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Boss DM-2W Delay Test

Mit dem DM-2W hat Boss eine modifizierte Wiederauflage des beliebten Analog Delays DM-2 im Angebot, eingebunden in die neue Waza-Craft Serie. Diese Linie beinhaltet laut Hersteller Effektpedale, die nach höchsten Standards mit ausgesuchten analogen Komponenten bestückt sind. Daher verfügt das DM-2W wie sein berühmter Vorgänger über eine komplett analoge Schaltung, den Original-Sound des Vorbilds, aber natürlich auch über einige zusätzliche Features.


Boss hatte die Produktion des ursprünglichen DM-2 im Jahre 1984 eingestellt und seit dieser Zeit nur Echo-Effekte mit digitaler Schaltung produziert. Mit der neuen Waza Craft Serie geht es zurück zu den Wurzeln. Wir haben uns die analoge Zeitmaschine genau angeschaut und vor allem angehört.

Details

Gehäuse/Optik

Das DM-2W kommt im typischen Boss-Bodentreterformat, steckt wie gewohnt in einem robusten Stahlgehäuse und ist am Boden und auf der Schaltfläche mit einer Gummierung versehen. Das Bedienfeld mit den drei Reglern ist leicht versenkt angebracht, um die Potis vor unkontrollierten Tritten des Benutzers zu schützen. Zwischen den beiden vorderen findet man unter der roten Status-LED einen kleinen Schalter, der den Betriebsmodus bestimmt. Zur Wahl stehen Standard (S) und Custom (C), näheres dazu weiter unten. Die völlig analoge Schaltung, die nach dem legendären “Eimerkettenspeicher”-Prinzip funktioniert, bewirkt auch mit 35 mA einen recht niedrigen Stromverbrauch, der einen Batteriebetrieb möglich macht, ohne dass der Energiespender permanent gewechselt werden müsste. 

Fotostrecke: 3 Bilder Gleich auf den ersten Blick zu erkennen: Ein Boss-Bodentreter

Der Hersteller prognostiziert einer Alkalibatterie bei Dauerbetrieb eine Lebensdauer von immerhin 15 Stunden. Aber wer auf Nummer Sicher gehen möchte, betreibt das DM-2W selbstverständlich mit einem Standard 9V-Netzteil, was bei der Integration im Pedalboard ohnehin angesagt ist. Der Anschluss hierfür befindet sich an der Stirnseite.

Fotostrecke: 5 Bilder An der Stirnseute befindet sich der Netzteilanschluss

Die Anschlüsse sind seitlich geparkt, rechts der Input und eine weitere Buchse mit der Bezeichnung Rate. An ihr kann ein Expression-Pedal angeschlossen werden, um den Rate-Parameter in Echtzeit zu steuern. Auf der linken Seite finden sich ebenfalls zwei Buchsen, zum einen der Direct Out, an dem nur das direkte Gitarrensignal ausgegeben wird, und dann den “normalen” Output, an dem das direkte und das Effektsignal anliegen. Dieser Ausgang sollte bei Mono-Betrieb mit einem Amp gewählt werden. Wird die Direct Out-Buchse benutzt, überträgt die Output-Buchse nur noch das reine Echo-Signal.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der linken Seite befinden sich zwei Klinkenbuchsen:

Bedienung

Das DM-2W kann entspannt mit drei Reglern eingestellt werden: Repeat Rate regelt die Verzögerungszeit, mit Echo wird die Lautstärke des Effektsignals (die Echowiederholungen) im Verhältnis zum Originalsignal eingestellt, und der Intensity-Regler bestimmt die Anzahl der Echowiederholungen. Wie bereits erwähnt, stehen mit Standard und Custom zwei unterschiedliche Betriebsmodi zur Wahl, die sich im Klang und der maximalen Verzögerungszeit unterscheiden. Der Standard-Mode ist dem Sound des alten DM-2 nachempfunden und hat auch eine recht überschaubare Verzögerungszeit von 20 – 300 Millisekunden -Vintage-Style in voller Konsequenz. Etwas moderner geht dann der Custom-Mode zur Sache, hier ist die maximale Verzögerungszeit wesentlich höher und eine Bandbreite von 20 – 800 Millisekunden ist verfügbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Bedienoberflu00e4che ist gewohnt u00fcbersichtlich
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Praxis

Wir beginnen den Praxischeck direkt mit einer extremen Einstellung und zwar mit maximaler Verzögerungszeit im Standard-Modus. Die wird mit dem Repeat Rate-Regler eingestellt, der allerdings nicht wie gewohnt bedient wird. Hier erhalten wir die maximale Verzögerungszeit, wenn der Regler komplett zurückgedreht ist, also auf der 7-Uhr-Position. Der Sound der Echo-Wiederholungen ist der eines typischen Analog-Echos, der Ton ist dumpfer, die Höhen sind abgesenkt und der Klang beginnt nach mehreren Wiederholungen ganz leicht zu zerren.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
Strat71712Standard
Audio Samples
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Standard Mode – Strat, Max. Repeat Rate

Beim Custom Mode gibt es entsprechend mehr Verzögerungszeit und im direkten Vergleich bringt das Echo-Signal auch etwas mehr Pegel. Es präsentiert sich etwas härter, die Echowiederholungen sind auch hier dumpfer, aber es zerrt ein wenig mehr und auch die Frequenzverformung bei den Wiederholungen ist stärker.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
Strat71712Custom
Audio Samples
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Custom Mode – Strat, Max. Repeat Rate

Der Custom-Mode reagiert auch ein wenig mehr auf die Anschlagsdynamik. Während bei leichtem Anschlag der Delaysound recht dezent ausklingt, wird es bei härterem Anschlag und höherem Pegel aggressiver. Die Echowiederholungen schaukeln sich höher und bei den späten Wiederholungen zeigt sich ein filterähnlicher Sound.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
Strat141711Custom
Audio Samples
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Custom Mode – Strat, Dynamisches Spiel

Wir sind vom sauberen Signal der Digital-Delays verwöhnt, denn das leichte Rauschen unseres analogen Testkandidaten fällt durchaus auf, wenn man die Gitarrenspur einzeln abhört. Im Bandkontext macht sich das zwar nicht mehr so stark bemerkbar, aber man sollte in dieser Hinsicht nicht sonderlich pingelig sein.
Der Echo-Sound lässt sich beim Standard Mode angenehm in den Hintergrund mischen, wenn der Effektanteil nicht allzu hoch eingestellt ist. Hier können Akkord-Pickings etwas aufgefüllt oder, besser gesagt, das Ausklingen der Saiten per Delay künstlich verlängert werden. Das harmoniert gut mit dem warmen, analogen Echo.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
Strat71413Standard
Audio Samples
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Standard Mode – Strat, Akkord-Picking
Für Freunde des analogen Delay-Sounds ein klarer Anspiel-Tipp

Der Standard Mode ist außerdem auch klarer Favorit für Slapback-Echos, denn durch die limitierte Verzögerungszeit von 20 – 300 Millisekunden ergibt sich ein feinfühligerer Regelweg, mit dem sich besonders die kurzen Zeiten besser einstellen lassen.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
Gretsch13138Standard
Audio Samples
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Standard Mode – Gretsch, Slapback-Echo

Wer gerne etwas expressiver mit Delay-Loops arbeitet und auch an den Reglern drehen möchte, wird mit dem Custom Mode seinen Spaß haben. Ein Delay Feedback-Loop lässt sich hier schon mit einer Intensity-Einstellung von 13 Uhr erzeugen, das Echo schaukelt sich schön hoch und kann dann entsprechend mit Rate und Intensity bearbeitet werden. Das habe ich im nächsten Beispiel gemacht. Der Rate-Regler wurde nach den eingespielten Tönen langsam nach oben gedreht und am Ende Intensity zurückgenommen, um den Loop zu beenden. Diese Spielerei lässt sich auch per Expressionpedal steuern.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
SG71712Custom
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Custom Mode – SG, Delay-Loops mit Expressionpedal

Es geht natürlich auch leise brodelnd im Hintergrund. Der Standard Mode ist hierbei wieder etwas dezenter im Sound.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
SG71016Standard
Audio Samples
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Standard Mode – SG, dezenter Delay-Loop im Hintergrund

Zum Vergleich hört ihr nun dieselbe Akkordfolge wie eben, leicht modifiziert mit dem Custom Mode. Der Delay-Loop ist dreckiger und es zerrt auch etwas mehr. Prinzipiell ist es selbstverständlich Geschmacksache, welchen Mode man für solche Einsätze wählt. Schön ist auf jeden Fall, dass eine Auswahlmöglichkeit besteht.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
SG101013Custom
Audio Samples
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Custom Mode – SG, dreckiger Delay-Loop im Hintergrund

Zum Abschluss hört ihr das DM-2W auf zwei Amps verteilt. Auf der linken Seite ist das Direktsignal zu hören, rechts sind die Echowiederholungen. Wenn man diese Variante nimmt, erhält man ein etwas aufgeräumteres Klangbild, aber es ist nicht zwingend notwendig, das Pedal gesplittet zu fahren.

GitarreRepeat RateEchoIntensityMode
Les Paul11911,5Custom
Audio Samples
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Custom Mode – Les Paul, Stereo-Delay, Signal gesplittet
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Fazit

Gut gemacht! Das DM-2W ist für die Freunde des analogen Echos eine Bereicherung. Es hat mit Standard und Custom zwei unterschiedliche Grundsounds im Angebot, die per Schalter anwählbar sind. Der Standard Mode klingt dezenter und kommt mit einer maximalen Verzögerungszeit von 300 ms. Damit lassen sich kurze Echos für Slapback-Sounds sehr feinfühlig einstellen. Der Custom Mode ist im Klang eine Spur aggressiver, die Echowiederholungen zerren etwas stärker und hier stehen bis zu 800 ms maximale Verzögerungszeit bereit. Für ein Analog-Delay ist das schon richtig lang! Man sollte sich im Klaren darüber sein, dass “moderne Features” wie zum Beispiel eine Tap-Tempo-Funktion nicht an Bord sind, daher ist das DM-2W nicht als Brot-und-Butter-Delay anzusehen, sondern sich eher an Liebhaber des Vintage-Sounds wendet. Die Performance des DM-2W ist unter dem Aspekt Analog-Delay-Sound sehr gut, es rauscht zwar ein wenig, aber das gehört nun einmal bei diesen analogen Gerätschaften dazu.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • zwei Modi
  • Rate per Expression-Pedal steuerbar
  • stabiles Gehäuse
  • geringer Strombedarf
Contra
  • Grundrauschen
Artikelbild
Boss DM-2W Delay Test
Für 189,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Boss
  • Modell: DM-2W
  • Typ: Delay Effekt-Pedal
  • Regler: Repeat Rate, Echo, Intensity
  • Schalter: Mode (Standard/Custom)
  • Anschlüsse: Input, Rate (Anschluss für Expression-Pedal),Output, Direct Out
  • Delay-Zeit: 20-300 ms (Standard Mode), 20-800 ms (Custom Mode)
  • Stromverbrauch: 35 mA
  • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
  • Maße: 73 x 129 x 59 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 460 Gramm
  • Preis: 185,00 Euro UVP
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