Behringer TM1 Complete Vocal Recording Test

Für erstaunlich kleinen Preis gibt es viele verschieden Mikrofone in Großmembran-Kondensatortechnik. Dass Budget-Ausstatter Behringer in diesem Sektor mit von der Partie ist, erscheint da schon quasi selbstverständlich

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. Konzeptionell und optisch ähnelt das Behringer TM1 Complete Vocal Recording Set deutlich dem australischen Rode NT-1A Bundle, dessen Markterfolg enorm ist. Behringer fertigt in seinem eigenen Werk in China und bietet sein Set für einen gerade noch zweistelligen Preis an.

Details

Mit Spinne und Poppschutz

Als echtes Mikrofon-Bundle kommt das Set nicht nur mit dem reinen Kondensatormikrofon TM1, sondern auch mit einer elastischen Halterungen, um die Übertragung von Schall über den Weg des Stativs zu verringern und einem Poppschirm, der verhindert, dass es bei einigen Konsonanten, darunter in erster Linie dem [P], zu kräftigem Krachen kommt. Auch ein Stoffbeutel zur Aufbewahrung und sogar ein sechs Meter langes Kabel zum Anschluss werden mitgeliefert.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Herzstück ist das TM1-Mikrofon.

Kein Gemogel: Großmembran

Das Herzstück eines Kondensatormikrofons sst die namensgebende Kondensatorkapsel, bei der die bewegliche, dünne Membran einen Teil des Kondensators bildet, an dem über den sich ändernden Abstand zum starren Rückteil die Spannung abgegriffen wird, die den weitestgehend den Luftbewegungen entspricht. Bei einigen sehr preiswerten Mikrofonen mit “großer Optik” versteckt sich dennoch hinter dem Gitter eine Kleinmembrankapsel mit einem akustisch wirksamen Ring, was ein wenig preiswerter in der Herstellung sein kann. Das TM1 benutzt aber eine echte Großmembrankapsel von einem Zoll Durchmesser. Diese ist vorne am empfindlichsten, rückseitig am unempfindlichsten und bildet daher die Richtcharakteristik Niere.

Durch Gitter und Mesh nicht zu sehen: Großmembrankapsel
Durch Gitter und Mesh nicht zu sehen: Großmembrankapsel

1% statt 0,5

Das Signal wird von einer Elektronik hochverstärkt und in der Impedanz verändert. Die JFET-Schaltung erzeugt auffällig niedrige 4,5 dB(A) Eigenrauschen. Für ein Mikrofon mit einer Empfindlichkeit von 20 mV/Pa liest es sich erstaunlich, dass der maximale Schalldruckpegel it 138 dB SPL gleichzeitig recht hoch erscheint. Allerdings ist dieser nicht wie eher üblich für 0,5% Verzerrungsanteile im Signal angegeben, sondern für 1%. Für Stimmenaufnahmen sind diese Werte auf dem Papier aber dennoch gut.

Fotostrecke: 3 Bilder Behringer ist bekannt für geringe Preise.

Um die Elektronik betriebsfähig zu machen ist es notwendig, dass das TM1 mit Phantomspeisung versorgt wird, die die meisten Mikrofonvorverstärker bereitstellen – auch die meisten derjenigen, die in Einsteiger-Audio-Interfaces verbaut sind.

Praxis

Komplett genug für ein Mikrofon-Bundle

Das Behringer TM1 Complete Vocal Recording ist als Set noch nicht ganz so “complete”, als dass man direkt loslegen könnte. Denn als Equipment zur Musikproduktion fehlen zumindest noch Stativ, Vorverstärkung, Wandlung und Abhörmöglichkeit. Aber das ist nur Wortklauberei und an kann sich freuen, dass Spinne und Poppschutz gemeinsam mit einem “echten” Großmembran-Kondensatormikrofon gebundlet sind. Die Materialauswahl und Verarbeitung sind ordentlich und preisgerecht.

Natürlich benötigt auch dieses Set noch ein paar zusätzliche Dinge, damit man loslegen kann.
Natürlich benötigt auch dieses Set noch ein paar zusätzliche Dinge, damit man loslegen kann.

Billig? Nein, nur preiswert.

“Billigen Klang” sollte man nicht erwarten, das Behringer TM1 steht vielen deutlich teureren Mikrofonen in nichts nach. Tatsächlich ist das Mikro recht rauscharm. Das Signal ist recht gut aufgelöst für ein derart preiswertes Mikro. Und wer, was oftmals der Fall sein wird, mit dem TM1 sein erstes Kondensatormikrofon anschafft und davor nur dynamische Mikros kennt, wird erstaunt sein, wie “professionell” die Stimme schon ohne weitere Bearbeitung klingt. Das liegt vor allem daran, dass das Behringer bewusst nicht linear arbeitet, sondern einen beachtlichen Boost in den Höhen produziert. Doch nicht im gesamten Höhenspektrum, denn zu den 20 kHz hin nimmt der Pegel wie bei vielen Großmembranern etwas ab, außerdem ist der Schärfebereich zwischen etwa 5 und 10 kHz gezügelt. Dadurch klingt das TM1 nicht zu spitz und eckig. Der Profi würde bemängeln, dass viele Konsonanten durch die Anhebung und Farbe im Höhenbereich etwas breit wirken, wohingegen etwa das deutlich teurere MA-201FET natürlicher und impulstreuer agiert. Bei extremen Pegel, wie sie kurzzeitig beispielsweise auch durch ine Snare und besonders eine Hi-Hat entstehen können, kann man die Grenzen der Feindynamik des TM1 hören, denn dann verliert das Mikro etwas an Spritzigkeit. Aber trotzdem sollte das Einsteiger nicht davon abhalten, auch Instrumentensignale it dem Behringer aufzuzeichnen.

Audio Samples
0:00
Vocals, TM1, 10 cm Vocals, TM1, 30 cm, 0 Grad Vocals, TM1, 30 cm, 45 Grad Vocals, TM1, 30 cm, 90 Grad Vocals, TM1, 70 cm Vocals, MA-201FET, 10 cm Vocals, MA-201FET, 30 cm Vocals, SC1200, 10 cm Vocals, SC1200, 30 cm Sprache, TM1, 10 cm, 0 Grad Sprache, TM1, 10 cm, 45 Grad Sprache, TM1, 10 cm, 90 Grad Sprache, TM1, 30 cm

Dünn?

Der Bass erscheint etwas dünn, besonders im Vergleich zum Mojave Audio MA-201FET und zum the t.bone SC1200 fehlt vielen Stimmen Fülle und “Pfund”. Was im Studiobetrieb durchaus ein Makel sein kann oder dazu führen würde, dass das Mikrofon vor allem in Situationen zum Einsatz kommt, in denen genau dieser Umstand gewünscht ist, ist bei der Hauptzielgruppe – also em Homerecordler und Einsteiger – gar nicht so verkehrt. In akustisch nicht sonderlich bearbeiteten Räumen, wie sie bei Bedroom Vocals genutzt werden, ist der Aufnahmeabstand nämlich meist deutlich geringer, um nicht zu viele Raumreflektionen und Nebengeräusche mit einzufangen. Durch den Nahbesprechungseffekt dieses Wandlertyps nimmt der Bass mit geringer werdendem Abstand zu. Und tatsächlich klingt das Behringer TM1 noch etwas offener als viele anderen Mikrofone dieser Bauart.

Beiwerk ordentlich

Die Spinne macht einen guten Dienst und sollte besonders dann verwendet werden, wenn nicht gerade hochwertige Stative verwendet werden – wovon ja nicht auszugehen ist, wenn jemand ein Mikrofonset der 100-Euro-Klasse anschafft. Dass ein Poppschutz direkt it von der Partie ist, ist wünschenswert, zumal es sich bei Stofffilterung um ein bewährtes Prinzip handelt.

Filter und Spinne machen einen ordentlichen Job.
Filter und Spinne machen einen ordentlichen Job.

Fazit

Das Behringer TM1 Complete Vocal Recording könnte man als “halbwegs ordentlich” bezeichnen, wäre da nicht sein erstaunlich geringer Preis. Für einen zweistelligen Betrag bekommt man nämlich ein Mikrofon mit “erwachsener” Großmembrantechnik mit Spinne und Poppschutz, welches sich im Set für Einsteiger und als Zusatz- oder Ersatzmikrofon durchaus gut eignet. Es mag zwar ein wenig vorgefertigt auf Stimmaufzeichnung hin gezüchtet zu sein und lässt ein wenig Bass vermissen, doch spielen genau diese Umstände dem Anforderungsprofil vieler Anfänger in die Karten. Diesen kann das kleine Bundle also durchaus empfohlen werden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • recht hochwertiger Klang
  • auf Sing- und Sprechstimmen hin optimiert
  • preiswertes Set
Contra
  • recht bassarm für manche Anwendungen
Artikelbild
Behringer TM1 Complete Vocal Recording Test
Für 96,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Großmembran-Kondensatormikrofon
  • Richtcharakteristik Niere
  • Feldleerlauf-Übertragungsfaktor: 19,95 mV/Pa
  • max. Schalldruckpegel: 138 dB SPL (1% THD+N)
  • Eigenrauschen: 4,5 dB(A)
  • Set mit Spinne und Poppschutz
  • Preis: € 95,– (Straßenpreis am 29.7.2021)
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Marco 🤔 sagt:

#1 - 27.06.2023 um 18:45 Uhr

0

Darfs denn bitte ein wenig mehr sein? Dank Inflation, ja bitte, 25€ Aufschlag und schon ist es nicht mehr ganz so sau billig! Trotzdem, andere Hersteller langen hier anders zu. Trotzdem ist die Entwicklung nicht schön. Manche Preise hat Behringer inzwischen sogar wieder gesenkt! Da sind die anderen Hersteller gar nicht gewillt dem stets pleite Musikant entgegen zu kommen. Deshalb bin ich von Behringer begeistert.

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