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Two Notes Torpedo Captor X Test

Mit dem Two Notes Torpedo Captor X hat der französische Hersteller, mittlerweile angesehener Spezialist für digitale Speakersimulationen, ein recht kompaktes Gerät im Angebot, das eine Reactive Loadbox und die Torpedo Speakersimulation unter einem Dach vereint. Damit kann man den (Röhren-) Amp in der Lautstärke zügeln und ihn in seinem Sweetspot auf der Bühne spielen, die Abnahme für die PA erledigt dann die Speakersimulation – Mikrofone sind nicht mehr notwendig.

Das Ganze geht natürlich auch komplett ohne Lautstärke, denn der eingebaute Lastwiderstand erlaubt es, den Röhrenamp ohne Cab zu benutzen, zum Beispiel zum Üben/Recording zuhause, wenn kein Lärm aus der Gitarrenbox erwünscht ist. Auch bei In-Ear-Gigs kann dieses Teil eine gute Alternative zu Modeling-Amps sein, denn auch schaltungstechnisch bieten sich diverse Möglichkeiten. Mit einem Preis von deutlich unter 600 Euro ist der Torpedo Captor X doch um einiges günstiger als der aktuelle Platzhirsch, die OX Box von Universal Audio. Was alles in dem kleinen Kasten steckt, erfahrt ihr im folgenden Test.

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Mehr Informationen

Gehäuse

Der Torpedo Captor X kommt im soliden Metallgehäuse, das 128 x 175 x 65 mm misst und 1223 Gramm auf die Waage bringt – so ein Lastwiderstand hat eben sein Gewicht. Das Gehäuse ist absolut roadtauglich, die Bedien- und Anschlussfelder auf Vorder- und Rückseite sind leicht versenkt angebracht, was Regler und Schalter entsprechend schützt. Die wichtigsten Bedienelemente findet man an der Front, die Anschlüsse an der Rückseite. Der Torpedo Captor X steht rutschfest auf vier angeklebten Gummifüßen.

Fotostrecke: 3 Bilder In Sachen digitale Speakersimulationen hat sich der französische Hersteller zum Spezialisten gemausert…

Bedienfeld

Die Haupteinstellungen können mit der Torpedo Remote App (Tablet oder Computer) vorgenommen werden, aber zur Steuerung der wichtigsten Parameter stehen an der Front auch ein paar Regler und Schalter parat. Das ist auf jeden Fall sehr sinnvoll, möchte man auf der Bühne schnell etwas um- oder einstellen. Die folgenden Möglichkeiten sind an Bord: Der Ausgangspegel (XLR Out, Phones) kann mit dem Out Level-Regler eingestellt werden, zur Anpassung des Eingangspegels ist ein Schalter vorgesehen (In Level) und der Regler Voicing dient als globale Tone Control zur Anpassung an den Amp und als schnelle Eingriffsmöglichkeit, falls im Frequenzbild nachgeregelt werden muss. Intern gibt es natürlich noch erheblich mehr Einflussmöglichkeiten auf den Sound, dazu später mehr. Mit Space wird wahlweise der Effektanteil oder die Stereobreite des Reverbs eingestellt und mit dem Sechsfach-Rasterpoti mit der Bezeichnung Preset werden sechs Presets angewählt. Außerdem findet man vorne noch den 6,3 mm Klinkenanschluss (Stereo) für einen Kopfhörer und hinter den Kühlschlitzen die optische Kontrolle zum Eingangspegel. Ist alles im grünen Bereich, leuchtet es auch entsprechend, ist der Pegel zu hoch, leuchtet es rot. In diesem Fall sollte der In Level-Schalter gedrückt werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Zur Steuerung der wichtigsten Parameter stehen an der Front einige Regler und Schalter bereit.

Rückseite/Anschlüsse

Ein Drittel der Fläche an der Rückseite ist vom Ventilator belegt, der auf jeden Fall frei bleiben soll, falls man das Gerät in ein Rack oder ähnliches einbauen möchte. Rot markiert ist der Klinkenanschluss für den Speaker In, hier wird der Speaker Out des Amps verbunden. Wichtig dabei ist, dass der Ausgang am Amp auf 8 Ohm eingestellt ist, denn der Torpedo Captor X versteht sich nur mit 8-Ohm-Ausgängen und ist maximal bis 100 Watt belastbar. Neben dem Speaker In befindet sich der Speaker Out zum Anschließen an eine Gitarrenbox, falls man möchte, und mit dem Volume-Schalter wird der Pegel für den Lautsprecher in drei Stufen eingestellt: Full (keine Reduktion), Half (mit Reduktion), Low (sehr leise). In der oberen Reihe sind die beiden Ausgänge mit XLR-Anschlüssen, man benötigt also keine DI-Box im Bühnenbetrieb. Einen Ground-Lift-Schalter zum Unterdrücken von Brummschleifen gibt es auch. Über den USB-Micro-Anschluss wird die Verbindung zum Computer hergestellt (Kabel im Lieferumfang), von dem aus der Torpedo Captor X über die Torpedo Remote Software gesteuert wird. Daneben befindet sich ein MIDI-Anschluss im Miniklinkenformat, das ihn mit dem mitgelieferten Adapterkabel mit einem MIDI-fähigen Controller verbindet. Damit können über MIDI Control-Change-Daten zur Steuerung des Torpedo Captor X empfangen werden. Die Stromversorgung läuft über 12 Volt DC (Center Negativ), ein passendes Netzteil ist ebenfalls im Lieferumfang.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der Rückseite nimmt ein Ventilator einen großen Teil des Platzes ein, der Speaker In ist rot markiert.

Torpedo Remote

Die Torpedo Remote Software ist die Schaltzentrale, die auf Computer oder Smartphone/Tablet läuft. Mit ihr können die ganzen Feinheiten zur Speakersimulation gesteuert werden. Computer (Mac, PC) werden mit einem USB-Kabel verbunden, die Smartphones/Tablets drahtlos via Bluetooth. Die Installation und Verbindung mit dem Gerät funktioniert mit iPad und Mac absolut problemlos und die Steuerung ist eine erstklassige Sache.

Fotostrecke: 5 Bilder Torpedo Remote 5 Software (Bild: © Two Notes)

Die Speakersimulation erfolgt über aufwändig erstellte Impulsantworten von Two Notes mit verschiedenen Lautsprecherboxen und Mikrofonen. Man wählt eine Box aus und hat dann die Möglichkeit, den Sound mit zwei virtuellen Mikrofonen abzunehmen. Acht Mikrofontypen stehen dabei zur Auswahl, darunter die üblichen Verdächtigen wie das SM57, Royer R-121, Neumann U87 oder auch ein MD421. Jedes Mikrofon kann in der Position verschoben werden, wozu es die Parameter Distance (Entfernung) und Axis (Position am Lautsprecher) gibt. Die Mikrofone lassen sich in der Lautstärke einzeln regeln, die Positionierung im Panorama ist allerdings nicht vorgesehen. Dafür besteht aber die Möglichkeit, die Box auch von hinten (interessant bei offenem Cab) abzunehmen. Das Signal geht weiter in ein Effekt-Rack (Post FX), in dem sich ein EQ, ein Enhancer und der Reverb befinden. Über den Reverb kann unsere virtuelle Gitarrenbox per Faltungshall in verschiedene Räume gestellt und der Raumanteil mit dem Dry/Wet Regler eingestellt werden, letzteres ist praktisch das Raummikrofon. Das Ganze funktioniert natürlich auch in Stereo. Dabei wird mit dem Wide-Regler die Stereobreite des Reverbs eingestellt. Wird der Torpedo Captor X in Mono angeschlossen, dann sollte der Wide-Regler auf jeden Fall auf Minimum stehen, um auf beiden Ausgängen das identische Signal zu erhalten. Es besteht auch die Möglichkeit, ein Dual-Mono-Signal auszugeben, was dann Sinn macht, wenn man zum Beispiel mit In-Ear-Monitoring spielt. Ausgang A füttert das Signal zur PA, Ausgang B das In-Ear-System – sofern man dort ein zusätzliches Signal anschließen kann. Für Ausgang B steht außerdem ein separater EQ zur Anpassung an den In-Ear-Sound parat. Auch die Ausgangslautstärke kann getrennt geregelt werden. Nach dem Reverb geht das Signal an den Ausgang und zu den Reglern Output Level, Voicing und Space – die drei Kollegen, die auch auf der Hardware vorhanden sind. Zwei spezielle Features sind außerdem zu erwähnen, nämlich einmal das eingebaute Noise Gate, das direkt am Anfang der Signalkette sitzt und mit dem Regler Threshold eingestellt wird, und eine Funktion, die sich Double Tracker nennt. Ein interessantes Feature, denn hier wird ein Signal abgezweigt, leicht in Timing und Attack verändert und auf dem rechten Kanal wiedergegeben, um den Sound von gedoppelten Gitarren zu imitieren. Das geht natürlich nur im Stereobetrieb, und wie das alles klingt, erfahrt ihr gleich im Praxisteil.

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Wir starten unseren Test recht rudimentär und werfen erst einmal einen Blick auf den Sound der virtuellen Cabs im Vergleich zu einer “echten” mikrofonierten Box. Hierbei werden natürlich mehr oder weniger Äpfel mit Birnen verglichen, denn ich habe natürlich nicht exakt die Gitarrenbox und das Mikrofon zur Verfügung, mit dem die Impulsantworten erstellt wurden, aber mich interessiert einfach, ob der Klang des Torpedo Captor X eine Alternative zur Mikrofonierung darstellt. Es geht über die drei Disziplinen Clean, Crunch und High Gain, und am Start ist ein Sovtek MIG-50 mit Marshall 4×12 Box (Celestion G12M), die mit einem Neumann TLM-103 abgenommen wird. Ähnliches Besteck habe ich dann auch beim Torpedo Captor X eingestellt und für die Zerrsounds sind ein Walrus Audio Ages und ein Friedman BE-OD zuständig.

Audio Samples
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Clean: Marshall Cab Clean: Torpedo Captor X Crunch: Marshall Cab Crunch: Torpedo Captor X High Gain: Marshall Cab High Gain: Torpedo Captor X

Man kommt mit den Möglichkeiten des Torpedo Captor X schon sehr nah an den Klang der mikrofonierten Lautsprecherbox. Bei den eben gehörten Beispielen wird der Klangcharakter klar getroffen, wobei sich bestimmte Nuancen unterscheiden. Unter der akustischen Lupe betrachtet hat das mikrofonierte Signal für mich noch etwas mehr Wärme und Fülle sowie einen angenehmeren Höhenbereich, aber da sind wir schon mitten im Erbsenzählen. Ich habe mich während des Tests und dem vielen Hin- und Herschalten zwischen mikrofoniertem und virtuellem Cab dabei ertappt, dass ich bei verdeckten Mixer-Einstellungen selbst nicht mehr genau wusste, welches Signal ich gerade höre und spiele. Die Ansprache ist auf jeden Fall sehr gut und es gibt keine wirklich spürbare Latenz durch die digitale Wandlung. Wer also ohne reale Gitarrenbox spielen möchte, wird hier keine Probleme haben.

Der Two Notes Torpedo Captor X bietet eine sehr gute und stressfreie Alternative zum mikrofonierten Gitarrensignal.
Der Two Notes Torpedo Captor X bietet eine sehr gute und stressfreie Alternative zum mikrofonierten Gitarrensignal.
Der Two Notes Torpedo Captor X bietet eine sehr gute und stressfreie Alternative zum mikrofonierten Gitarrensignal.

Die Grundausstattung beim Torpedo Captor X besteht aus 32 Cabs – von 1×12 bis 4×12 sind die typischen Klassiker aus dem Gitarrenbereich dabei, aber das Feld ist komplett offen, denn bei Two Notes gibt es weitere Cabs zu kaufen oder man lädt eigene Impulsantworten. Mit dem Effekt-Rack lassen sich die Sounds weiter verfeinern, wozu neben dem EQ an erster Stelle noch ein Enhancer mit drei regelbaren Parametern zur Verfügung steht, der einen sehr guten Job macht. Bei ihm handelt es sich um eine Kombination aus Dynamikprozessor und EQ, die den Klang in bestimmten Frequenzbereichen bearbeitet und dabei etwas differenzierter eingreift als der normale EQ. Als letzte klangliche Bearbeitung steht dann noch der Voicing-Regler bereit, der als Ein-Band-EQ mit einer Centerfrequenz bei 900 Hz das Signal um 12 dB anheben oder absenken kann. Mit diesen Klangbearbeitungswerkzeugen können die virtuellen Speakersounds zusätzlich einfach und effektiv durch den Wolf gedreht und das Signal entsprechend dem Mix oder der Bandkonstellation angepasst werden. Im ersten Beispiel hört ihr eine Auswahl der unterschiedlichen virtuellen Cabs – immer mit dem gleichen Setting von Amp, Overdrive und virtueller Mikrofonierung. Dann kommen drei Beispiele zu den Post FX-Möglichkeiten und deren klangliche Auswirkungen.

Audio Samples
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Cabs: Verschiedene Cabs von 1×12 bis 4×12 FX Rack: Mic A&B > Enhancer on > EQ on > Reverb On Voicing: SilverJen Cab – Cnd 87 & Knightfall – Custom Reverb – Voicing 0 Voicing: SilverJen Cab – Cnd 87 & Knightfall – Custom Reverb – Voicing 3.4

Der Reverb gibt dem Ganzen klangliche Tiefe und unterstützt einen mehr dreidimensionalen Charakter. Die Auswahl an Presets ist sehr gut und kann auch an die entsprechende Situation (Clubgig, Studio Recording Room, etc.) angepasst werden. In diesem Bereich macht sich der Unterschied zur Universal Audio OX Box klar bemerkbar, die mit höherwertigen und authentischeren Raummikrofonierungen kommt. Aber die OX kostet auch fast das Doppelte. Ein weiteres Feature zum Recording ist der Twin Tracker, mit dem man Zeit (und Nerven) sparen kann. Hierfür wird der Torpedo Captor X in Stereo benutzt und das Signal vom Amp auf die linke Seite verfrachtet. Der Torpedo Captor X erzeugt dann – laut Hersteller per Realtime-Aufnahme – eine Dopplung des Signals, das in Timing und Attack variiert, also nicht nur ein kurzes Delay von ein paar Millisekunden. Das Ergebnis klingt auf jeden Fall authentisch. In Beispiel 2 und 3 könnt ihr den Unterschied hören.

Audio Samples
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Crunch: Watt FanC Cab – Cnd 87 & Dyn 421 – Cathedral Reverb High Gain: Angl VintC Cab – Dyn 421 & Dyn 57 – Basement Reverb High Gain: Angl VintC Cab – Dyn 421 & Dyn 57 – Basement Reverb – mit Twin Tracker Overdrive: BDeLuxe Cab – Knightfall & Rbn 160 – Spring Reverb
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Der Two Notes Torpedo Captor X ist ein sehr gutes Allzweckwerkzeug zur Lautstärkereduzierung und Gitarrenabnahme für Bühne und Recording, das mit integrierter Reactive Load auch komplett ohne Lautsprecherbox verwendet werden kann. Mit Cab lässt sich die Leistung des Amps per Schalter reduzieren, wobei allerdings nur zwei Stufen zur Verfügung stehen. Die niedrigste ist absoluter Wohnzimmerpegel, wer für die Bühne eine größere Auswahl an Abstufungen braucht, wird nicht bedient. Das Gerät kommt im kompakten und roadtauglichen Gehäuse mit allen wichtigen Anschlüssen, wobei die wesentlichen Parameter wie Output Level, Voicing und der Anteil des Reverbs sowie sechs wählbare Presets am Gerät eingestellt werden können. Die Bedienung über die Torpedo Remote App ist komfortabel und erstklassig und funktioniert drahtlos über Bluetooth. Klanglich überzeugt der Two Notes Torpedo Captor X ebenfalls und bietet eine sehr gute und stressfreie Alternative zum mikrofonierten Gitarrensignal. Als hundertprozentigen Ersatz sehe ich ihn klanglich noch nicht, aber er ist sehr nahe an der Realität und man ist mit ihm wesentlich vielseitiger aufgestellt.

Der Two Notes Torpedo Captor X bietet sich als sehr gute Allzweckwaffe zur Lautstärkereduzierung und Gitarrenabnahme für Bühne und Recording an.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung, solides Gehäuse
  • authentische Cab-Simulationen inkl. Mikrofonierung mit zwei Mikrofonen
  • bedienerfreundliche Remote App
  • integrierte Reactive Load und Power Attenuator
  • wichtigste Regelmöglichkeiten am Gerät
  • Bedienung per Computer oder Smartphone/Tablet über Bluetooth
  • Dual-Mono-Funktion
Contra
  • keins
Artikelbild
Two Notes Torpedo Captor X Test
Für 469,00€ bei
  • Hersteller: Two Notes
  • Modell: Torpedo Captor X
  • Typ: Reactive Load, Speaker Simulator
  • Herkunft: China
  • Regler: Out Level, Voicing, Space, Preset
  • Anschlüsse: Phones, 2x Output, Speaker In, Speaker Out, MIDI, USB
  • Maße: 128 x 175 x 65 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 1223 Gramm
  • Ladenpreis: 517,00 Euro (Juni 2022)
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