DJ-Controller sind schon lange keine Ausnahmeerscheinung mehr – sei es im Club, im Keller, im Studio, in der Bar oder auf dem Schreibtisch. Da sie als Steuereinheit für sich rasant entwickelnde DJ-Softwares konzipiert sind, heißt es für die Hersteller flexibel auf die jeweiligen Anforderungen der Programme und sich wandelnde Kundenwünsche eingehen zu können. In letzter Zeit verlassen daher viele komplexe Vierkanal-Kommandobrücken mit zahlreichen Bedienelementen für Sampler, Loops und Soft-FX die globalen Produktionshallen.
Dennoch drängen auch weiter Heerscharen übersichtlicherer Dual-Deck-Controller auf den Markt. Ist ja auch logisch, denn abseits elektronischer Gefilde kommen viele Kollegen in den großen und kleinen Resorts unserer Partylandschaft mit zwei Abspieleinheiten nebst EQs und einem Crossfader aus. Umso wichtiger kann in diesem Segment ein Alleinstellungsmerkmal oder zumindest ein besonders attraktives Feature sein, dass die Kontrolleinheit von der Masse der Konkurrenzmodelle unterscheidbar macht. Ist American Audios VMS2 so ein charakterstarker Typ?
Der VMS2 kostet 369 Euro UVP, ist ein klassischer Doppeldecker mit eingebautem Vierkanal-MIDILOG-Interface und Virtual-DJ LE im Gepäck. Er kämpft im gleichen Preissegment wie UMIX-Control aus dem Hause Mixvibes, DJ-Tech iMix-Reload, Gemini CTRL-Six und Reloop Digital Jockey. Doch kann er gegenüber diesen aus dem Stand bereits ein großes Plus für sich verbuchen – nämlich den Computer-unabhängigen Betrieb als vollwertiger DJ-Mixer.
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DETAILS
Ein harter Brocken
Mein lieber Herr Gesangsverein! Was sein Gewicht angeht, hinterlässt der VMS2 schon mal einen bleibenden Eindruck. Satte fünf Kilo bringt er auf die Waage, die er in erster Linie dem äußerst robustem Stahlpanzer verdankt. Und auch die fetten Gummischützer an den Kanten sind nicht ohne. Seine Bauart prädestiniert ihn für den mobilen Einsatz, wo es schon mal etwas rauer zugehen kann. Mit Maßen von 400 x 300 x 65 mm empfiehlt er sich gleichfalls für den Rucksack des Wander-Deejays oder das Handgepäck am Airport, welche man wahrscheinlich getrost in die Ecke feuern könnte, ohne dass es dem Controller etwas ausmachen würde – wäre nicht das Notebook drin. Den Schütteltest besteht der Testkandidat ebenfalls mit Auszeichnung. Da wackelt und klappert rein gar nix. Sämtliche Buttons haben eine praxistaugliche Größe und sind überwiegend beleuchtet. Alle Channelfader sind fest verbaut und gleiten angenehm, ohne zu schleifen auf der Leiterbahn. Die gummierten Potis zeigen eine rastende Mittenstellung und haben ausreichend Platz zueinander. Hier ist eine deutliche Verbesserung zum VMS4 festzustellen, denn die neuen Regler sind nicht mehr so wackelig und leichtgängig. Obendrein liegen sie auch besser in der Hand. Prima. Bei dem uns vorliegenden Exemplar gibt es jedoch – genau wie beim Vorgänger – minimale Ungenauigkeiten in der Fertigung, denn in Nullstellung stehen nicht alle Markierungen an den Potis exakt auf zwölf Uhr. Aber wir wollen nicht päpstlicher sein als der Papst. Zum Lieferumfang gehören Netzteil, USB-Kabel, Installer-CD und Rackohren. Für ein Dustcover gegen Staubbefall hat es indes nicht gereicht, doch behalten wir dabei im Hinterkopf, dass der Testkandidat sich bei einem Straßenpreis von 300 Euro einpendelt und dass der Fachhandel bei Bedarf passende Schutzabdeckungen ab 15 Euro anbietet.
In Anbetracht der Tatsache, dass der große Bruder VMS4 (UVP: 609 Euro) bereits seit über einem Jahr erfolgreich am Markt vertreten ist, verwundert es erst einmal kaum, dass das schicke anthrazitfarbene Design, das nahezu symmetrische Layout (hat sich bei der Cue-Sync-Abteilung verändert) und einige Baugruppen ähnlich gehalten sind. Allerdings fehlen zwei Kanäle und American Audio verzichtet auf die FX-Sektionen und ihre Drehregler. Nix für effektverliebte Traktorianer also? Zumindest würde sich das mit der Herstellerbeschreibung decken. Laut dieser haben die Produzenten ihren Schützling nämlich für DJs konzipiert, die einen robusten All-in-One Controller zum Abspielen von Laptop-Musik und zum Einbringen externer Quellen, wie CDs und Schallplatten suchen. In diesem Tenor gehört es sich natürlich, einen Mikrofonkanal zu integrieren. Denn dort, wo nicht die technoiden Bässe und Filterfahrten das willige Tanzvolk dirigieren, könnte die Notwendigkeit zur Moderation oder auch zum Rap bestehen. Da kommt die neue Mikrofonschaltung „Pro-Stage“ gerade recht und empfiehlt sich für Wedding-Deejays, Promoteams und Partyrecken. Bevor es weitergeht, lassen wir uns kurz einmal einige Auszüge aus der Featureliste auf der Zunge zergehen: ·
Front- und Backpanel
Mit Ausnahme des vorderen Kopfhörerausgangs positioniert die Konstruktionsabteilung sämtliche Schnittstellen zur Außenwelt an der Hinterseite – damit ist der DJ gegen Kabelgeflecht auf der Arbeitsfläche gefeit. Ein Blick aufs Backpanel zeigt von links nach rechts zunächst den Power-Schalter, eine Buchse für ein externes Steckernetzteil sowie einen USB-Port-Typ-B. Daneben haben zwei symmetrische XLR-Ausgänge für den Master Platz gefunden, welcher wie der Booth-Out ebenfalls als Cinch vorliegt. Dann folgen die analogen Eingänge gleichen Formates. Sie können per Switch im Phono- oder Line-Modus arbeiten. Damit es beim Betrieb von Plattenspielern nicht zu Brummschleifen kommt, hat jeder Kanal eine eigene Erdungsschraube spendiert bekommen. Den Abbinder macht eine XLR-Klinken-Kombi für dynamische Mikrofone.
Am vorderseitigen Anschlussfeld sind auf halblinker Position Gain- und Tone-Regler für die Mikrofon-Sektion untergebracht. Der Drucktaster trennt das Signal störfrei von der Summe, was sicherlich nicht nur Moderatoren, sondern auch MCs oder andere sangeskundige Personen erfreuen wird, die keinen Schalter am Mikrofon haben. Was den Sound selbst angeht: Der ist gemessen an der Preisklasse des VMS2 neutral und rauscharm und sollte dank der neuen Schaltung auch allen Mikros gerecht werden – eine Verbesserung gegenüber dem VMS4.0. Das nachfolgende Audiofile haben wir mit sämtlichen Reglern in Mittenstellung aufgezeichnet.
Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Kopfhörerausgang positioniert. Er wird von einem Gain-Regler und dem obligatorischen Cuemix-Poti unterstützt, welches stufenlos zwischen Master und Monitorsignal blendet. Was aus der Buchse rauskommt, hat genug Saft für Bars, Stages, Partys oder mittellaute Clubs – keine Frage. Eine Mono-Split-Funktion zum Aufteilen der Signale auf die linke und rechte Muschel oder Box suche ich indes vergebens. Schade auch, dass keine zweite 3,5-Millimeter-Buchse für Kopfhörer mit Miniklinke verbaut ist.
Letzte Frontpanel-Ingredienzien sind ein Drehregler für die Flankencharakteristik des Crossfaders und der Umkehr-Switch. Erstgenannter regelt zwischen schneller, linearer Blendcharakteristik und gemächlich ansteigender Kurve. Letztgenannter ermöglicht eine Umkehrung der Blendrichtung. Nicht zu vergessen sind die beiden MIDILOG (Kunstwort aus MIDI & Analog) – Schalter. Sie legen fest, ob der jeweilige USB-Playout oder analoge Input auf dem Master ausgegeben wird. Dass sie entgegen gängiger Mischpultlösungen an der Vorderseite und nicht auf der Oberfläche angebracht wurden, stört mich persönlich nicht. Nur am Backpanel wäre unpraktisch, denn wer hat schon Lust, im laufenden Betrieb hinter dem DJ-Tisch rumzufummeln. Und um es gleich vorwegzunehmen. USB-Playout bleibt auch nach einem Wechsel auf analog erhalten, was einen Gemischtbetrieb zwischen DJ-Software und externen Zuspielern sicherstellt. Kommandobrücke
Trotz recht kompakter Maße bringen American Audios Entwickler insgesamt 43 Tasten, zehn Drehregler, einen Encoder, fünf Fader und zwei Jogwheels auf der Bedienoberfläche unter – ohne dass der Proband dabei unübersichtlich wirken würde. Zum einen liegt das sicherlich am zweckdienlich bemessenen Abstand zwischen den Bauteilen zum anderen an der deutlich ablesbaren Beschriftung der einzelnen Funktionsauslöser. An zentraler Position lacht mir das Mischpult mit seinem Dreiband-EQ entgegen. Ein kompletter Kanalzug ist wie folgt ausgestattet:
Er beginnt im Norden mit dem Gain-Regler, dann folgen Treble-, Mid- und Bass-Equalizer samt Vorhörtaste und ein 45 Millimeter langer Linefader. In welchem Regelbereich der Cut-Boost liegt, lässt sich von der Hardware nicht ablesen, da die Skalierung einfach von null bis zehn reicht. Dies kann man bei einem DJ-Mischpult infrage stellen. Wir schlagen also im Handbuch nach und erfahren, dass die maximale Anhebung bei +6 dB liegt, die maximale Absenkung bei -100 dB. Es handelt sich also um Kill-EQs. Wir haben Hörproben des Cut-Boost der einzelnen Bänder und der Killfunktion nachstehend aufgezeichnet. Audio: HiBC
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Mid Boost CutLow Boost CutKill EQs
Für Überblendungen zeichnet ein regelbarer 45-Millimeter-VCA-Crossfader verantwortlich. Er ist austauschbar und kompatibel mit den Modellen Marke Innofader. Darüber sitzt das Peak-Meter und informiert mit zwei Mal zwölf LEDs (Ampel-Farben, versteht sich) über die Pegelverhältnisse am Master Out. Leider ist es nicht möglich, die Einzelkanäle separat zu visualisieren, allerdings können diese bei Bedarf in der Softwareoberfläche abgelesen werden.
Über der Aussteuerungsanzeige sind zwei Load-Buttons beheimatet, die zusammen mit dem Browser-Encoder und seinen beiden Richtungstasten (rechts, links) die Navigationseinheit für die Musikbibliothek auf dem Laptop bilden. Was es mit den Tasten hoch und runter auf sich hat, erfahrt ihr an anderer Stelle – nur so viel sei gesagt: Mit Navigation haben sie nichts zu tun. In meinen Augen ist es grundsätzlich als positiv anzusehen, dass sich die Produzenten gegen das Touchpad des VMS4 zugunsten einer Tasten-Encoder-Navigation entschieden haben. Nicht unbedingt, weil ich kein Touchpad mag – sondern einfach, weil die Umsetzung am VMS4 zu fummelig war. Noch eine Verbesserung. Nur weiter so.
Je ein Master und Booth-Poti hoch im Norden stellen sicher, dass Haupt-PA und Nebenanlage mit unterschiedlicher Lautstärke beschallt werden können. Am Booth liegt das gleiche Signal an, wie am Master. In der Praxis schaut vielleicht nicht jeder nach der dB-Skala, doch bei manchen Anlässen kann sie zum Einpegeln recht hilfreich sein, daher ist es schade, dass auch hier nur eine Skalierung von null (ganz links) bis zehn (ganz rechts) stattfindet. Ein Hinweis: Stehen sämtliche Regler in Mittenstellung (Gains, Master), pegelt das Signal etwa bei 0 dB ein. Was die Ausgangsleistung angeht, deckt sich die Pegelanzeige des VMS2 ungefähr mit dem, was beim DJM-600 als Eingangspegel angezeigt wird (Cinch).
Master und Booth klingen sehr transparent und machen ordentlich Pegel. Erstgenannter vor allem an den symmetrischen Ausgängen. Die Phono-Preamps produzieren ein ziemlich authentisches Audiosignal, könnten aber für meinen Geschmack etwas druckvoller sein. Ich habe mir es natürlich nicht nehmen lassen, die Soundqualität der beiden VMS-Geschwister im direkten Vergleich zu prüfen und muss feststellen, dass der VMS2 dennoch in Sachen Audioqualität gegenüber seinem Vorgänger zugelegt hat. Auch der Kopfhörerausgang ist zerrfreier.
Schon etwas übersichtlicher, der VMS2 …
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Phono PreampsPlayout MP3
Deck-Sektionen und Jogwheels
Die Buttons CUE, PLAY und PAUSE stehen für die Transportabteilung. Darüber ist ein berührungsempfindliches 120-Millimeter-Jogwheel untergebracht, welches mit einer nominalen Auflösung von 2048 Ticks pro Umdrehung aufwarten kann. Der Tellerrand ist in typischer Turntable-Optik gefertigt. Das Oberflächendesign irgendwo zwischen Schallplattenrillen und Lakritzschnecke. Eine Buttonfunktion ist nicht integriert, stattdessen arbeitet der komplette Teller elektromagnetisch. Was bedeutet, dass die Impulse, die den Scratch-Modus auslösen, am Tellerrand unterbrochen werden müssen, soll ein Anschubsen ohne Scratch bei eben dieser Funktion möglich sein. Aus diesem Grund haben American Audio zwei durchsichtige, abnehmbare Gummiringe für die Seiten angefertigt.
Wird der Teller also unter VDJ während der Wiedergabe seitlich angestoßen, erhöht sich das Tempo des Softwaredecks kurzzeitig um dann wieder auf Normal abzubremsen. In umgekehrter Richtung bremst es ab. Im Praxistest fiel auf, dass die Geschwindigkeit bis zu einem werkseitig festgelegten Wert variiert, der unabhängig vom gewählten Pitch-Intervall ist.
Um einen Scratch-Vorgang auszulösen, ist der Vinyl-Button zu betätigen und beide Funktionen können genutzt werden. Schaltet der DJ „Smartscratch“ ein, werden nur die Vorwärtsbewegungen wiedergegeben. Anfangs ist die Tellerübersetzung im Handling noch etwas gewöhnungsbedürftig, denn ein Turnus an der Hardware entspricht etwa 1,5 Umdrehungen in der Software. Ferner zeigte sich, dass es eine leichte Verzögerung gibt, bevor der Track wieder anläuft. Auch kam es zeitweise vor, dass die Scratch-Funktion nicht auslöst, wenn ich zu sanft auf den Teller gedrückt habe. Beim Scratchen packt man halt härter zu, also nicht wirklich ein großes Problem – oder? Wer nicht scratchen will, kann die Kunststoffringe im Übrigen auch abnehmen. Im Pausenmodus lässt sich per Jogdial durch das Audiomaterial spulen.
An den oberen äußeren Flanken haben die Tempofader Unterschlupf gefunden. Sie sind mit 60 Millimetern keine Riesen, arbeiten aber in Abhängigkeit zum gewählten Pitchwert bis zu einem Zehntel genau. Daneben ist eine Schaltfläche platziert, die sich um das Regelintervall kümmert (6, 8, 10, 12, 20, 25, 33, 50 und 100 Prozent). Zwei Bend-Taster beugen das Tempo kurzzeitig, wobei die Geschwindigkeit konstant zunimmt, bis der vorgegebene (in VDJ7.05 pitch-unabhängige) Maximalwert erreicht ist. Vielleicht könnte hier ja ein Update nachhelfen, damit sich der Temposchub an die persönlichen Gepflogenheiten anpassen lässt! Virtual DJ
Ein Blick auf die Software: Atomix Virtual DJ7LE ist eine funktionsreduzierte Fassung von VDJ7-Pro und versteht sich auf das Mixen digitaler Audiodateien auf zwei virtuellen Decks (MP3, AAC, AIFF, WAV, WMA, OGG). Auch Videoformate wie DIVX, MPEG oder MOV stellen für den Kandidaten kein Problem dar. Insgesamt fünf Videoeffekte sind mit an Bord. Jedes Softwaredeck kommt in eigener, kontraststarker Farbgebung, die sich auch in den Wellenformen und im Beatmatcher widerspiegelt. In diesem Fall entschieden sich die Beteiligten für Blau (Deck-A, links) und Orange (Deck-B, rechts). Die grafische Umsetzung orientiert sich an der Hardware. Der Funktionsumfang der Light-Fassung beinhaltet nicht nur Funktionen, die mit den Bedienelementen am Controller gesteuert werden können, denn Atomix spendiert ferner einen integrierten Rekorder zum Aufzeichnen der Mixsession und einen Sampler, der beim Abfeuern mitgelieferter oder selbst extrahierter Audiodateien behilflich ist. Eine Lademöglichkeit für bestehende Sample-Bibliotheken ist nur in der Vollversion integriert.
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PRAXIS
Gerade wer seine ersten Schritte ins digitale DJ-Zeitalter mit dem VMS2 unternehmen möchte, erwartet als Ein- oder Umsteiger eine anwenderfreundliche Inbetriebnahme. Von der mitgelieferten CD verlief die Installation sowohl auf dem Mac (OSX 10.6) wie auch auf dem PC (WIN7, SP1, 64Bit) reibungslos. Sollte dies bei euch nicht der Fall sein, hilft vielleicht ein Ausflug zu den Hersteller-Webseiten von Atomix oder American Audio. Potentielle Probleme sind dort vielleicht schon durch Soft- oder Firmwareupdates behoben. Eine Software zum Aufspielen der Datei befindet sich mit dem „Atomix Production Firmware Upgrade Utility“ im Lieferumfang. Wenn man den VMS2 einschaltet, leuchtet in der linken LED-Kette ein Lämpchen auf. Gegenüber sind es zehn, was auf eine Firmware 1.10 schließen lässt.
Auf dem PC ist neben der DJ-Software noch der obligatorische ASIO-Treiber aufzuspielen ADJ-ASIO-1.2). Hat alles seinen Weg auf den Rechner gefunden, fragt das System beim ersten Aufruf von Virtual DJ die Seriennummer ab und richtet sich danach von selbst ein. Auch die Pro Version erkennt den VMS2 auf Anhieb, vorausgesetzt ihr habt euch Version 7.05 von der Atomix Internetpräsenz heruntergeladen und installiert.
1/4 Atomix Production Firmware Upgrade Utility spielt neue Firmware auf
2/4 …der Mapper soll da wohl nicht hin, oder? Etwas unschön, auch weil…
3/4 …man das Skin nicht tauschen kann
USB-Interface
Das 4-Kanal-USB-Interface arbeitet bedauerlicherweise nur mit 44,1 kHz Samplingfrequenz und einer Auflösung von 16-Bit. Zum Vergleich: Die Spanne beim NI-Kontrol S2 reicht bis 96 kHz und 24 Bit, er ist aber auch doppelt so teuer. Statt wahlfreier Performance-Einstellungen sind beim VMS2 lediglich zwei Latenzmodi erlaubt, die jedoch passend gewählt wurden: Normal mit 10 Millisekunden empfiehlt sich zum Beispiel im übergreifenden Genremix oder für schwächere Systeme. Turbo, der laut Herstellerangaben bei einer Millisekunde liegt, ist eher für Scratch-Artisten relevant, da in diesem Fall das Echtzeit-Feeling von entscheidender Bedeutung ist. Von Haus aus ist Normal eingestellt. Wer dies ändern möchte, initiiert das Gerät neu und hält dabei die Tasten CUE, PLAY und PAUSE auf der linken Seite gedrückt.
Die Integration ins bestehende Set ist eigentlich ziemlich schnell geschehen. Alter Mischer raus, Turntables und CD-Player anklemmen, XLRs mit den Aktivboxen verbinden und schon kann der DJ aus allen Rohren feuern. Was allerdings in diesem Zusammenhang etwas nachteilig ist: Wer zwei Turntables und zwei CD-Geräte anschließen will, muss zum Umschalten am hinteren Anschlussfeld `rumdoktorn. Na gut, vielleicht reichen ja bereits ein Plattenspieler und ein CDJ. Oder nur eine Geräteklasse. Leichte Pegelunterschiede zwischen analogem und digitalem Playout waren zwar festzustellen, sodass im Einzelfall mal ein bis zwei Dezibelchen nachzuregulieren waren. Ich fand dies aber nicht übermäßig schlimm, da habe ich schon deutlich höhere Pegelabfälle von bis zu 10 dB gesehen.
Der VMS2 kann in zwei unterschiedlichen EQ-Modi operieren. Im Pre-EQ-Modus wird das Audiosignal der Software durch die Equalizer des VMS2 gejagt. Im Post-EQ-Mode sind diese deaktiviert und der DJ kann stattdessen mit den Software-Pendants arbeiten. Hat er jedoch diese gemappt, muss er darauf achten, dass kein doppelter Eingriff erfolgt, wenn er wieder mit den Hardware-EQs spielt. Hatte ich beim VMS4-V0 noch bemängelt, dass die Equalizer im oberen Halbkreis sehr kräftig zupacken und im unteren hingegen kaum noch etwas passiert, ist die Verteilung des entsprechenden Bandes auf den Regelweg hier besser gelungen, sodass man den Track bis zum Kill (ab der letzten Skaleneinteilung) im Griff hat. Sehr schön.
Mach mehr aus deinem Mix
Die erste Kreativabteilung besteht aus einer Ansammlung von zwölf Tastern, welche eine Matrix aus drei Zeilen und vier Spalten bilden. Die Schaltfläche unten links (SHIFT) ruft Zweitbelegungen am Controller auf. Daneben folgt VINYL zum Einschalten des Scratch-Modus (Shift-Funktion: KEYLOCK) sowie SERACH> zum Spulen im Song. Auf dem zweiten Layer teilen und verdoppeln diese Tasten die Länge einer Wiederholschleife.
Der Keylock verhindert Tonhöhenänderungen bei Veränderungen des Tempos, indem ein Timestretch-Algorithmus das Audiosignal dehnt oder staucht und in den entstehenden Zwischenräumen interpoliert, was im Grunde recht zügig passiert. Bis zu etwa drei Prozent erfolgt dies meist ohne digitale Artefakte. Virtual DJ friert das Tempo immer bei der aktuellen Pitch-Position ein. Hier die Sound-Beispiele:
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Keylock MasterKeylock Plus 2 ProzentKeylock Plus 4 ProzentKeylock Minus 2 ProzentKeylock Minus 4 Prozent
Die mittlere Horizontale widmet sich automatischen und manuellen Loops. Ganz traditionell finden wir an dieser Stelle die Tasten IN/Out/Reloop und zudem Loop, der eine Schleife voreingestellter Länge einfängt. Über den zweiten Befehlssatz werden die Schleifen als computergestützte Smart-Loops gebunden. Per Tastenkombination lassen sich Schleifen halbieren und verdoppeln. In der Praxis kommt es dabei leider schon bei Halfbars zu einem Taktversatz beim Verlassen des Loops. Bei Zyklen kleiner 1/4 Beat ist die Gefahr noch größer. Der Clone-Button klont einen laufenden Song im Übrigen auf das gegenüberliegende Deck, welches an identischer Stelle im gleichen Tempo abspielt. Wir haben diese Funktion in dem nachfolgenden Smartloops-Hörbeispiel angewandt.
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Loop CutSmartloops
Die obere Zeile hat sich der Ansteuerung von insgesamt drei Cue-Punkten verschrieben, auch wenn laut Aufdruck sechs ausgewiesen sind. So kann der DJ Intro, Hauptteil, Break oder Outro eines Songs markieren. Dazu gesellt sich die Sync-Taste zum automatischen Beatmatching zweier Decks. Hotcues werden direkt am Auslösepunkt platziert. Eine Funktion, die sie rastergetreu am nächsten Beatmarker positioniert oder quantisiert auslöst, damit man beim Juggling im Takt bleibt, ist nicht mit an Bord. Das wird Anwender, die Selbige zum Anfahren von Markierungen oder Scratch-Positionen einsetzen nicht weiter stören. Cuejuggler wohl schon eher.
Die zweite Kreativabteilung ist nicht auf den ersten Blick zu orten. Mit den oberen und unteren Pfeiltasten im Navigationsbereich werden nämlich die Effektbänke der Decksektionen angewählt. Woraufhin der Navi-Encoder die Auswahl des FX-Typus übernimmt. Niedergedrückt schaltet er den Soundverbieger ein und steuert dann die Kenngröße eins oder mittels Shifting Attribut Nummer zwei. Beim Wechsel zwischen den Parametern ist Vorsicht geboten, denn es ist kein Pick-up-Mode implementiert, sodass es zu unerwarteten Wertesprüngen kommen kann. Die Effekte im Einzelnen sind Flanger, Beatgrid, Flippin Double, Backspin und Brake. Beim Brake/Spin ist leider nur schwer einzuschätzen, wann die Bremse wiederholt im Takt ausgeführt wird und wann der Track zum dauerhaften Stillstand kommt, wie es im nachstehenden Audiofile dokumentiert ist. Für mich können die FX in den Punkten Qualität und Quantität den Konkurrenten Traktor und Serato nicht das Wasser reichen, was allerdings nicht dem VMS2 anzulasten ist.
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FlangerBeatgridFlippinBackspinBrake
Workflow
Damit der Spaßfaktor nicht unnötig ausgebremst wird, sollte man ein paar Grundregeln beachtet. Zunächst sollte die betreffende Musiksammlung vor der jeweiligen Mixsession einer BPM-Auswertung unterzogen werden, damit es keine Performance-Einbrüche während der Darbietung gibt. Ansonsten muss die Software diesen Vorgang on-the-fly ausführen, was die CPU-Auslastungsanzeige je nach Hardwareausstattung in den roten Bereich treiben kann. Die Berechnung eines einzelnen Titels nimmt auf dem iMac etwa 6 Sekunden pro Song in Anspruch, was bei 500 Musikstücken ergo ein knappes Stündchen dauert. Die BPM- und Peak-Analyse ist von grundlegender Bedeutung für das Taktraster und somit für die automatische Synchronisation sowie die grafische Darstellung der Wellenformanzeige.
Was man auf jeden Fall vermeiden sollte, ist das Entfernen des USB-Kabels während einer laufenden Mixsession, da kein Refresh stattfindet. Wer also meint, er müsse seinen Controller im Eifer des Gefechtes publikumswirksam hoch in die Luft reißen, sollte sich laaaange Strippen besorgen.
Die Bedienung selbst erschließt sich auch dem Einsteiger sofort: Per Encoder in der Sound-Bibliothek surfen und die gewünschten Tracks mittels Load-Buttons ins Deck laden, Play-Taster triggern und ab geht die Post. Mit dem Pitchfader und den Jogwheels lässt sich sehr gut arbeiten, denn die Flachbahnregler ermöglichen feinste Geschwindigkeitsanpassungen beim Beatmatching. Die Jogwheels oder Bends bringen zwei tempogleiche Titel mit leichten Schubsern oder Bremsern in den Takt. Die Teller selbst laufen rund und nicht zu lange nach. Um die Songs per Line- oder Crossfader einzumixen, wird natürlich noch ein wenig an den Frequenzen gedreht, damit es beim Mix nicht zu einem faustdicken Schlag in die Magengrube oder besser gesagt zu ungewollten Überpegeln kommt.
Bei den Equalizern fiel mir auf, dass sie im Pre-EQ-Modus (nur) aus kosmetischen Gründen gemappt wurden, genau wie der Crossfader. Eigentlich nicht schlimm, denn so bekommt man ein optisches Feedback, auch wenn man mit den internen EQs arbeitet. Etwas verwirren könnte es aber denjenigen User, der glaubt er könne seine Mixsession mit Überblendungen und Frequenzmanipulationen via Session-Rekorder (da sich ja die Bedienelemente auf dem Screen bewegen) aufzeichnen. Das geht so nicht! Schade ist in diesem Zusammenhang, dass es keinen Record-Out gibt.
Mit einem Hieb auf die Sync-Taste galoppieren meine House-Tracks im Gleichschritt, wobei Autosync zugegebenermaßen niemals als 100 Prozent treffsicher deklariert werden kann – schon gar nicht in Dance-entfernten Genres oder bei wechselnden Rhythmen und Geschwindigkeiten. Auch fiel auf, dass die Lauflichtanzeige für die Beat-Synchronität manchmal einen Takt hinterherhinkte, obwohl beide Tracks absolut synchron liefen – was nicht nur eindeutig zu hören, sondern auch an der Wellenformanzeige sehr gut abzulesen war.
Beim PC unter Win7 gab es einen Warnhinweis, wenn ein Track in ein abspielendes Deck geladen wird. Dieses Popup verschwindet mit erneuter Bestätigung der Load-Taste, allerdings ist ein Griff zum Laptop nötig, möchte man „Nein“ auswählen. Auf dem Mac hingegen erscheint diese Warnmeldung zum Testzeitpunkt (12.10.2011) nicht. Also am PC sicherheitshalber Cue betätigen, bevor ein neuer Titel den Weg in die Abspieleinheit finden soll. Ferner trübten kleinere grafische Bugs der 7.05 Software unter Win7 den ansonsten überwiegend positiven Gesamteindruck. Zum Beispiel war das Standard-Skin zu groß für meinen Lenovo-Notebook-Screen, was eine Warnmeldung unter Win7 produzierte und die VDJ-typische Zerroptik in Fullscreen-Mode bescherte. Ferner erschienen die Befehle des Mappers an Mausposition auf dem Screen. Hier wird sicherlich noch nachgebessert, oder?
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FAZIT
Ein analoger DJ-Mixer mit professionellen Ausgängen kombiniert mit einem Jogwheel-gepowerten Dual-Deck MIDI-Controller, einer USB-Soundkarte und einer DJ-Software. Das könnten die Komponenten für einen großen Wurf sein. Und der VMS2 ist ein großer Wurf. Gekleidet in ein road-taugliches, robustes Metallgewand, geschützt durch extradicke Stoßfänger an den Kanten und mit optimierten Bedienelementen für klassische und moderne Mixangelegenheiten im Schlepptau, trumpft er zudem mit verbesserten Audioeigenschaften, die im direkten Vergleich zum Vorgänger VMS4 (V1) vom Playout bis zum Mikrofonverstärker zugelegt haben. Virtual-DJ 7 LE stellt dem neuen Besitzer eine etablierte Software-Umgebung, die zwar von individuellen Konfigurationsmöglichkeiten absieht, aber das Zusammenspiel mit dem VMS2 weitestgehend im Schlaf beherrscht. Allerdings trüben einige Grafik-Bugs unter Win7 und die Umsetzung der Kreativabteilung den Gesamteindruck. Der VMS2 wird in meinen Augen gerade bei DJs Anklang finden, die sich jenseits traktoider Effektgewitter einordnen und viel mit externen Zuspielern arbeiten wollen. Ob Hobby-DJ, Partyveranstalter, Promotion-Team oder Wedding-Deejay – der neue American Audio-Controller stellt eine interessante Arbeitsumgebung, sofern man mit zwei Kanälen auskommt und weitestgehend auf Effekte verzichten kann. Der Testkandidat kann sogar den DJ-Mixer on-the-road ersetzen, wobei der Käufer bei einem Abgabepreis von rund 300 Euro nicht genötigt wird, hierfür Haus und Hof zu verpfänden.
Ab in die Kanzel, rauf auf die Stage! American Audios VMS2 ist ein preiswerter und vielseitiger DJ-MIDI-Controller, der dank USB-Soundcard, analoger Mischpultfunktion und Virtual-DJ im Gepäck für viele Einsatz-Szenarien bestens gewappnet is. Er hat ordentlich Schub im Bauch und ist ein sehr widerstandsfähiger Weggefährte.
Vielen Dank für den sehr informativen und hilfreichen Testbericht! Nur bei einer Sache würde ich gerne noch einmal nachfragen: Habe ich es recht verstanden, dass ich eine Mixsession nicht aufzeichnen kann? Mit der reinen Softwareanwendung Virtual DJ geht das ja. Ist diese Option etwa nicht mehr nutzbar?Danke schon einmal für die Antwort!
Hallo, der Session-Recorder zum Aufzeichnen der Mixsession ist schon integriert, lässt sich jedoch nicht von der Hardware aus ansteuern, es sei denn, man verwendet die Vollversion mit dem MIDI-Mapper.
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Willie sagt:
#1 - 15.06.2014 um 23:44 Uhr
Vielen Dank für den sehr informativen und hilfreichen Testbericht! Nur bei einer Sache würde ich gerne noch einmal nachfragen: Habe ich es recht verstanden, dass ich eine Mixsession nicht aufzeichnen kann? Mit der reinen Softwareanwendung Virtual DJ geht das ja. Ist diese Option etwa nicht mehr nutzbar?Danke schon einmal für die Antwort!
Peter sagt:
#2 - 16.06.2014 um 14:31 Uhr
Hallo, der Session-Recorder zum Aufzeichnen der Mixsession ist schon integriert, lässt sich jedoch nicht von der Hardware aus ansteuern, es sei denn, man verwendet die Vollversion mit dem MIDI-Mapper.
W. sagt:
#3 - 17.06.2014 um 11:48 Uhr
Per Mausklick geht es also? Ok, das ist dann ja kein Problem. Vielen Dank für die Antwort! Ich kauf ihn mir. :-)