American Audio – Radius 2000 Test

Details

Ausgepackt
Von der Kartonage befreit, zeigt unser Testkandidat einen durchdachten und gut strukturierten Aufbau und macht dazu einen recht robusten Eindruck. Mit den Abmessungen 265 x 356 x 106 mm ist er deutlich größer als ein Pioneer CDJ-100, passt aber gut neben meinen DJM-Mixer und steht rutschsicher auf vier Gummifüßen. Die Taster des Radius sind durchweg gummiert und orientieren sich an Standard-Layouts. Sie sind zum Großteil auf der vollen Fläche auslösbar. Wo es funktional erforderlich ist, visualisieren sie durch Beleuchtung ihren Status. Insgesamt stehen 43 Buttons, vier Endlosdrehregler (Push-Rotate), ein Jogwheel und ein 100 mm langer Pitchslider Spalier.

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Die Datenträger-Einschübe sitzen ganz oben „on top of the Player“. Wer das englische Handbuch durchgeblättert hat, weiß inzwischen, dass die zugeführten Datenträger ausschließlich Musik im MP3-Format, mit einer minimalen Bitrate von 128k enthalten dürfen Und sie müssen in den Formaten FAT oder FAT32 formatiert sein. Das wiederum könnte Macianer und Linuxer, für die in der Regel FAT nicht unbedingt das Dateisystem der Wahl sein dürfte, stören. Vielleicht sollte man sich die Eigenheiten der Speicherformate noch einmal ins Gedächtnis rufen. Die CD hat ein lagerbedingtes Verfallsdatum und ist außerdem anfällig für Kratzer. Oft können schon nach fünf bis zehn Jahren Teile der Daten nicht mehr gelesen werden, das kennt sicherlich der eine oder andere. Bei Festplatten und Flash-Speichern ist das anders, in Kombination mit Radius 2000 ist gerade die SD-Card interessant. Die Lebensdauer ist sehr stark abhängig von den Schreib- und Löschvorgängen, rein rechnerisch sind etwa 100.000 Schreibvorgänge möglich. In der Praxis ist nach etwa 1000 Zyklen mit Defekten zu rechnen, bei No-Name-Produkten oftmals sogar eher. Werden die Karten, respektive Sticks, nur wenige Male bespielt und danach hauptsächlich ausgelesen, sollten sie vergleichsweise lang halten. Zum Lieferumfang gehören alle nötigen Anschluss- sowie ein 3,5 mm Doppel-Klinken-Kabel. Mein Besuch auf der Hersteller-Website brachte zwar Manuals in Französisch und Polnisch zutage, Deutsch indes war nicht dabei.

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NORDLICHT
Grundsätzlich werden nur Verzeichnisse im 120 x 30 mm großen, mehrzeiligen Display angezeigt, die Musik im unterstützten Format enthalten. Das abzuspielende Medium ist von Hand auszuwählen, dann wird Track eins des ersten Ordners in CUE-Position geparkt und der DJ mit den benötigten Song-Details versorgt. Unter anderem sind dies BPM, Titel, Pitchwert in % und Laufzeitdaten (Elapsed oder Remain nebst zehn-stufiger LED-Kette). MEMORY-BUCKET links oben zeigt den Puffer des Cuepunktspeichers an. Fünf Striche repräsentieren jeweils zwei Sekunden didigitalen Audiospeichers. Die Informationen sind deutlich ablesbar, jedoch wenn man nicht explizit mit der Rübe über dem Player hängt, sondern zum Beispiel gerade am Mixer werkelt, schneidet die Verkleidung einen Teil der unteren Zeile, also beispielsweise die Restlaufzeit, ab. Direkt darunter ist die Kreativ-Abteilung beheimatet. Neben variablen Smart-Loops wartet sie mit sieben DSP-Effekten auf, die über zwei gerasterte Endlosdrehregler (TIME, RATIO) gesteuert werden. Vier Memory-Bänke geben Zugriff auf Cuepunkte oder Samples. Reverse spielt das aktuelle Audiomaterial rückwärts ab. – Natürlich!

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SÜDSTERN
Ein echter Hingucker ist das berührungsempfindliche und angenehm große 150-Millimeter-Jogdial. Es besitzt eine aufgeraute Kunststoff-Oberfläche, die auch im Schweiße des eigenen Angesichts bei ebenso feuchten Fingern noch griffig genug ist, um eine präzise Steuerung zuzulassen. An den Seiten sind zudem Fingermulden eingearbeitet, die ein Verrutschen bei der Tempoanpassung verhindern. Selbst bei stärkerem Druck auf den Teller ist kein Kratzen am Gehäuse zu vernehmen zudem ist sein Lauf sehr ruhig und ausgewogen. Das Jogdial ist von einem roten LED-Kranz umgeben, dem acht optische Beleuchtungs-Modi zur Auswahl stehen. So visualisiert es zum Beispiel die relative Track-Position oder pulsiert im Beat.
Um unterschiedliche DJ- Manöver durchzuführen, lässt sich das Jogwheel in drei Betriebsarten, von denen zwei case-sensitiv sind, betreiben. NORMAL bewirkt ausschließlich Tempoänderungen, also Anschubsen und Abbremsen des Tracks von maximal 100 Prozent in beide Richtungen, wobei es egal ist, ob der DJ an den äußeren Rand oder direkt auf den Teller greift. SCRATCH aktiviert den Touch-Sensor. Nun wird mit der Oberfläche gescratcht und der Rand dient weiter zum „Nudgen“. A.CUE.SCRATCH spielt den Track nach Beendigung des Scratch-Mannövers ohne Verzögerung vom Cuepunkt weiter. Die Empfindlichkeit des Touchpads lässt sich um 20 % in beide Richtungen anpassen. Betätigt der DJ PAUSE oder CUE, ermöglicht das Wheel eine framegenaue Suche im Musikstück. So können Sprungmarken ziemlich genau platziert werden, allerdings wäre hier natürlich eine Wellenübersicht das berühmte „Tüpfelchen auf dem I“.

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WESTEND
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Links neben der Anzeige hat American Audio zwei Endlosdrehregler mit Push-  Funktion verbaut, die sich ausgezeichnet zum Manövrieren auf den Speichermedien verwenden lassen. Man ist hier ähnlich fix wie mit einer Computermaus. FOLDER navigiert in der Ordnerstruktur wie in einem Dateibaum. TRACK dient in erster Linie zum Durchstöbern der Tracks. Wird der Regler gedrückt und dabei gedreht, lassen sich die nächsten zehn Tracks überspringen. Triggern bewirkt einen Wechsel der angezeigten MP3-Informationen zwischen Titel, Artist, Album, Genre & Dateiname.

Interessant ist, dass der DJ mithilfe von ADV, auch während ein Track läuft, bereits den nächsten Song auswählen kann, ohne die Wiedergabe zu unterbrechen. Die Datei muss sich allerdings im gleichen Ordner befinden, ein Austausch über mehrere Hierarchien ist nicht möglich.

Als Alternative zur Reglersteuerung bietet sich FASTTRACK an. Zwei kleine Klick-Klack-Buttons springen zum nächsten oder vorherigen Musikstück und spielen dieses unverzüglich ab. Zwei baugleiche SEARCH Schaltflächen ermöglichen Trackscanning. Darunter aktivieren IN, OUT und RELOOP auf Wunsch eine Schleife.

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OSTKREUZ
Auf der rechten Seite des Tabletops ist der Pitchfader montiert. Er lässt sich sehr sanft und präzise schieben, passt die Geschwindigkeit im Zehntel an, sitzt relativ wackelfest in der Aussparung und fällt mit 100 Millimetern komfortabel lang aus. Lediglich die Faderkappe sitzt mir persönlich einen Tick zu hoch. Seine Auflösung lässt sich nebst Lämpchen-Visualisierung vierstufig skalieren (4, 8,16,100) und hat dadurch Einfluss auf die relative Beschleunigung durch PITCH-BEND. Diese Schaltflächen verändern das Tempo, während sie gedrückt sind, mit einem stetig ansteigenden Wert, der durch den zuvor festgelegten Umfang als maximale Stufe begrenzt wird. Ein Wert von minus 100 Prozent führt natürlich zum Stillstand. Gegen versehentliches Verschieben des Faders schützt TEMPO-LOCK.

Spannend ist auch immer wieder das Thema Tonhöhenkorrektur: American Audios Implementierung ist jedoch nicht wirklich gelungen. Sie versagte im Praxistest bereits zwischen ein und zwei Prozent. Besonders deutlich wird dies bei Gesangsaufnahmen. Nachstehend findet Ihr die Aufnahmen der Audio-Dateien mit Tempo-Änderungen von jeweils eins, zwei und vier Prozent, damit Ihr Euch selbst ein Bild machen könnt.

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Audio Samples
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0% (Ohne Pitch) Keylock mit +1% Pitch Keylock mit +2% Pitch Keylock mit +4% Pitch Keylock mit -1% Pitch Keylock mit -2% Pitch Keylock mit -4% Pitch

HINTERLAND
Das Backpanel bietet unter anderem einen USB-Anschluss, der benötigt wird, um das Gerät als MIDI-Controller einzusetzen. Daneben gibt es zwei Chinch-Ausgänge, ein Digitalausgang ist nicht vorhanden. Über den Relay Jack kann mit kompatiblen AA-Mixern Fader-Start realisiert werden. Besitzt man ein weiteres 2000er Modell, kann das Pärchen an einem kompatiblen Mischpult Flip-Flop spielen. Gelangt demnach der Song im ersten Player an sein Ende, startet automatisch der nächste Track vom zweiten Deck.

American Audio hat zusätzlich einen 6,3 mm Kopfhörerausgang mit separatem Lautstärkeregler spendiert, der zwar auf den letzten Metern zerrt, aber clubtauglich ist. Kurz zu den Preferences: Sie bieten hardwareseitige Konfigurationsmöglichkeiten, um das Radius-2000-Erlebnis zu individualisieren. So lassen sich unter anderem Scroll-Geschwindigkeit, Jog-Sensitivität, Display-Settings und MIDI-Daten anpassen. Per Knopfdruck wird der Player auf Werkseinstellungen zurückgesetzt. Für den folgenden Praxistest belasse ich ihn im Auslieferungszustand.

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