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Brass-Sounds auf dem Synthesizer bauen

In den verschiedensten Situationen steht man als Keyboarder vor der Herausforderung, andere Instrumente mit dem Keyboard zu imitieren. Neben Streichinstrumenten gehören vor allem Bläser dazu. Dabei bedarf es einiger Tricks, um nicht amateurhaft zu klingen. In diesem Workshop widmen wir uns deshalb speziell der Nachahmung einer Bläser-Sektion (engl.: Brass-Section), so wie sie in der Popmusik häufig zum Einsatz kommt. Wichtigste Instrumente dieser Bläser-Sektion sind Trompete, Saxofon und Posaune und in ihrem Zusammenspiel entsteht oft ein sehr dichter und obertonreicher Klang.

Workshop: Brass-Sounds auf dem Synthesizer bauen
Inhalte
  1. Ist man als Keyboarder nicht bestens ausgestattet, um Instrumente zu emulieren?
  2. Mit welchen Klängen kommt man auf dem Synthesizer einer Bläser-Sektion am nächsten?
  3. Lassen sich Bläser-Linien und Akkorde ohne weiteres aufs Keyboard übertragen?
  4. Kurzanleitung zum Erstellen eines Brass-Sounds auf dem Synthesizer
  5. Wie klingen unterschiedliche Sounds und Mixturen an Klängen auf dem Synthesizer für die Verwendung als Brass-Section?
  6. 1. Der Synth-Brass-Sound für Unisono-Läufe
  7. Die Alternative: Mischung aus Brass und Streicher (für schnelle Passagen)
  8. 2. Synth-Brass für funkige Akkorde
  9. 3. Portamento-Lead für lange Töne
  10. 4. Tonewheels statt Brass: Die Hammond-Orgel als Bläser-Ersatz
  11. 5. Best of Both two Worlds: Die Mischung aus Samples und Synth-Brass macht’s!
  12. Schlusswort


Dieser Workshop geht allerdings gezielt untypische Wege, um eine Brass-Section zu emulieren, denn mit reinen Bläser-Samples klingt es dann oft eher gekünstelt und recht amateurhaft. Erst die richtige Spielweise, nebst wichtigen Artikulationen, liefern das gewünschte Hörerlebnis. Ich zeige Euch nicht nur, wie man synthetische Bläser-Sounds erzeugt, sondern auch, wie man mit anderen Instrumenten einen ähnlichen Klang erzeugt: Hierbei handelt es auch um ein spezielles Konzept, bei dem man durchaus auch mal Umdenken muss/kann.

Details

Ist man als Keyboarder nicht bestens ausgestattet, um Instrumente zu emulieren?

Sicherlich könnte man behaupten, dass man als Keyboarder eine gewisse Routine darin hat, viele Instrumente nachzuspielen. Über die Jahre hat es sich schließlich etabliert, dass wir Keyboarder in einer Band nicht nur für die gängigen Tasteninstrumente zuständig sind, sondern meist für alles jenseits gängiger Bandinstrumente wie z. B. Gitarre, Bass und Schlagzeug. Dank Sampling-Technologie und ausgefuchsten Synthesemöglichkeiten in zahlreichen Workstations und Synthesizern, bestehen hier klanglich gesehen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten!
Trotzdem stellt uns das Nachahmen dieser Instrumentengruppen vor eine gewaltige Aufgabe, denn Bläser lassen sich nicht einfach „nachspielen“. So gesehen sind Tasteninstrumente in ihrer Klangerzeugung weniger komplex als die meisten Blech- und Holzblasinstrumente. Hier passiert weit mehr als ein bloßes „An/Aus“ wie es beim Drücken einer Taste der Fall ist. Neben den zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten, den Artikulationen, existieren hier grundsätzlich viele Möglichkeiten, den Klang einer Note instrumententypisch zu beeinflussen. 

Mit welchen Klängen kommt man auf dem Synthesizer einer Bläser-Sektion am nächsten?

Mit welchen Klängen man am besten arbeitet, setzt ein intensives Ausprobieren voraus. In diesem Workshop stelle ich euch mehrere Möglichkeiten vor: Sowohl Synth-Bläser wie auch Samples echter Bläser kommen zum Einsatz. Aber auch andere Instrumente können eine Bläser-Funktion übernehmen, was durchaus sehr reizvoll klingen kann. Hier geht es also um eine Klang-Philosophie, denn neben echten Bläser-Samples eignen sich auch einige Alternativ-Klänge, um dem Sound und der Funktion einer Brass-Section gerecht zu werden. Diese Klänge lassen sich ebenfalls sehr leicht in den musikalischen Kontext einbetten.

Lassen sich Bläser-Linien und Akkorde ohne weiteres aufs Keyboard übertragen?

Auch hier gibt es keine Universallösung, aber, je nach Melodie und Rhythmus lassen sich manche Phrasen recht authentisch auf das Keyboard übertragen, andere nicht. An dieser Stelle ist es sinnvoll, musikalisch an die Sache heranzugehen und ggf. auch einzugreifen, d. h. auszudünnen oder zu vereinfachen. Schnelle 16tel-Läufe sind ein gutes Beispiel dafür, denn schnelle Repetitionen klingen auf dem Keyboard oft nicht so authentisch wie in der Bläser-Sektion. Am Ende zählt vor allem, dass man ein möglichst musikalisches Ergebnis erhält. Die nachfolgenden Beispiele sollen dies veranschaulichen. Fangen wir also an!

Kurzanleitung zum Erstellen eines Brass-Sounds auf dem Synthesizer

Für unsere Synth-Brass-Sounds gibt es natürlich eine Reihe an Möglichkeiten, allerdings möchte ich Euch zunächst zeigen, wie man einen einfachen Brass-Sound auf dem Synthesizer erstellt. Wir verwenden dazu zwei Oszillatoren, die beide eine Sägezahnwelle erzeugen und lassen den Filter hierbei zunächst ganz geöffnet. Die beiden Oszillatoren werden nun leicht gegeneinander verstimmt, denn dann entsteht ein schwebender, dichter Klang.

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Basis-Einstellungen auf dem Synthesizer vornehmen

Im Übrigen sind alle genannten Regler in MIDI-Werten zwischen 0 und 127 genannt, bei 0 handelt es sich dabei um „Linksanschlag“, bei 127 hingegen um den Maximalwert des Reglers. Die Lautstärken-Hüllkurve bleibt für diesen Sound weitestgehend unberührt und hat einen Attack- und Release-Wert von 0. Das Decay- sowie auch der Sustain-Wert liegen bei 127.
Jetzt befassen wir uns mit der Filterhüllkurve, damit der typische Sound entsteht, der den Filter beim Anschlagen einer Note etwas verzögert öffnet und ihn dann langsam „schließt“. Dazu drehen wir den Filter-Cutoff zurück (0) und regeln den Filter-Envelope-Amount ganz auf (127).
Jetzt bestimmt alleine die Filter-Hüllkurve, was mit dem Cutoff-Regler passiert. Nacheinander verstellen wir den Attack-Wert auf einen moderaten Wert von ca. 10-15, sowie den Filter-Decay auf 90 und den Filter-Sustain auf ca. 25. Der Filter-Cutoff öffnet sich also leicht verzögert und fällt dann langsam wieder auf den Sustain-Wert zurück. Fertig ist der Grundsound für unseren Synth-Brass! 

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Hüllkurven-Einstellungen am Synthesizer vornehmen

Mit ein paar kleinen Details können wir unseren Brass-Sound noch etwas variieren, z. B. mit dem Hinzufügen eines weiteren Oszillators, wie dem Sub-Oszillator. Dieser fügt klanglich eine Oktave unter den beiden Sägezahnen hinzu. Ebenso kann auch – falls verfügbar – ein weiterer Oszillator noch eine Oktave oberhalb der beiden Sägezähne ergänzt werden. Das klingt dann so:

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Hinzufügen von Oszillatoren

Ebenfalls lohnt es sich, anstelle der beiden Sägezahnwellen zwei Pulswellen zu benutzen, die per LFO in ihrer Pulsweite moduliert werden (PWM). Durch die Pulsweitenmodulation entsteht ein wabernder Sound, der durchaus eine reizvolle Alternative zum Sägezahn darstellt.

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Verwenden von Pulsweitenmodulation

Mit einem Chorus-Effekt klingt der Brass-Sound übrigens noch fetter und erinnert dabei stark an den berühmten Klang aus dem Roland Juno-60.

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Hinzufügen des Chorus-Effekts für einen volleren Sound

Wer sich für das Arbeiten mit einem Synthesizer interessiert, der sollte sich einmal unsere Workshop-Reihe „Synthesizer Basics“ näher anschauen, denn hier gehen wir noch tiefer ins Detail. 

Wie klingen unterschiedliche Sounds und Mixturen an Klängen auf dem Synthesizer für die Verwendung als Brass-Section?

1. Der Synth-Brass-Sound für Unisono-LäufeIn unserem ersten Beispiel benutzen wir einen Synth-Brass bestehend aus zwei bzw. drei Oktavlagen, den wir für prägnante monofone Melodien einsetzen. Durch die unterschiedlichen Oktav-Abstände erhält der Brass-Sound einen fetten Charakter, denn typischerweise spielen die Instrumente innerhalb der Bläser-Section gerne in unterschiedlichen Oktaven. Stilistisch orientieren wir uns hier an den großen Vorbildern aus den 1970er bzw. 1980er Jahren, zu denen u. a. ‚Kool And The Gang‘ und ‚Earth, Wind & Fire‘ gehören. Auch aktuelle Künstler, darunter ‚Bruno Mars‘ verwendet diese knackigen Bläser-Linien in seiner Musik.

Klanglich gesehen besteht unser Synth-Sound, wie bereits oben erklärt, aus mehreren Oszillatoren, die jeweils Sägezahnwellen erzeugen. Der Sub-Oszillator fügt noch eine Oktave unten hinzu – so kommen wir einer Bläser-Sektion recht nahe. Nach Belieben kann man jetzt noch eine Oktave über den Sägezahnwellen hinzufügen, dann wird es ganz besonders fett. Spielt man jetzt einen Ton, dann erklingen genau genommen vier Stimmen in drei verschiedenen Oktavlagen. So entsteht ein brillanter, höhenreicher Klang.

Wichtig ist außerdem die Filter-Hüllkurve, die den typischen Attack und den leicht abfallenden Filter-Decay erzeugt. Je nach Schnelligkeit des gespielten „Licks“ darf der Attack-Wert natürlich nicht zu hoch sein, sonst wird der Toneinsatz zu langsam und somit „untight“.   

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Synth-Brass-Sound für Unisono-Läufe

Die Alternative: Mischung aus Brass und Streicher (für schnelle Passagen) Anstelle der Sägezahnwellen kann man auch prima mit der Pulswelle arbeiten. Wie bereits oben erwähnt, bewirkt die Pulsweitenmodulation einen interessanten, modulierenden Klang, der sich sowohl als Grundsound für Bläser- als auch Streichersounds empfiehlt. Im folgenden Beispiel zeige ich, wie man diese Charaktere kombinieren kann. Wir gehen vom Brass-Sound aus und drehen den Filter-Envelope-Amount etwas zurück, damit der Klang ein bisschen weicher wird. Dann fehlt noch etwas Release (sowohl für die Lautstärken- als auch die Filterhüllkurve). Jetzt ist unser Klang gewissermaßen eine Mischung aus Bläser- und Streicher, was mir persönlich gut gefällt. Für manche Titel, wie z. B. „September“ von „Earth, Wind & Fire“ oder auch „Move On Up“ von ‚Curtis Mayfield‘, eignet sich dieser Sound hervorragend.

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Mixtur aus Brass und Streicher (für schnelle Passagen)

Im Übrigen haben auch viele Künstler schon in den 1980er Jahren ausgiebigen Gebrauch von Synth-Brass-Sounds gemacht, weshalb ich an dieser Stelle auch an die Musik von ‚Kool And The Gang‘, ‚The Time‘ oder z. B. ‚George Clinton‘ verweisen möchte.

2. Synth-Brass für funkige AkkordeWeiter geht es mit Akkorden, denn abseits der Unisono-Linien spielt eine Bläser-Sektion natürlich sehr oft Akkorde. Auch hier eignen sich Synth-Brass-Sounds zur Nachahmung der echten Bläser. Da unsere synthetischen Bläser die vielen Artikulationen nicht ohne weiteres imitieren können, behelfen wir uns der Synthesizer-internen Möglichkeiten, wie z. B. dem LFO zur Pitchmodulation. Wahlweise über das Mod-Wheel oder den Aftertouch lässt sich hier prima ein künstliches Vibrato hinzufügen, was bei Synth-Brass-Sounds schon fast zum Standard geworden ist. Außerdem ist der Einsatz des Pitch-Benders eine gute Möglichkeit, dem Sound etwas mehr Lebendigkeit zu verleihen. Neben der ‚Gap Band‘ ist auch die ‚Fatback Band‘ ein bekannter Name, wenn es um synthetische Bläser geht. 

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Synth-Brass für funkige Akkorde

3. Portamento-Lead für lange TöneIm nächsten Beispiel geht es um einen Sonderfall der Bläser-Emulation. Bei langen Liegetönen eignet sich auch ein monofoner Synth-Sound, der mittels Filterhüllkurve langsam dumpfer wird. Nach Bedarf kann man hier auch etwas Resonanz hinzufügen, dann wird diese „Filterfahrt“ noch deutlicher. Die Filterhüllkurve bewirkt, dass sich der Klang während der gesamten Zeit verändert, was gerade bei langen Tönen sehr spannend klingt. Ebenso habe ich für diesen Sound den LFO so eingestellt, dass er den Cutoff per Aftertouch mit einer sehr hohen Frequenz moduliert. So entsteht der „spratzelnde“ Charakter.

In unserem Beispielsong „Bus Stop“ von der ‚Fatback Band‘ gibt es im Refrain lange stehende Bläsertöne, die alle zwei Takte oktaviert werden. Diesen Klang kann man z. B. gut mit einem Leadsound emulieren. Fügt man dann etwas „Portamento“ bzw. „Glide“ hinzu, dann ist auch das springen in eine höhere Oktave mit einem leichten Pitch-Verlauf verbunden – ein echter Klassiker aus analogen Zeiten. Natürlich kann man bei diesen Liegetönen auch echte Bläsersamples dazu mischen

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Portamento-Lead für lange Töne

4. Tonewheels statt Brass: Die Hammond-Orgel als Bläser-Ersatz

Wenn es um Bläser geht, dann denkt man nicht zwangsläufig an die Hammond-Orgel. Doch in vielen musikalischen Situationen funktioniert die Hammond-Orgel sehr gut als Bläser-Ersatz. Dank der vielseitig einsetzbaren Zugriegel und nicht zuletzt dem Leslie, kann die Orgel genau die „Spritzigkeit“ und „Funkyness“ einer Brass-Section abdecken. Für diverse Nummern im ‚James Brown‘-Style funktioniert das beispielsweise sehr gut. Sowohl bei Akkorden als auch einstimmigen Läufen kann sich das Ergebnis hören lassen!

5. Best of Both two Worlds: Die Mischung aus Samples und Synth-Brass macht’s!

Natürlich muss man nicht auf echte Bläser-Samples verzichten. Gerade in tieferen Lagen und überall da, wo es etwas langsamer zugeht, haben die Bläser-Samples durchaus ihre Reize. Für unser nächstes Beispiel überlagern wir echte und synthetische Bläser und kombinieren die Stärken beider Klänge. Am Beispiel von ‚Sledgehammer‘ (Peter Gabriel) und ‚Can’t Hold Us‘ (Macklemore & Ryan Lewis) kann man das gut verdeutlichen – hier gibt es tiefe Bläser, die sehr hell und obertonreich sind. Für dieses Beispiel habe ich echte Bläser im Nord Electro 6D und Synth-Bläser aus dem Virus TI benutzt. Das Ergebnis ist ein wirklich fetter Sound!

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Mixtur aus Samples und Synth-Brass

Schlusswort

Grundsätzlich ist beim „Emulieren“ der Bläser-Sektion schon ein wenig Kreativität gefragt, denn ein stumpfes Übertragen der gespielten Noten führt meist nicht zu guten Ergebnissen. Auch bei der Wahl der Linien sollte man sich durchaus trauen, etwas zu verändern oder auszudünnen, wenn es dann mit den verschiedenen Sounds besser klingt. Sehr schnelle 16tel-Läufe, wie sie bei ‚Earth, Wind & Fire‘ typisch sind, werden auf dem Keyboard immer schwierig umzusetzen sein. Besser ist es, wenn man hier ein wenig vereinfacht oder die Riffs ein wenig ausdünnt. Was am besten funktioniert, sollte an dieser Stelle jeder für sich einmal austesten.
Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Workshop einen interessanten Einblick in das Thema geben konnte. Natürlich gibt es hier immer verschiedene Wege, die zum Ergebnis führen. Die aufgezeigten Möglichkeiten sind nur als Vorschläge zu betrachten. Wichtig ist dabei vor allem, dass man die einzelnen Varianten ausprobiert und damit experimentiert: „Hands on“ lautet das Motto. Denn erst beim Ausprobieren kommt man auf interessante Ideen, Klänge und vor allem auf brauchbare Ergebnisse. Es soll vor allen Dingen Spaß machen.
In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Spielen!

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