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Aerial7 Phoenix Test

Erneut ist ein Aerial7 in der Redaktion eingetroffen, doch diesmal ist es kein reinrassiger DJ-Kopfhörer wie der hier getestete Tank, sondern ein kompakter Zeitgenosse, der auf den Namen Phoenix hört. Zu einer UVP von 71 Euro verspricht er eine leistungsstarke Soundqualität, die seinen großen Brüdern in nichts nachstehen soll und Tugenden, die man von DJ-Kopfhörern liebgewonnen hat. Dazu gehören ein vollständig zusammenklappbares Gestell, dreh- und schwenkbare Muscheln und ein weich gepolsterter Kopfbügel.

Phoenix von Aerial7 - Nicht nur farblich gut abgestimmt, sondern auf den ersten Blick auch ordentlich gepolstert
Phoenix von Aerial7 – Nicht nur farblich gut abgestimmt, sondern auf den ersten Blick auch ordentlich gepolstert


Gar nicht so DJ-mäßig, sondern eher der Kategorie Smartphone-Accessoire zuzuordnen sind die Kabel mit ihrem integriertem Mikrofon für iPhones und Androiden – eine sich stark verbreitende Spezies, die klassischen MP3-Playern mehr und mehr das Leben schwer macht und ein lukrativ wachsender Markt, wo alteingesessene Kopfhörerwerkstätten mit harten Bandagen gegen Neueinsteiger und OEM-Manufakturen kämpfen und Faktoren wie Style, Preis, Komfort und Klang fast auf Augenhöhe stehen.

Details

Der Testkandidat wird in einem halbtransparenten Karton angeliefert, der den Kopfhörer selbst, ein Skype-Split-Kabel nebst 6,3-Millimeter-Adapter, eine Transporttasche und ein Faltblatt mit Betriebshinweisen freigibt. Bei der Entwicklung stand die Reduktion von Masse und Gewicht auf der Tagesordnung, was unter anderem an den extradünnen, beidseitig fest verbauten Kabeln deutlich wird. Der Phoenix ist überwiegend aus Kunststoff gefertigt mit einem weichen, sehr stark dehnbaren Bügel, der eigentlich jedem Kopfdurchmesser gerecht werden sollte. Ich würde zwar nicht von einem Leichtbügelkopfhörer im Sinne eines Koss Porta Pro sprechen, doch mit lediglich 140 Gramm gehört der Aerial7 zu den schlanken Jungs im Testumfeld.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Lieferumfang des Aerial7 Phoenix

Technisches
Bei dem vorliegenden Testmuster handelt es sich um ein ohraufliegendes Modell mit geschlossener Rückwand, dass mit einem 44-Millimeter-Schallwandler ausgestattet ist, der auf dem Papier einen Druck von 108 dB (+/- 3 dB @ 1 kHz) erzeugen soll. Klingt ziemlich vollmundig, genau wie der Frequenzgang, der bereits bei 5 Hz beginnt und bis 20 kHz reicht. Die Impedanz liegt bei 32 Ohm. Was die Empfindlichkeit angeht, konnte ich keine Angaben finden.

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Praxis

Kopf und Kabel
Recht gelenkig ist der Phoenix schon – oder sagen wir besser abhörtauglich konstruiert und für den Transport zusammenfaltbar. Allerdings macht das Produkt auf mich nicht den Eindruck, man könne es bei einem versemmelten Mix einfach mal mit Schmackes in die Ecke feuern. Auch das Metallband hat vergleichsweise viel Spiel und um das Ende der einseitig verschraubten Innenbefestigung fehlt mir ein Haltering, der bei stärkerer Kopfbanddehnung schützt (siehe Bild).
Dennoch: Der Proband lässt sich auf ein bis zwei Ohren tragen, zwischen die Schulter klemmen und in alle Himmelsrichtungen klappen und drehen. Horizontale Muschelrotationen (die Oma im Bus möchte über das anstehende Wetter reden) und Standard-Kopfnicker (wir pflichten ihr taktsynchron bei) haben keinen Einfluss auf den festen Sitz unseres Testmusters, wildere Schüttelausbrüche auf der Party im Vereinsheim (irgendwie muss die nette Lady auf dem Tanzparkett doch bemerken, dass ich ein Mensch mit extrem facettenreicher Motorik jenseits des Fader-Schubsens bin) hingegen werden mit der Notwendigkeit zur Neuausrichtung quittiert. Das für die Gewichtsklasse respektabel gepolsterte Kopfband schmiegt sich gut an, ohne aufdringlich zu erscheinen. Der Andruck auf die Ohren ist ein aus DJ-Sicht akzeptabler Kompromiss aus Komfort und Sitz, nur in sehr entspannter Lage macht sich der Kopfhörer dann doch schnell bemerkbar.  
Auf der täglichen Pirsch zur Arbeit, Primärszenario des Phoenix, zeigt sich eine passable Schnittmenge aus Nebengeräuschdämpfung (Straßenverkehr) und Musikgenuss – der Deejay in mir verlangt indes nach mehr Isolierung von „draussen nach drinnen“. Um ergo noch mal auf die zuvor ins Szenario einbezogene Omi zurückzukommen. Als Banknachbar hört man den Aerial7 schon ziemlich deutlich, wenn er voll aufgerissen ist. Doch ist der einhergehende Wiedererkennungsfaktor eines Musikstückes in meinen Augen nicht so hoch, wie etwa beim Denon.

Aerial 7 Phoenix - Am Kunstkopf siehts bequem aus
Aerial 7 Phoenix – Am Kunstkopf siehts bequem aus

Bei der Kabelkonstruktion schwächelt der Phönix in meinen Augen. Zum einen bin ich kein Freund von beidseitigen Kabelführungen, zum anderen stört mich, dass ich das integrierte Headset somit auf Gedeih und Verderb immer am Hals baumeln habe. Dass es auch anders geht, zeigt der AIAIA-TMA-1, wenngleich dieser natürlich in einer anderen (Preis-)Liga spielt, als mein aktueller Kandidat. Nichtsdestotrotz kann ich mich dort für das (einseitig geführte!) Glattkabel mit Mikro oder das Spiralkabel für die Clubsession entscheiden. Klar, die Zielgruppe der „Smartfonisten“ wird dies anders sehen und ein Spagat in dieser Hinsicht ist nicht leicht zu bewältigen. Aber die zugentlasteten Kabel sind zudem ziemlich dünn ausgefallen und ein Wackelkontakt während der Garantiezeit heißt Einschicken – nach der Frist bedeutet dies wohl eher eine Neuanschaffung. Bei einem Straßenpreis von einem Fuffi ist das naturgemäß leichter zu verschmerzen als bei einem 300-Euro-Modell. Ein positiver Aspekt: Löblicherweise hat der Hersteller einen Adapter für die Skype-Fraktion beigelegt, damit sich der Hörer in die Play- und Record-Buchsen des PC oder Mac einklinken kann.

Beidseitige Kabelführung beim Aerial 7 Phoenix
Beidseitige Kabelführung beim Aerial 7 Phoenix

Klang
Auch wenn wir in diesem Marathon einen Fokus auf DJ-Kopfhörer-Disziplinen legen, führt mich mein erster Weg, man verzeihe mir dies, an das mobile Device, wo der Kandidat meinen Media-Player über seine Drucktaste startet (ansonsten nimmt man damit Gespräche an) und einen für die Preisklasse ziemlich beachtlichen Sound auffährt. Aber mal Hand aufs Herz: Auch wenn man dem Phoenix als Gefährten für den MP3-Player eine ordentliche Vorstellung attestieren kann, würde irgendjemand tatsächlich auf die Idee kommen, ihn am Mischpult zu betreiben und irgendetwas zu beschallen, selbst wenn es die Gartenparty anlässlich Onkel Harrys Sechzigsten wäre?   Adhoc vielleicht nicht, doch Versuch macht klug. Ich klemm den Hörer also an den DJM-850 an und muss erstaunlicherweise feststellen, dass der kleine Neodym zwar unter einem Höhendefizit leidet, dafür aber einen ziemlich beträchtlichen Bass und eine ordentliche Lautstärke rausdonnert, wie ich es für diesen Produkttypus in Anbetracht des Straßenpreises nicht erwartet hätte. Wie es um die Dauerbelastung der Kalotten mit hohen Pegeln steht, ist ein Thema für einen Langzeittest – das können wir in diesem Artikel nicht leisten. Feststellen möchte ich jedoch, dass der Aerial7 am Mixer betrieben bei hohen Lautstärken gerade in den tiefen Frequenzen schon deutlich ins Schwimmen gerät. Davon ist beim iPhone aufgrund der Pegelbeschränkungen für Mobile-Devices nichts zu merken. Demnach kann man ihn durchaus als interessanten Budget-Kopfhörer für unterwegs und eine Backup-Lösung für kleinere Partys in Betracht ziehen – vorausgesetzt, man legt nicht zu großen Wert auf ein authentisches Klangbild.

Ein optischer Leckerbissen...Aerial 7 Phoenix
Ein optischer Leckerbissen…Aerial 7 Phoenix
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Fazit

Für mich ist der Phoenix ein klarer Straßen- und Reise-Kopfhörer, der mit einem für die Preisklasse respektablen Sound am iPod und Smartphone punktet, ein Mikro mit Abspielsteuerung im Kabel und dazu DJ-Tugenden wie dreh und klappbare Hörmuscheln mitbringt. Praktisch, falls man sich in der S-Bahn mal kurz mit dem Nachbar unterhalten oder den Hörer auf der nächsten Sause im privaten Rahmen mal zum Mixen einsetzen will. Individualisten können aus verschiedenen Designs wählen, der Tragekomfort ist okay, die Verarbeitung ist nichts für die Ewigkeit, wird der Preisklasse jedoch gerecht. Mich persönlich stört das doppelseitige fest verbundene dünne Kabel. Dennoch spricht nichts dagegen, so ein Teil auch mal als Backup-Lösung einzusetzen.

pro
  • Leichtgewicht
  • Satter Bass und Ausgangspegel
  • Dreh- und klappbar
  • Kontroll-Button
  • Mit Skype-Adapter und Stoffbeutel
contra
  • Extradünne, beidseitig fest verbaute Kabeln
  • Nicht optimaler Überdehnungsschutz
  • Mittelprächtiges Mikrofon
  • Leicht muffige Höhen
Aerial7 Phoenix
Aerial7 Phoenix
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