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Allen & Heath ZED-10FX Test

Der britische Hersteller Allen & Heath ist heutzutage beinahe jedem DJ ein Begriff, haben sie doch unter anderem dank Richie Hawtin und Konsorten Pioneer ein wenig ihren Rang streitig gemacht. Dass die Briten aber bereits über 40 Jahre eine echte Größe in der PA-Branche sind, mag dem Junior-Elektronerd und neuen jungen Bands womöglich gar nicht so gegenwärtig sein.

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Den kleinen Club und die Begehrlichkeiten kleiner Bands fest im Blick, hat Allen & Heath einen Kleinmischer mit etlichen Features entwickelt, der auch locker noch auf einem Barhocker Platz findet. Zu den Features gehören zum Beispiel zwei Hi-Z-Eingänge, mit deren Hilfe E-Gitarren und andere Pickup-basierte Instrumente angeschlossen werden können. FET-Transistoren sollen den schwachen Strömen im Mix „Beine machen“ und einen röhrenähnlichen Klang verleihen! Eine Effektsektion findet sich auch in diesem Kleinpult sowie ein obligater USB-Port.

Details

Die Historie von Allen & Heath belegt, dass sie in den frühen 70er Jahren ein Mischpult für Quadrophonie entwickelten, dass dann von Pink Floyd für Ihre Auftritte genutzt und dabei von Alan Parsons bedient worden ist. Das Pult MOD1 ist übrigens im Film „LIVE AT POMPEII“ zu sehen! Des Weiteren geht auf Allen & Heaths Konto, Potentiometer nicht mehr „per Draht“ anzuschließen, sondern direkt auf der Platine zu verlöten. Dies läutete endgültig den modularen Aufbau ein und vereinfachte den Service beim Austausch von defekten Baugruppen. Ebenso waren sie einer der ersten Hersteller, die OP-Amps in ihren Pulten verbauten und auch die ersten, die ein MIDI-fähiges Mischpult auf den Markt brachten.
Es gibt viele Innovationen von Allen & Heath, die wir heute als selbstverständlich ansehen und auch in Pulten anderer Hersteller wiederfinden. Recht früh platzierten die Briten erfolgreich Minimixer mit sechs Kanälen und einem Stereo-Output am Markt. Die langjährige Erfahrung in diesem Sektor sollte wohl auch unserem Testkandidaten zugutegekommen sein…

Fotostrecke: 2 Bilder Der Postbote war da.

Architektur

Wie bei den klassischen Kleinpulten verfügt auch Allen & Heaths ZED10-FX über sechs Kanäle und einen Stereoausgang. Zwei sind als Stereokanäle ausgelegt, was die Einsetzbarkeit enorm erweitert. Es gibt mehrere Wahlmöglichkeiten bei den Eingängen, wobei zusätzlich noch ein Playback-Kanal eingeschliffen werden kann, der parallel zu den „offiziellen“ Kanälen angelegt und per Poti regelbar ist. Zu dem „Main Mix Out“ gesellen sich noch ein Monitorausgang, ein Record-, ein FX- und ein Aux-Out. Die USB-Schnittstelle erweitert die Einsetzbarkeit des Pultes auf digitaler Ebene, mehr dazu später…  
Der obligate und multifunktionale Kopfhöreranschluss erlaubt ein umfassendes Monitoring. Abgerundet wird das Pult durch seine Effektsektion, die einen der beiden Aux-Busse in Beschlag nimmt und fortan FX-Bus heißt. Im Inneren des ZED-10FX hat Allen & Heath konsequent den vertikalen Aufbau der Kanalzüge verfolgt, somit kann im Service-Fall ein defekter Kanal zügig ersetzt werden, ohne dabei gleich die kompletten Intarsien austauschen zu müssen. Es lohnt sich für den Kunden auch bei den kleinen Dingen groß zu denken und einzukaufen!   Eingänge An dem ZED-10FX kann man wahlweise vier Mikrofone per XLR anschließen oder vier Line-Inputs per Klinkenstecker nutzen. Sollte ein Mikrofon angeschlossen sein, hat dieses Vorrang vor dem Line-In, der dabei stummgeschaltet wird. Auf Kanal 3 und 4 lassen sich diese Line-Eingänge zudem noch als Hi-Z-Eingänge nutzen – die Wahlschalter hierfür befinden sich auf der Rückseite des Pultes. Sie sind versenkt und nur mit einem Kugelschreiber oder einem ähnlich spitzen Gegenstand zu betätigen. Ein versehentliches Schalten ist so nicht möglich und es wäre bei einem regulären Line-Signal wegen der aufkommenden Verzerrung auch nicht ratsam. Der erste Stereokanal kann wahlweise mit zwei Klinken- oder Cinch-Steckern besaftet werden. Der zweite Stereokanal hat zwei Klinkeneingänge spendiert bekommen und ist mit dem USB-Eingang kombiniert. Dieser ist so lange auf „Stereo 2“ geroutet, bis die Klinkeneingänge mit Steckern belegt werden. Channel „ST-1B“ verfügt ausschließlich über Cinchbuchsen und dient somit unter anderem auch als „2-Track Return“. Es gibt einen gesonderten Playback-Kanal, der nur über ein Gain-Poti und zwei Klinkeneingänge verfügt und ebenfalls mit dem USB-Eingang verschaltet ist. Sollte man die Playback-Klinken nutzen, so wird auch hier der USB-In wieder automatisch stummgeschaltet.   Die Mikrofon-/Line-Vorverstärker basieren auf den Pre-Amps der MixWizard-Reihe. Hier hat der Hersteller der ZED-Reihe seine rauscharme, diskrete Transistortechnik unter die Haube geschraubt, die bei sehr niedrigen Rauschpegeln und einem nahezu linearen Übertragungsbereich eine Verstärkung bis maximal 60 dB ermöglicht! Für die Instrumenteneingänge wurden diskrete Class-A-FETs eingesetzt, die man am Backpanel hinter dem Lüftungsgitter prima begutachten kann. Switcht man mit den versenkten Schaltern die 26 dB Verstärkung an, so lassen sich damit problemlos relativ leistungsarme Tonabnehmer einschleifen und in den Mix integrieren. Der FET-Schaltkreis sorgt dabei für ein Klangbild, das einem Röhrencombo recht nahe kommt!

Fotostrecke: 3 Bilder Das Eingangsterminal des ZED-10FX

Ausgänge

Die Main-Outputs sind als vergoldete männliche XLR-Buchsen ausgelegt. Via auf der Rückseite liegendem Schalter, der wie die Hi-Z-Buttons versenkt und nur per Kugelschreiber o.ä. zu betätigen ist, kann man den Ausgangspegel auswählen (0 dB oder -30 dB). Dadurch lässt sich das Pult beispielsweise gut als Submixer betreiben. Beide Seitenkanäle des Masters stellen je eine Insertbuchse für externe Effektprozessoren bereit – die einzigen Insertbuchsen des Pultes.
Zusätzlich zum Main Mix-Out gibt es einen Recording-Out auf Cinchbuchsen-Basis, und ebenfalls als Cinch ausgelegt ist der Monitorausgang – beides stereo – versteht sich. Die Signale des FX- und des Aux-Busses sind ebenso jeweils an einer Klinkenbuchse abgreifbar. Für den Effektkanal stellt Allen & Heath noch eine Buchse für einen Fußschalter bereit, der die FX-Sektion (de)aktivieren kann!

Fotostrecke: 2 Bilder Die Ausgangs Sektion des Allen & Heath ZED-10FX

Kanalzüge

Es gibt vier identische mono ausgeführte Kanalzüge, von denen zwei auch als „Gitarrenkanäle“ direkt ohne vorgeschaltete Vorverstärkung nutzbar sind. Im Signalfluss folgen nach dem Eingang der Gain, ein zuschaltbares Trittschallfilter und daraufhin ein semiparametrischer Equalizer. Alle Bänder der EQs ermöglichen einen Cut/Boost von plus/minus 15 dB. Die Grenzfrequenz des Höhenbandes liegt fest bei 12 kHz, die des Low Shelfs bei 80 Hz. Die Mittenparametrik lässt sich zwischen 120 Hz und 4 kHz variieren. Darunter liegen die FX- und AUX-Potis, gefolgt vom Pan-Regler und dem ebenso als Drehregler ausgelegten Pegelsteller für den Mischvorgang auf die Summe, dessen Einsatzbereich von unendlicher Bedämpfung bis plus 10 dB Verstärkung reicht. Abgeschlossen wird der Kanalzug von den Tastern „Record“ und „Listen“.
Die beiden Stereokanäle verfügen über je einen Gain-Regler, der die maximale Dämpfung ermöglicht, aber eben auch eine Verstärkung von bis zu plus 15 dB. Die Klangregelung mit nur zwei Bändern ist genauso eingestellt wie bei den Bändern der Monokanäle, ansonsten finden sich hier ebenso FX-, AUX-, Pan- und Level-Regler sowie die beiden Taster ein.  

Effektsektion

Vorab möchte ich erwähnen, dass der FX-DSP bei Markteinführung des ZED-10FX das erste Kleinpult überhaupt war, das ein Tap Delay bietet. Mit dem Teil lassen sich Delays mit Verzögerungszeiten von 70 ms bis 1,35 s realisieren. Der DSP werkelt mit 24 Bit Auflösung und 48 kHz Samplingrate. Die 16 Effektpresets bieten einen ordentlichen Sound und wirken in keinster Weise unangenehm oder billig. Die Delays sind praktischer Weise bereits mit einem Reverb gekoppelt und bekommen so noch mal Extratiefe. Die Hallräume klingen sehr dicht und je nach Algorithmus heller, dunkler oder rauer. Flanger und Chorus sind sehr solide Modulationen! Sämtliche Effekte sind in bestimmten Parametern beeinflussbar, sodass sie gezielter einsetzbar sind, so kann die Tiefe, Breite oder Färbung an die Musik angepasst und zudem im Live-Betrieb nachgeregelt werden. Allen & Heath bietet hier hochqualitative Features, die man normalerweise erst bei Mischpulten jenseits der 1000 Euro erwartet und dort auch nicht immer vorfindet. Last but not least: Die Effekte können zudem noch auf den Aux-Bus geroutet werden. Ein Level-Regler bestimmt dabei den Pegelanteil des Effektsignals. Auch an diesem Kanal befinden sich die beiden Taster „Record“ und „Listen“.  

Mastersektion

Neben der Pegelregelung des Main-Mixes und des Aux Master-Mixes bietet das Kleinpult noch den Playback-Kanal und umfassende Vorhöroptionen, denen wir uns noch widmen werden.  

Playback

Mit der Playback-Option stellt Allen & Heath einen weiteren Kanal an dem ZED-10FX bereit, der dabei auf Klangregelung und Vorhörfunktionen verzichtet. Einzig ein Beimischen auf den Aux-Bus ist möglich und der Level des Playback-Kanals ist in der Mastersektion regelbar.  

Vorhören/Phones

Der Phones-Bus stellt drei Quellen zur Auswahl: „Record“, „Aux“ und „Playback“. Ist keiner der Auswahltaster betätigt, hört man auf dem Kopfhörer den Main Mix AFL (After Fader Listening). Ist das „Playback“ selektiert, hört man den gleichnamigen Kanal respektive USB-Input und zwar PFL (Pre Fader Listening). So lässt sich auch im Hot-Mix prüfen, welches Signal überhaupt gerade eingangsseitig anliegt, bevor man es mir-nichts-dir-nichts in den Mix „hereindreht“.
Die Auswahlmöglichkeit „Aux“ hat Vorrang vor dem „Playback“, und das Signal des AUX MASTER MIX ist AFL abhörbar. So kann man einen potentiellen Monitormix bereits an diesem Pult prüfen und beeinflussen.  
„Record“ hat wiederum Priorität vor den beiden eben genannten Wahltastern und gibt die Summe aller per „Record“-Taster angewählten Kanäle AFL aus. Der Record-Bus ist eine eigene Stereoschiene, die am Record-Out abgegriffen wird – dazu muss die Taste „Record Bus“ an der USB-Schnittstelle betätigt werden. Wahlweise kann auch das Signal der Aux- und FX-Busse auf den Record Out gelegt werden. Das gleiche Signal wird auf Wunsch auch digital durch das USB-Interface aus dem Gerät geführt. Sollte allerdings keiner dieser Taster genutzt werden, so liegen sowohl am Recording- wie auch am USB-Out der Main-Mix an. Sollte eine „Listen“-Taste der Kanalzüge betätigt werden, so werden alle anderen Vorhörfunktionen stummgeschaltet und es sind nur die „Listen“-Signale zu hören. Der Abgriff für den Listen-Bus liegt vor dem Fader. Dieser ist als Mono-Bus ausgelegt, was auch für das Vorhören der Stereokanäle gilt, was ich ein wenig schade finde. Trotzdem behält man einen guten Überblick, was an den Kanälen anliegt, ohne dabei den Mastermix deswegen beeinflussen zu müssen.  

Monitorsektion

An dieser Stelle kann sowohl die Lautstärke des Monitor-Outs geregelt werden, sowie auch entschieden werden, ob das Monitorsignal aus dem Stereomix oder aus der Summe der ausgewählten Vorhörsignale des Kopfhörers gespeist wird. So lässt sich bequem ein individueller Monitormix erstellen.  
Über dem Monitor Level-Poti befinden sich die Wahltasten für die Phantomspeisung samt Kontroll-LED und auch die Betriebs-LED, welche die Bereitschaft des Mischpults bereitwillig signalisiert. Daneben findet das zwölfstellige LED-Stereometer Platz, welches den Mix oder das vorgehörte Signal optisch äußerst zufriedenstellend visualisiert.  

USB

Im Gegensatz zu anderen USB-fähigen Kleinmischpulten bin ich dieses Mal von dem Audiointerface angenehm überrascht worden. Das Signal klingt sehr klar und weist keine raspeligen Artefakte auf. Die Wiedergabe erfolgt entweder über den „Stereo 2“ oder den „Playback“-Kanal. Unterbrechkontakte in den Klinkenbuchsen der beiden Kanäle schalten den USB-Eingang stumm, falls diese benutzt werden. Der Audioausgang des Interfaces ist direkt mit dem Stereomix des Pultes verschaltet. Wahlweise kann man den „Record“- oder die AUX-/FX-Busse via USB-Audio aus dem Pult führen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Monokanalzüge des Allen & Heath ZED-10FX
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Praxis

Den ZED-10FX hatte ich zunächst im Proberaum getestet und war danach so „angefixt“, dass ich ihn direkt mit auf die Bühne nehmen wollte. Der Einsatz fand im Rahmen einer Release-Party des Künstlers Razoof mit dessen Live-Band statt. Aufgefahren wurden E-Drums mit regulärer Kickdrum, Fender Rhodes E-Piano, Saxophon/Querflöte/Percussion, Gesang und Backing-Support á la Ableton Live Session via Laptop. Auf der Bühne habe ich noch ein Line-6 Tap Delay Pedal zum Einsatz gebracht. Doch dazu später mehr.  

Rehearsal Room

Bei den Proben zeigte sich schnell, aus welchem Holz der ZED-10FX geschnitzt ist. Alleine schon der kompakte, platzsparende Aufbau spricht schon für das Teil – zumal an Features nicht gespart wird. Das Pult steht prima da. Solide Gummifüße sorgen für ordentlichen Halt. Alle Anschlussbuchsen und sämtliche Potis sind fest verbaut, weil mit dem stabilen Metallgehäuse verschraubt. Enthusiastisches Arbeiten bis zur Extase ist mit diesem Pult möglich, ohne dass einen die Furcht überkommt, eines der Potis von der Platine zu reißen – und ich habe mir alle Mühe gegeben!  
Bei den ersten Einsätzen habe ich nur mit dem Drummer geprobt, wobei er anfangs noch mit realer Kickdrum auf Kanal 1, Snare auf Kanal 2 und Hihat auf Kanal 3 neben seinem E-Drum Set auf einem Stereokanal gearbeitet hat. Die Overdub-Effekte auf den Drums sind ausschließlich aus dem ZED-10FX – Reverbs und Tap-Delay! Die FX auf dem Playback kommen aus Ableton Live, das über einen regulären Stereokanal des Pultes lief.
Wir haben die Session komplett unter dem Kopfhörer abgehalten und konnten trotzdem recht bequem zwei bis drei Stunden proben, der Sound war zu jeder Zeit unfassbar gut. Die Drums ließen sich trotz kleinen und günstigen Mikrofonbestecks gut einpegeln und EQ-technisch bearbeiten. Die Vorverstärkung an diesem Pult hat ordentlich Dampf und ließ trotz realem Drumgepolter im Proberaum unter dem Kopfhörer keine Wünsche offen.  
Die ersten Probe-Sessions habe ich dann mitgeschnitten – also macht euch selbst ein Bild! Allerdings nicht wundern: Den Drummer habe ich hier und da mit den Overdubs und Delays aus dem Tritt gebracht, da wir beide auch das Stereosignal zum Abhören benutzt hatten.

Audio Samples
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Razoof – Free Up Di People – Proberaum Session Razoof – Keep The Faith – Proberaum Session Razoof – Take Me To The Roots – Proberaum Session Razoof – You Say This – Proberaum Session

Vielleicht hört Ihr es schon, aber gerade bei den langsamen Dub- und Reggae-Stücken geht dem Tap-Delay des ZED-10FX doch die Puste aus. Immerhin sind Delay-Zeiten von satten 1,35 Sekunden drin, aber manchmal reicht diese Verzögerung dann eben doch nicht aus. Wir entschieden uns wegen der komfortableren Delays, auf das Line 6 Tone Echo Park Pedal umzusteigen –  das kann 2,5 Sekunden maximal verzögern und ist auch super „tap-bar“. Unglücklicherweise mussten wir dafür den AUX-Bus „opfern“ und das Bühnenmonitoring anderweitig realisieren.  
Die Grenzen des kompakten Mischpults sind dann doch schnell erreicht, wenn man etwas aufwendiger an die Produktion gehen muss. Mit dem FX-Bus lässt sich unter Live-Bedingungen eben doch nur ein FX realisieren, und für weitere Effekte bleibt nur noch der AUX-Bus. Inserts sind außer im Main-Out an diesem Pult nicht vorgesehen. Will man einen vernünftigen Monitormix, muss man die Signale per Splitter in einen Monitormixer führen – oder man nimmt gleich ein größeres Pult mit ausreichend AUX-Bussen. Das kam aber nicht in Frage und der Ehrgeiz hatte uns sowieso schon gepackt.
Die weiteren Proberaum-Sessions mit Fender Rhodes Piano, Saxophon und Gesang gestalteten sich hinsichtlich Technik und Sound sehr einfach. Das Pult lässt sich beinahe intuitiv nutzen, und man hat in wenigen Augenblicken einen amtlichen Sound eingepegelt. Wir haben sowohl auf den Kopfhörern sowie mit der Proberaum-PA stets einen guten Klang und ordentliche Probeergebnisse erzielt. Das ZED-10FX hat uns nie im Stich gelassen und dank der Vorhöroptionen war auch ein entsprechendes Monitoring für alle Bandmitglieder möglich. Bei dieser großen Auslastung fällt einem schmerzlich das Fehlen der „Listen“- und „Record“-Taster für den Playback-Kanal auf. Alle beteiligten Künstler mussten Kompromisse bei Ihrem individuellem Monitor-Sound hinnehmen. In dem Fall sind weniger Musiker mehr Monitoring…  

Live-Einsatz

Mit den gesammelten Erfahrungen aus dem Proberaum ging es nun auf die Bühne. Die Bedingungen waren schwierig, da die Haus-PA sehr nah an den Gesangs- und Saxophon-Mikrofonen stand. Über das Mic des Saxophons lief auch zudem noch die Querflöte und ein wenig Percussion. Das bedurfte ständiger Nachpegelung und teilweise definiertere EQ-Einstellungen – wohlgemerkt: Live und im laufenden Einsatz, also ein permanenter Line-Check auf dem Saxophon-Kanal. Wegen der Platzprobleme beschränkte sich der Drummer auf sein E-Drum Set und seiner Kickdrum. Somit musste nichts vorab zusammengemischt werden.  
Die Belegung war wie folgt:
Kanal 1 – Kickdrum
Kanal 2 – Vocal
Kanal 3 – Saxophon/Querflöte/Percussion
Kanal 4 – Fender Rhodes E-Piano
Stereo 1 – E-Drum Set
Stereo 2 – Tap-Delay Return
Playback – Ableton Live Backing  
Das Pult bediente ich als Bandmitglied auf der Bühne. Als Orientierung diente das Signal, welches vom Recording-Out abgegriffen wurde, sowie das akustische Signal der Haus-PA!  
Und hier zeigt sich die Qualität dieses Pultes, entscheidende Frequenzen mit den recht kleinen Mitteln zügig in den Griff zu bekommen und die bestmögliche Vorverstärkung zu gewährleisten, damit alles auch gut klingt. Während des Konzertes war es recht unaufwendig, einen ordentlichen Live-Sound abzubilden und sich zusätzlich um knackige Overdubs und Effekt-Orgien zu kümmern. Das Konzert wurde am Recording-Out der Haus-PA abgegriffen und mit einem DAT-Recorder mitgeschnitten – praktisch fast aus dem Allen & Heath heraus. Das vorliegende Audiomaterial ist nur hinsichtlich des Spitzenpegels bearbeitet worden. Etwas, was man normalerweise NIEMALS der Öffentlichkeit präsentiert, da der Sound, der für den Club super ist, selten auch auf der Heimanlage funktioniert. Jedoch, hört selbst:

Audio Samples
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Razoof Free – Up Di People – Live Dub Razoof – Keep The Faith – Live Dub Razoof – Khajuraho – Live Dub Razoof feat. Don Abi – Be One Live Razoof feat. Don Abi – High Tide Low Tide – Live

Die Effekte auf Saxophon, Querflöte (außer bei „High Tide Low Tide“ – Sample), Vocals und Drums resultieren aus der Kombination des Line 6 Delay-Pedals und der FX-Sektion des Allen & Heath-Pultes. Da keine Dynamikprozessoren benutzt wurden, mussten manche Ausreißer mit dem Level-Poti wieder eingeholt werden. Das Fender Rhodes Piano wurde bereits mit einem Morley Wah-Pedal und einer Line 6 Echo Farm bedient und kam so zu mir ins Pult, so konnte ich auch dieses manches Mal eher sparsam weiter effektieren. Sollte einer der Künstler einen individuellen Sound wünschen, der auf der Basis ganz spezieller Effekte basiert, so müssen diese vor dem Pult realisiert werden.

Gitarreneingänge

Leider konnten wir bei dem Konzert nicht die tollen Gitarren Hi-Z-Eingänge testen. Dies holte ich mit einem Gitarristen bei einem Konzert der floorJIVERS nach. Er spielt eine Fender Telecaster und ist ein ausgesprochener Analog- und Röhren-Fan. In seinem Effektkoffer findet sich kein einziges Effektpedal, dass mit OP-Amps oder IC-Technologie geschweige denn mit DSP-basierten Simulationen arbeitet. Diesem Klang- und Elektropuristen boten wir nun den Hi-Z-Eingang unseres Mischers an, und der Mann war derartig von der Wärme und der Durchsetzungskraft des Vorverstärkers begeistert, dass er für dieses Konzert auf seinen geliebten Preamp im Koffer verzichtete!  
Darüber hinaus habe ich in meinem heimischen Studio meinen Bass direkt an den Eingang angeschlossen,  und mich empfing sofort ein runder, warmer Sound. Der Klang ist unglaublich direkt, und beim Spielen kommt ein sehr energetisches Gefühl nach mehr mehr mehr…
Nachdem ich zwei Stunden unter dem Kopfhörer die Bassline von Hot Chocolat „Every 1 s A Winner“ gedoppelt hatte und den Sound von tief sexy bis elektrisch britzelig probiert hatte, war ich endgültig in das Pult verliebt!
Die Session habe ich nicht aufgezeichnet, da mein Bassspiel nicht zu den präzisesten gehört und mein Bass auch nicht gerade ein Premiumprodukt ist. Trotzdem hat das Spielen über den Hi-Z-In einen Höllenspaß gemacht!!!

Ein rundum tolles Mischpult. Hier noch mal der Blick auf die Hi-Z Schalter und die hinter dem Lüftungs-Gitter versteckten FETs. Solide verschraubte Füße runden das Bild ab.
Ein rundum tolles Mischpult. Hier noch mal der Blick auf die Hi-Z Schalter und die hinter dem Lüftungs-Gitter versteckten FETs. Solide verschraubte Füße runden das Bild ab.
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Fazit

Allen & Heaths ZED-10FX ist ein genügsames Arbeitstier, das sowohl mit extrem dynamischen Instrumenten, enthusiastischem Gesang als auch „kleinen“ Signalen in lauten Umgebungen unglaublich gut zurechtkommt. Wenn man etwas kreativ mit den Möglichkeiten umgeht und sparsam instrumentiert, bekommt man mit dem ZED-10FX eine vier- bis sechsköpfige Band gut auf die Bühne. Insbesondere die Effektsektion erspart der Band mindestens den Einsatz eines Hallprozessors. Die direkte Anschlussmöglichkeit von Pick Up-basierten Instrumenten über die Hi-Z-Eingänge kann helfen, Amps von Gitarristen zu ersetzen, wenn die Bühne eben mehr nicht hergibt. Das Pult ist optimal, um im Proberaum ein „leises“ Proben unter Kopfhörern bei wirklich tollem Klang und vollen Live-Möglichkeiten oder direkt „Live“ über die Proberaumanlage zu realisieren. Der authentische Sound lädt zum intensiven Üben seiner Instrumente ein und könnte somit auch ein interessantes Tool für Musikschulen sein. Als Preamp für Heimstudios bringt es amtlichen Sound in die DAW, und obendrein kann man den Kleinmischer als Analogsummierer für digitale Produktionen nutzen. Die Möglichkeiten dieses Pultes sind sehr vielfältig, da es sich um ein absolut professionelles Teil handelt, auf das sich beinahe alle einigen können. Es transportiert den Sound britischer Konsolen in einem handlichen Gehäuse zu einem enorm fairen Preis. Dabei erscheinen mir die von mir aufgeführten Mankos, wie die mir zu kurzen Delay-Zeiten, die fehlenden Kanal-Inserts und der PFL-Bus in Mono-Ausführung wie kleinere Wehrmutstropfen, die durchaus in Kauf genommen werden können.
Gewiss, man erhält so einige Kleinmixer mit sechs Kanälen zu einem bedeutend günstigeren Kurs, jedoch wiegt die diskrete Transistorvorverstärkung, der modulare Aufbau, die Rock Solid Verarbeitung und letztlich auch das coole und benutzerfreundliche Design den Preis mehr als auf! Sich so ähnlich zu fühlen wie seinerzeit Alan Parsons, als er Pink Floyd abmischte – nun, mit Allen & Heaths ZED-10FX kommt man aufgrund des warmen und wirklich guten Sounds diesem Gefühl vielleicht etwas näher…

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Kompakte Größe
  • Solide Verarbeitung
  • Tolles Design
  • Sehr guter Klang
  • Diskrete Verstärkung
  • Modularer Aufbau
  • Sehr flexible Effektsektion mit tollem Sound
Contra
  • Tap Delay könnte etwas längere Verzögerungszeiten bieten
  • Keine Inserts in den Kanälen
  • Beschränktes Monitoring bei großer Auslastung
  • Pre Fader Listening ist ausschließlich Mono
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Allen & Heath ZED-10FX Test
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