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AKG P220 und P420 Test

Praxis

„Billig“-Mikrofone?

Kinners, wie die Zeit vergeht… wenn man noch vor zehn Jahren ein Großmembran-Kondensatormikrofon für den Preis eines AKG P220 oder auch P420 angehört hat, dann wusste man sofort, dass man das Doppelte, besser sogar das Vierfache ausgeben müsste, um einen wirklich guten Sound zu erzielen. Wir schreiben das Jahr 2015, und zumindest bezüglich des Preis/Leistungsverhältnisses von Studiomikrofonen ist die Welt eine bessere geworden. Beide Mikros sind zunächst einmal robust gebaut und kommen im praktischen Koffer mit Zubehör. Sie sind beide ausreichend leise im Betrieb, vertragen einen hohen Schalldruck und lösen durchaus fein auf. Billig-Mikrofone? Nur vom Preisschild, nicht vom Klangcharakter! Die vielleicht wichtigste Aussage zuerst: Wer Homerecording betreiben möchte, macht mit beiden AKG definitiv nichts verkehrt! Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den blauen Perception-Vorgängermikrofonen, denn manche von ihnen haben, diplomatisch ausgedrückt, nur für verhaltene Jubelschreie gesorgt. 

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AKG P220, Niere, 40 cm AKG P420, Niere, 40 cm

P420 mit Richtcharakteristik Niere klingt ausgewogener als P220

Im Beispiel mit der meistgebräuchlichsten Richtcharakteristik Niere zeigt sich das generelle Verhalten der Mikrofone: Sie zeichnen beide recht detailliert auf. Bevor der Roll-Off der Höhen einsetzt, reagieren sie so, wie man es anhand der Frequenzgänge erwarten kann. Das leicht crispe „Britzeln“ in den Höhen ist nicht zu übertrieben und wird auch bei den meisten Instrumentenaufnahmen nicht zu aufdringlich sein. Interessant: Das AKG P220 klingt etwas kratziger und aggressiver als das P420. Das umschaltbare AKG gefällt nicht zuletzt aus diesem Grund ein wenig besser. Es ist ein bisschen dicker, sämiger, runder und einfach ausgewogener. Im ersten Direktvergleich wird es einem ein bisschen langweiliger vorkommen, doch lässt sich mit einem weniger aufgeregten und besser ausbalancierten Sound im Mix meist besser arbeiten. Vielleicht nicht bei manchen dunklen Männerstimmen und vielleicht vor dem Bassamp oder außen an der Bassdrum, doch würde ich das 420 dem 220 fast immer vorziehen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das AKG P220 (vorne rechts) klingt ein wenig bissiger als das P420.

Nahbesprechungseffekt schwach ausgeprägt

Erstaunlich finde ich, dass das AKG P220 trotz des zumindest nominellen Bass-Boosts nicht so viel Pfund liefet wie das P420. Und noch etwas fällt auf: Der Nahbesprechungseffekt, also die Anhebung der tiefen Frequenzen bei Besprechung mit geringem Abstand, ist bei beiden Mikrofonen eher schwach ausgeprägt. Eigentlich ist es schön, darüber klanglich viel regeln zu können, doch wenn man bedenkt, dass viele P220 und P420 in einer Umgebung verwendet werden, die keine hohen Pegel zulässt (also vom Singer/Songwriter oder dem Rapper in Wohn- oder Schlafzimmer), dann ist es gut, dass man nah an das Mikrofon heranrücken kann, ohne das Signal zu „verbassen“. Das Hochpassfilter arbeitet sauber und schneidet die tiefen Frequenzen bei beiden Mikros sanft, aber bestimmt ab. 

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AKG P420, Acht, 40 cm AKG P420, Kugel, 40 cm AKG P420, Niere, 40 cm AKG P420, Niere, 40 cm, 45 Grad AKG P420, Niere, 70 cm AKG P420, Niere, 15 cm AKG P420, Niere, 15 cm, HPF MA 201FET, 40cm

Konsonanten werden leicht angedickt

Die Dynamik ist bei beiden AKGs nicht übertrieben grandios, geht aber in Ordnung. Bei sehr hohen Pegeln werden die Mikros schlagartig recht unbequem, schnelle Anstiege werden insgesamt vernünftig weitergegeben. Die Impulsweitergabe sorgt nicht für Begeisterung, wird aber ordentlich „verkauft“: Ein leichtes Andicken der Konsonanten steht einigen Signalen ganz gut zu Gesicht und klingt auf den ersten Blick „teuer“. Allerdings sollte man sich nicht vertun. Denn wenn man dann mal in den Genuss kommt, hochwertigere Mikrofone mit etwas stärkerer Kolorierung gegenzuhören – etwa ein Neumann U 47 –, dann zeigt sich der Unterschied deutlich. Und ganz allgemein finde ich, dass man mit Mikrofonen, deren Sound Richtung „mix ready“ geht, eher vorsichtig sein sollte, da sich eben im Mix zeigt, dass man dann doch wieder ordentlich herumdrehen muss. Trotzdem: Für den Preis machen die AKGs das ordentlich und übertreiben glücklicherweise nicht. Allerdings klingen teure Mikrofon-Ausgangsübertrager wirklich besser, wie das Mojave MA-201FET im Beispiel zeigt. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die fehlende Umschaltbarkeit der Richtcharakteristik alleine ist es nicht, die den Unterschied ausmacht…

Außerhalb der Hauptaufsprechrichtung verändert sich der Klang schnell

Kugel und Acht sind bei umschaltbaren Mikrofonen meist nicht nur technische Lösungen zur Veränderung der Richtungsabhängigkeit, sondern verändern schlichtweg den Klang des aufzunehmenden Signals – auch wenn es frontal kommt. Und tatsächlich: Die Acht klingt kompakter und mittiger, die Kugel offener und etwas neutraler. Signale werden außerhalb der Hauptaufsprechrichtung recht schnell im Klang verändert. Bei der Aufnahme sehr breiter Klangkörper sollte man also kritisch hinhören. 

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