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American Audio VMS4 Test

American Audio rüsten ihr Controller-Portfolio auf. Nach den MIDI-fähigen Tabletops der Radius Serie und Rackmounter DP2 schicken sie nun ihr neuestes Tüftelwerk VMS4 in den Ring. Die Velocity MIDI Station ist eine Kombination aus einem digitalen 4-Kanal-Mischpult und einem MIDI-Controller mit integriertem Interface. Das bedeutet, sie kann sowohl externes Equipment, wie Plattenspieler oder CD-Player als auch Musik direkt vom Rechner ins Set einbinden, oder eine digitale Vierdeck-Performance a´la Traktor-Pro spielen. Zu den Ausstattungsmerkmalen gehören Phono-/Linevorverstärker, Mikrofoneingänge, XLR-Ausgänge, Faderstart-Technologie, austauschbare Fader, einstellbare Crossfaderkurven, separate 3-Band-Klangregelungen für Mikrofon und Kanäle. Auch an symmetrische XLR-Ausgänge für den professionellen Anwender wurde gedacht.

American_Audio_VMS4


Doch das ist noch nicht alles. Berührungsempfindliche Jogwheels, Touchslider, -button und -pad sowie zahlreiche MIDI-Regler und -Tasten steuern auf Wunsch auch das beigelegte Mixprogramm VDJ6LE oder alternative Software. Es gibt zwar bereits Konsolen, die für eine Vierdeck-Performance ausgelegt sind, wie der Xone:DX (1299 Euro), ein PC-unabhängiger Betrieb ist jedoch eher teureren Konstruktionen wie dem Xone4:D (1899 Euro) vorbehalten. Und was verlangt American-Audio für einen VMS4, der sich im Zentrum eines DJ-Setups im Partykeller, in der rollenden Disco oder im Kiezclub positionieren will und dort vielleicht sogar den DJ-Mixer ersetzen könnte? Die Antwort ist 399 Euro (Street, 519 Euro UVP). Zwick mich mal, bevor es losgeht!
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Details

Erster Eindruck
Der Controller ist ein echtes Schwergewicht, wahrlich nichts für den Rucksack. Zumindest findet er weder im Ortofon DJ-Bag, noch im Namba Remix-Pack Platz. Das soll schon was heißen. Wer adäquates Transportgerät sucht, braucht aber nicht zu verzweifeln. Eine übergroße Laptoptasche (ab 19 Zoll) kann helfen und es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis ein passgenaues Flightcase für Stage-DJs und die rollende Disco bereitsteht. Das dunkle Konsolen-Design ist schlicht und zeitlos, das Layout controllertypisch symmetrisch. Trotz seiner vielen Bedienelemente wirkt VMS4 auch im dicht besiedelten Zentrum nicht wirklich überladen. Die gummierten Potis haben ausreichend Luft zum Atmen und besitzen eine rastende Mittenstellung. Für meinen Geschmack sind sie aber ein wenig zu leichtgängig und können sich eines gewissen Plastiklooks nicht erwehren. Gut gelungen ist allerdings die beleuchtete Kerbe in Nullstellung. Sie sorgt für Überblick und Sicherheit. Die Fader gleiten sanft, könnten aber ruhig 10 mm länger sein, um während einer Multideck-Akrobatik mit Loops und Effekten akkurater zu mixen. Beleuchtete Gummibuttons funktionaler Größen lösen vollflächig aus, da ist kein Zielwasser nötig. Auf den Ecken sitzen dicke Stoßfänger gegen Beschädigungen. Sehr schön. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Klappdeckel, damit der gute Junge im DJ- oder Tonstudio, der Tanzschule oder im Webcast-Studio nicht zustaubt. Aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden. Solange helfen Soft-Dustcover weiter.

American_Audio_VMS4_Stossfanger

Insgesamt bringt das Entwicklungsteam von American Audio auf einer Fläche von 48 x 30 cm 50 MIDI-fähige Buttons, 34 Drehregler, 4 Encoder, 7 Fader, 2 Jogwheels, ein Touchpad, zwei Touch-Buttons und zwei berührungsempfindliche Touchslider unter. Ein Teil der Bedienelemente kann per Shifttaste doppelt belegt werden. Dazu gesellen sich 6 Switches ohne MIDI-Funktion. Zum Lieferumfang gehören Netzteil, USB-Kabel, Programm-CD, Werbebrschüre, sowie ein 10 Euro Verrechnungsgutschein für ein angepasstes Faceplate. Doch dazu später mehr.

American_Audio_VMS4_Lieferumfag

Interface
Damit auf dem DJ-Pult sowenig Kabelsalat wie möglich entsteht, platzieren die Entwickler alle Schnittstellen, bis auf den Kopfhörerausgang an der Rückseite. Netzteilbuchse, Power-Switch und USB sorgen für Betriebsbereitschaft. Zwei Stereo-Cinch-Paare für Booth- und Master-Out, letztgenannter ist auch als XLR vorhanden, beschallen Publikum und Kanzel. Eingangseitig stehen vier MIDILOG (MIDI & Analog) Cinchpaare bereit. Die Kanäle eins und zwei verfügen über Phono-/Lineschalter samt Erdungsschrauben, drei und vier hingegen sind ausschließlich auf die Verarbeitung von Linesignalen ausgelegt. Am äußeren rechten Rand bringen zwei Mikrofoneingänge als XLR-Klinken-Kombo redselige Naturen in Stimmung. Die A/D-Wandler arbeiten mit einer Auflösung von 24-Bit und einer Abtastrate von 48 kHz. Die Phonopreamps klingen für die Preisklasse anständig. Die Soundqualität ist insgesamt als ausgewogen zu bezeichnen. Naturgemäß kommt es je nach Zuspieler zu Pegelunterschieden.

Das USB-Interface bringt leider nur 16 Bit bei 44,1 kHz. Schade. Es gibt zwei Latenzmodi. Der Standard-Modus arbeitet mit 10 ms, der Turbomodus wird seitens des Herstellers mit 1 ms angegeben (!) Um den Turbomodus einzuschalten, muss der DJ vor dem Booten des Gerätes die Tasten CUE, PLAY und PAUSE auf der linken Seite der Konsole gleichzeitig betätigen. Falls der Computer unter den Mindestanforderungen liegt, oder Windows Vista zum Einsatz kommt, empfiehlt der Hersteller im Standard-Modus zu operieren. Die Funktionsweise der Soundkarte wird per Schalter an der Steuerhardware ausgewählt. In der Position 4-OUT werden die Audioströme der Software über die Kanäle 2 und 3 gesendet. Sie sind dann auch empfangsbereit. So lassen sich Soft-FX auf einströmende Musikstücke anwenden oder zeitcodierte Steuerbefehle für die Decks empfangen. Im 4OUT-Mode stehen zusätzlich die Kanäle 1 und 4 für externe Linezuspieler zur Verfügung.

Fotostrecke: 3 Bilder 4 oder 8? Das ist hier die Frage.

In der Stellung 8-OUT werden vier USB-Ausgabekanäle für eben so viele Softwaredecks aktiviert. Zusätzlich lassen sich die Mikrofoneingänge nutzen. Das Summensignal wird am Master ausgegeben. Alternativ können die Wege 1 und 4 Software-Decks einspeisen und die Busse 2 und 3 echte Schallplatten spielen. Ein Szenario, das sich-wenn man keine Effekte benötigt und mit dem Hardware EQ spielt – für den Gemischt-Betrieb vielleicht eher anbietet als ein mögliches Audio-Through-Deck. Falls auf der nächsten Multi-DJ Mashup-Party also wieder einmal sämtliche Register vom iPod, über CD und Vinyl bis hin zum digitalen Softwaremixing samt mikrofonbewaffneten MC gezogen werden – mit dem VMS4 ist die Integration kein Problem.

American_Audio_VMS4_Frontpanel

Der vorderseitige Kopfhörerausgang hat durchaus genug Dampf für kleinere Clubs, Partys oder Bars. In sehr lauten Umgebungen stört, dass er ab 3 Uhr zu zerren beginnt. In Anbetracht des Preises möchte ich jedoch anfügen, dass ich auch bei teureren Controllern schon weniger Lautstärke auf dem Kopfhörer hatte. Schade, dass es nicht für eine zusätzliche 3,5 Zoll-Buchse gereicht hat. Dann bräuchte man keine Adapter und gerade DJ-Teams könnten sich bei einem analog-digitalen Set richtig ins Zeug legen. Dafür gibt es aber zwei Mikrofon-Eingänge, was sicher nicht nur Moderatoren-Gespanne erfreuen wird. Nachfolgend hört ihr das Signal eines Shotgun-9600 Mikrofons. Die Frequenzregler stehen in Mittenstellung.

Auf eine Zertifizierung für Traktor oder Serato Scratch wurde verzichtet. Das bedeutet für den Besitzer: Will er einen VMS4 zusätzlich mit den Timecodes der zuvor genannte Programme einsetzen, ist definitiv ein weiteres Interface erforderlich. Im Falle von Traktor also ein Audio 4/8 DJ, bei Serato ein Rane SL1 oder SL3. Das macht natürlich die Vorteile einer solchen All-in-One Konstruktion auch wieder ein wenig zunichte. Mit VirtualDJ, Deckadance oder Mixxx hingegen ist auch der Timecode-Einsatz unter Verwendung des internen Interfaces möglich.

Mischpult
Im Herzen des VMS4 befindet sich das Mischpult. Vier 45-mm-Linefader legen den Kanalpegel fest. Das Master-VU Meter visualisiert den Vorgang mit 2 x 12 LEDs. Der besonders leichtgängige Crossfader besitzt eine stufenlose regulierbare Kurvencharakteristik mit Reversemode. Die Crossfader-Zuweisung erfolgt frei auf die Kanäle eins bis vier oder wird ganz ausgeschaltet.

Jedem Kanalzug steht ein unabhängiger 3-Band-EQ zur Verfügung. Der Hersteller gibt den Raum für das analoge Interface mit -100 bis +6 dB an. Im Standardverfahren, dem PRE-EQ-Modus wird das USB-Audiosignal durch die EQ des VMS4 geschickt. Im Post-EQ Mode arbeitet der DJ mit den internen Vertretern seines Mixprogrammes. Egal welche Betriebsart er wählt, der EQ greift im oberen Halbkreis sehr kräftig zu, im unteren hingegen kaum noch. In Traktor Pro etwa ist auf etwa weniger als 01 Uhr bereits 20 Prozent erreicht, bei 2 Uhr sind es bereits rund 70 Prozent, bei etwa 03 Uhr passiert kaum noch was – egal ob im positiven oder negativen Wertebereich. Das ist bedauerlich, denn es mangelt somit doch ein wenig an graziler Feinabstimmung. Zwischen den Equalizern passen Master und Booth Haupt- und Monitorlautstärke an. In ihrer Mitte ist ein Balance-Regler platziert. Vorgehört wird klassisch mit der CUE-Taste.

American_Audio_VMS4_EQ_Sektion

Decksektionen
Jede Decksektion ist in zwei Hauptbereiche unterteilt. Im unteren Abschnitt bilden CUE, PLAY und PAUSE die Transportsektion. Darüber ist ein 120-mm-Jogwheel platziert, das laut Herstellerangaben mit 2000 dpi arbeitet. Es besitzt eine geriffelte Auflagefläche im Lakritzschnecken-Design und einen Außenrand im klassischen Turntable-Look. Wenn der jetzt noch MK2-typisch beleuchtet wäre. Zum Wechseln des Betriebsmodus betätigt der DJ die entsprechende Schaltfläche.

American_Audio_VMS4_Transportsektion

Das Jogwheel kann dann unterschiedliche Funktionsweisen übernehmen – zum Beispiel Nudging. Wird das Rad unter VDJ während der Wiedergabe an seiner Außenseite im Uhrzeigersinn angestoßen, erhöht sich die Geschwindigkeit kurzzeitig auf bis zu Plus 100 Prozent erhöht. In umgekehrter Richtung wird das Tempo bis auf 0 verlangsamt. Drückt der User auf den Vinyl-Button, und dann auf den Plattenteller, ist der Scratchmodus aktiv. Alternativ spulen die Teller im Audiomaterial.

American_Audio_VMS4_Jogwheel

An den oberen Außenseiten geben 60-mm Pitchfader Kontrolle über die Geschwindigkeit eines digitalen Musikstückes, und zwar zehntelgenau. BEND +/- verändern das Tempo ebenfalls um maximal 100 Prozent. Direkt neben den Pitchfader ist eine Schaltfläche zur individuellen Festlegung des Regelintervalls untergebracht (6, 8, 10, 12, 20, 25, 33, 50 und 100 Prozent). SYNC gleicht Takt und Tempo der Player automatisch an. Die Loop, Cue und Effektabteilungen schauen wir uns zusammen mit den übrigen Kreativwerkzeugen im nachfolgenden Praxisteil an.

American_Audio_VMS4_Temposektion
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Praxis

Inbetriebnahme
Von einem All-in-One System erwartet man eine anwenderfreundliche, reibungslose Installation. Das ist bei beiden getesteten Betriebssystemen der Fall. Auf dem Mac zeigt ein Blick ins Audio/MIDI-Fenster unmittelbare Einsatzbereitschaft der Hardware. Auf dem PC ist zunächst der ASIO-Treiber erforderlich. Nach dem Starten der VirtualDJ-Installationstoutine von der Beipack-CD und abnicken der Lizenzvereinbarungen fordert das Programm zum Verbinden der Hardware auf, und konfiguriert sich von selbst. Natürlich will ich mir auch den Ausflug zur Hersteller-Website nicht nehmen lassen. Auf der eigens eingerichteten Internet-Präsenz VMS4.eu finde ich einige nützliche Downloads. Neben Konfigurationsfiles für Traktor und VDJ zum Beispiel auch eine MIDI-Belegungstabelle (inkl. LEDs), Manuals, Quickstartguide, Software und frische Firmware. Prima.

American_Audio_VMS4_VDJ6_LE

Virtual-DJ Software
Professionelle Features für den anspruchsvollen User verspricht der Testkandidat. Demnach bedarf es natürlich auch einer professionellen Software. American Audio entschied sich für eine Kooperation mit Atomix und VirtualDJ. Bei 399 Straßenpreis für den Mixer wird wohl niemand die vollausgestattete VDJ6-Fassung (263 Euro Abgabepreis) im Gepäck erwarten. Stattdessen kommt die funktionsreduzierte LE-Variante zum Einsatz. Die VDJ6-VMS4-Edition ist ein Programm zum Mixen digitaler Musikdateien auf zwei virtuellen Decks. Es spielt Audio- und Videoformate wie MP3, AAC, AIFF, WAV, WMA, OGG., DIVX, MPEG oder MOV ab. Jedes Deck hat eine eigene Farbgebung. In dieser Version ist das Linke gelb und das Rechte rot. Die grafische Benutzeroberfläche orientiert sich sehr eng an der Hardware.

VDJ6_Screenshot

Beide Decks zeigen einen laufenden Track durch den rotierenden virtuellen Plattenteller in ihrer Mitte an. Eine clickbare Wellenübersicht zeigt die aktuelle Wiedergabeposition des Musikstückes und usergenerierte Cuepunkte an. Kleine Rechtecke repräsentieren die Takte der einzelnen Songs und erleichtern so, in Kombination mit dem Beat-Indikator, gerade Einsteigern den rumpelfreien Mix. Denn der DJ kann bereits an der Wellenform und der Schrittanzeige mit dem bloßen Auge erkennen, ob der Übergang gelingen könnte.

VDJ6_Wellenanzeige

In der unteren Screenhälfte ist die Musikverwaltung platziert. Der Anwender browst durch das Dateisystem, Musikordner, angeschlossene USB-Sticks und MP3-Player. Zudem hat er die Möglichkeit, eigene virtuelle Plattenkisten anzulegen. Datei-Informationen und Tags werden im schicken VDJ-Editor angepasst. Schade, das Atomix sich bisher noch nicht zu vier Decks durchringen konnte. Auch die Effektsektionen können nicht mit Traktor oder SSL mithalten. Dafür gibt es hier allerdings mit NetSearch und Videomixing zwei innovative Features, die Audio und -Videostreams aus dem Internet einbinden können.

Adieu, du Plattenwunsch-Wunschplatten-Defizit. Zumindest, wenn auf der nächsten Hochzeitsbeschallung auch gleich ein WLAN in Reichweite ist. Einen umfassenden Bericht über die VirtualDJ Vollversion gibt’s übrigens hier. Während des Testverfahrens versagte die Light Version sporadisch nach einem Software-Neustart den Dienst, weil der Controller nicht gefunden wurde. Derartige Probleme mit VDJ-LE tauchten auch schon bei anderen Konsolen auf. Die Vollversion hingegen hatte dieses Problem nicht. Aber die kostet 163 Update-Euro on Top.

VDJ6_Browser

Handling
Mausloser Zugriff auf Software und Musikbibliothek steigern die Performance deutlich. American Audio verbauen beim VMS4 ein Trackpad mit Touchbuttons, das nicht unbedingt für Wurstfinger geeignet ist. Mir persönlich hätte ein Push-Encoder oder ein Clickwheel zur Navigation insgesamt besser gefallen, denn damit arbeitet es sich in meinen Augen genauer, gerade was Navigation in der Browserliste und den Transport ins Deck angeht. SHIFT unterdrückt die Mauspad-Funktion, die Touchfelder senden dann MIDI-Daten. Zwei berührungsempfindliche 10 Bit-Slider an den Decks haben unter VDJ keine Funktion.

VMS4_Touchpad

Die Bedienoberfläche ist in weiten Teilen selbsterklärend, die Anordnung und die Beschriftung der Effekt- und Loopsektionen sind quasi nahtlos für Virtual-DJ ausgelegt. Betätigt der DJ einen Button an der Steuerhardware, ändert dieser seinen Beleuchtungszustand. Simultan ändert sich auch die Farbgebung in der Software. Auch der Mixer liefert ein optisches Feedback. Die LED-Kette schlägt sowohl in der Software, als auch am VMS4 aus. Allerdings funktioniert unter Virtual-DJ die grafische Anzeige der EQ- und Faderpositionen unabhängig vom EQ-MODE nicht und ist auch in der Light-Version nicht zu mappen.

FX_Sektion_VDJ6_Skalierung_Lesbarkeit

In-the-Ato-mix
Zunächst werden einige Musikstücke einer BPM-Auswertung unterzogen. Sie dient als Grundlage für das Beatgrid, also für die Synchronisation per Knopfdruck, Autoloops und manche Effekte. Dieser Vorgang dauert auf dem iMac rund 5 Sekunden pro Song. Dann bewege ich den Crossfader nach Westen, lade links einen Song, ziehe die Regler hoch und presse PLAY. Schon dudelt es aus den Boxen und dem Kopfhörer. Dann rechts einen Song, SYNC, Regler hoch, PLAY. Blenden mit dem Crossfader, dabei Klangregeln und der Übergang ist geschafft. Auch beim Mixen auf traditionelle Art gibt sich der Testkandidat dank Pitchregler und Jogwheel keine Blöße. Die Rädchen laufen rund und kommen nach einem Schubser schnell wieder zum Stillstand – das gefällt. Wer mag, nimmt stattdessen die Bend-Buttons.

Zu einem gelungenen Hörerlebnis trägt ein leistungsfähiger Keylock sicherlich bei. Er verhindert Tonhöhenschwankungen bei Veränderungen des Tempos. Bis zu drei Prozent schlägt sich VDJ6 wacker, darüber hinaus werden erste Artefakte deutlich. Hier einige Soundbeispiele:

Audio Samples
0:00
Keylock VirtualDJ6 Master pitch 0 Keylock VirtualDJ6 Pitch +3% Keylock VirtualDJ6 Pitch -3% Keylock VirtualDJ6 Pitch +5% Keylock VirtualDJ6 Pitch -5%

Cues, Loops und Samples
Auch wenn an der Hardware 8 Cuepoints (1-4 im normalen Modus und 5-8 auf Shift) beschriftet sind, werden leider nur die ersten vier Markierungen von der Hardware aus gesteuert. Die Loopabteilung beherrscht manuelle Schleifen, deren Flanken mit IN und OUT festgelegt werden. Im Mix mit einem zweiten Track bieten sich computergestützte SMART-Loops an. Sie werden automatisch auf Basis der Beat-Analyse erzeugt. Per Tastenkombination lassen sich diese Loops in Ihrer Länge halbieren und verdoppeln. Bei Loops kleiner 1/8 Beat ist allerdings ein Taktversatz beim Upscaling nicht ausgeschlossen.

American_Audio_VMS4_Loop_und_Cue_Sektionen

Effekte
VDJ6.1 hat fünf Effekte an Bord: Brake, Backspin, Flanger, Flipping-Double, Beatgrid, dazu zwei Videoeffekte und drei Videoübergänge. Der jeweilige Effekt wird per Encoder ausgewählt, auf Tastendruck eingeschaltet und kann dann hinsichtlich maximal zwei Parametern modifiziert werden. Allerdings mit nur einem Poti und Shift-Button. Schade. Und so hören sich die Virtual DJ Audio-FX an.

Audio Samples
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Backspin Brake Flanger Flippin´ Double Beatgrid

Die Samplersektion besteht aus zwei Buttons und zwei Drehreglern. Der Endlosencoder wählt das Sample aus, welches auf Tastendruck genau einmal abspielt (One-Shot), per SHIFT-PLAY loopt es.

American_Audio_VMS4_sampler_Fx_01

Einige Kritikpunkte bezüglich des Workflows habe ich hier noch anzumerken. Der hardwareseitige Zugriff auf Cuepunkte und Loops bringt ohne Zweifel kreativen Mehrwert, allerdings sind dazu zeitweise Tastenkombinationen nötig, wie Shiftcutting bei den Schleifen. Das trübt den Spielspaß. Viellicht hätte hier ein Poti bessere Dienste verrichtet. Zudem ist immer nur ein Effektparameter simultan zu steuern, da der Zweite über den gleichen Drehregler per Shift angesprochen wird. Schade. Remapping geht mit der LE-Version nicht. Einige Unausgegorenheiten in der Software trüben den Gesamteindruck zusätzlich. Am prägnantesten sind für mich nicht korrespondierende Equalizer, das VDJ-typische Verzerren der Oberfläche beim Vergrößern und die Tatsache, dass weder Cue 5-8, noch alternative Sampleslots der Beschriftung entsprechend zugänglich sind.

Alternative Software
Standard-MIDI heißt, dass alle lernfähigen Programme mit unserem Testkandidaten kommunizieren können. Die können wir im Rahmen dieses Testberichtes nicht alle beleuchten. Vom Layout her bieten sich meiner Meinung nach alle Applikationen an, die über Effekt- und Loopfeatures verfügen. Das heißt zum Beispiel Traktor-Pro, Deckadance, DJAY3, aber auch das kostenlose Mixxx.

Eine Anmerkung sei mir in diesem Zusammenhang zur Shift-Funktion gestattet. Wer mit umfangreicheren Konfigurationen arbeiten möchte, wird um ein eigenes Mapping und Mehrfach-Belegungen kaum herumkommen. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Bedienelemente durch das Auslösen der Shift-Taste in den Genuss eines zweiten Befehlssatzes kommen. Die komplette Mixersektion und die frontseitigen Regel-Elemente sind ausgenommen. Die rechten und linken Decksektionen indes lassen sich so zu einem Vierdeck-Betrieb unter Traktor Pro Mappen. Eine persönliche Faceplate kann der Individualist zum Beispiel bei styleflip.com bestellen. Frei nach dem Motto „Express Yourself!“ möchte manch einer vielleicht auch nur die grafische Oberfläche seiner Konsole „pimpen“. Wie eine eher funktional angepasste Bedienoberfläche für Traktor Pro aussehen könnte, möchte ich anhand der nachfolgenden Grafiken verdeutlichen.

Mapping für den Vier-Deck-Betrieb unter Traktor Pro

Jeder der vier Mischpult-Kanäle zeichnet sich für die Lautstärke und Klangregelung eines Traktor-Pro Kanals verantwortlich. Ein spezieller Button löst einen Modifier aus, der alle Steueroptionen für DeckA auf DeckC ändert. Die Shifttaste löst, egal, auf welchem Player der DJ arbeitet, Zweitfunktionen aus. Die Loopsektion kommt ohne manuelle Loops, dafür mit Autoschleife, Cut und Loopjuggling.

Fotostrecke: 4 Bilder

Styleflip.com
Styleflip.com hat sich zur Aufgabe gemacht, ein wenig mehr Farbe und Individualität in den rauen DJ-Alltag zu bringen. Anhand eines Online-Designbaukastens können User so ihre individuelle Oberfläche inklusive Beschriftungen für ausgewählte Geräte anfertigen lassen. Wir sprachen mit den Gear-Designern

Interview
Wie kam es zu styleflip ?
Vor einigen Jahren kam uns die Idee, einen attraktiven Weg für Promoter und DJs zu finden, um ihre Marken zu bewerben. Das war seinerzeit eine ziemlich teure Angelegenheit, da die Paintings der Hersteller ziemlich kostenintensive Einzelanfertigungen waren und zudem permanent auf dem Gerät blieben. Wir hatten die Vision einer preiswerten Lösung, die das Equipment nicht beschädigt. Ein Feature, das leicht anzuwenden ist, online gestaltet wird und problemlos über den Globus verschickt werden kann. 2007 war es dann soweit, wir gründeten Styleflip.

Wie funktioniert styleflip?
Styleflip eignet sich hervorragend, um seiner Gear den individuellen Look zu verpassen. DJ und Pro-Audio Equipment ist wie Mode. Wer möchte schon wie alle anderen aussehen. Ich nicht. Mit Styleflip kann der Kunde seinen speziellen Stil präsentieren. Zudem erhält es den Wiederverkaufswert, da das Overlay auch das Original-Material schützt.

Welches Equipment kann ich „styleflippen“?

Wir haben Lösungen für DJs, professionelles Audio-Equipment, Keyboards, Gitarren und Drums. In den letzten Monaten sind Laptops, Computer, Phones und Videospiel-Konsolen dazugekommen.

Wir haben ein eher funktionales als grafisches Testmuster angelegt. Gibt es Trends zu speziellen Styleflips?

Es gibt in jedem Fall einen Trend, sein Equipment individuell anzupassen. Nicht nur der Look ist entscheidend sondern sicher auch die Funktionalität. Mit der explosionsartigen Verbreitung von MIDI-Controllern steigt auch die Nachfrage nach einer Lösung für ein weitläufiges Problem. Wie kann ich meinen Controller am besten mappen? Mit Styleflip werden individuelle Controller-Konfigurationen für jede erdenkliche Software direkt vom Overlay abgelesen. Wir arbeiten mit American Audio oder Allen & Heath an Fassungen für Serato, Traktor, Ableton usw.

Der DJ-Markt ist in ständiger Bewegung. Was können wir von Styleflip in der Zukunft erwarten?
Wir werden unser Portfolio ständig erweitern und mit Marktanforderungen Schritt halten. Zudem haben wir eine Möglichkeit geschaffen, dass der User seine speziellen Vorlagen direkt auf der Seite des Produktherstellers erstellen kann. Gerade haben Allen & Heath dieses Modul für ihre Xone-Reihe auf der Website eingebunden. Ein ähnliche Lösung bieten wir bald auch in Kooperation mit American Audio an.

Nachstehend findet ihr das komplette Layout zum Download. Das Overlay kann bei Bedarf an Styleflip versendet werden,  die es zu ihren üblichen Konditionen gern anfertigen. Download

VMS4_TSP4_PFN_Layout_mini

Einsatzszenarien
Der Bedroom-DJ

Der Bedroom-DJ freut sich, Mixer und Controller in einem preiswerten Gerät vereint zu wissen, an dem er im Bedarfsfall auch älteres Equipment oder den MP3-Player anklemmen kann und der ihm jederzeit volle Kontrolle über seine MP3-Bibliothek auf dem Rechner gibt. Der Controller ist nahezu geräuschlos, sozusagen Wohnzimmer-kompatibel und lässt sich, wenn es auf die Party geht, auch unter dem Arm klemmen. Je nach Betriebssoftware benutzt er Effekte oder spielt auch mal einen Videomix.

Der Webcaster
Der Webcaster bekommt einen Universalmixer, mit dem er sowohl sein digitales Soundarchiv, als auch Vinylschätzchen oder Bandaufnahmen abspielen kann. Er freut sich über zwei vollausgestattete Mikrofoneingänge für die Moderation oder das Interview mit einem Studiogast. Er ärgert sich vielleicht etwas über fehlendes Talkover und mangelnde Phantomspeisung, kommt aber mit der intuitiven Bedienfront- und Oberfläche sehr gut zurecht.

„Die rollende Diskothek“
Jukeboxer, Partybeschaller und Wedding-DJs besorgen sich ein passendes Flightcase, verzichten auf umfangreiche weitere Zuspieler und nehmen stattdessen einen VMS4, Laptop und Mikrofon mit. Zur Sicherheit integrieren sie einen CD-Player in ihr Set, denn man kann nie genau wissen, was man am Abend so für Silberlinge in die Hand gedrückt bekommt. Zum Beispiel Lieblingslieder des Brautpaares oder der Gäste. Und alles hat man doch sicher nicht im Repertoire. Wer ganz sicher gehen will, der steckt ein WLAN-Stick ins Notebook, und bevor die Party wegen eines Songs scheitern soll, kauft man eben mal im Hintergrund ein.

Der Barchef und der Wander-DJ
In Berlin ist es nicht gerade ungewöhnlich, dass selbst in einer Kaschemme, die andernorts  bis zum Anschlag mit Sitzmöglichkeiten zugepflastert würde, stattdessen einen kleinen Floor für feierwütige Gäste stehen lässt (nicht verspiegelt versteht sich von selbst). Auch Kneipen, die eher rockige Sounds oder Nischen-Musik spielen, haben ein kleines DJ-Set irgendwo in der Ecke platziert. Manchmal wundert man sich als technikaffiner Gast allerdings schon ein wenig, was für betagte Gerätschaften, gerade Mixer, teilweise zum Vorschein kommen. Warum also nicht VMS4 ins Zentrum des Geschehens, Turntables und CD anklemmen und für Wahlfreiheit sorgen? Zum Rumschleppen indes scheint mir der Bolide dann doch aufgrund des Gewichtes und der Maße ein wenig zu unhandlich. Bedenkt man aber, dass ein vollgestopftes Gigbag mit einem Vestax-VCI-100, Audio-4DJ, Kontrol-X1-Kombinat samt zusätzlicher Verkabelung nur noch eineinhalb gute Kilogramm weniger wiegt, relativiert sich das wieder ein wenig.

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American Audios VMS4 ist ein multifunktionales Mixdeck mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Solides Ingenieurswerk, robust genug für Kanzel und Stage. Gegen Transportschäden schützen vier richtig dicke Stoßfänger. Er besitzt zahlreiche Bedienelemente und kann mit einer entscheidenden Sache auftrumpfen, die sonst nur deutlich teureren Geräten in diesem Segment vorbehalten ist: Der Standalone-Betrieb. Das musikalische Herz pocht laut und liefert vom Phonowandler bis zum doppelten Mikrofoneingang praxistauglichen, ausgewogenen Sound.  Die A/D-Wandler arbeiten mit 24 Bit und 48 kHz, die D/A-Konverter komischerweise allerdings nur mit 16 Bit & 44,1 kHz. Vier Kanäle lassen sich analog, digital oder gemischt befeuern. Bei den Equalizern besteht Wahlfreiheit zwischen Soft- oder Hardwareregelung. Das Touchpad macht die Maus überflüssig und kann auch MIDI senden, ist aber etwas klein ausgefallen. Mit Virtual-DJ LE kommt eine etablierte Software, die jedoch ziemlich restriktiv ist und kleinere Schwächen in der grafischen Umsetzung vorweist. Zudem verweigerte sie sporadisch den Dienst, da der Controller gelegentlich nicht erkannt wurde. Davon abgesehen ist das Zusammenspiel mit der Hardware, gerade bei Standard DJ-Manövern als recht gelungen zu bezeichnen. Auf der Herstellerwebsite gibt’s Handbücher, Treiber, VDJ und Traktor-Mappings. Erfahrene User konfigurieren alternative Software individuell und bestellen sich gleich eine passende Faceplate. Für den Einsatz in einer anspruchsvollen und subtil verwöhnten Electro-Tech-House-Umgebung fehlt mir ein Quäntchen mehr Präzision bei den Bedienelementen, insbesondere bei den EQs. Auch ein paar zusätzliche Drehregler und Buttons wären schön gewesen. Verglichen mit bestehenden Vierkanal-Modellen sind knappe 399 Euro (Street, 519 Euro UVP)  fast schon ein Kampfpreis.  VMS könnte nicht nur bei Hobby- und Semi-DJs Anklang finden, sondern sollte auch mobilen Diskotheken, Webcastern und der Traktor-Quad-Gemeinde einen näheren Blick wert sein. Der Spaßfaktor ist hoch, und das für entsprechend wenig Geld.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • DJ-Mixer und MIDI-Controller in einem
  • Stand-Alone Betrieb
  • Zahlreiche Anschlussoptionen
  • Integriertes USB-Sound-Interface
  • Sehr Robust
  • Wahlweise Hard- oder Soft-EQs
  • Enges Zusammenspiel mit der Software
  • Hot-Cue, FX und Loop Sektion
  • Touch-Elemente
  • Attraktiver Preis
  • Austauschbare Faceplate
  • Inklusive DJ Software
Contra
  • USB-Interface arbeitet nur mit 44,1 kHz
  • Mixerpart ohne Shifting
  • Stark greifende EQ-Potis
  • Kleines Touchpad und kleine Touchbuttons
  • Softwareoberfläche verzerrt beim Skalieren
Artikelbild
American Audio VMS4 Test
Für 265,00€ bei

Hersteller im Web: American Audio

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