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Audio-Technica ATH-PRO500MK2 Test

PRAXIS

Der Kopfhörer mit um ca. 4 Zentimeter herausgezogenen Hörmuscheln
Der Kopfhörer mit um ca. 4 Zentimeter herausgezogenen Hörmuscheln

Genug der grauen Theorie, schreiten wir zum Hörtest: Nachdem ich die beiden Ohrmuscheln mittels der leicht gerasterten, pro Seite um großzügige 4 Zentimeter herausziehbaren Kopfbügel-Anpassung in eine nahezu ohrumschließende Position gebracht habe, ziehe ich zum Einbrennen der Membran (und auch weil die Mischung zeitgemäß an die Wand gefahren ist), den Rebel Sketchy Remix von Sawgoods „Sawtribe“ ran. „Himmel, sind die neutral“, ist der erste Gedanke, nachdem sich der Track vom einleitenden Build-Up zum ersten Steady-Part entwickelt hat, wo eine pfundige Basskick sich mit allerlei anderem synthetischem Schlagwerk und einer üblen Horde Bässe vergnügt. Denn beim Absetzen und zwischenzeitlichen Vergleichshören mit den beiden Mackie HR824 Studiomonitoren ergibt sich ein fast identisches Klangbild (die Beeinflussung durch die Raumakustik und den physischen Schalldruck einmal weggedacht). Bei zweieinhalb Minuten läutet dann ein ansteigender Sinus-Sweep ein Break ein und scheint den vom Hersteller angegebenen, physikalischen Frequenzbereich von 10 bis 30.000 Hz zu bestätigen: Ohne auffällige Gehäuse-Resonanzen schraubt sich der Synth über den gesamte Hörbereich des Testers hoch – ordentlich. Auch die Auflösung von Transienten und der Druck, mit dem die Schallwandler die Kick präsentieren, kann auf Anhieb überzeugen. Allein die Außengeräusch-Abschirmung gibt sich etwas indiskret, denn sowohl das Schellen des Postboten als auch das Klingeln des Mobiltelefons im Nebenraum drangen ungehindert über meine Wahrnehmungsschwelle. Der umgekehrte Weg wirkt subjektiv besser bedämpft, denn auch bei satter Lautstärke dringt nur wenig Signal nach draußen – ideal für Zuspielen von Monitor-Mischungen an den aufzunehmenden Musiker beim Recording.

In dieser (guten) Gesellschaft muss sich der ATH-Pro 500 Mk2 beweisen: Links AKG K271, Rechts Aiaiai TMA-1
In dieser (guten) Gesellschaft muss sich der ATH-Pro 500 Mk2 beweisen: Links AKG K271, Rechts Aiaiai TMA-1

Da Hören bekanntlich Vergleichen bedeutet, waren während des Tests zwei völlig unterschiedlich geartete Kopfhörer mit von der Partie – wohlgemerkt, nicht als direkter Vergleich, sondern um zwei alternative Klangsignaturen zur Hand – respektive auf dem Ohr – zu haben. Denn wie man das akustische Geschehen wahrnimmt, ist auch immer eine Frage der Uhrzeit, der Stimmung und allen voran des gehörten Musikmaterials. Gut, wenn man also eine Referenz hat – einen verlässlichen, über einen längeren Zeitraum gewachsenen Höreindruck. Bei mir sind das der Aiaiai TMA-1 und der AKG K-271. Ersterer wegen seiner extrem druckvollen Bass- und Tiefmittenwiedergabe (allerdings auf Kosten der Höhendurchzeichnung) – eine „Spaßmaschine“ sondergleichen also. Der Zweite wegen seiner gnadenlos präzisen Wiedergabe von Transienten – ein Kopfhörer der nicht mal den Ansatz von Hörfreude entstehen lassen will, als Kontroll-Instanz für Fehler (Knacksern, Clippings und Sample-Startpunkten) aber absolut unbestechlich ist.
Der Hörtest geht weiter mit John Coltranes „After the rain“, das ich aufgrund seiner sehr extremen Panorama-Verteilung (Horn hart links, Becken hart rechts, Piano hinten-mitte) gerne zur Bewertung der Stereo-Separierung verwende. Auch hier zeigt sich der ATH-Pro 500 Mk2 ausgewogen, ehrlich – ja, fast schon entlarvend – denn er zerteilt das Stereofeld mit einer chirurgischen Genauigkeit: Für präzise Kontrolle beim Panning und bei der Bewertung von Hallräumen ideal.
Es folgt das auf Poles gelbem Album vertretene „Taxi“, worauf ein bewusst eingesetztes, defektes Waldorf Filter für eine ganze Wagenladung von Knacksern und Knuspergeräuschen sorgt und dem Minimal-Dub-Track eine Vinyl-artige Patina gibt. Zuerst höre ich den in dieser Hinsicht unschlagbar genauen AKG, der mit Leichtigkeit jedes noch so sublime Knistern herausarbeitet, dann den Audio-Technica. Der liefert auch in dieser Disziplin eine einwandfreie Leistung ab: Ordentlich gibt er alle kleinen Signalspitzen wieder und ist gleichzeitig in der Lage, den vor sich hin grummelnden Subbass zu bedienen. Im direkten Vergleich wirkt der AKG noch einen Tick feiner höhendurchzeichnend, muss allerdings im Bassbereich passen.
Zu guter Letzt will ich noch wissen, wer zuerst an seine Lautstärkegrenze kommt: Meine Ohren oder der Kopfhörer – herstellerseitig wird der Schalldruck mit ordentlichen 106 db beziffert. Dafür wandert Deadmau5s „arschtretiger“ Remix von Carbon Communitys „Community Funk“ durch die Audiowandler und wird am Kopfhörerausgang eines Xone:DB2 langsam auf grenzverträglichen Pegel gebracht. Kurz bevor es droht hörnerverklebend zu werden setze ich die Headphones ab, gebe noch mal knappe Viertelumdrehung mehr Schub auf dem Monitor-Poti, um aus sicherem Abstand zu hören, ob die Kick zerrt. Und ja, das tut sie – allerdings ist hier die Lautstärke – wohlgemerkt in der Studioumgebung – bereits deutlich über dem verträglichen Maß. Ich muss aber auch einwerfen, dass in der DJ-Booth (leider) oft nahezu der gleiche Pegel wie auf der Tanzfläche herrscht und man daher den Monitor unweigerlich über die Vernunftgrenze hinaus aufdreht. Wer absehen kann, dass er mit so einem Szenario häufig konfrontiert wird, kommt um einen Real-Life-Test des ATH-Pro 500 Mk2 nicht herum.
Am Ende des Hörtests steht ein durchweg positiver Eindruck: Der Pro 500 Mk2 liefert eine dynamische, ausgewogene Klangwiedergabe ohne Rausreißer im Guten wie im Schlechten. Ein Quäntchen mehr Offenheit in Bezug auf das Stereofeld hätte mir persönlich zwar gut gefallen, gibt aber keinen Punktabzug, da es sich hier um meine subjektive Präferenz handelt.
Einen halben Punkt ziehe ich am Ende für den, bei ausgedehnter Hörsession und je nach Kopfform, leicht drückenden Kopfbügel ab.

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