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Basics: Drumset-Mikrofonierung

BASS-DRUM
Kommen wir nun zum größten Instrument des Drumsets, der Bass-Drum… oder wie man in Köln auch sagt „d´r dicke Trumm“ (hochdeutsch: „die dicke Trommel“).  Auch hier haben wir euch zunächst den entsprechenden Auszug aus dem Video-Clip anzubieten.

Die Bass-Drum wird meist im Inneren der Trommel mikrofoniert. In der Regel verfügt das Resonanzfell über ein Loch, durch das man wunderbar ein Mikrofon schieben und vor dem Schlagfell positionieren kann. Verwendet hier auf jeden Fall ein spezielles Bassdrum-Mikrofonstativ – dieses ist sehr niedrig und kann so sehr einfach vor die Trommel gestellt werden. Für die Mikrofonierung im Inneren der Trommel vor dem Schlagfell verwenden wir ein dynamisches Mikrofon (z.B. AKG D112 oder Electro-Voice RE-20). Natürlich ändert sich der Klang auch hier wieder mit dem Abstand des Mikros zum Schlagfell – je näher ihr herangeht, desto attackreicher wird euer Sound. Entfernt ihr euch vom Fell, wird er voluminöser und bauchiger.
Da jede Trommel eigene Resonanzeigenschaften besitzt, müsst ihr auf jeden Fall von Bass-Drum zu Bass-Drum ein wenig experimentieren. Entfernt ihr euch mit dem Mikro zu weit vom Schlagfell, gelangt ihr also zu weit in Richtung Trommel-Mitte, kann es ganz schnell „dröhnig“ oder zu bauchig klingen. Der Standard-Abstand liegt in einem Bereich zwischen 5-10 cm. Geht nicht zu nahe (2 cm) ans Schlagfell heran, denn manche Drummer stimmen ihr Schlagfell extrem tief, so dass sich das Fell bei einem beherzten Tritt der Fußmaschine schon mal extrem nach innen wölben kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Durch das Resonanzfell-Loch gelangt man mit dem Mikrofon sehr leicht ins Innere der Bassdrum und somit ans Schlagfell.

Der nächste Aspekt, der Einfluss auf den Sound nimmt, ist die Ausrichtung des Mikros zum Schlägel der Fußmaschine. Richtet ihr das Mikrofon direkt auf den Schlägel, erhaltet ihr einen sehr höhenreichen Attack, der sehr durchsetzungskräftig ist, aber manchmal eben auch unangenehm sein kann. Geht ihr mit dem Mikro weiter in Richtung Kesselrand (auch hier bitte nicht extrem an den Kesselrand, sondern eben nur in die Richtung), wird der Attack wärmer.
So, um den Attack der Bass-Drum hätten wir uns nun gekümmert. Und für Live-Anwendungen reicht das auch völlig aus. Im Studio möchte man aber meistens differenzierter Einfluss auf den Klang der Bass-Drum nehmen und vielleicht noch etwas mehr Tiefbass und „Körper“ der Trommel zur Verfügung haben. Das erreicht man, indem man ein zweites Mikrofon einsetzt und dieses vor das Resonanzfell, oder vor oder genau in das Loch im Resonanzfell stellt. Vor dem Fell verwendet man ganz häufig Großmembran-Kondensatormikrofone, vor dem Loch oder darin werden eher dynamische Mikros verwendet. Wenn ihr mit diesem zweiten Mikro in der Höhe des Resonanzfell-Lochs experimentiert, müsst ihr unbedingt darauf achten, dass die Luftströmungen, die bei jedem Bassdrum-Tritt aus dem Loch kommen, nicht als störende Luft-Geräusche über das Mikro übertragen werden. Hier sind es meist nur wenige Zentimeter, die man das Mikro verstellen muss, um diese Störgeräusche loszuwerden. Ein ganz guter Abstand für das Mikro vor dem Resonanzfell sind 10-15 cm. Nun hat man sehr gute Eingriffsmöglichkeiten auf den Bassdrum-Sound – den Attack holen wir uns über das Mikro im Inneren der Trommel, das wir ziemlich nah am Schlegel positionieren, den fehlenden Tiefbass mixen wir über das zweite Mikro vor dem Resonanzfell dazu – so kann jeder nach seinem Geschmack das Verhältnis zwischen Attack und Bass (Volumen) bestimmen.

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Profilbild von Moritz

Moritz sagt:

#1 - 24.08.2012 um 18:03 Uhr

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allerdings ist der Workshop wenig Live-tauglich. Rim-Klemmen werden nicht erwähnt, was tun wenn kein Loch im Resonanzfell der Kickdrum ist, usw.? Dumm gucken? Ist glaube ich nicht DIE Lösung. Schade, hatte mir eigentlich mehr erhofft.

Profilbild von Guido Metzen (bonedo)

Guido Metzen (bonedo) sagt:

#2 - 28.08.2012 um 12:28 Uhr

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Hallo Moritz, erst mal "Danke" für deinen Kommentar, aus Kritikpunkten kann man eigentlich immer nur lernen, von daher finde ich es gut, dass du dich mit dem Thema beschäftigt hast und sachliche Kritik anbringst. Ich kann deine beiden Punkte verstehen, den gesamten Workshop deshalb aber als "wenig Live-tauglich" zu bezeichnen ist wohl auch etwas "overdosed". Es ging uns im Speziellen um die Mikrofonierung an sich, also um Winkel, Abstand, Mikro-Art, etc. - natürlich gehört die Aufstellung oder Anbringung per Rim-Klemmen auch dazu...hätten wir erwähnen sollen. Ich gebe dir Recht, dass wir auch auf den Fall hätten eingehen sollen, wenn kein Loch im Resonanzfell ist (wird in den meisten Fällen zwar sein, aber Ausnahmen bestätigen die Regel). In diesem Fall gibt es eigentlich drei übliche Möglichkeiten: 1. Ihr schneidet vor Ort ein Loch ins Resonanzfell, wenn es der Drummer erlaubt und es den Soundvorstellungen nicht in die Quere kommt. Zur Vorgehensweise könnt ihr euch gerne unseren Workshop "Drums Fellwechsel und Stimmung" http://www.bonedo.de/artike... anschauen, da wird das Lochschneiden erklärt. 2. Ihr schneidet nur ein kleines Loch ins Resonanzfell, wo ein XLR-Kabel durch passt und legt z.B. ein Grenzflächen-Mikro in die Bassdrum. 3. (Und das ist dann auch der einfachste und wahrscheinlichste Fall) Ihr mikrofoniert die Bassdrum eben vor dem Resonanzfell. Für mehr Attack könntet ihr dann auch noch ein zweites Mikro an der Schlagfellseite am Schlegel positionieren. Ich hoffe, ich konnte für ein paar Ergänzungen sorgen. Viele Grüße, Guido

Profilbild von Moritz

Moritz sagt:

#3 - 31.08.2012 um 14:07 Uhr

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Hallo Guido, danke für deine Antwort, jetzt bin ich wieder glücklich :D Spass beiseite: ich finde eure Arbeit hier super! ich habe, da ich selbst berufsbedingt eher ein "Live-Techniker" bin nur oft den Eindruck, dass Live-Sound ziemlich häufig zu kurz kommt. Ich habe schon oft Leute, die im Studio tolle Arbeit leisten, live furchtbar versagen sehen. Viele lesen sich ja auch im Internet (zum Beispiel bei euch ;)) ihr Wissen an und sind dann wenns um Soundcheck geht völlig überfordert, weil sie stundenlang am Sound der Einzelinstrumente basteln und im Gesamtsound kommt trotzdem nichts brauchbares zustande. Nichtsdestotrotz ist der Workshop für Aufnahmen zuhause oder im Studio ideal, wenn man frisch einsteigen möchte. Und dadurch, dass ihr einen aktiven Drummer mit ins Boot geholt habt, bekommt man auch ein paar wertvolle Tipps wie ein Drumset zu klingen hat ;)

Profilbild von Max

Max sagt:

#4 - 26.10.2012 um 23:11 Uhr

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Bei der XY habt ihr was durcheinander gebracht. Dreht man die Mikros voneinander weg, wird das Soundbild breiter und nicht wenn man sie zueinander dreht. Ansonsten gut gelungen und bestimmt hilfreich für den Einsteiger.

    Profilbild von Hans Wurst

    Hans Wurst sagt:

    #4.1 - 17.05.2016 um 19:31 Uhr

    0

    Das ist richtig...ich hatte mich schon gewundert.

    +1
Profilbild von Guido (bonedo)

Guido (bonedo) sagt:

#5 - 27.10.2012 um 09:42 Uhr

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Hallo Max,
danke für deinen Kommentar. Ich glaube, wir haben da ein Missverständnis und meinen eigentlich dasselbe. Wir sprechen hier von der Verdrehung der Mikrokapseln. Zudem muss man zwischen Aufnahmebereich und Abbildungsbreite unterscheiden. Viele Grüße, Guido

Profilbild von Andreas

Andreas sagt:

#6 - 05.12.2012 um 02:22 Uhr

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Hallöchen!
Der Workshop ist echt gut gelungen.
Ich bin aber nur ein "kleiner" Hobbymukker. Daher verfüge ich nicht über soviel Equipment.
Vielleicht könntet ihr noch mal ein paar "alternative Mikrotechniken" wie die "recorderman" oder die "Glyn Johns" Methode.

Profilbild von Flo

Flo sagt:

#7 - 26.04.2013 um 12:39 Uhr

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Hallo Leute!
Erst einmal echt super Arbeit!
Eine Frage wie siehts mit Raum-Mikros aus?
Und wie wichtig is die Akkustik des Raums selbst?

Profilbild von Guido (bonedo)

Guido (bonedo) sagt:

#8 - 26.04.2013 um 13:02 Uhr

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Hallo Flo,
danke für deinen Kommentar. Freut uns, dass dir der Video-Workshop gefällt. Ein zweiter Teil zum Thema Drum-Mikrofonierung ist auch angedacht - da werden dann auch Themen, wie Raummikros, etc. vorkommen. Vorab aber schon mal eine Kurzantwort auf deine Frage: Beim Closed-Miking, wo die Mikrofone sehr nah an der Schallquelle sind, spielt der Raum erst mal eine untergeordnete Rolle, da der Signalanteil der Instrumente den Raumanteil pegelmäßig eh maskiert. Anders sieht es da schon bei den Overhead-Mikros aus, die natürlich auch (je nach Mikrofon und Aufstellung) eine Menge Raumanteil mit übertragen. Grundsätzlich kann man einen gut klingenden Aufnahmeraum natürlich perfekt mit in das Drum-Gesamtsignal mit einbeziehen - es wirkt dann sofort räumlicher und dynamischer. Ich hoffe, ich konnte dir schon mal ein wenig weiterhelfen. Gruß, Guido

Profilbild von Chris

Chris sagt:

#9 - 25.02.2014 um 20:47 Uhr

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Einen lustigen Studiotrick habt ihr unterschlagen...Man nehme:
1 Lautsprechen (Am besten den Gitarristen beklauen)
1 DI-Box (Hier kann ev. der Basser hilfreich sein)
1 Mono-Klinkenkabel und 1 MikrofonkabelNun kommt der Spass. Den Lautsprecher (am besten ist 1x10" oder 1x12" vor die Bassdrum stellen, so dass er direkt aufs Resonanzfell zeigt. Jetzt verbinden wir mittels des Klinkenkabels den Eingang des Lautsprechers mit dem Eingang der DI-Box und schalten nach Möglichkeit die Dämpfung der DI-Box auf Maximum. Mit dem Mikrofonkabel verbinden wir jetzt die DI-Box mit Mischpult oder Soundkarte und nehmen das Ganze auf.Ergebnis: Ein wunderbarer Druck von den Bässen, der das normale Bassdum-Mikro perfekt unterstützt.Und wer Lust aufs Basteln hat, schraubt einfach den Lautsprecher zusammen mit der DI-Box in einen alten Tom, den er auf ein kleines Stativ montiert. (Ja, ich weiss, das gibts auch fertig. Nennt sich Subkick und ist von Yamaha. Kostet aber auch einiges)

Profilbild von Chris

Chris sagt:

#10 - 03.09.2015 um 18:10 Uhr

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Echt netter Workshop,
ich wünschte nur es gäbe in der Livesituation auch mal so viel Zeit um das alles perfekt auszutesten. Fürs Studio aber durchaus gut für den anfang.

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