AKG ARA Test

Mit dem ARA gibt es von AKG ein neues USB-Mikrofon, dessen Preis nur sehr schüchtern die 100-Euro-Marke überschreitet.

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Besonderheiten gibt es (so gut wie) keine, AKG hatte wohl ein einfach nutzbares, mit Stimmen gut klingendes, chic aussehendes und wertig wirkendes Mikrofon bei der Konzeption des ARA im Sinn. Wie gut das im Einzelnen gelungen ist?

Details

Fuß nicht obligatorisch

Wie die meisten USB-Mikros kommt auch das AKG ARA komplett mit einem Standfuß. Der Teller kann abgeschraubt werden. Weil das Gewinde dem “US”-Maß für Mikrofonstative entspricht, kann der ARA auch auf Scherenstativen und dergleichen verwendet werden, eventuell unter Zuhilfenahme des beiliegenden Gewindeadapters.

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Wahrscheinlich Kleinmembran

Einen Blick auf die Kapselkonstruktion erlaubt der Lochblechkorb mit dem dahinter liegenden Material nicht. Das bedeutet einerseits, dass die Übertragung gut gegen Wind– und Popplaute gesichert sein kann, doch weil man den Korb anscheinend nicht ohne Beschädigungen entfernen kann und sich auch das Papierwerk über die Schallwandler ausschweigt, lassen sich keine Schlüsse ziehen. Die Tatsache, dass in den Unterlagen zwar von Kondensatorkapseln zu lesen ist, der Durchmesser jedoch nicht erwähnt wird, lässt den Schluss zu, dass es ich um Kleinmembrankapseln handelt – das Vorhandensein von Großmembranen wird üblicherweise in Produktbeschreibungen erwähnt, weil es professioneller wirkt (was aber so pauschal nun auch nicht stimmt).

Pattern “Front & Back”?

Eine interessante Schaltmöglichkeit findet man auf der Vorderseite: Dort kann man auswählen, ob das ARA nur von der Vorderseite Signale aufnimmt oder zusätzlich von der Rückseite. Da muss ich als Tontechniker gar nicht pikiert tun, denn schon Aussagen wie “Niere”, “Kugel”, “Acht” oder die entsprechenden Piktogramme stellen Laien und Anfänger gerne einmal vor Rätsel. Und wenn ich bedenke, dass die Zielgruppe des AKG ARA wohl weniger aus alten Studiohasen besteht denn aus jungen Podcastern, Gamern und Personen, die im Home Office Zoom, Skype und andere Plattformen nutzen, dann ist die Wahl der Beschriftungen “Front” und “Front & Back” genau richtig. De facto sind es Niere und Kugel.

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Auch mobil

Mit einem beiliegenden USB-A- auf USB-C-Kabel kann das ARA an Mac oder PC angeschlossen werden. Unter anderem, weil es mit 5 Volt und 75 Milliampèrestunden nicht besonders energiehungrig ist, kann es auch an Mobilgeräten betrieben werden. Einen Teil wird der Kopfhörerverstärker für sich beanspruchen, mit 12 Milliwatt an 16-Ohm-Hörern ist er aber ein “Kleinverbraucher” – andere Amps haben höhere Leistungsdaten. Geregelt wird das Level über den unteren der beiden frontseitigen Regler. Drückt man ihn, schaltet das Mikrofonsignal stumm, was wiederum mit der einzigen LED des ARA angezeigt wird.
Das digitalisierte Mikrofonsignal versendet das AKG ARA mit bis zu 96 kHz Samplerate über USB 2.0 mit – was die wichtigere Zahl ist – mit 24 Bit.

Fotostrecke: 4 Bilder Zwei Anschlüsse bietet das ARA: USB und Kopfhörer.

Live dabei

Hergestellt wird das AKG ARA weder in Österreich, wo die AKG gegründet wurde und lange bestand, noch in den USA, wo der langjährige Mutterkonzern Harman zuhause ist, noch in Korea, wo seit wenigen Jahren der neue, übergeordnete Eigentümer Samsung sitzt, sondern in China, wo preiswert Elektronik produziert werden kann. Dem Mikrofon ist eine Lizenz für die DAW Ableton Live Lite beigelegt.

Praxis

Ordentlich

Wie auch andere aktuelle mit dem AKG-Label versehene Mikrofone, ist auch das AKG ARA ein Gerät, welches individuelle Designarbeit zeigt und aus ordentlichen Materialien hergestellt wurde. Man hat zumindest nicht den Eindruck, ein Mikro für einen fast zweistelligen Preis auf dem Tisch stehen zu haben. Anschluss und Inbetriebnahme gelingen ohne stolpern, was an Geräten mit macOS und iOS probiert wurde. Die Featureliste des Mikrofons ist kurz, aber das ist vor allem für Einsteiger eine gute Nachricht, denn wo es wenig einzustellen gibt, gibt es auch wenig zu verstellen.

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Polly ist lieb!

Um der lieben Seriosität willen habe ich auf Papageienwitze weitgehend verzichtet und für die Audiofiles (anders als bei meinen Tests davor) nicht “Polly ist lieb” gesprochen und auch die Gehäusefarbe nicht “Norwegian Blue” genannt (“Beautiful plumage, innit?”). Also gut, hier kommt nun die Bewertung der Klangeigenschaften:

AKGs ARA ist in der Gesamtbetrachtung eher neutral, vielleicht etwas “fleischlos”. Dafür zeigt es sich klar und deutlich. Das geht aber nicht so weit, dass das Signal kristallin und glasig klingen würde. Die für eine gute Sprachverständlichkeit unerheblichen höchsten Höhen scheinen etwas zurückgenommen, auch sorgen nicht zu starke Harmonische in den Höhen für Biss und Schärfe. Der Nahbesprechungseffekt ist zwar vorhanden, doch ist das USB-Mikrofon auch dann noch nicht überbasst, wenn man mit den Lippen fast den Grill berührt. Dass hier eine starke Rücknahme durch Filterung geschieht, ist bei der Nutzung mit Sprache und größtenteils auch mit Singstimme nicht verkehrt, schmälert jedoch den Genuss, wenn man Instrumente aufnehmen will, die auch wichtige tieffrequente Anteile besitzten – etwa ein Klavier oder Schlagzeug. Schön ist aber, dass das AKG ARA tatsächlich sehr unanfällig gegenüber Plosivlauten wie [P] und [B] ist.
Das Mikrofon übertreibt es nicht damit, schon out-of-the-box ein nach Radiosprecher klingendes Signal generieren zu wollen. Wer also den Umgang mit EQ, Kompressorund De-Esserbeim Aufnehmen der Stimme nicht scheut, bekommt dafür ein ausreichend neutrales Signal, aber dennoch ist es auch schon ohne weitere Bearbeitung sehr gut bei Video-Calls und Podcasts einsetzbar. Positiv anzumerken ist auch, dass der Winkel, in dem man das ARA bespricht so groß sein kann wie es bei üblichen Schreibtischtätigkeiten üblich ist, ohne dass mit starken Änderungen in der Klangfarbe zu rechnen ist.

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AKG ARA Abstände AKG ARA verschiedene Winkel

Bug or Feature?

Der Front-&-Back-Modus, also die Aktivierung der Richtcharaktersitik Kugel, birgt eine Überraschung: Das Mikrofon klingt von der Rückseite besprochen dumpfer und etwas lebloser als von vorne. Nun ist es so, dass es durchaus Mikrofone gibt, die derartige Eigenschaften ganz bewusst besitzen, das Bändchenmikrofon AEA R84 beispielsweise. Allerdings ist bei dem AKG ARA und seiner wahrscheinlichen Zielgruppe kaum vorstellbar, dass hier dem Nutzer eine praktische Klangalternative angeboten wird. Erstens ist nirgends davon die Rede, zweitens würde das im Falle das ARA dann sinnvoll sein, wenn sich eine Richtcharakteristik Acht oder sogar eine rückwärtige Niere wie beim Lewitt LCT 441 Flex einstellen ließe.

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AKG ARA, Kugel

Fazit

Wer für wenig Geld ein formschönes, einfach anzuschließendes, leicht zu bedienendes USB-Mikrofon für die Verwendung mit Sprechstimme sucht, der wird vom AKG ARA sicher gerne unter dessen Fittiche genommen. Stimme wird klar und deutlich übertragen, wenngleich nicht mit edlem Timbre versehen oder schon in einen extremen Broadcast-Charakter gepresst. Das quasi einzige Feature, die Nutzung einer Kugel- statt der Nierencharakteristik, leidet ein wenig unter der dumpfer klingenden Rückseite.

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Features & Spezifikationen
  • USB-Mikrofon
  • Kleinmembran-Doppelkapsel
  • USB 2.0
  • Niere und Kugel
  • bis 24 Bit / 96 kHz
  • Kopfhöreramp
  • Mute-Funktion
  • macOS, Windows, iOS, Android
  • Preis: € 109,– (Straßenpreis am 29.11.2021)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Sprachverständlichkeit
  • preiswert
  • unempfindlich gegenüber Popp
  • hochwertiger, wertiger Look
Contra
  • Klang der Rückseite weicht stark ab
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