Anzeige

Anatolian Ambient 2 Cymbal Set Test

Mit der Ambient 2 Serie von Anatolian hat ein weiterer Schwung preiswerter B20-Becken Einzug ins bonedo Testlabor erhalten. Als Nachfolger der Limited-One Serie konnten sich diese Becken zusammen mit den Serien Diamond und Impression ihren Platz auf der Anatolian’schen Speisekarte sichern. Obgleich die Ambient 2 Serie auf den ersten Blick eher solide als revolutionär erscheint und sich mit insgesamt nur acht erhältlichen Modellen sehr übersichtlich aufstellt, ist es doch sicherlich der für B20-Becken nahezu unverschämt niedrig angesetzte Preis, der diese Serie nicht nur für ambitionierte Einsteiger interessant machen dürfte.

Anatolian_Ambient_Detail3


Meine erste Assoziation mit dem Namen „Ambient“ war zunächst eine kleine Bar: es wird Wein gereicht, die wenigen Gäste lauschen den sanften Klängen, die von der winzigen Bühne aus in den vernebelten Raum schweben und dort hinten, im fahlen Licht, spielt ein Trommler seine unfassbar dünnen, weichen und unaufdringlichen Ambient Becken. Umso überraschter bin ich daraufhin die Beschreibung auf der Website des Herstellers zu lesen. Dort werden den Ambient Becken neben einem sehr großen Dynamikspektrum vor allem klare, kräftige Sounds zugesprochen. Haben wir es hier also doch mit Becken für die größeren, wilderen Bühnen dieser Welt zu tun? In welchem Ambiente fühlen sich unsere Testkandidaten nun wirklich zu Hause? Und wie viel B20-Charme bleibt bei einem so niedrigen Preis noch übrig? Watson, wir haben ein Problem!

Details

Unsere Auswahl an Testkandidaten umfasst eine 14“ Regular Hi-Hat, ein 20“ Power Ride, sowie drei Crash-Becken in den Größen 16, 17 und 18 Zoll. Bereits beim Bugsieren des Pakets in meinen Proberaum fällt mir auf, dass diese Becken mindestens in der mittleren Gewichtsklasse angesiedelt sein müssen. Mit Schere und Küchenwaage bewaffnet gehe ich zunächst den harten Fakten auf den Grund.

Fotostrecke: 3 Bilder Wir dürfen fünf der insgesamt acht erhältlichen Ambient-Modelle testen.

Alle Becken sind im einheitlichen Regular Finish gehalten: die B20-Bronze besitzt einen goldgelben Teint, der sich bei entsprechendem Lichteinfall mit einem silbrigen Schimmer mischt. Die Becken wirken dabei ungewohnt hell und frisch, was vielleicht an der dritten, streng geheimen Zutat liegen mag, die Anatolian der Beckenlegierung neben 80% Kupfer und 20% Zinn zusätzlich beimischt. Anatolian steht wie alle namhaften türkischen Beckenmanufakturen für Handarbeit bei allen Produktionsschritten. Wie ihr im folgenden erfahren werdet, hatten die Beckenschmiedemeister bei der Bearbeitung der Ambient 2  Becken also einiges zu tun! Zunächst sticht ein sehr grobes Abdrehmuster auf der Ober- und Unterseite ins Auge, das vom Fuße der Kuppen bis zum äußeren Rand der Becken verläuft. Diese weit auseinander verlaufenden Spurrillen, die am Beispiel der Hi-Hat nur etwa auf achtzehn Umdrehungen pro Seite kommen, verpassen allen Becken ein auffälliges und leicht exotisches Antlitz. Beim genaueren Hinsehen bemerkt man, dass die Becken zusätzlich auch nach „klassischer“ Art abgedreht wurden. Das sehr feine Abdrehmuster erstreckt sich allerdings über die gesamte Fläche der Becken, während es fast unbemerkt vom Rand bis hoch zum Mittelloch seine Bahnen zieht. Etwas auffälliger sind da wieder die deutlichen Hammermale, die in reichlicher Anzahl auf den Becken zu finden sind, wobei alle Kuppen wiederum vom Hämmerchen in Ruhe gelassen wurden. Auffällig ist, dass der Grad der Hämmerung bei allen Modellen unabhängig von der Größe ziemlich gleich ausfällt. Das stelle ich jetzt so deutlich heraus, da ich mich noch gut an einen Test der Anatolian Ultimate 2 Serie erinnere, bei der mit abnehmendem Umfang der Becken auch das Hämmerungsmuster wesentlich lichter wird. Die Modelle, die uns für den Test der Ambient 2 Serie nicht vorliegen, sind zwei Crash-Becken in den Größen 14 und 15 Zoll, sowie ein 20 Zoll Ride-Becken, welches im Vergleich zum Power Ride dünner gehalten ist.

Die einzelnen Modelle im Detail

Das Power Ride

Für seine Größe von 20 Zoll bringt das Power Ride mit 2536 Gramm ein ordentliches Gewicht auf meine kleine Küchenwaage und ist damit ein waschechter Medium-Heavy-Kandidat. Insgesamt macht es mit seiner großzügig gestalteten Kuppe einen äußerst robusten Eindruck.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Power Ride wird seinem Namen gerecht.

Die Regular Hi-Hat 

Die 14“ Regular Hi-Hat ist mit einem 1066 Gramm schweren Top-, sowie einem 1365 Gramm schweren Bottom-Becken ebenfalls kein Fliegengewicht und wird sich dadurch klanglich sicherlich fabelhaft mit dem Power Ride verstehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Hi-Hat bringt ein schönes Kampfgewicht auf die Waage.

Die Crash-Becken

Die drei Crash-Becken in 16, 17 und 18 Zoll sehen sich täuschend ähnlich. In Bezug auf ihr Gewicht scheint auch keines der drei Exemplare aus dem Rahmen zu fallen: Mit 1013, 1251 und 1511 Gramm weisen sie jedenfalls mit je einem halben Pfund Unterschied pro Zoll gleiche Verhältnisse zwischen Größe und Gewicht auf.

Fotostrecke: 2 Bilder Die drei Crash-Becken von Klein nach Groß.

Das Beckenset macht einen grundsoliden Eindruck

Insgesamt macht das Beckenset in Sachen Verarbeitung und Sauberkeit einen guten Eindruck. Im Praxisteil wollen wir mal hören, was die fünf Modelle wirklich drauf haben.

Anzeige

Praxis

Das Ride wird seinem Namen mehr als gerecht

Wie vermutet ist das Power Ride mit seinen zweieinhalb Kilogramm ein richtiger Brecher und macht seinem Namen auch klanglich alle Ehre. Zunächst sei die unfassbar prägnante Kuppe erwähnt, die mir ohne Gnade in die Ohren und Overheads schießt. Der gesamte Grundcharakter des Beckens ist sehr stark von dieser massiven Glocke geprägt. Mit einem sehr klaren, pingigen Sticksound ist dieses Ride wohl wie dafür gemacht, kraftvolle Gitarrenwände zu durchbohren. Allerdings rate ich jedem von euch, eure Mitmusiker vorher um Erlaubnis zu bitten, solltet ihr etwa mit dem Gedanken spielen, diesen mächtigen Reiter auch mal in gepflegter Travis Barker-Manier anzucrashen.

Audio Samples
0:00
Power Ride – Einzelsounds Power Ride – Mallets Power Ride – Slow Groove

Die Hi-Hat ist für (fast) alles zu haben

Die 14“ Hi-Hat überzeugt auf ganzer Linie. Geschlossen klingt sie crisp und nicht zu stumpf, während sie bei geöffneter Spielweise sehr kontrolliert bleibt. Das relativ wuchtige Bottom-Becken, in Kombination mit dem weitaus dünneren Top-Becken, verleiht der Hi-Hat bei getretener Spielweise einen saftigen „Chick“-Sound, der sich auf jeden Fall auch gegen das dominante Power Ride behaupten kann. Sicherlich fehlt ihr im Vergleich zu  hochpreisigen Modellen das letzte Quäntchen Feinheit und „Schmatz“, doch kann ich sie mir dank ihrer sehr universellen Sounds in verschiedenen Kontexten – von Funk über Pop bis Rock – vorstellen. 

Audio Samples
0:00
Hi-Hat – Einzelsounds Hi-Hat – Funky Beat Hi-Hat – Big Shuffle Hi-Hat – 16el Groove Hi-Hat & Power Ride – Swing Beat

Die Crash-Becken geben sich etwas schwerfällig

Die Crash-Becken klingen insgesamt sehr homogen miteinander, wobei sich ihre Klangcharaktere bei näherem Hinhören subtil voneinander unterscheiden. Das 16“ Crash geht schon bei mittlerer Spielstärke gut auf und entwickelt schnell einen spitzen Crash-Effekt, der schnell abklingt. Durch seinen deutlich tieferen Grundton klingt das 17“ Crash sehr voll, öffnet allerdings nicht so schön wie sein kleinerer Kompagnon. Der volle Grundton schwindet leider sehr schnell und das Becken klingt etwas blechern aus. Das 18“ Crash schließt sich klanglich nahtlos an das 17“ Modell an, wobei es etwas charmanter im Ausklang wirkt. Der sehr tiefe Grundton dominiert den Grundcharakter dieses Beckens, das mit seinen eineinhalb Kilogramm auch gerne mal als kleines Medium Ride durchbrennen könnte. 

Audio Samples
0:00
16″ Crash – Solo 16″ Crash – Mallets 16″ Crash – im Set 17″ Crash – Solo 17″ Crash – Mallets 17″ Crash – im Set 18″ Crash – Solo 18″ Crash – Mallets 18″ Crash – im Set 18″ Crash – im Set 2

Insgesamt klingen die Crash-Becken für meinen Geschmack etwas topfig, könnten also einen weicheren und offeneren Crash-Charakter mitbringen, der durch das Reduzieren von Masse automatisch eintreten würde. Allerdings sind sie in ihrer Beschaffenheit geradezu prädestiniert für wildere Trommeleinlagen, da sie die Extraportion Energie zum einen super wegstecken und zum anderen – im Falle des 17“ und des 18“ Modells – sogar zur Entwicklung eines gesunden Crash-Sounds brauchen.

Hier könnt ihr das Ambient 2 Beckenset im Gesamtkontext hören:

Audio Samples
0:00
Alle Becken im Set Crashes in Reihe gespielt Power Ride und Hi-Hat Gefrickel
Anzeige

Fazit

Anatolian stellt sich mit der Ambient 2 Serie im unteren Preissegment breiter auf und bietet besonders dem ambitionierten Einsteiger, sowie dem preisbewussten Amateur eine handwerklich sowie klanglich anspruchsvolle Alternative zu B8-Bronze Modellen. Durch ihr interessantes Abdrehmuster sehen diese Becken dabei glücklicherweise alles andere als preiswert aus. Aufgrund ihrer massigen Beschaffenheit sind sie aber auch überall dort zu Hause, wo „Headbanging“ und „Stagediving“ keine Fremdwörter sind. Vor allem das Power Ride macht dabei seinem Namen alle Ehre und kann es womöglich noch mit dem dicksten Gitarrengewitter aufnehmen. Die drei Crash-Becken Modelle in 16, 17 und 18 Zoll klingen zwar im Zusammenspiel homogen, hätten jedoch für meinen Geschmack etwas dünner ausfallen können. Als Heavy Crashes funktionieren die drei Becken jedoch sicherlich ausgezeichnet. Die 14“ Hi-Hat überzeugt durch ihre universell einsetzbaren Klangeigenschaften und kann sichd dank eines mittelschweren Gewichts sogar gegen das wuchtige Power Ride behaupten. Watson, wir haben den Fall gelöst: Mit den Anatolian Ambient Becken bekommt man große Qualität zum kleinen Preis, jedoch nichts für lautstärkeempfindliche Gemüter!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • saubere Verarbeitung
  • fairer Preis
  • universell einsetzbare Hi-Hat
  • eigenständige Optik
  • perfekt für ambitionierte Einsteiger
Contra
  • Crash-Becken durch hohes Gewicht nicht universell einsetzbar
  • Ausklang des 17“ Crashbeckens kling blechern
Artikelbild
Anatolian Ambient 2 Cymbal Set Test
Für 219,00€ bei
Schicke Optik, druckvolle Sounds bei schmalem Preis– die Anatolian Ambient 2 Becken.
Schicke Optik, druckvolle Sounds bei schmalem Preis– die Anatolian Ambient 2 Becken.
TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
  • Hersteller: Anatolian
  • Serie: Ambient 2
  • Material: B20-Bronze
  • Verarbeitung: Hand Hammered
  • Gewicht: medium-heavy
  • Finish: Regular Finish
  • Herkunftsland: Türkei
  • Preise (UVP):
  • ANACR14CR Ambient 14″ Crash – 136,85 €
  • ANACR15CR Ambient 15″ Crash – 148,75 €
  • ANACR16CR Ambient 16″ Crash – 160,65 €
  • ANACR17CR Ambient 17″ Crash – 172,55 €
  • ANACR18CR Ambient 18″ Crash – 189,20 €
  • ANARI20RI Ambient 20″ Ride – 232,05 €
  • ANARI20PW Ambient 20″ Power Ride – 232,05 €
  • ANAHH14RE Ambient 14″ Regular Hi-Hat – 236,80 €
Hot or Not
?
Anatolian_Ambient_Detail2 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • 🎧 Zultan Rock Beat Cymbals Review | Are They Still Worth It in 2025?
  • Gretsch Full Range Hybrid Snare | First Impression #drums #drumgear
  • Aerodrums 2 | Invisible Drums, Real Sounds! | Review & Sound Demo