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Music Man Luke III HH Test

Aufmerksame bonedo-Besucher werden jetzt vielleicht ins Grübeln kommen, denn eine Music Man Luke III hatte bereits das Vergnügen, unseren Testparcours zu durchlaufen. Allerdings handelte es sich dabei um ein frühere Version von Steve Lukathers aktueller Signature-Gitarre. Den Protagonisten selber muss man sicherlich niemandem mehr vorstellen, denn der Mann ist eine lebende Legende und gilt als einer der versiertesten Gitarristen auf diesem Planeten. Er war und ist als “Studiomucker” bekannt und gefragt, seine Band Toto zählt zu den legendären Konstanten im Rockbusiness und daneben hat er es geschafft, sich mit Soloausflügen und seiner eigenen Musik eine begeisterten Anhängerschaft aufzubauen, auch in der Clubszene.

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Steve Lukather ist nicht nur ein umtriebiger Musiker, der auf unzähligen Aufnahmen seine Kunst zum Besten gegeben hat, er arbeitet auch seit langer Zeit mit Music Man zusammen und ist dort maßgeblich an der Entwicklung vor allem seiner eigenen Signature-Linie beteiligt. Diverse Instrumente mit seinem Kürzel fanden und finden sich im Portfolio des amerikanischen Gitarrenherstellers, und wir widmen uns heute seiner aktuellen Version, der Luke III HH.

Details

Optik/ Verarbeitung:
Wie erwähnt, hatte ich ja bereits das Vergnügen, eine Vorgängerversion unserer Luke III mit HSS-Bestückung und Palisanderhals an dieser Stelle testen zu dürfen, den Test findet ihr hier: http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/music-man-luke-iii-og.html Allerdings ist dieses Modell laut der deutschen Music Man Website aktuell nicht mehr im Programm, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ich schon damals von dem Instrument restlos begeistert war. Um so mehr interessiert es mich natürlich, wo genau die Unterschiede zwischen den beiden Gitarren liegen, abgesehen von der Pickup-Bestückung. Ich werde die HSS-Luke, die ich auch privat besitze, daher zum direkten Vergleich hinzuziehen. Der Korpus, der übrigens laut der deutschen Music Man Website gegenüber dem Vorgängermodell, der Luke II, um 3% gewachsen ist, besteht bei beiden Modellen aus Erle. Unsere Kandidatin kommt mit einem perfekten Polyester-Finish in Bohdi Blue, wobei man dem Lack silberne Partikelchen hinzugefügt hat, was die Gitarre optisch auf jeden Fall aus der Masse hervorhebt. Zwei DiMarzio Transition Humbucker sind direkt auf der Decke verschraubt und erlauben individuelle Höheneinstellungen. Das klassische Music Man Floating Vintage Tremolo ist schwebend aufgehängt, und wer Steve Lukathers expressives Spiel kennt, der weiß auch, dass er diese Konstruktion häufig ausreizt. Das Spielen mit dem gesteckten und spielfrei arbeiteten Tremolohebel, der übrigens ohne Kunststoffkappe auskommt, gestaltet sich recht leichtgängig, auch weil auf der Rückseite lediglich zwei Federn als Gegenzug dienen. Volume- und Tone-Poti regeln butterweich über den gesamten Weg, wobei das erstgenannte als Push-Pull-Variante ausgelegt ist – bei der HSS übernimmt diese Funktion das Tone-Poti. Drückt man es einmal, wird ein 12 dB Boost aktiviert, auf den ich später noch zu sprechen kommen werde. Zur Pickup-Anwahl steht ein Fünfweg-Schalter bereit, perfekt positioniert unterhalb der beiden Potis. Und obwohl die Gitarre lediglich mit zwei Humbuckern ausgestattet ist, sind folgende Pickup-Konfigurationen schaltbar:

Fotostrecke: 4 Bilder Die Luke III HH ist mit zwei DiMarzio Transition Humbuckern bestückt

Die Rückseite zeigt drei Ausfräsungen, eine für das Tremolofach, eine für die Elektronik und ein Batteriefach mit Schnellverschluss. Moment mal, denkt sich bestimmt der eine oder andere, die DiMarzios sind doch passiv!? Richtig, aber die oben erwähnte Boost-Schaltung braucht Energie, und die bezieht sie aus einem 9 Volt Block. Auch das eine Veränderung gegenüber der Vergangenheit, denn sämtliche Modelle vor der Luke III wurden mit aktiven EMGs betrieben.

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Der Hals
Der besteht aus Vogelaugenahorn und läuft unter der Bezeichnung “Roasted Maple”. Tatsächlich wird er für eine gewisse Zeit in einem Ofen “geröstet”, wobei es in erster Linie darum geht, die noch enthaltene Feuchtigkeit herauszuziehen und so für eine bessere Stabilität zu sorgen. Nebeneffekt ist ein dunklerer Farbton und auch der Sound wird etwas tighter. Die einteilige Konstruktion sitzt bombenfest in der Halstasche, wo sie mit fünf Schrauben fixiert ist. Als Griffbrettmaterial kommt Palisander zum Einsatz, auf dem 22 perfekt eingesetzte und abgerichtete Medium Jumbo Bünde thronen. Schon optisch ist der Hals im V-Shaping eine wahre Augenweide! Das Vogelaugenahorn besitzt eine dreidimensionale Tiefe, die durch den dunkleren Farbton noch stärker zur Geltung kommt. Auch drängt sich kein Lack zwischen Hand und Hals, denn der wurde in Handarbeit mit Schaftöl und einem Spezialwachs versiegelt und bietet ein sehr angenehmes, natürliches Spielgefühl. Weil er ohnehin komplett von Hand gefertigt wird, kann er von Instrument zu Instrument leicht differieren, so wie in den guten alten Tagen, als sich jede Gitarre aus diesem Grund anders bespielen ließ als ihre baugleiche Schwester. 21 weiße Punkte auf dem Griffbrett und am Rand weisen den Weg, den die Saiten bis zur Kopfplatte nehmen. Auf dem Weg dorthin laufen sie über einen Sattel mit einer Breite von 41,3 mm direkt zu den sechs Schaller M6 Locking Mechaniken auf der typischen, kleinen Music Man Kopfplatte. Diese ist angewinkelt, was einen sogenannten String Tree, der H und E Saiten niederdrückt und so auf das Niveau der Mechaniken bringen soll, überflüssig macht. Die Tuner selbst laufen butterweich, und durch das Festklemmen der Saiten muss auch nicht so viel gewickelt werden, was der Stimmstabilität signifikant zugute kommt, auch bei ausschweifenderen Tremolo-Attacken. Natürlich hat auch so ein System seine Grenzen und Steve-Vai-mäßige Tremolo-Arien sind nur bedingt möglich. Mit einem Gewicht von runden 3,4 kg und einer Mensur von 648 mm lässt sie sich sehr komfortabel bespielen und hängt perfekt ausbalanciert am Gurt. Geliefert wird die neue Luke III übrigens in einem schwarzen Kunststoffkoffer der Abteilung “roadtauglich”, der selbst ruppigem Umgang die Stirn bieten sollte.

Fotostrecke: 5 Bilder Vogelaugenahorn-Hals mit Palisander-Griffbrett
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Praxis

Sound/ Bespielbarkeit:
Die Haptik des Halses ist, wie bereits erwähnt, exzellent. Aber auch die Bespielbarkeit gehört meiner Meinung zum besten, was derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Der Hals ist zwar nicht breit und dick, trotzdem bietet er genug “Fleisch”, um beispielsweise extrem komfortabel Bendings zu zelebrieren. Und dazu dann noch das Holzfeeling …
Schon beim trockenen Anspielen zeigt sich dann, wo bei der HH die Glocken hängen, und das meine ich sprichwörtlich! Die Gitarre klingt ausgewogen, aber im Gegensatz zur SSH etwas dunkler, sie perlt, dass es eine wahre Freude ist! Wer hätte das gedacht? Der geröstete Ahornhals drückt seinen Soundstempel ziemlich fett auf, und das führt sich auch am Verstärker so fort.
Das erste Audiofile wurde mit einem Fender Deluxe Amp aufgenommen, vor den ich ein SM57 platziert habe. Für die Verstärkung des Mikrofons kommt ein Tube Tech Preamp zum Einsatz. Ich schalte alle fünf Schaltungsmöglichkeiten durch, beginnend am Hals-Humbucker.

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Clean Sound mit allen fünf Schaltungsmöglichkeiten

Alle fünf Positionen fördern jeweils einen eigenständigen Klang zutage, der sich sehr flexibel in der entsprechenden Stilistik integrieren lässt. Allen gemeinsam sind die spritzige Ansprache und das überdurchschnittlich lange Sustain.
Weiter geht es mit Position 4 und einer kleinen Clean-Phrase.

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Clean Phrase mit PU-Position 4

Hier zeigt sich sehr gut die direkte Ansprache, die Attacks werden sauber und schnell umgesetzt und das Gläserne, das sich sonst oft bei dieser Pickup-Konfiguration einstellt, fehlt gänzlich. Stattdessen ertönt ein Funky-Sound mit genügend Fleisch, der sich auch im Bandgefüge gut durchsetzt.
Nun zu Position 3, also beide Humbucker gemeinsam, und ich bleibe beim clean eingestellten Amp.

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Clean Position 3 – beide Humbucker zusammen

Diese Position wird von vielen Gitarristen gemieden, und das oft zu Recht, denn meist bietet sie nur einen Kompromiss. Die Luke III hingegen präsentiert sich auch hier erwachsen und liefert einen schön mittigen Sound, der heraussticht.

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Es folgt ein Beispiel mit Halshumbucker an einem leicht zerrenden AC 30.

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Hals Humbucker Crunch-Sound über AC 30

Es klingt schön schmutzig, und obwohl der Sound des Amps recht dumpf ist, kann die Gitarre das Ruder herumreißen und dem fetten Ton die nötigen Attacks liefern, damit er nicht im Matsch untergeht.
Die folgenden beiden Beispiele sollen die Arbeitsweise des Boosters zeigen. Zu diesem Zweck kommt ein Plexi Marshall zum Einsatz und ich spiele im ersten File ohne, im zweiten dann mit Boost bei derselben Amp-Einstellung.

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Plexi Riff Boost OFF Plexi Riff Boost ON

Der 12 dB Boost verdichtet erwartungsgemäß das Signal, ohne es zu sehr zu komprimieren, der Grundsound bleibt also erhalten, der Klang wird nur fetter. Das könnte für viele den Ersatz eines weiteren Pedals darstellen, mit dem sich der Crunchsound zum Leadsound pimpen lässt. Ich muss zugeben, dass ich den Boost sehr häufig im Gebrauch habe, denn so verdoppeln sich die Grundsounds der Gitarre schlicht und ergreifend, natürlich abhängig vom verwendeten Amp.
Abschließend ein kleines Lead- und Song-Beispiel mit der Luke III HH.

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Lead Sound Luke III HH Song

Nun ja, dass Steve Lukathers Gitarre diese Disziplin aus dem Ärmel schüttelt, dürfte wohl klar sein. Sie schreit förmlich nach expressivem Spiel. Jeder Ton springt einen beim Spiel förmlich an und die Luke III bringt jedes spielerische Detail und jeden emotionale Energie auf den Punkt. Dem Spieler lässt sie die Freiheit, mit dem Instrument eins zu werden und sich voll und ganz auf sein Spiel zu konzentrieren.

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Fazit

Wieder einmal hat es Music Man geschafft, ein absolutes Highlight an Sound, Bespielbarkeit und Verarbeitung zu präsentieren. Steve Lukather ist ohnehin ein Garant für geschmackvolles, expressives Spiel und sein Handwerkszeug darf natürlich nicht hintanstehen. Im Gegensatz zur HSS-Variante bringt die hier getestete Luke 3 HH ein etwas fetteres Klangbild mit, wofür neben den Pickups sicherlich auch der “Baked Maple”-Hals verantwortlich ist. Dieser allein macht schon süchtig! Wer auf der Suche nach einer vielseitigen Gitarre ist und für so ziemlich jede musikalische Situation gewappnet sein möchte, bitteschön, hier ist sie. Ist sie besser als die Luke 3 HSS? Nein! Nur anders. Wenn man beide Instrumente mit Pinseln vergleichen möchte, hat die HH einen etwas breiteren Strich, während die HSS etwas feiner, aber nicht weniger ausdrucksstark zeichnet. So gesehen ist auch der nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnende Preis mehr als gerechtfertigt, denn wo sonst kriegt man dafür soviel Gitarre?

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Bespielbarkeit
  • Sound
  • Verarbeitung
Contra
  • Suchtgefahr
Artikelbild
Music Man Luke III HH Test
Für 2.399,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Music Man
  • Herstellungsland: USA
  • Bezeichnung: Luke III HH
  • Farbe: Bohdi Blue
  • Korpus: Erle
  • Hals: Ahorn (roasted) V Shape
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsfinish: Öl und Wachs
  • Pickups: 2x Di Marzio Transition Humbucker
  • Brücke: Music Man Vintage Style Tremolo
  • Mechaniken: Schaller M6 IND Locking
  • Gewicht: 3,4 kg
  • Mensur: 648 mm
  • Sattelbreite: 41,3 mm
  • Besonderheiten: inkl. Koffer
  • Preis: 2699,00 Euro UVP
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