AMT BC-1 Test

Die Abkürzung BC steht beim derzeit einzigen Basspedal im Programm der noch jungen russischen Effektgeräteschmiede AMT für „Bass-Crunch“. Wie der Name unschwer erkennen lässt, sollten sich hier die Freunde einer härteren Gangart mit einem Faible für angezerrte Röhrensounds angesprochen fühlen. Und was die aufstrebende Firma aus Omsk in Sibirien an Features in den handlichen Bass-Preamp hineingepackt hat, das kann sich durchaus sehen lassen.


Das sind zum Beispiel zwei Kanäle mit den Bezeichnungen Clean und Drive, die nach Belieben gemischt werden können, jede Menge Filter zum Justieren des Sounds und eine Reihe von Anschlüssen inklusive Effektweg und Ausgang mit Boxensimulation. Kaum ein Anwendungsbereich, der zumindest nach der Papierform von unserem Kandidaten nicht abgedeckt werden könnte. Aber weil bekanntlich alle Theorie grau ist, begeben wir uns in die Praxis, weil nur die wirklich zählt.

DETAILS

Damit der BC-1 seine Arbeit aufnimmt, muss er mit 18 Volt gefüttert werden, und das kann wahlweise mit einem Netzteil oder zwei 9 Volt Blockbatterien geschehen – im Lieferumfang findet sich allerdings keines von beiden. Das Batteriefach sitzt nicht wie bei den meisten kompakten Bodeneffekten auf der Unter-, sondern an Rück- und Oberseite zwischen den beiden Fußschaltern. Zum Öffnen des silberfarbenen Metalldeckels mit Lüftungsschlitzen reicht die kleine Rändelschraube, Werkzeug braucht man keines. Das Gehäuse selbst ist aus stabilem Metall, schwarz, mit kleinen Gummifüßen ausgestattet und mit 13×10 cm klein genug, um im Gigbag zu verschwinden.

Auf der vorderen Hälfte der Oberseite hat AMT für Bodentreterverhältnisse ziemlich viele Bedienelemente untergebracht. Das hat zwar recht schmale Potis zur Folge, die aber mit einigermaßen schlanken Fingern dennoch gut zu bedienen sind, wobei die gummierte Oberfläche zusätzlich für eine griffige Haptik sorgt. Lediglich bei den kleinen Frequenzschaltern wird es etwas fummelig, aber die werden in der Regel auch nicht ständig verstellt.
Die oberste Reglerreihe mit fünf Potis ist komplett für den cleanen Kanal zuständig und rekrutiert sich aus einem Level-Regler für die Lautstärke, einem EQ mit High-, Mid- und Low-Bandregler und schließlich dem Gainregler für das Eingangssignal. Die zweite Reihe ist konsequenterweise für den Drive-Kanal reserviert und in der Regleranordnung mit dem cleanen Kanal identisch: links der Level-Regler für die Endlautstärke, dann besagter Dreiband-EQ und ganz rechts der Gain für den Eingangspegel – er ist in diesem Fall für den Grad der Verzerrung zuständig.

Damit bleibt noch die dritte Reihe mit zwei Potis und den vorhin erwähnten Frequenzschaltern. Der linke dieser beiden Schalter bietet mit 500Hz, 330Hz oder 230Hz drei Frequenzen, bei denen der Mittenregler des Drive-Kanal-EQs in seiner Eigenschaft als Notch- oder Kerbfilter schmalbandig zupacken kann und mit zunehmender Drehung nach links immer mehr Anteile dieser Frequenzbereiche ausfiltert. Der rechte Schalter bietet die Möglichkeit, bereits vor der Drive-Stufe wahlweise die Frequenzbereiche 700Hz oder 400Hz mit einem feststehenden Wert abzusenken. Der Volume-Regler in der dritten Reihe ist für die Endlautstärke des kompletten Gerätes zuständig, das Mischverhältnis zwischen den beiden Kanälen pegelt das Blend-Poti. Man ist also nicht auf einen Kanal festgelegt, sondern kann beispielsweise im Drive Modus das cleane Signal mit den entsprechenden EQ-Einstellungen hinzumischen.
Auf der anderen Hälfte der BC-1 Oberseite geht es vergleichsweise spartanisch zu, hier sitzen lediglich zwei stabile Fußtaster. Der linke dient dem Umschalten zwischen den zwei Kanälen, während der rechte mit Hi und Lo die Wahl zwischen zwei unterschiedlich empfindlichen Zerrstufen bietet. Zum Schutz der Regler vor unpräzisen Fußtritten sind Fußtaster- und Potibereich durch einen stabilen Metallbügel voneinander getrennt.

Auch zum Thema Konnektivität hat das russische Pedal zumindest für Bodeneffektverhältnisse einiges in petto, denn insgesamt sechs Klinkenbuchsen und ein Ctrl-Out warten auf die Verbindung mit Instrument, Amp oder anderen Peripheriegeräten. Auf der rechten Seite erhält der Bass Zugang per Input-Klinke, an die Send- und Return-Buchsen können Effektprozessoren eingeschleift werden. Alle Ausgänge sind auf der linken Gehäuseseite zu finden, so der Output für die „normale“ Verwendung des Pedals zwischen Bass und Bassanlage im Livebetrieb. Zum Aufnehmen oder für die Verbindung mit einem Mixer hat AMT wahlweise einen Ausgang mit einer Boxensimulation vorgesehen. Wer den BC-1 also in einer solchen Situation mit einem symmetrischen Eingang verbinden will, der verwendet dafür die Klinkenbuchse mit der Bezeichnung DI-Out. An den CTRL-Out kann ein MIDI-Fußschalter wie beispielsweise der AMT FS-2MIDI angeschlossen werden, um damit ein midifähiges Peripheriegerät einbinden und bedienen zu können.

PRAXIS

Meine erste Amtshandlung ist das Bestücken des BC-1 mit zwei 9 Volt Blockbatterien, wobei sich bereits mein erster und hoffentlich letzter Kritikpunkt an dem Pedal zeigt. Das Problem ist nicht das Einlegen der Batterien, denn mit der Rändelschraube ist der Deckel schnell geöffnet und die Batterien komfortabel platziert. Es ist die Tatsache, dass die Pole direkt auf die fest an kleinen Platinen verlöteten Gegenstücke aufgesteckt werden müssen und dann so stramm sitzen, dass man Angst haben muss, beim Herausnehmen die Elektronik zu beschädigen.

Hier sollte sich AMT eine anwenderfreundlichere Lösung einfallen lassen. Oder man weitet vorher die Polaufnehmer mit geeignetem Werkzeug, damit der Batteriewechsel geschmeidig vonstattengeht und das Gerät nicht darunter leidet. Aber das ist eine Aktion auf eigene Gefahr und eigentlich nicht Sinn der Sache, denn sie verträgt sich auch nicht mit der Gerätegarantie.
Doch nun zum Wichtigsten, dem Sound des russischen Treters. Zuerst wende ich mich dem Clean-Kanal zu und stelle beim Aufnehmen der Audiofiles fest, dass sich der Sound aus dem „Cab Sim“-Ausgang überraschenderweise nicht großartig vom Direktsignal aus dem neutralen Di-Out unterscheidet. Der „Cab Sim“-Sound ist in meinen Ohren etwas indirekter und luftiger, aus beiden Ausgängen kommt aber ein fetter, etwas mittengescoopter Ton, der durchaus an den Klang von großen und berühmten Bassanlagen aus Amerika erinnert.

Audio Samples
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Clean Channel D.I.-Out Clean Channel Cab.-Sim.

„Clean“ bedeutet also im Falle des BC-1 nicht möglichst neutral und ausgewogen, sondern lediglich ohne Zerre. Der Sound des Preamps geht deutlich in Vintage- oder Rock-Richtung und verträgt sich deshalb blendend mit entsprechenden Instrumenten im Fenderstil. Mit meinem passiven Jazzbass war der cleane Kanal auch mit aufgedrehtem Gain nicht zum Zerren bringen, er klang zwar leicht komprimiert, blieb aber dennoch auf der sauberen und transparenten Seite. Kein Problem, denn für den Schmutz ist ja der Drive-Kanal zuständig. Und mit ihm geht wirklich alles, von leicht angezerrt „crunchy“ im Lo-Modus bis zu den wildesten Overdrive-Leadsounds im Hi-Modus, der in puncto Zerre noch eine Schippe drauflegt.

Audio Samples
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Drive Channel Hi-Modus Drive Channel Lo-Modus

Maßgeblich mitverantwortlich für die Soundvielfalt sind ohne Zweifel auch die zahlreichen Filtermöglichkeiten am BC-1. Man kann damit nicht nur sehr gezielt nervige Frequenzen ausfiltern, die sich gerade bei stark verzerrten Sounds in den Vordergrund drängen, sondern auch aggressive und experimentelle Leadsound erzeugen, um bei Soloeinlagen zu glänzen. Mir persönlich wäre beim Mitten-Notch-Schalter eine etwas höhere Frequenz um die 800Hz sehr gelegen gekommen, um nölende Hochmitten zu eliminieren, beispielsweise mit einer Wahlmöglichkeit zwischen 230Hz, 500Hz und 800Hz. Nichtsdestotrotz, der EQ arbeitet effektiv und absolut praxistauglich. Sehr nützlich finde ich auch den Blend-Regler zum Mischen der beiden Kanäle. Erfreulicherweise versuppt das BC-1 den Low-End Bereich bei leichten bis mittleren Zerreinstellungen überhaupt nicht, der Sound bleibt fett und wuchtig. Bei stärkeren Overdrive-Sounds hat es aber durchaus seinen Reiz, den cleanen Kanal etwas hinzuzumischen, das Klangbild wird dadurch gestützt, wirkt tiefer und erhält eine zusätzliche Dimension.

FAZIT

Das AMT BC-1 Pedal ist ein hervorragender Preamp für Basser, die sich soundmäßig eher in der Vintage- oder Rock-Ecke zu Hause fühlen. Es beherrscht sämtliche Sounds von Clean bis Overdrive inklusive aller Zwischenschattierungen und bewahrt, zumindest bei praxistauglichen Einstellungen, Fundament und Durchsetzungskraft. Zum Schnäppchenpreis gibt es den russischen Bodentreter allerdings nicht, bei der gebotenen Ausstattung mit effektiven Filtern und zahlreichen Anschlussmöglichkeiten hat das aber durchaus seinen Grund, darüber hinaus ist die Verarbeitung sehr ordentlich und das Gerät wirklich robust. Meckern kann ich nur über die schwer herausnehmbaren, weil zu festsitzenden Batterien.

Technische Spezifikationen
  • Hersteller: AMT
  • Modell: BC-1 Basspreamp Pedal
  • Land: Russland
  • Regler: Clean Kanal: Level,Hi,Mid,Lo,Gain Drive Kanal: Level,Hi,Mid,Lo,Gain
  • Blend,Volume
  • Schalter/Taster: Freq Notch, Pre Notch, Drive, Hi/Lo
  • Anschlüsse: Input, FX Send/Return, Output, Cab Sim Out, Di-Out, Ctrl-Out, Netz 18Volt
  • Masse: 127x59x106mm
  • Gewicht: 0,47kg
  • Preis: € 259,- (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • guter Vintage- / Rocksound mit Röhrencharakter
  • Flexibilität, zahllose Soundmöglichkeiten
  • Mischmöglichkeit beider Kanäle
  • Verarbeitung
  • viele Anschlüsse und Ausgänge für verschiedene Anwendungsbereiche
Contra
  • Batterien sitzen zu fest, Gefahr der Beschädigung beim Batteriewechsel
Artikelbild
AMT BC-1 Test
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