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PDP Concept Select 14“ x 6,5“ Aluminium-, Glockenbronze- und Stahl-Snaredrums Test

Es ist gar nicht so lange her, da gab man sich bei der Marke PDP relativ wenig Mühe, das Offensichtliche zu verbergen. Und das bestand darin, dass man der günstige Ableger des Nobelherstellers DW war und in Sachen Preis, Ausstattung und Qualität einen gebührenden Respektabstand zu wahren hatte. In den letzten Jahren hat man die Strategie allerdings schrittweise verändert und den Produkten nach und nach ein hochwertigeres Image und eine bessere Verarbeitung spendiert. Das PDP von 2021 nutzt nicht nur den DW-Schrifttyp im Logo, auch die beliebte DW MAG-Abhebung, die Feingewinde-Stimmschrauben und etliche andere Details wurden teilweise direkt von der hochpreisigen Mutterfirma übernommen. Seit Kurzem wagt man sich gar in die höchsten Sphären des Snaredrum-Baus, nämlich nahtlos gegossene Metallzylinder. 

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Concept Select heißen unsere drei Testinstrumente, und PDP hat mit Features wahrlich nicht gespart. So besitzt das Aluminium-Modell Holzspannreifen aus Walnussholz, die Logos befinden sich nicht auf schnöden Schildchen, sondern sind gelasert. Freunde exquisiter Snaresounds finden hier sogar den „heiligen Gral“ des Snaredrum-Kesselbaus, nämlich Bell Bronze, also Glockenbronze. Da reiben sich Snare-Enthusiasten ungläubig die Augen, zumal die edlen Zutaten hier deutlich günstiger zu haben sind als bei der Konkurrenz. Ob das alles zu schön ist, um wahr zu sein, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Alle Modelle besitzen die gleiche Kesselbauweise

Dass in den drei Kartons mit PDP-Logo keine gewöhnlichen Blech- oder Holzkessel-Snaredrums sein können, wird schon beim Hochheben klar. Speziell die Glockenbronze- und die Stahlversion ziehen ordentlich am Arm, während die Alu-Snaredrum, auch dank der Holzreifen, erstaunlich leicht ist. Beginnen wir zunächst mit den zahlreichen Gemeinsamkeiten unserer drei Kandidaten. Neben der Größe von 14″ x 6,5″ sind das die zehn doppelseitigen Mini-Turret-Böckchen, in welchen die von DW bekannten „True Pitch“ Feingewinde-Stimmschrauben ihren Dienst verrichten. Wie alle anderen Hardwareteile sind sie mit Kunststoffunterlagen zum Kessel hin isoliert montiert. Ein weiteres wichtiges Zubehörteil kommt ebenfalls von DW, nämlich die beliebte MAG-Abhebung, deren Abwurfbügel magnetisch am Sockel haftet. In den Genuss der DW Butt-End-Seite mit Teppichspannungs-Wahlschalter kommen unsere Testkandidaten jedoch nicht, hier tut ein passiver Klemmbock seinen Dienst. 
Einige Butt Ends weisen eine eher mäßige Verchromung auf. Auch bei der Montage der Teile hat man hier und da Fünfe gerade sein lassen, so ist die Abhebung an der Bell Bronze Trommel ziemlich schief verschraubt. Dass wir es nicht mit DW-Trommeln zu tun haben, merkt man auch an den Fellen aus chinesischer Remo-Produktion sowie an den schlichten und relativ kurzen, 20-spiraligen Standard-Snareteppichen. Diese fallen ebenfalls mit schlechter Verchromung und teilweise unterschiedlich gespannten Spiralen auf.

Fotostrecke: 5 Bilder Hier seht ihr die Concept Select Steel Snaredrum…

Beim Alu-Modell greift man auf Holzreifen zurück

Bei den Spannreifen herrscht nur bei den Modellen Steel und Bell Bronze Gleichstand, welche jeweils 2,3 Millimeter Stahlvarianten verwenden. Das Alu-Modell hingegen fährt schon optisch mit seinen Spannreifen aus Walnussholz und den Spannklauen ordentlich was auf. Holzspannreifen sind allgemein für einen weicheren, trockeneren Ton bekannt, was die ebenfalls trockenen Eigenschaften des Aluminiums offenbar klanglich noch unterfüttern soll. Die genauere Inspektion der Holzreifen zeigt jedoch verschiedene Unregelmäßigkeiten. Es beginnt beim optischen Eindruck, denn die beiden Reifen unterscheiden sich sehr stark voneinander. Wüsste ich es nicht besser, würde ich den einen für Walnuss-, den anderen für Kirschholz halten. Gehalten werden die Reifen von Klauen, welche zum Schutz vor Kratzern mit Filz unterfüttert sind. Die Ausfräsungen für das Teppich-Befestigungsmaterial fallen nicht exakt parallel aus, an einer Stelle haftet noch etwas an, das wie ein Tropfen ausgehärteten Klebers wirkt. Da auch das Butt End an dieser Trommel leicht schief sitzt, wirkt die ganze Snare etwas „aus der Fassung“. Auch die Bell Bronze Snaredrum leidet am leicht schief montierten Strainer. 
Bei der Begutachtung der Kessel zeigt sich, dass hier insgesamt durchaus sorgfältig gearbeitet wurde. Alle Zylinder besitzen eine recht scharfe Gratung, die im Bereich des – nicht allzu breiten – Snarebeds heruntergefeilt wurde. Die Oberflächen wurden mit einer klaren Versiegelung versehen, sodass Fingerabdrücke nicht zur Korrosion führen. Ein Hingucker sind natürlich die eingelaserten Logos mit „Concept Select“-Zusatz. Übrigens sind alle drei Snaredrums auch mit flacheren 14“ x 5“-Kesseln erhältlich.

Fotostrecke: 5 Bilder Edler Touch: Die Logos sind gelasert.
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Praxis

Gute Sounds, mechanisch hakt es stellenweise

Jetzt wird es interessant, denn es steht natürlich die Frage im Raum, ob es sich überhaupt noch lohnt, für aufwendig gegossene Metallkessel-Snaredrums die teils sehr hohen Preise der High-End-Modelle auszugeben. Die Antwort fällt eindeutig zweideutig aus. Sehen wir uns zunächst die mechanische Funktion sowie das Handling der Trommeln an. Die im Details-Part angesprochenen Mängel wirken sich nämlich auch im Praxiseinsatz aus. Starten wir mit den Spannreifen. Interessanterweise zeigt sich sowohl bei den Metall-, als auch bei den Holzversionen dasselbe Problem. Ich stelle nämlich hier wie dort fest, dass die Abstände zwischen den Vierkantköpfen und dem oberen Flansch der Metallreifen, beziehungsweise den Holzreifenflanken, zu gering sind. So ist es mit einigen Stimmschlüsseln kaum möglich, sie aufzusetzen. Beim Justieren der Teppiche machen sich gleich zwei Mängel bemerkbar, welche sich in der Kombination noch gegenseitig verstärken. So ist es mit den teils schief montierten Abhebungskomponenten umso schwieriger, die ungleichmäßig verarbeiteten Teppiche so zu befestigen, dass alle Spiralen die gleiche Spannung aufweisen. Hat man diese Klippen jedoch umschifft, lassen sich alle drei Snaredrums einfach stimmen, das Handling der MAG-Abhebung ist jedes Mal eine Freude. Kommen wir nun zu den Sounds, die ebenfalls durchweg überzeugend ausfallen. 
Hier kommen zuerst die drei Videos:

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Hohe Stimmungen

Sehr hoch gestimmt, zeigt sich schnell, worin die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten unserer drei Kandidaten liegen. So besitzen alle Snaredrums eine hohe Verwindungssteifigkeit und sind daher sehr hoch stimmbar, ohne dass Kompressionseffekte eintreten. Den komplexesten Ton hat  – wie erwartet – die Bell Bronze Snare. Ihr Attack wirkt auch bei sehr hohen Spannungen noch breit und saftig, gleichzeitig wird sie bei Bedarf brachial laut. Das gilt auch für die Stahlvariante, sie wirkt insgesamt in den Mitten aber geradliniger und eindimensionaler. Insgesamt liefert sie die spitzesten Höhen und vermittelt bei harter Spielweise weniger Druck in den Tiefmitten. Deutlich anders präsentiert sich die Alu-Trommel, welche den luftigsten Kesselton besitzt und gleichzeitig die mildesten Obertöne produziert. Das liegt zu einem großen Teil am verwendeten Kesselmaterial, welches mehr hohe Frequenzen absorbiert, aber auch und ganz speziell an den Holzspannreifen. Die schlucken von Natur aus einen Teil der Schlagenergie, was sich gerade bei Rimshots und Rimclicks bemerkbar macht. Das Alu-Modell besitzt generell aber noch eine weitere Eigenschaft, welche potenzielle Interessentinnen auf dem Schirm haben sollten, und das sind ihre Spannklauen. Blindes Rimshotspiel ist damit nur eingeschränkt möglich, denn Treffer auf die Klauen sind nicht nur für die Sticks schlecht, sie erzeugen auch einen deutlich anderen Klang. Damit würde ich das Alu-Modell generell nicht für Hard Hitter empfehlen, die anderen beiden Snares dafür umso mehr.

Audio Samples
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Steel, sehr hohe Stimmung Steel, hohe Stimmung Alu, sehr hohe Stimmung Alu, hohe Stimmung Bell Bronze, sehr hohe Stimmung Bell Bronze, hohe Stimmung
Fotostrecke: 3 Bilder Hier seht ihr die Snarebeds des Alu-Modells.

Mittlere und tiefe Stimmungen

Bewegt man sich aus höheren Registern weiter nach unten, wird bei allen Modellen der Kesselton prominenter, das Sustain verlängert sich ebenso. In mittleren Tunings gefallen mir alle drei Testkandidaten ausgezeichnet, allerdings liegt die Bell Bronze vorne. Ihre klangliche Tiefe und die zuckergussartigen Obertöne zeigen mal wieder, warum Glockenbronzekessel für viele immer noch das Maß der Dinge sind. An ihre Komplexität kommen weder die Stahl- noch die Alu-Variante heran, dafür liefern sie andere, ebenfalls begehrenswerte, Eigenschaften. Bei der Alu-Snare ist das die leichte Kompression sowie die Kompaktheit des Tons. Bei sehr tiefen Stimmungen (siehe Video), bleiben auch ihre Obertöne noch relativ kontrolliert. Das Stahlmodell überzeugt mit straffen Mitten, ohne die typische Schärfe und Aggressivität vieler Blechexemplare. Dafür gibt es ordentlich Volumen bei guter Ansprache. Eines wird jedoch im Verlaufe des Test sehr offensichtlich: Die verwendeten Verschleißteile verhindern eine volle Entfaltung des Potenzials, weshalb ich mich entschließe, einen der Kandidaten mit qualitativ besseren Schlagfellen und Snareteppichen auszurüsten. 

Audio Samples
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Steel, mittlere Stimmung Steel, tiefe Stimmung Alu, mittlere Stimmung Alu, tiefe Stimmung Bell Bronze, mittlere Stimmung Bell Bronze, tiefe Stimmung

Was bewirken ein hochwertiges Schlagfell und ein besserer Teppich?

Dass die bei den getesteten Snaredrums verwendeten Remo/China-Felle schlecht sind, kann man nicht wirklich sagen, im Gegenteil. Nachdem ich jedoch ein Remo/USA Ambassador coated Schlagfell auf die Bell Bronze Snare gezogen habe, zeigt sich, dass die Trommel zu einem noch dichteren und fetteren Ton imstande ist. Ein mindestens ebenso großer Unterschied eröffnet sich beim Austausch des unterdurchschnittlich verarbeiteten Snareteppichs gegen einen Canopus Vintage Chrome High-End-Teppich. Die Ansprache wird straffer, die höhere und viel gleichmäßigere Grundspannung der Canopus-Spiralen sorgt für eine deutlich bessere Ansprache bei gleichzeitig vollerem Kesselton. Ähnliche Ergebnisse sollten auch bei den anderen beiden Modellen zu erwarten sein. Ich persönlich würde die zusätzliche Ausgabe von etwa 50 bis 70 Euro in den Kauf mit einkalkulieren. 

Audio Samples
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Bell Bronze, mit Canopus Teppich und Remo USA Schlagfell
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Fazit

Gegossene Metallkessel waren bisher überwiegend dem Premium-Snare-Segment vorbehalten, DW’s günstiger Ableger PDP bringt diese Bauweise mit den Concept Select Trommeln nun auch in günstigere Gefilde. Klanglich können alle drei Testkandidaten mit kräftigen, charakteristischen Sounds aufwarten. Die Alu-Version liefert den mildesten, kompaktesten Ton, ihre Holzspannreifen sind zudem nicht wirklich für harte Spieler ausgelegt. Bei Rimshots muss man aufpassen, nicht die Spannklauen zu treffen.
Ganz anders präsentiert sich die Stahl-Snaredrum, die mit fetten, mittenfokussierten Ergebnissen in lauteren Umgebungen punkten kann, ohne harsch oder scharf herüber zu kommen. Den komplexesten, breitesten Ton entwickelt jedoch die Bell Bronze Variante, die alles mitbringt, wofür diese Kesselkonstruktion geschätzt wird. Dazu zählt ein enormer Druck in den unteren Mitten, kombiniert mit einem höchst ausgewogenen Mix an Obertönen. Wie auch die anderen beiden Modelle, leidet sie jedoch am schlechten Teppich und der nachlässigen Montage der Abhebung und des Butt Ends. Insgesamt sollte PDP bei der Endkontrolle besser aufpassen, echtes Premiumfeeling möchte so nämlich nicht aufkommen. Wer hier noch ein paar Euros in bessere Verschleißteile investiert, bekommt jedoch tolle Gusskessel-Snares zu akzeptablen Preisen.

Sehr gute Sounds, Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung: Die neuen PDP Concept Select Snares im Gruppenbild.
Sehr gute Sounds, Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung: Die neuen PDP Concept Select Snares im Gruppenbild.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: PDP (DW)
  • Bezeichnung: 14“ x 6,5“ Concept Select Steel, Aluminum und Bell Bronze
  • Herstellungsland: Taiwan
  • Kesselmaterial: Stahl, Alu, Glockenbronze gegossen, jeweils 3 Millimeter Kesselstärke
  • Spannreifen: Stahl, Bell Bronze: 2,3 Millimeter Stahlreifen.
  • Alu: Walnuss-Spannreifen
  • Zubehör: keins
  • Preise (Verkaufspreise Oktober 2021):
  • Concept Select Steel 14“ x 6,5“: 409,00 EUR
  • Concept Select Aluminium 14“ x 6,5“: 459,00 EUR
  • Concept Select Bell Bronze 14“ x 6,5“: 798,00 EUR

Seite des Herstellers: https://pacificdrums.com

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • druckvolle, komplexe Sounds beim Bell Bronze Modell
  • ausgewogener Klang der Stahl- und Alu-Versionen
  • gute Stimmbarkeit bei allen Modellen
  • hoher Stimmumfang
  • gute Teppichansprache (nach Austausch gegen ein hochwertiges Modell)
  • sehr gute Abhebung
Contra
  • Toleranzen bei Stahlspannreifen
  • Teppiche entsprechen nicht der Preisklasse
  • technische und optische Mängel bei den Holzspannreifen (Farbe)
  • schief montierte Abhebung und Butt End am Alu- und Bell Bronze Modell
Artikelbild
PDP Concept Select 14“ x 6,5“ Aluminium-, Glockenbronze- und Stahl-Snaredrums Test
Für 499,00€ bei
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