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Kala California U-Bass Test

Mit dem Kala California U-Bass haben wir eine Bass-Ukulele im Test, die mit einem Solidbody aus Sumpfesche und einer Ahorn-Decke ins Rennen geht, einen Piezo-Pickup unter der Haube hat und jede Menge Spielspaß verspricht – Die Begeisterung für Ukulelen hat Kala-Chef Mike Hampton von seinem Vater, der die kleine viersaitige Gitarre bevorzugt zur Hausmusik in der Familie Hampton zückte und auch heute noch, mit über 80 Jahren, in einem Ukulelen-Klub aktiv ist. Anders als sein Vater begnügte sich Mike Hampton allerdings nicht mit dem Spielen von Ukulelen, sondern wollte seinen eigenen Ideen zu dem Instrument mithilfe einer eigenen Firma in die Tat umsetzen.

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Ganz unerfahren war Mike Hampton in diesem Geschäft nicht, arbeitete er doch ab 1995 als Verkäufer bei der renommierten Firma Hohner und verfolgte dort bereits gespannt die Entwicklung einer hauseigenen Ukulelen-Serie. Als Hohner 2005 den Standort Hawaii verlagerte, nahm Mike Hampton dies zum Anlass, den Ukulelen-Markt mit seiner eigenen Firma Kala im Sturm zu erobern.
Nur wenig später entwickelte Hampton zusammen mit dem Bassisten Owen Holt den U-Bass, eine akustische Bass-Ukulele mit Tonabnehmer, die erstaunlich voluminös klingt und deshalb durchaus als ernsthafte Alternative zu einem normalen Bass in Bands oder im Studio eingesetzt werden kann. Selbst Profis fanden schnell Gefallen an dem speziellen Sound der Bass-Ukulele – einige der prominentesten Vertreter, wie Nathan East, Abe Laboriel, Lee Sklar oder Stuart Hamm, verliehen der wachsenden Popularität der U-Bässe abermals Rückenwind. Mit dem wachsenden Erfolg erweitert Kala die Modellpalette derzeit noch immer stetig: seit 2011 hat man gar eine Solidbody-Variante des U-Basses im Programm. Für diesen Bonedo-Test steht mir ein in den USA gefertigter Kala California U-Bass in der bundierten Viersaiter-Ausführung zur Verfügung.

Details

Auf den ersten Blick sieht der California U-Bass aus wie ein eingedampfter moderner Boutique-Bass mit einer schicken Edelholzdecke und einem etwas zu dicken Hals. Und im Grunde ist er ja auch ein kleiner Boutique-Bass, wird er doch im Kala Custom Shop in Kalifornien von Hand aus hochwertigen Materialien gebaut. Der moderne Korpus besitzt eine leichte Offset-Form wie ein Jazz Bass und wurde im Fall unseres Testbasses aus Sumpfesche gebaut. Die relativ dünne Decke besteht aus zwei Teilen geflammtes Ahorn und ist wunderschön gemasert.

Man sieht: Die Holzauswahl für den Korpus folgt auch beim U-Bass bewährten traditionellen Vorgaben. Auch beim Hals ist dies nicht anders, besteht er doch aus einem Streifen Ahorn mit einem schönen dunklen Palisandergriffbrett. Der Hals wurde an vier Punkten an den Korpus geschraubt, und im Griffbrett sitzen sage und schreibe 24 Bünde – obwohl der California U-Bass ja nur eine Mensur von gerade einmal 21 Zoll besitzt! Ab dem 12. Bund wird es folglich sehr eng, und die speziellen Saiten aus Polyurethan sind zudem ziemlich dick. Je kürzer die Mensur, desto niedriger ist nämlich die Saitenspannung, und mit dickeren Saiten kann man dem schlabberigen Spielgefühl immerhin ein wenig entgegenwirken. Mehr dazu aber im Praxisteil, wenn wir uns die Handhabung des U-Basses ansehen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Korpus besteht aus Sumpfesche, die 2-teilige Decke aus Ahorn

Der Steg des California besteht (genau wie das Griffbrett) aus Palisander und kann an beiden Seiten mit einer Rändelschraube in der Höhe verstellt werden. Man ist also keineswegs auf eine bestimmte Saitenlage fixiert, wie dies bei klassischen Stegkonstruktionen oftmals der Fall ist. Im Steg hat man auch den Piezo-Tonabnehmer untergebracht, und eigentlich könnte man befürchten, dass der niedrige Saitendruck (bedingt durch die kurze Mensur und die weichen Saiten) für eine sichere Tonübertragung zu gering sein würde. Dem wirkt Kala jedoch mit einer String-Trough-Body Konstruktion entgegen – die Saiten werden hinter dem Steg durch den Korpus gefädelt und verlaufen in einem steilen Winkel über den Steg, damit der Druck auf die Piezo-Elemente erhöht wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Der höhenverstellbare Palisander-Steg beherbergt…

Soweit macht der kleine California wirklich einen guten Eindruck: Alle Holzkomponenten mitsamt der Stegkonstruktion wurden super verarbeitet, der Hals besitzt nur minimales Spiel in der Ausfräsung, und die Oberflächen fühlen sich glatt an. Der Korpus und die Halsrückseite sind übrigens nicht dick lackiert, sondern wurden lediglich mit einem dünnen matten Finish überzogen, wie man es von vielen Boutique-Bässen her kennt. Das sieht erstens nobel aus und sorgt zweitens für eine angenehme, geschmeidige Haptik beim Hals.

Bei der Hardware des amerikanischen U-Bass-Modells setzt Kala auf das Know-How von renommierten Firmen. Verbaut werden hochwertige Stimmmechaniken von Hipshot, und die aktive Elektronik wurde zusammen mit L.R. Baggs entwickelt, einem Spezialisten für die Verstärkung von akustischen Instrumenten. Zur Klanganpassung hält der Preamp einen Bass- und einen Höhenregler bereit, mit denen die jeweilige Frequenz abgesenkt oder angehoben werden kann. Gespeist wird die Elektronik von einer 9 Volt-Batterie, die ebenfalls im rückwärtigen Elektronikfach untergebracht ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Mechaniken stammen aus dem Hause Hipshot
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Praxis

Ein derart kleiner Bass mit sehr dicken Saiten aus Polyurethan fühlt sich natürlich komplett anders an als ein herkömmlicher E-Bass. Folglich wird hier auch eine andere Handhabung erforderlich. Im Sitzen spielt sich der U-Bass am besten, wenn man ihn auf den linken Oberschenkel platziert, wie es klassische Gitarristen machen. Dann ist die Position der rechten Hand natürlicher und das Handgelenk muss nicht so stark abgeknickt werden. Am angenehmsten lässt sich der U-Bass aber am Gurt spielen, denn der leichte Bass hängt relativ gerade vor dem Bauch und man braucht keine zusätzliche Kraft aufzuwenden, um das Instrument in einer guten Spielposition zu halten.

Der U-Bass kommt mit passendem Gigbag
Der U-Bass kommt mit passendem Gigbag

Auch der extrem kurze Hals bereitet einem aus spieltechnischer Sicht keinerlei Probleme. Das Profil ist gar nicht so grazil, wie man es bei einem Bass dieser Größe vielleicht vermuten würde, sondern besitzt eher Precision-ähnliche Maße und liegt damit erstaunlich gut in der Hand. Bevor es nun richtig losgeht, muss der U-Bass aber erst noch gestimmt werden. Auch der Stimmvorgang ist anfangs gewöhnungsbedürftig, denn die Polyurethan-Saiten sind viel flexibler und dehnbarer als normale Basssaiten. Um die Saiten in Stimmung zu bringen, braucht man daher deutlich mehr Umdrehungen an der Mechanik als bei einem normalen E-Bass. Außerdem haben die Saiten die Tendenz, sich schnell wieder nach unten zu verstimmen. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass die Saiten nach ein paar Tagen Dehnung etwas stimmstabiler wurden, denn ich musste im Verlauf der Testphase deutlich weniger nachjustieren.

Jetzt wollen wir aber endlich hören, was der Handtaschen-Bass von Kala soundmäßig zu bieten hat. Im ersten Beispiel spiele ich den U-Bass – mit den EQ-Reglern in Neutralstellung – einen simplen Bassgroove.

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Bass Groove EQ Flat

Der winzige Bass klingt in der Tat ungeheuer fett und liefert einen sehr speziellen, aber absolut brauchbaren Basssound für eine Bandbegleitung. Durch die kurze Mensur und die Poly-Saiten entstehen kaum Obertöne, Tiefmitten und Bässe treten deshalb stark in den Vordergrund und sorgen für den eher deftigen Sound.
Etwas mehr Mitten und Biss kann man dem U-Bass aber entlocken, wenn man die Saiten fester und weiter hinten am Steg anschlägt.

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Bass Groove EQ Flat mit stärkerem Anschlag

Auf diese Weise gespielt, präsentiert sich der U-Bass etwas aggressiver. Man muss jedoch aufpassen, dass man den Anschlag gut dosiert, da die flexiblen Saiten ansonsten zu sehr schlabbern und kaum noch kaum noch Sustain produzieren.

Der Kala U-Bass bringt jede Menge Spielspaß!
Der Kala U-Bass bringt jede Menge Spielspaß!

Ich habe oft gelesen, dass sich die Kala-Bässe hervorragend zum Simulieren eines kontrabassähnlichen Sounds eignen. Im nächsten Beispiel spiele ich mit meinem Testkandidaten deshalb einen Walking-Bass, bei dem ich die Bassfrequenzen mit dem EQ leicht angehoben und die Höhen gleichzeitig etwas reduziert habe.

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Walking Bass mit Bass Boost und Hi Cut

Wie ein Kontrabass hört sich das jedoch nicht gerade an, dazu fehlt dem Sound die Tiefe und die Obertonstrukur. Wohl aber produziert der Kala einen voluminösen Sound mit einer leichten akustischen Note. Somit eignet er sich gut für Walking und besitzt durchaus Charme.
Zum Schluss unseres Test wollte ich aber noch wissen, ob sich der U-Bass auch für solistische Ausflüge in den höheren Lagen empfiehlt. Ich habe dazu zwei Chorusse über einen F-Blues gespielt und am U-Bass den Bassregler wieder in Neutralstellung gebracht. Die Höhen habe ich leicht angehoben, damit der Sound etwas präsenter wird.

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Solo Bass

Ich finde, dass der Sound durchaus transparent genug für eine virtuosere Spielweise ist. Der Bass spricht außerdem relativ schnell an, obwohl die weichen Saiten das Attack logischerweise etwas ausbremsen. Spieltechnisch gesehen wird es ab dem zwölften oder 14. Bund allerdings ungeheuer eng auf dem Griffbrett und man muss seine Technik extrem anpassen, wenn man die Töne hier noch exakt treffen will.

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Fazit

Wer den Kala California U-Bass zum ersten Mal seinen Bandkollegen präsentiert, wird in der Regel skeptische Blicke ernten und/oder den einen oder anderen Witz über sich ergehen lassen müssen. Das ändert sich allerdings schnell, wenn die Mitmusiker den voluminösen Sound des eingedampften E-Basses am Verstärker erst einmal gehört haben. Ob man allerdings für einen derart speziellen (wenn auch zugegebenermaßen äußerst transportfreundlichen) Bass je nach Deckenholz zwischen 1000,- € und 1500,- € auf die Ladentheke blättern will, kann nur jeder Bassist nach einer ausgiebigen Probefahrt mit dem California selbst entscheiden. Von den übrigen Kriterien spricht jedenfalls nichts dagegen, denn das Instrument ist hervorragend verarbeitet, die Hardware ist durch die Bank hochwertig, und als Zubehör gibt es ein gut gepolstertes Gigbag. Davon abgesehen ist der Spaßfaktor mit diesem ungewöhnlichen Bass wirklich sehr hoch!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • super kompakte Form
  • fetter, organischer Basssound
  • hohe Verarbeitungs- und Materialqualität
  • hoher Spaßfaktor
Contra
  • nur ein Sound
  • in den hohen Lagen kaum spielbar
  • gewöhnungsbedürftige Handhabung
Artikelbild
Kala California U-Bass Test
Für 1.549,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Kala
  • Land: USA
  • Model: California U-Bass
  • Mensur: 21 Zoll
  • Korpus: Sumpfesche mit Ahorndecke
  • Hals: geschraubt, Ahorn, Palisandergriffbrett, 24 Bunde
  • Steg: Palisander
  • Tonabnehmer: Piezo
  • Preamp: L.R. Baggs, Vol/Bass/Treble, 9 Volt-Batterie
  • Hardware: Hipshot Stimmmechaniken, Graph Tech Black Tusq Sattel
  • Zubehör: Gigbag gepolstert
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