Adam Audio A4V Test

PRAXIS

Aufstellung / Testumgebung

Der Hörtest mit einem A4V-Monitorpaar erfolgte über mehrere Tage in meinem ca. 15 qm großen und akustisch behandelten Studioraum. Dabei wurden die Speaker symmetrisch und freistehend im Raum auf den akustisch entkoppelten Boxendrehtellern meines DAW Desks positioniert. Das resultierende Stereodreieck hat eine Kantenlänge von ca. 1,15 m. Zum Vergleich verwendete ich meine Neumann KH 80 DSP Monitore, die mit ihren sehr ähnlichen Produktmerkmalen (Größe des Basstreibers, DSP-/Software-Features, vergleichbare Preisregion) ein unmittelbares Konkurrenzprodukt darstellen.

Pärchen Adam Audio A4V
Fotostrecke: 3 Bilder Der Monitor Adam A4V wildert eindeutig im Revier des Neumann KH 80 DSP.

Der erste Eindruck

Der allererste Eindruck ist ein im Nahfeldbereich (und unter Studiobedingungen) wahrnehmbares dezentes Rauschen der Adam-Monitore ohne anliegendes Signal. Dieses liegt für mein Empfinden noch unterhalb der Schwelle, um es als Kritikpunkt aufzuführen, aber eben auch oberhalb der Schwelle, um es der Leserschaft vorzuenthalten. Meine Vergleichsmonitore von Neumann erzeugen unter den gleichen Bedingungen allerdings ausschließlich Stille. 

Beim Abhören vertrauter Produktionen (gemastert wie ungemastert) und Produktionselemente empfinden ich die Wiedergabe über die kompakten Adams bereits ohne Klangkorrekturen als sehr überzeugend! Der A4V spielt definitiv in der gleichen Liga wie meine geliebten KH 80 DSP. Beim genauen Hinhören entdeckt man kleine Abweichungen im Klangcharakter des Adam-Monitors, die meinen subjektiven Hörpräferenzen allerdings entgegenkommen. Wie klingt der Adam-Monitor im Detail und wo liegen die Unterschiede? 

Adam Rückseite
Im Adam Audio A4V Test zeigte sich: Auch ohne Software besteht bereits eine praktikable Klangregelung.

Frequenzgang und Voicings

Der Frequenzgang ist Monitors wird vom Hersteller mit 52 bis 45 kHz (-6 dB) angegeben. Bei einem engeren Toleranzschlauch von -3 dB liegt dieser bei einer immer noch respektablen unteren Grenzfrequenz von 58 Hz. Bis dorthin erfolgt die Wiedergabe von Bässen druckvoll und sauber. Mehr „Sub“ kann man von einem 4-Zoll-Tieftöner nicht erwarten. Bei entsprechend tiefbasslastigem Material muss man für professionelle Eingriffe ggf. einen geeigneten Kopfhörer oder Subwoofer zu Hilfe nehmen, was keine Kritik, sondern eine schlichte Feststellung ist. Erwartungsgemäß liefert der kompakte Neumann KH 80 DSP – ebenfalls mit 4-Zoll-Tieftöner – ein vergleichbares Bild. Doch wo liegen die Unterschiede? Im Voicing „Pure“, also komplett ohne Klangkorrektur, liefert der A4V Monitor einen noch differenzierteren Blick auf die mittleren Frequenzen als der Neumann-Speaker. Das Resultat: Wichtige Solostimmen/-instrumente werden sehr definiert und präsent hervorgehoben, was meinen Hörpräferenzen entgegenkommt. Wer dies eventuell als zu mittig empfindet, kann mit der gut ausgestatteten Klangregelung schnell Abhilfe schaffen. Die hohen Frequenzen fügen sich homogen und natürlich in den Gesamtkontext ein. Das alte Vorurteil, dass die Monitore des Herstellers „oben rum“ etwas spitz klingen, sind aus meiner Sicht lange überholt.

Apropos „alt“: Das Voicing „UNR“ (Uniform Natural Response) reproduziert die Frequenzwiedergabe klassischer Adam Audio Monitore. Hierbei fällt mir vor allem eine spürbare Bassanhebung auf, die mir für kritische Mix- und Mastering-Eingriffe zu „boomy“ wäre, zum kreativen Musizieren aber vielleicht vorteilhaft sein kann. 

Woofer
Fotostrecke: 3 Bilder Der 4-Zoll-Tieftöner des Einstiegsmodells der A-Serie

Impulsverhalten und räumliche Abbildung

Diese Klangkategorie zählt bekanntermaßen zu den Spezialitäten von Adam Audio. Der Grund: Die herstellertypischen Hochtöner gelten als Garant für eine akkurate und lebendige Wiedergabe von Transienten und Impulsen. Der A4V Monitor bestätigt diese Erwartungshaltung mit einem bemerkenswert detailreichen Klangbild, das tontechnischen Eingriffen und Beurteilungen entgegenkommt. Der HPS-Waveguide erzeugt mit einem horizontalen Abstrahlwinkel von 120 Grad einen praktikablen Sweetspot, wohingegen vertikale Reflexionen (Decke, Desk) bei einem Winkel von 70 Grad weitgehend im Zaum gehalten werden. 

Paar Monitore auf weißem Hintergrund
Gut erkennbar: Die Richtwirkung des Waveguide
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Sebastian sagt:

#1 - 14.10.2022 um 22:01 Uhr

0

Wie sieht es denn mit der Tiefenstaffelung aus?

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #1.1 - 15.10.2022 um 11:53 Uhr

    0

    Hi Sebastian, die plastische Abbildung und somit auch Tiefenstaffelung einzelner Mixelemente liegt nach meiner Beurteilung eine Nasenlänge vor meinen Neumann KH 80 Monitoren, die ich in jeglicher Hinsicht absolut schätze. Ansonsten kann ich nur empfehlen, die Monitore mal selbst zu checken ... Bei Nichtgefallen kann man sie ja i.d.R. zurückschicken. Viele Grüße, Peter

    Antwort auf #1 von Sebastian

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Jan sagt:

#2 - 06.04.2023 um 08:50 Uhr

0

Ich habe mehrere Quellen gefunden, wonach die Adam A4V eine deutliche Absenkung im Bereich von 1kHz haben. Gibt es dazu Erkenntnisse?

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #2.1 - 06.04.2023 um 11:52 Uhr

    0

    Hallo Jan, der besagte Dip wird auch vom Hersteller dokumentiert. Dieser sei laut Adam Audio so schmalbandig, dass er in den meisten Hörumgebungen nicht wahrnehmbar ist. Im Test klang das Monitorpaar auch für mich ohne Auffälligkeiten in diesem Bereich und zeigt, dass Labormessungen nicht zwingend eine Praxisrelevanz besitzen. Mein Tipp: Am besten selbst im eigenen Raum anhören.

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