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Ampeg SVT-8 PRO Test

Ampeg ist mit seiner SVT-PRO Serie bereits einen langen Weg gegangen und hat nie aufgehört, die  gesammelten Erfahrungen in neue Produkte einfließen zu lassen. Zuerst hat man versucht, mit dem „PRO-2“ den klassischen Vollröhren-SVT in ein 19“-Rackdesign zu packen und mit einem grafischen EQ zu kombinieren. Dann ist man zu Hybridlösungen mit Transistor-Endstufen und verschiedenen Röhrenvorstufen- und alternativen EQ-Typen übergegangen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Einige Lösungen, wie der SVT-6 PRO, ausgestattet mit einem vierbandigen, semiparametrischen Mitten-EQ, konnten die Gunst der Masse weniger erringen als andere, obwohl sie  absolut vorzeigefähig in puncto Sound und Leistung sind. Der SVT-4 PRO beispielsweise erfreut sich bis heute immer noch großer Beliebtheit.

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Details

Optisch bleibt man sich auch bei diesem neusten Exemplar der SVT-PRO-Serie treu. Schwarz eloxierte Frontblende mit mächtigen Metalltragebügeln, grau emailliertes Bedienfeld mit weißer Beschriftung und schwarzen Metallreglern sowie die klassischen Drucktasten für die Schnellanwahl bestimmter Klangfilter: Alles, wie man es gewohnt ist. Man erkennt auch Meilen entfernt das typische „PRO“-Design. Ampeg-Fans wissen das sicherlich zu schätzen. Tradition verpflichtet offenbar.
Diesbezüglich erscheint die Aufschrift „Made in Korea“ auf der Rückseite etwas befremdlich, speziell bei einem hochpreisigen Produkt wie dem SVT-8 PRO. Birgt doch gerade die Marke Ampeg immer noch einen kleinen Hauch vom „American Dream“, im Sinne einer Harley Davidson für Bassisten, den man nicht zuletzt auf Kundendruck hin versucht hatte, im Jahr 2010 durch die Heritage Serie bei den Vollröhren SVTs wiederzubeleben. Andererseits weiß man auch in den USA asiatische Perfektion und Kosteneffizienz bei der Herstellung zu schätzen und wird daher nicht von der Produktion in Asien abrücken. Hatte Ampeg nach dem Verkauf an das Finanzkonsortium Loud Technologies anfänglich auch tatsächlich noch Qualitätsprobleme durch die Verlagerung der Produktion nach Fernost, haben sich diese mittlerweile definitiv gebessert. Nebenbei bemerkt waren auch die US-Modelle beizeiten nicht ohne Makel, doch dies nur als Randnotiz.

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Zwei Höheneinheiten umfasst der Rackeinschub. Eine Höheneinheit wird frontseitig von Lüftungsschlitzen bestimmt, die dafür sorgen, dass genügend Luft das Gehäuseinnere durchzieht, wofür zusätzlich ein leider relativ lauter Lüfter Einsatz findet. Weitere Lüftungsöffnungen befinden sich an den Gehäuseseiten. Der Instrumenteneingang wird um einem Pad-Schalter für eine Eingangsabsenkung und einen Mute-Schalter bereichert. Diese heilige Dreifaltigkeit „Input/Pad-/Mute-Schalter“ existiert bei allen Ampeg SVT-PRO-Geräten, allerdings ist die Absenkung der Eingangsempfindlichkeit bei den Vorgängern des 8-PRO  standardisiert bei -15 dB angesetzt, während der Pad-Schalter des PRO-8 nur um -12 dB absenkt.Neben dem Gainregler zur Regelung der Eingangsempfindlichkeit befindet sich eine Peak-LED, die nur gelegentlich bei Pegelspitzen aufleuchten sollte, wenn man den Eingangspegel der Vorstufe einstellt. Ab hier beginnt die Klangregelung, die Nutzern der SVP-Classic-Vorstufe vertraut erscheinen dürfte – denn sie wurde als Basis für den SVT-8 PRO verwendet. Drei Vorstufenröhren befinden sich in diesem Preamp: Zwei 12AX7 und eine 12AU7.

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Die Vorstufe weist einige Besonderheiten auf. Zunächst finden wir einen Fünffach-Drehschalter mit der Bezeichnung „Ultra Low“. Die Schalterstellungen werden durch Ziffern 1-5 angezeigt:
1 = Bypass. In dieser Stellung hat der Schalter keine Wirkung auf den Sound.
2 = Sub Cut. In dieser Stellung wird ein Low-Cut-Filter eingefügt, das Tiefbassfrequenzen abschneidet.
3 = Low Cut Classic. Hier wird das Low-Cut-Filter eingesetzt, welches sich in den SVTs der Classic Serie befindet.
4 = Ultra Low Classic. Bei dieser Schalterstellung werden Tiefbässe angehoben, wie es angeblich den SVT Verstärkern der Ur-Generation entspricht.
5 = Ultra Low Modern. Hier werden die Tiefbässe noch stärker angehoben als in der Stellung 4.
Danach folgt im Prinzip die klassische SVT Klangregelung: Zwei Druckschalter aktivieren die Filter „Bright“ (für einen 6dB-Boost der Frequenzen um 3 kHz) und „Ultra High“ (für einen 16dB-Boost der Frequenzen um 8 kHz). Besonders gut eigenen sich diese Filter, wenn man sie in Verbindung mit Plektrum- oder Slaptechniken verwendet, um den „Knack“ im Sound zu erhöhen. Ebenfalls vorhanden ist eine Dreiband-Klangregelung. Die Mitten sind Ampeg-typisch ebenfalls mit einem FünffachDrehschalter versehen, der fünf unterschiedliche Center-Frequenzen für den Mittenregler zur Auswahl stellt: 220, 450, 800,1600 Hz und 3000 Hz. Der Regelbereich der Mitten liegt bei stattlichen -/+ 20dB, Die Bässe mit einer Centerfrequenz um 20 Hz liegen im Regelbereich -13/+17 dB und bei den Höhen um 7kHz bei -20/+18dB.

Nun folgt eine Sektion mit der Beschriftung „Power Reduction“ mit zwei Potis „Drive“ und „Power“ sowie einer Anzeige-LED „On“. Man hat dem SVT-8 PRO einen Schaltkreis spendiert, mit dessen Hilfe man das Klangverhalten einer Röhrenendstufe simulieren kann, ohne dass diese zwingend laut gefahren werden muss, so wie man es von den alten SVT Verstärkern ohne Master Volumen kennt. Erst ab einem bestimmten Pegel fangen Röhrenendstufen an, ihren vollen, warmen und leicht bis stärker verzerrten Sound zu entfalten. Mit der „Power Reduction“-Funktion soll man dieses Klangphänomen in jeder beliebigen Lautstärke erzielen können. Aktiviert wird der Schaltkreis durch Herausziehen des linken Potis „Drive“. Zur Verdeutlichung des Push-Pull-Mechanismus steht unter der Beschriftung „Drive“ zusätzlich der Hinweis „Pull On“. Sobald der Schalter aktiviert ist, leuchtet eine gelbe LED auf, die anzeigt, dass der Schaltkreis nun aktiv ist. Power Reduction und Mute lassen sich optional auch per Fußschalter fernbedienen. Ganz rechts befinden sich noch Master-Volume und Netzschalter. Eine LED Anzeige leuchtet, wenn der Verstärker angeschaltet ist. Eine weitere LED wird nur dann aktiv, wenn der interne, stets aktive Endstufen-Limiter anspringt. Darüber hinaus bietet der SVT-8 PRO eine interne Schutzschaltung, sollten Probleme auftauchen. Wenn diese aktiviert wird, so wird der Verstärker stummgeschaltet und dies durch eine „Fault“-LED angezeigt. Sollte das Problem nur temporär sein, wie zum Beispiel durch vorübergehende Überhitzung, so kann der Verstärker ca. 10 Sekunden nach Ausschalten des Netzschalters wieder in Betrieb genommen werden. Ist das nicht möglich, liegt ein Fall für die Servicewerkstatt vor.

Die Ansicht der Rückseite gestaltet sich recht übersichtlich. Unter dem Steckanschluss für das Netzkabel, das das integrierte Schaltnetzteil (110 – 240 V) bedient, sitzt ein Unterbrecherkontakt, der bei Überlastungen herausspringt, um den Amp vor Beschädigungen zu schützen. Sollte dies jemals der Fall sein, dürfte man dann den Amp auch an seine absolute Leistungsgrenze gebracht haben. Der Unterbrecherschalter lässt sich wieder hereindrücken und sofern kein dauerhafter Schaden vorliegt lässt sich der Verstärker wie gewohnt weiter verwenden.

Der obligatorische XLR-DI-Ausgang verfügt über einen nicht minder obligatorischen Groundlift-Schalter und die Option, das Signal vor  oder hinter der Röhrenvorstufe abzugreifen. Weiterhin finden wir sechs 6,3mm-Klinkenanschlüsse:
– Tuner Out für den Anschluss eines Stimmgerätes, vorrangig interessant im Rackbetrieb. Der Tuner-Ausgang bleibt auch nach anwählen des Mute-Schalters aktiv, so das stumm gestimmt werden kann.
– Footswitch dient dem Anschluss eines zweikanaligen Fußschalters für die Fernbedienung der Funktionen „Mute“ und „Power Reduction“.
– Effects Loop Send: An dieser Buchse greift man das Vorstufensignal hinter der Klangregelung ab, um es in den seriellen Monoeffektweg einzuschleifen.
– Effects Loop Return: Hier wird das Signal nach der verwendeten Effektkette in den Verstärker zurückgeführt. Entscheidend ist, dass der Effektweg hinter der Klangregelung sitzt. Wer also einen Compressor oder weitere dynamikabhängige Effekte einsetzen will, sollte beachten, dass Veränderungen an der Klangregelung auch direkt die Dynamik dieser Effekte beeinflusst.
– Preamp Out: Über diese Buchse kann das Vorstufensignal an eine weitere Endstufe, externes Mischpult, etc. weitergegeben werden.
– Preamp In: Hier kann ein externer Preamp an die Endstufe des PRO-8 angeschlossen werden. Zu beachten ist hierbei, dass der interne Preamp dann von der Signalkette getrennt wird. Man kann also nicht gleichzeitig den Preamp des SVT-8 PRO nutzen und parallel ein weiteres Signal über die „Preamp In“ Buchse in den Verstärker schicken. Es existiert kein Parallelanschluss, über den man eine etwaige Drummachine, Playbacks oder ähnliches einspeisen könnte.
Zuletzt finden sich zwei Speakon-Ausgangsbuchsen für den Anschluss der Lautsprecher auf der rechten Seite des Backpanels. Der Amp liefert 2500 Watt RMS an 2 Ohm und 1300 Watt an 4 Ohm (in dieser Konstellation wurde der Amp getestet).
An 8 Ohm liefert die Endstufe immer noch 800 Watt, diesen Wert hat man aber auf dem Verstärker selbst nicht mehr angegeben. Man empfiehlt seitens Ampeg die Nutzung mit 2- oder 4-Ohm-Boxen, um in den vollen Genuss der Leistungsreserven zu kommen. Über dies hinaus wirkt die Aufschrift einer Zahl unter 1000 möglicherweise abschreckend auf Käufer. Mit der Angabe von Wattzahlen verhält es sich mittlerweile ein wenig so wie mit populären „all inclusive“ Angeboten. Hauptsache, der Käufer weiss, was er alles für den Preis bekommen könnte, selbst wenn er gleichzeitig niemals die Möglichkeit hat, alles voll auszuschöpfen.
Wie dem auch sei, im Gegensatz zu Vollröhrenamps, die bei 200 Watt schon die Schmerzgrenze des Gehörs überschreiten können, ist es im Bassverstärkerbereich vor allem die saubere Verarbeitung von Impuls-, bzw. Dynamikspitzen, die Transistorendstufen zwingend höher dimensioniert ausfallen lassen, will man eben nicht riskieren, dass eine Endstufe schon bei geringen oder mittleren Lautstärken in den Clippingbereich gerät. Da hat man sich also nun bei Ampeg gesagt: Mehr Reserve muss her! Wir hören mal rein…

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Praxis

Mit knapp 10 kg ist der Transport des SVT-8 PRO absolut kein Problem. Das Argument „Ampeg ist mir zu schwer“ zieht also nicht mehr. Auch das Argument der persönlich wahrgenommen mangelnden Leistung der Transistorgeneration gegenüber den Röhrenkollegen verliert angesichts der bereitgestellten Reserven an Bedeutsamkeit.
Der erste spannende Moment, wenn man solch ein leistungsstarkes Aggregat an das Netz anschliesst, kommt immer dann, wenn man den Netzschalter betätigt und hofft, dass die Haussicherung hält. Im Falle des SVT-8 PRO hat die Sicherung des Testraumes auch mehrere Einschaltversuche ertragen, wenngleich man am Raumlicht deutlich ein kurzzeitiges Absinken der Spannung während des Einschaltvorganges wahrnehmen konnte. In einem Proberaum mit vielen angeschlossenen Verbrauchern könnte es daher empfehlenswert sein, den SVT-8 PRO als ersten Verbraucher in der Kette anzuschalten.

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Sofort beginnt der Lüfter sein Werk, was mich ein wenig verblüfft, denn in dieser Preis- und Leistungskategorie hätte ich mir einen dynamischen Lüfter gewünscht, der nur dann anspringt, wenn er gebraucht wird und nicht unbedingt nonstop durchrennt – zumal es mittlerweile durchaus geräuschärmere Lüfter auf dem Markt gibt. Angesichts der offerierten Lautstärkereserven geht man bei Ampeg offensichtlich davon aus, das das Lüftergeräusch in Relation zur verwendeten Lautstärke marginal ist. Das ist es zwar auch, jedoch kann es mitunter im Studio oder Proberaum extrem nerven, speziell, wenn der Amp in er Ruhephase ist und eigentlich gar keine oder nur noch geringe Kühlung benötigen würde. Das Lüftergeräusch ist seit Jahren einer der häufigsten Kritikpunkte, den man in Foreneinträgen findet. Es wäre eigentlich an der Zeit, seitens Ampeg endlich den Kundenwunsch nach leiseren Lüftern zu erfüllen.
Ansonsten ist die Nutzung sehr intuitiv. Die Eingangsempfindlichkeit über den Gainregler ist schnell erledigt. Der Eingang verhält sich sehr tolerant und eine Absenkung mit dem Pad-Schalter ist selbst bei aktiven Bässen nicht unbedingt notwendig, wohl aber hilfreich, wenn man einen möglichst cleanen Sound anstrebt.
Für einen Test ist natürlich sowohl der Sound des gesamten Verstärkers über eine Box als auch der isolierte Sound des Preamps über den DI Ausgang interessant. Insbesondere ist das beim PRO-8 der Fall, weil die Vorstufe/Klangregelung auf dem Design des SVP-Classic-Preamps aufgebaut ist, der durchaus gerne auch Verwendung in Tonstudios findet.
Ich habe im folgenden Beispiel einen passiven, 5-saitigen-Jazzbass gewählt. Das DI Signal wirkt satt und breit, nicht verschwommen, hat aber schon einen enormen Bassanteil – die Bässe in der Klangregelung wirken sehr effektiv.

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DI-Signal Fünfsaiter

Hört man nun das Speakersignal der für diesen Test verwendeten Ampeg 4×10“ BXT (4 Ohm), so kommen wir in den Genuss durchsetzungsfreudiger Mitten, die voluminösen Bässe des DI-Signals sind hier nicht so stark vertreten. Hier findet die größte Aktivität zwischen 90 und 250 Hz statt. Bei einer 8×10“-Box dürfte der Tiefbassanteil entsprechend stärker ausfallen, vor allem bei entsprechend größerer Entfernung von der Box ab 1,5 Meter.

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Speaker-Signal Fünfsaiter

Ich bin von der Qualität des PRO-8 DI-Signals recht angetan. Nebengeräusche kann ich keine ausmachen und das Signal klingt warm, voluminös, obertonreich: Alles typische Ampeg-Soundattribute, die so unverwechselbar klingen.
Sehr spannend finde ich den Fünffach-Schalter „Ultra Low“, zunächst im Preset 2:

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“Ultra-Low”-Preset 2

Die Unterschiede der Presets sind über die Box im Raum sehr gut zu hören. Die Unterschiede in den Presets „4“ und „5“ lassen sich nicht deutlich genug darstellen und daher lasse ich Preset „4“ hier weg. Sehr deutlich dagegen unterscheiden sich Presets 3 und 5 voneinander.
Peset 3 entspricht dem Setting des Ultra-Low-Schalters der Classic-Serie und in der Tat fühlt man sich sofort an den Sound dieser Boliden erinnert, sobald man den Schalter auf die Raste Nummer 3 dreht. Dahinter verbirgt sich eine breitbandige Tiefmittenabsenkung bei ca. 200Hz.

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“Ultra-Low”-Preset 3

Preset „5“ geht noch einen Schritt weiter und bietet einem letztlich ein volle Breitseite Subbass durch eine Anhebung des 30Hz Bereiches. Hier hören wir in drei getrennten Beispielen, wie sich der Sound bei diesem Preset „5“ verhält:

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“Ultra-Low”-Preset 5 DI-Signal “Ultra-Low”-Preset 5 SM57 “Ultra-Low”-Preset 5 SM57 und DI kombiniert

Der Schalter für die „Ultra Low“-Funktion hat eine Eigenschaft, die man bedenken sollte: Schaltet man die Presets um, wird der Ton kurz unterbrochen.
Die Klangregelung für Höhen, Mitten und Bässe besitzt die Ampeg-eigene Mittenregelung, bei der man per Drehschalter zwischen fünf verschiedenen Centerfrequenzen wählen kann, die dann mit dem Mittenregler (mit voreingestelltem, relativ breiten Q-Faktor) abgesenkt oder angehoben werden können. Sie ist für nahezu alle Bedürfnisse ausreichend. In Verbindung zu den „Ultra Low“-Presets kann man den Bassregler des 3-Band-EQs unter Umständen, in Mittelstellung belassen – wie den Höhenregler. Bezüglich der Mitten hat es sich für fast alle Sounds gut bewährt, die Presetstellung 3 für den Frequenzbereich um 800Hz zu wählen und diesen abzusenken. Jedoch bietet die Mittenregelung sehr viel Spielraum für ganz  unterschiedliche Soundvarianten, was nicht zuletzt auch eine Frage der Boxenauswahl ist.
Als nächstes widmen wir uns den Filtersektionen „Bright“ und „Ultra High“. Der Druckschalter „Bright“ hebt die Höhen um 3 kHz steilflankig um 6 dB an. Das ist ein Frequenzbereich, die man im Bassignal gerne mit „Knack“ umschreibt.
Hier hören wir ein Beispiel mit Plektrum ohne zusätzliches Filter, allerdings mit dem Höhenregler der Klangregelung bereits leicht angehobenen Höhen:

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Schalter off

Und hier das gleiche Beispiel mit „Bright“-Filter. Der „Knack“ nimmt deutlich zu.

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Bright on

Der Schalter „Ultra High“ hebt die Höhen bei 8 kHz um 16 dB an, was man wiederum lautsprachlich mit „Hiss“ benennen könnte. Dieser „Hiss“-Effekt bei Filter „Ultra High“ kann im folgenden Klangbeispiel nur vom vorhergehenden „Bright“-Effekt unterschieden werden, wenn das Audiofile auf Kopfhörern oder Boxen wiedergegeben wird, die diese Feinheiten auch abbilden können. Im Aufnahmeraum selbst, mit einer Bass-Box, die über einen Hochtöner verfügt, ist der Effekt überdeutlich. Überhaupt wird man den Einsatz dieser Höhenfilter bei der gleichzeitigen Verwendung von Bassboxen mit integriertem Hochtonsystem wahrscheinlich als übertrieben empfinden. Bei 10“-Systemen ohne Hochtöner klingen sie außergewöhnlich wirkungsvoll und in keiner Weise unangenehm. Hier das Beispiel mit dem „Ultra High“-Filter:

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Ultra High on

Kombiniert man beide Filter „Bright“ und „Ultra High“ miteinander, tritt der Effekt wieder deutlicher hervor.

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Ultra High und Bright on

Eine von Ampeg besonders hervorgehobene Innovation im SVT-8 PRO ist die „Power Reduction“-Funktion, mit deren Unterstützung man das Klangverhalten einer voll ausgelasteten Röhenendstufe simulieren können soll. Ein Vollröhrenverstärker klingt unterschiedlich, wenn er leise oder laut gespielt wird. Bei Verstärkern ohne Mastervolumen kann man nicht genau bestimmen, wie sich der Grad der Soundveränderung und zunehmenden Verzerrung zwischen Vor- und Endstufe verteilt. Bei Modellen mit Mastervolumen ist es leichter, das Phänomen zu beobachten. Der Amp klingt dann trotz gleicher Vorstufeneinstellung anders. Vor allem Gitarristen kennen diese Besonderheit und verwenden häufiger sogenannte „Power Soaks“, um auch bei geringeren Pegeln in den Genuss der warmen, voluminösen Endstufenzerrung zu kommen.
Nun ist der SVT-8 PRO ein Hybridverstärker mit Röhrenvorstufe, aber einer Transistorendstufe. Um ihm einen Toncharakter eines Vollröhren-SVT zu spendieren, hat man einen Schaltkreis entworfen, der diesem Ziel etwas näher kommt. Ich finde, es ist Ampeg durchaus gelungen, eine Illusion in Richtung Röhrenendstufe zu erzeugen, wenngleich man ein wenig experimentieren muss, damit sie nicht wie ein banaler Verzerrer klingt. Pure Verzerrung kann man auch mit dem Übersteuern der Eingangsstufe erzielen. Hier geht es ja darum, den Sound der Vollröhren-SVTs zu imitieren. Man zieht hierfür das Push/Pull-Potentiometer des Drive-Reglers heraus, sollte aber dabei erst einmal den Power-Regler der Power-Reduction-Sektion auf Null setzen und dann allmählich an die Master-Lautstärke angleichen, die der Verstärker abgibt, wenn der Drive-Regler ausgeschaltet ist. So vermeidet man ungewollte Pegelgewitter.
Das überzeugendste Ergebnis erreicht man meiner Ansicht mit einer möglichst dezenten Verzerrung. So wie das folgende Beispiel klingt in etwa ein Vollröhren-SVT, der sehr weit aufgedreht ist.

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Power Reduction

Um in den vollen Genuss des Effektes zu kommen, muss man allerdings dafür im Raum vor der Box stehen. Wenn man die Augen schliesst, erliegt man in der Tat der Vollröhren-Illusion und ist überrascht, beim wieder öffnen der Augen nicht vor einem fetten Ampeg-Turm zu stehen. Man wird diese Funktion vorrangig verwenden, wenn man sich im Stilbereich von Rockmusik bewegt, das steht ausser Frage. Aber genau hier hat Ampeg ja schon immer auch seine klangliche und optische Kernausrichtung betrieben.
Wenn es etwas moderner klingen soll, wird man die Power-Reduction-Funktion eher ausgeschaltet lassen. So lassen sich auch dynamikstarke, cleane Sounds verwirklichen, wie man in den vorangehenden Beispielen hören kann. Im letzten Beispiel klingt ein Slapbass ohne zusätzliche Filter, lediglich mit leicht angehobenen Bässen und Höhen und abgesenkten Mitten bei 800 Hz.

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Slap-Bass

Auch beim Slapbass behält der Verstärker seine persönliche Ampeg-Note. Ich persönlich mag das. Der Verstärker besitzt unverwechselbaren Charakter.

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Fazit

Mit dem SVT-8 PRO hat Ampeg geschafft, das Hybridverstärker-Konzept der PRO-Serie auf eine neue Stufe zu heben. Heben kann man das 2500 Watt starke Topteil wider Erwarten ohne Anstrengung, denn es wiegt gerade einmal 10 kg. Bis zu 4 Ohm reichen die Reserven der Endstufe mit 1300 Watt auch bei hoher Lautstärke völlig aus, um harte Dynamikspitzen souverän zu verarbeiten. Die Röhrenvorstufe überzeugt mich auf ganzer Linie, speziell die Wiedergabe der Tiefbässe ist unschlagbar. Das Handling ist intuitiv und der Sound besitzt Volumen, Wärme und Durchsetzungskraft. Die neue Power-Reduction-Funktion zur Simulation von Endstufenzerrung kann vergessen lassen, dass es sich um einen Hybridamp handelt. Der Verstärker besitzt unverwechselbaren Charakter und wer Ampeg liebt, der wird auch diesen Verstärker schnell in sein Herz schließen – leider aber auch sein Portemonnaie sehr weit öffnen müssen. Bei diesem Preis hätte ich mir einen leiseren Lüfter gewünscht und etwas hochwertigeren Drehschalter für die Ultra-Low Filter. Man mag das Festhalten von Ampeg an antiquarischen Bauteilen charmant finden, doch dort, wo sie jedoch für den Sound irrelevant sind und für den Komfort entscheidend, wäre es in dieser Preiskategorie eine nette Geste, zugunsten des Käufers endlich einmal umzudenken. Dennoch ist eines sicher: Der Ampeg SVT Pro-8 wird fortan zurecht auf Backlineanforderungen vieler, grosser Tourneeacts auftauchen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • vertrauter Ampeg Sound gepaart mit geringem Gewicht und überdimensionaler Leistung
  • viele Filtermöglichkeiten für Schnellzugriff
  • hervorragende Röhrenvorstufe, die auch im DI-Ausgang isoliert sehr gut klingt.
  • intuitive Bedienung
  • Qualität der Röhrenendstufen-Simulation
  • Mittenregulierung
Contra
  • lauter, ständig laufender und unregulierter Lüfter
Artikelbild
Ampeg SVT-8 PRO Test
Für 1.699,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Technische Daten:
  • Ausgangsleistung: 2.500 Watt RMS @ 2 Ohm, 1.300 Watt RMS @ 4 Ohm, 800 Watt RMS @ 8 Ohm
  • Klangregelung:
  • ULTRA LOW:
  • 1 = off
  • 2 = -3dB @ 30Hz
  • 3 = -3dB @ 200Hz
  • 4 = -20dB @ 600Hz
  • 5 = +9dB @ 30Hz
  • Ultra High: +16dB @ 8kHz
  • Bright: +6dB @ 3kHz
  • Bass: +17dB/-13dB @ 20Hz
  • Mid Freq: +/- 20dB @ 220Hz, 440Hz, 800Hz, 1,6kHz, 3kHz
  • Treble: +15/-20dB @ 7kHz
  • Gain: 74dB
  • Signal-/Rauschabstand: 80dB typisch
  • Vorstufen-Röhren: 2 x 12AX7; 1 x 12AU7
  • Stromversorgung: 100-240V Wechselstrom, 50/60Hz, 380W
  • Maße (B x H x T): 48,26 x 8,89 x 35,56 cm
  • Gewicht: 10,43 kg
  • Preis € 3330,- (UVP)
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Steve sagt:

#1 - 19.10.2012 um 13:32 Uhr

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Ich muss eurer Seite ein ganz großes Kompliment machen. Endlich mal Test von Leuten die wissen wovon sie sprechen. Ich habe das SVT 8Pro Top selber und kann dem Autor in jedem Punkt zustimmen. Weiter so. Das macht Spass.

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