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AKG C7 Test

Das Gesangsmikrofon AKG C7 steht in einer reichen Tradition von Mikros.

AKG_C71

Einmal natürlich, weil es von AKG ist: Der Hersteller von „Akustischen- und Kinogeräten“ beliefert zwar keine aktuellen Kinosäle mit Technik, ist aber bei Kopfhörern und Mikrofonen ganz vorne mit dabei – seit Jahrzenten. Außerdem ist das C7 als Erbe von Berühmtheiten wie dem D190 und dem D222 anzusehen, führt sogar noch deren Formsprache im Design mit sich.

Details

Kondensatorkapsel mit Superniere

Die Produktkürzel von AKG sind generell recht verständlich. So steht das „C“ für Condenser, das D7 und das D5 sind folgerichtig mit dynamischen Wandlern ausgestattet. Der Vergleich zu C5 hingegen bedarf einer kleinen Erklärung. Wesentlicher Unterschied: Das C5 nutzt eine Kondensatorkapsel mit Nierencharakteristik, während das neuere C7 ein Supernieren-Pattern zu eigen hat. Das bedeutet: Stärkere Richtwirkung, stärkeres Ausblenden seitlichen Schalls, dafür aber schneller Klangfärbungen beim Besprechen von der Seite und eine rückwärtige Empfindlichkeit, wegen welcher Monitorboxen nicht direkt hinter dem Mikro, sondern etwas versetzt aufgestellt werden sollten – im Idealfall werden zwei Stück verwendet. Supernieren sind beliebt, Shures Beta 58 und das M88 von Beyerdynamic verwenden ebenfalls stärker richtende Konstruktionen. Die Kondensatorkapsel ist mit einem Durchmesser von drei Viertel Zoll als „Mittelmembran“ zu betiteln, manche Hersteller bemühen aber schon ab Durchmessern von deutlich unter einem Zoll den Begriff „Großmembran“.

Fotostrecke: 3 Bilder Während AKGs C5 eine Nierencharakteristik besitzt, hat das AKG C7 ein Supernieren-Pattern, richtet also stärker.

Frequenzgang: für Stimme optimiert

Der Pegelfrequenzgang ist zweifelsohne für die Aufnahme der menschlichen Stimme optimiert. Dies lässt sich daran erkennen, dass bei 4 kHz eine leichte Erhöhung stattfindet, die dem Signal Durchsetzungsvermögen verleihen soll, ein Dip bei 7 kHz entschärft S-Laute, während ein Boost bei 10 kHz Luftigkeit und Brillanz erzeugt. Das eigentliche Air-Band darüber ist jedoch deutlich schwächer. Und schon bei etwa 150 Hz wird in den Tiefen der -3dB-Punkt durchlaufen – eine sinnvolle Maßnahme, um das Audiosignal bei naher Besprechung nicht allzu bassig und wummerig klingen zu lassen. Supernieren sind meist mit einem starken Proximity-Effekt „gesegnet“.

Laut AKG unanfällig für Zisch- und Popplaute: C7
Laut AKG unanfällig für Zisch- und Popplaute: C7

150 dB(SPL) Grenzschalldruckpegel

Kondensatormikros können prinzipiell etwas detaillierter darstellen als Tauchspulenmikros, da die Membran weniger wiegt, schneller schwingen kann und anders eingespannt ist. Einige Eigenschaften dieser Dynamikkapseln möchte man auch bei Kondensatorempfängern haben. Und tatsächlich ist die Schalldruckfestigkeit mit 150 dB(SPL) recht hoch. Erst dort werden 1% THD erreicht. Der Ersatzgeräuschpegel liegt bei 21 dB(A), was vor diesem Hintergrund ein ordentlicher Wert ist. Natürlich liegt die Empfindlichkeit nicht im Bereich von klassischen Studio-Kondensern, sondern bei 4 mV/Pa.

Das Supernierenmikro verträgt ordentlich Schalldruck
Das Supernierenmikro verträgt ordentlich Schalldruck

Konstruktiv für das In-die-Hand-nehmen vorbereitet

Wie man es von einem modernen Mikrofon verlangt, das auch von Menschen in die Hand genommen wird, machen Metallkorb und -korpus einen stabilen Eindruck – bei der Entwicklung wurde vor allem darauf geachtet, Popp-, Zisch-, Griff- und sonstige Störlaute aus dem Signalweg fernzuhalten. Diesen Erfolg oder Misserfolg einzuordnen ist jedoch Sache des Praxisteils dieses Testberichts. Und der beginnt jetzt…

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Praxis

Nicht „hard to handle“

Die Handhabung ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei Mikrofonen. Viele mögen aufgrund des kleinen Schafts beispielsweise das M88 nicht. Das AKG C7 liegt mit seinem konischen Schaft sehr gut in der Hand, nur sehr kleine Hände werden es weit unten greifen und haben dann eventuell mit Kopflastigkeit zu kämpfen: Mit über 300 Gramm Gewicht zählt das Mikro zu den schwereren auf dem Markt. Gut ist allerdings, dass der große Hals verhindert, dass man versehentlich die rückwärtigen Schallöffnungen zuhält und somit die sorgsam entwickelten Audiowerte auf eine Achterbahnfahrt schickt.  

Die Korböffnungen liegen weit oben genug.
Die Korböffnungen liegen weit oben genug.

Popp, S, Handling

Positives auch von der Front der Handling-Noises: Der Griff ist weitestgehend isoliert, sodass Umgreifen und Rutschenlassen in der Hand fast keinen Effekt auf das Audiosignal haben. So soll es sein. Auch die Poppempfindlichkeit bewegt sich auf einem Niveau, das einem aktuellen Produkt würdig ist, genauso zähmt das C7 S-Laute. Generell ist AKG diesbezüglich eine gute Adresse, denn das sind schließlich Österreicher. Bitte mal kurz einen Österreicher beim Sprechen vorstellen und an die S-Laute denken… alles klar?

Nahbesprechungseffekt und Klangfarbenänderungen

Und weiter geht es mit den positiven Eindrücken, denn der Nahbesprechungseffekt sorgt beim AKG C7 tatsächlich nicht dafür, dass das Signal verbasst und stark indifferent wird. Im Vergleich ist das Shure SM58 deutlich muffiger, das auch als Bassdrum- und Bassamp-Mikrofon geschätzte Beyerdynamic M88 genauso. Und noch etwas: die nur sehr geringe Klangfarbenänderung bei Besprechung aus 45 Grad bekommen viele andere Mikrofone zwar auch hin, doch meist sind das Nierenmikros mit entsprechend breiterer frontaler Empfindlichkeit. Auch hierfür gehen beide Daumen hoch!

Audio Samples
0:00
AKG C7 15 cm AKG C7 0 cm AKG C7 15 cm, 45 Grad Shure SM58 15 cm Shure SM58 0 cm Beyerdynamic M88 15 cm Beyerdynamic M88 0 cm Audio-Technica AT5045 15 cm

Generelle Soundeigenschaften

Sicher, das C7 ist aufgrund des Konstruktionsprinzips detailliert. „Qualität auf Studio-Niveau“, wie in den Anpreisungen zu lesen, ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen, wenn man dieses Niveau mit typischen Studio-Kondensern gleichsetzt. Robuste, kompakte Bauweise, Poppfilter, Grill und dergleichen fordern einen gewissen Tribut. Das ist aber nicht AKG in die Schuhe zu schieben, sondern der Physik. Und insgesamt kann man sehr froh sein, ein erstaunlich brillantes und offenes Mikrofon zur Verfügung zu haben, das im Grundtonbereich absolut verfärbungsfrei zu Werke geht und tatsächlich im Homerecording-Studio zu gebrauchen ist. Wer genau hinhört, wird feststellen, dass sich in das Signal in den Höhen ganz leicht reibende Bestandteile mischen. Der Vergleich mit dem Kondensatormikrofon Audio-Technica AT5045 ist aber auch fies, denn das ist ein großmebraniges Nierenmikrofon erster Güte (und: hohen Preises) – und für seine Neutralität bekannt. Wer das AKG C7 auf der Bühne einsetzt, wird sicher zufrieden sein können. Manch ein Sänger oder eine Sängerin mit eher unproblematischer S-Aussprache kann aber zu einem weniger optimierten Mikrofon greifen. Als „Sängers Mikrofon“ ist es wie immer Sache, das Werkzeug mit der eigenen Stimme auszuprobieren, ein Verleiher tut sich sicher einen Gefallen damit, ein oder mehrere C7 im Koffer mitzuführen. Gerade als immer noch massentauglicher Kontrast zum kernigen Nieren-SM58 ist es eine sinnvolle Erweiterung – und auch nicht viel zu teuer.

Die drei Nierensymbole sind oft auf Gesangsmikros zu sehen – zurecht.
Die drei Nierensymbole sind oft auf Gesangsmikros zu sehen – zurecht.
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Fazit

AKG ist mit dem C7 ein wirklich gutes, modernes Mikrofon gelungen. Es ist neutral und alltagstauglich genug für alle Einsätze, bei denen es darum geht, die Stimme einzufangen. Es ist robust, unterdrückt störende klangliche Einflüsse und ist einfach zu handhaben – trotz enger (Super-)Niere verzeiht es auch schrägere Besprechung. Und selbst Lip-at-Grille-Sänger, also solche, die genau 0 cm Abstand zum Mikrofon haben, gehen nicht im bassigen Mulm unter. Nicht unwichtig: Der Preis geht absolut in Ordnung. Ausprobieren!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • unanfällig für Popplaute
  • unanfällig für Zischen
  • moderate Bassanhebung im Nahbereich
  • trotz Superniere färbungsarm bei nichtaxialer Besprechung
  • geringe Handling Noises
Contra
AKG_C72

Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger (mit Laufzeitglied)

  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Membrangröße: mittel
  • Frequenzgang: ca 150 Hz (-3 dB) – 15 kHz (ca. -3 dB)
  • Übertragungsfaktor: 4 mV/Pa
  • Ausgang: XLR male
  • Preis: Euro 279,- (UVP)
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Profilbild von Berti Baux

Berti Baux sagt:

#1 - 01.07.2023 um 19:16 Uhr

0

Hallo, ich vermisse bei allen diesen Test's das " Rückkopplungsverhalten " der getesteten Mikrofone. Es handelt sich ja schließlich um Live-Mikrofone. LG Bauxi

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