Die Stimme ist ohne Zweifel eines der wichtigsten Instrumente in der modernen Musik. Anders als die Gitarre oder das Schlagzeug ist die Stimme jedoch auch seht verletzlich. Falsche Gesangstechnik, Überanstrengung, Krankheiten und riskante Operation können den Erhalt der Stimme stark gefährden. Selbst die größten Sängerinnen und Sänger haben oft mit diesen Problemen zu kämpfen und in einigen Fällen kehrt die Stimme nie wieder zum vorherigen Klang zurück. In diesem Artikel listen wir zehn legendäre Künstler, deren Karrieren von dramatischen Stimmveränderungen geprägt wurden.

Rod Stewart
Rod Stewart war schon immer für seine raue, leicht kratzige Stimme bekannt. Angeblich ist dieser Gesangsstil das Ergebnis einer gebrochenen Nase, die er sich als 19-Jähriger bei einem Footballspiel zuzog. Doch dies war nicht die einzige Verletzung, die seine Stimme beeinflusst hat.
Im Jahr 2000 erlitt Rod Stewart einen vollständigen Stimmverlust nach einer Operation an seinen Schilddrüsen. Im vorherigen Jahr wurde bei ihm Schilddrüsenkrebs festgestellt, weshalb der Eingriff nötig war. Für die nächsten neun Monate war Steward und seine Stimme entsprechend außer Gefecht. Trotzdem war Stewart entschlossen weiter zu singen, was den Heilungsprozess jedoch verlangsamte.
„Mir war nicht klar, wie verheerend das für meine Stimme sein würde. Sie schneiden dir direkt durch den Hals. Sie schneiden durch die Muskeln, und diese verlieren sozusagen ihr Gedächtnis – man vergisst, wie man singt. Die Muskeln schrumpfen einfach zusammen. Ich bin im Krankenhaus aufgewacht, und der Arzt sagte: ‚Keine Sorge, in sechs Monaten ist Ihre Stimme zurück.‘ Sechs Monate vergingen – keine Stimme. Sieben Monate – keine Stimme. Acht Monate – immer noch keine Stimme. Ich konnte sprechen, aber nicht singen.“
Nach neun Monaten erlangte Stewart aber wieder eine Gesangsstimme, wobei er nach eigenen Angaben von Grund auf neu das Singen lernen musste.
John Mayer
John Mayer zählt zu den bekanntesten Fällen, in denen ein berühmter Sänger mit massiven Stimmproblemen kämpfte. 2011 wurde bei ihm ein hartnäckiges Granulom an den Stimmlippen festgestellt. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Wucherung, die oftmals durch Überlastung oder falsche Gesangstechnik entstehen kann. Auch nach mehrfachen Operationen und Gesangspausen kehrte die Wucherung stets wieder.
Erst durch eine Botox-Injektion, eine außergewöhnliche Methode, um die Heilung zu fördern, konnten sich seine Stimmbänder schließlich regenerieren. Im Folgejahr musste Mayer nach eigener Aussage erneut lernen wie, man singt und spricht, bevor er 2013 wieder auftreten konnte. Dennoch lassen sich durch den Eingriff klare Unterschiede zu seiner vorherigen Stimme feststellen. Es fällt ihm seitdem besonders schwer, hohe Töne länger zu halten. Dies erschwerte die Performance seiner früheren Hits und Alben. Doch im Laufe der Jahre fand er neue kreative Wege, um diese Veränderung in seine Stücke zu integrieren.
Robert Plant
In den späten 60ern und frühen 70ern setzte Robert Plant neue Standards für alle anderen Rocksänger der Zeit. Besonders in den Live-Aufnahmen der Led Zeppelin Tour im Jahr 1969 kommt seine laute, epische und teils schrille Stimme zum Vorschein. Selbstverständlich hat kaum jemand seine Stimmbänder so sehr beansprucht, wie Robert Plant zu dieser Zeit. Entsprechend schnell folgten auch die Konsequenzen.
Schon während der Zeppelin-Tour im Jahr 1971 begann Plant seine Melodien abzuändern, da er die hohen Töne im letzten Teil von ‘Stairway to Heaven’ nicht mehr singen konnte. Krankheiten, Stimmbandoperationen, die zahlreichen Touren und das konstante Rauchen sorgten letztlich für einen reduzierten Stimmenumfang, dem sich Plant anpassen musste.
Melodien der bekannten Zeppelin-Songs, wie ‘Rock n’ Roll’ mussten leicht geändert werden, damit er sie weiterhin singen konnte. Dennoch behielt seine Stimme ihren einzigartigen Charakter und seine späteren Lieder schrieb er eben so, dass sie zu seiner neuen Stimme passen würden.
Miley Cyrus
Miley Cyrus, Popstar hinter ‘Wrecking Ball’, ist eine der erfolgreichsten Popsängerinnen der letzten 25 Jahre. Doch heute ist sie eher für ihre tiefe, kratzige Stimmfarbe bekannt, die sich stark von ihrem frühen Gesang unterscheidet. Grund dafür sind vor allem Erkrankungen wie Reinke-Ödemen (geschwollene Stimmbänder) und einem großen Stimmbandpolypen. Diese Probleme entstanden wohl aus stimmlicher Überlastung in ihrer Kindheit, intensiven Tourneen und dem früheren Rauchen und Partyleben.
Diese chronischen Veränderungen verliehen ihr eine raue Stimme, die heute sogar zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Jedoch beschreibt Cyrus selbst, dass diese neue Stimme das Singen und Auftreten deutlich anstrengender für sie sind. Trotz möglicher medizinischer Eingriffe weigert sie sich, den Polypen operativ entfernen zu lassen, da sie ihre unverwechselbare Stimme nicht verlieren möchte.
Jon Bon Jovi
Über Jahrzehnte galt Jon Bon Jovi als perfektes Beispiel einer energetischen Stadionstimme. Die kraftvollen Höhen und plötzlichen Wechsel schienen ihm mühelos zu gelingen. Jedoch wurde seine Stimme bereits in den frühen 2000ern etwas brüchiger. Das jahrelange Touren sowie eine unbewusste Kompensation sorgten später dazu, dass ein Stimmband allmählich an Substanz verloren und seine Stimmlippenmuskulatur sich abbaute.
Anfang der 2020er war seine Stimme so fragil, dass er zeitweise kaum noch sauber singen konnte. 2022 entschloss sich Bon Jovi schließlich dem Verfall seine Stimme mithilfe einer Operation entgegenzuwirken. Auf den medizinischen Eingriff folgte ein langwieriger Prozess der Heilung und des Neuaufbaus, der sich über die nächsten Jahre erstreckte.
„Ich habe gezielt einen Chirurgen aufgesucht, der mir erklärte, dass eines meiner Stimmbänder buchstäblich atrophiert war – es war dabei abzusterben. Er sagte mir, dass er eine Implantat-Operation von außen an den Stimmbändern durchführen könne, damit sie sich wieder richtig schließen und gleichzeitig arbeiten. […] Hätte ich gewusst, dass die Genesung dreieinhalb Jahre dauern würde, hätte ich sehr wahrscheinlich gesagt: ‚Danke, gute Nacht.‘ Aber der Prozess und die Fortschritte waren stetig genug, dass ich den Glauben nicht verlor. Es war nur bei Weitem nicht das, was ich mir unter einer Erholung vorgestellt hatte.”
Erst 2025 kehrte der Rockstar zurück auf die Bühne, wenn auch mit Vorsicht und Geduld. Doch Jon Bon Jovi ist optimistisch und hat für 2026 sogar eine größere Tour angekündigt.
Steven Tyler
Steven Tyler, Sänger und Gründer von Aerosmith, hat eine der markantesten und kraftvollsten Stimmen der Rockgeschichte. Über 50 Jahre lang tourte er mit Aerosmith, was seine Stimme enorm beanspruchte. Schon im Laufe der Jahre sammelten sich Schäden an, die für seine raue Stimme sorgten.
2024 verabschiedete sich Tyler schließlich endgültig vom Tourleben und Konzerte der Farewell-Tour wurden kurzfristig abgesagt. Der Grund dafür waren dauerhafte Stimmbandverletzungen und eine Verletzung des Kehlkopfs, die er sich im Vorjahr zuzog. Selbst im Ruhestand würde sich seine Stimme nicht vollständig regenerieren können.
Elton John
Elton John machte sich in den 1970ern einen Namen als großartiger Musiker und fantastischer Sänger. Doch auch seine Stimme veränderte sich über die Jahre. Im Jahr 1987 wurden seine Stimmenbänder operiert, da nach einer massiven Tour mit über 200 Konzerten Knötchen festgestellt worden waren. Wahrscheinlich waren es die Folgen von der Überanstrengung seiner Stimme sowie sein wilder Lebensstil.
Die Operation verlief erfolgreich, wobei einige Tourdaten gestrichen werden mussten, damit sich Johns Stimme erholen konnte. Jedoch veränderte sich seine Stimme nach dem Eingriff. Sie war nun tiefer und etwas rauer, was vor allem Johns Falsetto-Fähigkeiten einschränkte. Dennoch lernte er seine neue Stimme wertzuschätzen, da sie ihn dazu brachte seine Gesangstechnik zu verbessern. In seinen eigenen Worten:
„Mitten in meiner Karriere hat sich meine Stimme verändert, vielen Dank auch! Und ich habe gelernt, richtig zu atmen. Ich habe anderen beim Singen zugesehen und bin zu einem viel besseren Sänger geworden. Ich bin ein Sänger geworden, der Klavier spielt, statt ein Klavierspieler zu sein, der singt.“
Adele
Adele ist eines der prominentesten Beispiele dafür, wie schnell selbst die besten Stimmen an ihre Grenzen kommen. Nach einem Konzert im Jahr 2011 spürte sie, wie ihre Stimme gedämpfter Klang und ihr das Singen schwerer fiel. Ihr Arzt bestätigte, dass es sich um ein geplatztes Blutgefäß handelte, welches chirurgisch behandelt werden musste.
Der Eingriff rettete zwar ihre Stimme, jedoch nicht ohne Folgen. Seit der Operation singt Adele generell etwas gedeckter und vorsichtiger im Übergang von Brust- und Kopfstimme. Während sie früher problemlos hohe Passagen sang, wirkt ihr Ansatz heute kontrollierter, was sich vor allem bei den Live-Auftritten bemerkbar macht. Erst 2017 musste sie erneut wegen Stimmproblemen ihre Wembley-Shows abbrechen, woran sich zeigt, wie fragil ihre Stimme seit dem Eingriff ist.
Axl Rose
Axl Rose, Sänger und Frontmann von Guns N’ Roses, ist bekannt für seine aggressive und kraftvolle Gesangsstimme. Doch im Laufe hat auch er eine deutliche Veränderung seiner ursprünglichen Stimme erfahren. Es sollte kaum überraschen, dass die außergewöhnliche Gesangstechnik früher oder später zu Problem führen wurde. Sein berühmtes raues Timbre, das die frühen Guns-N’-Roses-Alben prägte, führte zu langfristigen Schäden an seinen Stimmbändern. Dadurch fiel es ihm immer schwerer die hohen, aggressiven Passagen seiner Lieder zu singen.
Hinzu kamen akute Probleme, wie beispielsweise Mandelentzündungen oder Stimmbandverletzungen die zu gelegentlich zu abgesagten Shows führten. Heute variiert die stimmliche Form von Axl Rose stark. Manche Konzerte sorgen für viel Kritik, während andere überraschend starke Momente seiner Performance zeigen. Rose hat mehrfach versucht sich durch baritonlastigeren Gesang oder Vocal-Coaching an diese Veränderungen anzupassen. Obwohl seine Stimme nicht mehr die alte ist, zeigt Axl Rose, dass er trotz dieser Herausforderung weiterhin mit Leidenschaft auf der Bühne steht.
Whitney Houston
Whitney Houston war ohne Zweifel eine der größten Sängerinnen ihrer Zeit. In den 1980er- und frühen 90er-Jahren galt ihre Stimme, aufgrund ihrer absoluten Kontrolle und makellosen Höhe, als nahezu übermenschlich. Doch im Laufe der Jahre wurde diese perfekte Stimme durch Drogen, permanenten Leistungsdruck, Zigaretten und chronischen Stress herausgefordert. Besonders Kokain und starkes Rauchen reizten und schwächten ihre Stimmbänder. Ihr Vocal-Coach Gary Catona beschrieb später, dass Houston teils fast gar keine Stimme mehr hatte.
Houston versuchte dem entgegenzuwirken und ihre Stimme bestmöglich zu pflegen, die jedoch weiterhin fragil und erschöpft klang. In ihren letzten Lebensjahren war dieser Wandel deutlich hörbar. Ihre ehemalig grandiosen Höhen klangen heiser, die Mittellage rau und ihre Atemführung insgesamt unruhig. Man kann hören, dass sie während ihrer späten Konzerte mit jedem Ton kämpfte. Dennoch empfinden zahlreiche Fans diesen späten Klang als bewegend, da es die tragische Geschichte ihres Lebens widerspiegelt.























