Basics – Studiomikrofone

Die Richtcharakteristik
Jeder hat sie schon einmal gesehen, die Diagramme, die auf jedem Mikrofon-Beipackzettel zu finden sind. Diese Kreisdiagramme, auch Polardiagramme oder englisch Polar Pattern genannt, zeigen die Richtcharakteristik an, also die Art und Weise, wie das Mikrofon mit dem auftreffenden Schall umgeht. Allerdings muss man sich das Ganze dreidimensional vorstellen – der abgebildete Kreis ist also eine Kugel, und die 0° Markierung üblicherweise die Stelle, an der z.B. in das Mikrofon gesungen wird.
So ein Diagramm macht schnell klar, dass die Richtcharakteristik vor allem bestimmt, aus welcher Richtung Schall unbeeinflusst oder aber mehr oder weniger abgeschwächt aufgenommen wird. Jede Richtcharakteristik, bis auf die der Kugel, hat eine Richtung, aus der eintreffender Schall am stärksten ausgeblendet wird. Schall, der aus dieser Richtung auf das Mikrofon trifft, wird wesentlich leiser übertragen als zum Beispiel der, der frontal von vorne auftrifft. Diese Richtung nennt man “Hauptausblendrichtung” oder englisch “Off-Axis”. Ganz nützlich ist diese Off-Axis zum Beispiel, wenn ein Schlagzeug aufgenommen werden soll. Bei einem Drumset kommen wegen der Vielzahl der Komponenten normalerweise gleich mehrere Mikrofone zum Einsatz. Möchte man vermeiden, dass auf jedem Mikrofon alles ankommt, dreht man das betreffende Mikrofon so, dass die dort nicht erwünschten Instrumente in der Hauptausblendrichtung liegen. Ein Beispiel: Auf dem Mikrofon für die HiHat sollte im Idealfall auch nur die HiHat ankommen. Das kann natürlich nicht funktionieren, weil die anderen Trommeln und Becken sich akustisch nicht in Luft auflösen. Man kann nun aber das HiHat Mikrofon so drehen, dass beispielsweise die TomToms in seiner Hauptausblendrichtung liegen. Sie werden zwar immer noch über das HiHat-Mikrofon zu hören sein, aber wesentlich leiser.
Die gängigsten Richtcharakteristiken sind Niere, Hyperniere, Superniere, Breite Niere, Acht und Kugel. Mikrofone mit Kugelcharakteristik fallen dabei etwas aus dem Rahmen, weil es bei ihnen keine Off-Axis gibt. Der Schall wird also aus jeder Richtung gleich laut oder intensiv aufgenommen, weshalb man bei ihnen auch von ungerichteten Mikrofonen spricht. Dynamische Mikrofone haben immer eine feste Richtcharakteristik, während sie bei manchen Kondensator-Mikrofonen umgeschaltet werden kann, was deren Positionierung wesentlich flexibler macht. Neben dem praktischen Nutzen der verschiedenen Charakteristiken hat aber auch jede ihren eigenen Sound. Nicht selten bringt das Umschalten der Richtcharakteristik das gesuchte Resultat – auch hier heißt es wieder Ausprobieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Die “Niere” (alle 3-D Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Shure)
Tabelle_Richtch_A5_1
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Profilbild von Peter

Peter sagt:

#1 - 31.07.2012 um 22:53 Uhr

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Profilbild von marc

marc sagt:

#2 - 15.07.2013 um 16:07 Uhr

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