Nicht alles, was in der Tontechnik heute häufig gemacht wird, ist mit Absicht entstanden. Manchmal mussten der Zufall oder der Pioniergeist der Nutzer etwas nachhelfen. Zum Glück! Denn ohne Produktionsfehle hätte es sonst so manchen wichtigen Sound in der Musikproduktion nicht gegeben. Hier sind 5 Happy Accidents!

Happy Accident Nr. 2: Der „Pultec Trick“ zum Andicken der Bassdrum
„Entweder senkt man mit Attenuate ab oder man hebt mit Boost an.“ – „Und wenn ich einfach beides gleichzeitig mache?“ – „Keine Ahnung, aber probier’s mal aus.“ So oder ähnlich könnte eine Unterhaltung vor dem Pultec PEQ verlaufen sein. Und statt der kompletten Auslöschung der vermeintlich genau gegenteiligen Einstellungen passiert etwas, das den Bassdrumsound vieler Jahrzehnte geprägt hat – und das sicher auch weiterhin macht.
#Pultec-Bedienung und Low-End-Trick

Produktionsfehler Nr. 3: Mikrofon aus Versehen mit aufgenommen
Vielleicht hat ein armer Praktikant einen ordentlichen Rüffel bekommen, als er ein Mikrofon mit aufgenommen hat, das noch angeschlossen in einer Raumecke stand. Möglicherweise lag es auch unter einem Schrank. Es mag auch sein, dass es auch nur einer dieser „Urban Myths“ ist. Wie dem auch sei: Das Dirt-Mike ist bei der Aufnahme von Drums ein beliebtes Mittel – und verträgt sich hervorragend mit dem eingangs genannten All-Buttons-Mode!
#Video-Workshop Drum-Mikrofonierung mit Dirt-Mike
Happy Accident Nr. 4: Von sehr schlechten AD-Wandlern zum Bitcrushing
Analog-Digitalwandler klingen heute hervorragend. Das war nicht immer so, die frühen AD- und DA-Converter hatten eine schwache Auflösung und viele Probleme. Ob nun verhalten und nur leicht „britzelig“ wie bei manchen Drum Machines oder annähernd unkenntlich: Das hat durchaus seinen Reiz. Der Bitcrusher-Effekt wurde geboren – und lässt sich auch außerhalb von IDM (z.B. „Aphex Twin“ und Digital Hardcore (z.B: „Atari Teenage Riot“) nutzen.
Legendäre „Fehlbedienung“ Nr. 5: Lautsprecher als Mikrofon verwendet
Ein dynamisches Mikrofon und ein dynamischer Lautsprecher arbeiten nach dem gleichen Prinzip. Daher lassen sich beide auch umgekehrt betreiben, also ein Mikrofon als Lautsprecher verwenden und ein Lautsprecher als Mikrofon. Und letzteres soll bei der Aufnahme der Bassdrum eines gewissen „Ringo“ aus Liverpool gemacht worden sein – was eine schriftliche Verwarnung wegen „Verwendung falscher Impedanzen“ zur Folge gehabt haben soll. Naja, ohne das Brechen solch wichtiger Regeln gäbe es heute die Yamaha Subkick oder Solomon LoFreQ nicht.

Und es gibt sicher noch mehr Beispiele, etwa das Verwenden zu kurzer Attackzeiten eines Gates, um Percussionsignale richtig knallen zu lassen, Voltage Drain bei Transistoren, ein Beyerdynamic M88 in der Bassdrum – und überhaupt: Verzerrungen! Diese waren schließlich eigentlich „schlecht“. Aber was wäre Metal ohne verzerrte Gitarren? Seht ihr…

























