man sich zu Äusserungen bez. Form, Material und Preis hinreissen lässt, muss man dieses Teil zuerst ausprobieren.

Profilbild von Sascha Ballweg

Sascha Ballweg sagt:

#9 - 13.01.2016 um 08:19 Uhr

0

Wie mikrofoniert man denn mit so einem abgefahrenen Ding davor. Der übliche Weg (von unten) fällt damit ja flach, oder?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #9.1 - 13.01.2016 um 13:24 Uhr

    0

    Hallo Sascha,ja, das stimmt: Stativ davor und ein SM57 ausrichten geht nicht. Das "Deeflexx" ist ja dazu da, die räumliche Abstrahlung zu verändern. Soll trotzdem mikrofoniert werden, müssen dann die Wege genutzt werden, die zur Verfügung stehen. Es gibt verschiedene Mikrofonhalter, die man an den Rand des Speakers/Combos klemmen kann, manche Mikrofone mit Seitenbesprechung lassen sich auch ganz einfach und "robust" von oben am Kabel vor der Lautsprecherbespannung abhängen.Beste Grüße,
    Nick

    Antwort auf #9 von Sascha Ballweg

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