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Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage Cymbals Test

Klangspezialisten sollten im folgenden bonedo Test auf ihre Kosten kommen: Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage lautet der Name einer Beckenserie, die aussieht, als wären den Beckenschmieden die Instrumente vor dem Abdrehen entrissen worden. Und während der Laie fragt, ob die Teile direkt aus der Erde kommen, weiß der Kenner um die angenehm-warmen Klangbestandteile, die aus einer solchen Verarbeitung resultieren. Istanbul Mehmet hat zwar etliche Modelle dieser – als „Turk“ bezeichneten – Bauart im Programm, offenbar fand man jedoch, dass gerade der Geburtstagsserie zum 61sten des Firmengründers Mehmet Tamdeger eine dunklere, erdigere Version gut zu Gesicht stehen würde.

Istanbul_Mehmet_61st_totale


Und so wurden die 61st Anniversary Vintage Modelle entwickelt. Dabei handelt es sich um in Handarbeit hergestellte Instrumente, bei deren Produktion alle Einzelschritte den strengen Vorgaben erfahrener Beckenschmiede unterliegen. Eine kleine Info für diejenigen Drummer, die sich fragen, warum es zwei Marken mit Namen Istanbul gibt: dies war nicht immer so. Die Brüder Agop und Mehmet haben das Unternehmen Istanbul gemeinsam geleitet, bis Agop bei einem Bootsunfall ums Leben kam. Seine Söhne sowie sein Bruder Mehmet entschieden sich damals, die Firma zu teilen, jedoch dasselbe Logo zu verwenden, jeweils mit dem Zusatz Agop bzw. Mehmet. Becken aus der Zeit vor der Teilung heißen unter Kundigen übrigens „Pre-Split“ und sind mittlerweile sehr begehrt. Ob auch die Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage Becken Objekte der Begierde werden könnten, gilt es im bonedo Test herauszufinden.

Details

Nicht abgedrehte Oberflächen, güldene Beschriftungen

Als erstes fällt beim Auspacken der Becken das teils recht hohe Gewicht auf. Türkische Geburtstagsbecken assoziiert man im allgemeinen mit besonders „jazzigem“ Sound und damit eher leichter Bauweise. Besonders die ziemlich massiven Hi-Hats machen deutlich, dass es auch Ausnahmen gibt. Der Sound soll aber nicht Sache dieses Abschnitts sein, weshalb wir uns direkt den weiteren Äußerlichkeiten zuwenden. Und die gilt es bei 19, 20, 21, 22 Zoll großen Ride Becken, einem 21 Zoll großen Sizzle Ride, einem 22 Zoll großen Flat Ride sowie bei drei Hi-Hat-Paaren in 14, 15 und 16 Zoll zu beurteilen. Ein 24 Zoll großes Ride, Sizzle Rides in 20, 22 und 24 Zoll sowie eine 13 Zoll große Hi-Hat komplettieren die Serie, lagen aber nicht zum bonedo Test vor.
Auf den Abdrehvorgang wurde bei den Becken verzichtet, was zu einem erdig-braunen Farbton führt, der sogar noch dunkler als bei der „Turk“-Serie ausfällt. Die Bronze-typische Farbe schimmert nur an einigen Stellen durch. Für edlen Kontrast sorgt die goldfarbene Beschriftung der Becken, welche sauber aufgetragen wurde. Die Hämmerung bei allen Modellen wirkt dicht, mit kleinen Hämmern und per Hand ausgeführt. Die Kuppen sind nicht gehämmert und werden auf den Innenseiten von einer großen Signatur verziert, welche ich dem Herrn des Hauses Istanbul Mehmet zuordnen würde.

Fotostrecke: 3 Bilder Schöner Kontrast aus Gold und Schmutz, hier beim 22er Ride.

Die 20, 21 und 22 Zoll großen Ride-Becken 

Alle drei Rides verfügen über die gleiche Anatomie und identische Bearbeitungsmerkmale. Die Kuppen sind nicht gehämmert und mittelgroß, die Profile eher flach gehalten. Mit rund 2000 (20“), 2400 (21“) und 2300 (!) Gramm beim 22 Zoll Becken liegen die Rides im unteren Medium-Bereich, wenn man eine „jazzige“ Referenz zugrunde legt. Das 22er ist dementsprechend das – im Verhältnis zur Größe – leichteste Modell. An der Verarbeitung gibt es – trotz der bekanntlich etwas rohen Turk-Bauweise – ein paar Details zu bemängeln. Das 21er Ride weist an der Kuppe eine raue „Delle“ auf, die wirkt, als würde Material fehlen. 

Die Spezialisten: 21 Zoll Sizzle Ride und 22 Zoll Flat Ride

Mit 2300 Gramm und sehr ähnlicher Anatomie entspricht das 21er Sizzle Modell fast dem regulären Ride-Becken gleicher Größe. Das Flat Ride dagegen ist – ihr ahnt es schon – kuppenlos, sehr dicht gehämmert und im Profil sanft zu den Rändern abfallend. Mit 2700 Gramm ist es das schwerste im gesamten Test. 

Die 14, 15 und 16 Zoll großen Hi-Hats

„Wow, sind die schwer“, entfährt es einem Kollegen, als er die 14er Hi-Hats in die Hand nimmt. Und tatsächlich, mit der Gewichtsklasse eines Jubiläumsproduktes des anderen Istanbuler Konkurrenzunternehmens, welches man bei Wind festhalten muss, haben diese Teile wenig zu tun. 1300 Gramm beim Bottom und 1200 Gramm beim oberen Becken kann man schon fast als Heavy bezeichnen. Die 15er weisen übrigens praktisch dieselben Gewichte auf, erst die 16er legen mit 1400 und 1500 Gramm noch einmal ordentlich zu. Alle drei Modelle schließen passgenau und fühlen sich auch sonst solide gebaut an. Die Kuppen sind mittelgroß, bei der 16er möchte man jedoch fast von einer „Kuppel“ sprechen.

Fotostrecke: 4 Bilder Trio infernale: die Hi-Hats im Gruppenbild.
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Praxis

Trockenes Crash Ride

Das 19 Zoll große Crash Ride der 61st Anniversary Vintage Serie ist ein trockenes Becken. Hier dominiert ein präsenter und leicht glasiger Stick-Anschlag ein sehr tiefes und organisches Sustain. Der Fokus liegt eindeutig auf den Ride-Qualitäten, denn „aufgehen“ tut dieses Exemplar mit seinem sehr obertonarmen Crash-Sound kaum. Als kleines, kontrolliertes Ride für Jazz, HipHop und Drum ‘n’ Bass ist es sehr gut zu verwenden.

Audio Samples
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19″ Crash Ride Solo 19″ Crash Ride Groove

Warme, kontrollierte Hi-Hats

Eine Serie aus Hi-Hat Modellen, welche bei 16 Zoll enden, hat man nicht alle Tage im bonedo Testlabor. Obwohl diese Größe zunehmend populärer wird, ist sie doch noch selten in den Proberäumen und Studios anzutreffen. Als prominenter User fällt mir Moritz Müller ein, dessen Instrumente ich im Rahmen der Trommelwerk Bremen Masterclass Reihe ausprobieren konnte und die mich ziemlich begeistert haben. Abe Laboriel sagt man sogar die regelmäßige Verwendung 18 (!) Zoll großer Hats nach!
Starten wir zunächst mit dem Grundcharakter aller getesteten Hats. Die Tonalität ist auch hier – ihr ahnt es bereits – dunkel. Mit der Stockspitze auf dem Profil angespielt, fällt jedoch der präsente „Tick“ auf. Die 14er sind präzise klingende Hi-Hats, die mich direkt an andere Modelle aus dem Istanbul Mehmet Produktsortiment erinnern: ein dunkel-kehliger Grundton, der eher kontrolliert daherkommt. Die Oberfläche der Becken trägt ihren Teil zum unaufdringlichen Charakter der Instrumente bei. Toll für Studioarbeit, mit guter Artikulation und wenig Neigung, mit Blechdosenfrequenzen ins Snare-Mikrofon zu übersprechen.
Die 15 Zoll Hi-Hats sind dagegen etwas träger in der Ansprache beim Öffnen, im geschlossenen Modus klingen sie aber ähnlich präzise wie die kleinen Brüder. Den getretenen Sound empfinde ich als etwas matt, hier fehlt für meinen Geschmack etwas „Schmatz“ und Spritzigkeit. Dynamisch können sie hingegen mehr als die 14er, kräftige Bearbeitung beantworten sie mit deutlichem Lautstärkezuwachs. Ob lauter Rock allerdings wirklich ihre Domäne ist, wage ich zu bezweifeln, in HipHop, Reggae und Popmusik funktionieren sie während der Testphase aber prima. 
Raumgreifend hängt die 16 Zoll Hi-Hat über meiner Snare, und wer diesen Apparat beim Spielen verfehlt, sollte über eine grundlegende Veränderung seiner Spielergonomie nachdenken. Das obere Becken bringt ein erhebliches Gewicht auf die Waage und die Zugstange der Hi-Hat-Maschine. Hier möchte Material in Bewegung gesetzt werden. Fein ziselierte, schnelle Figuren sind zwar möglich, fühlen sich aber an, als würde man einen Trecker in den Grenzbereich bewegen. Ich persönlich hätte mir ein weniger schweres oberes Becken gewünscht, mit mehr „Schlürf“ und gleichzeitig schnellerer Ansprache. Inspirierend finde ich die 16er Hi-Hats trotzdem, denn durch den breiten, präsenten Stick-Sound laden sie zu reduziertem Spiel ein.

Audio Samples
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14″ Hi-Hat Solo 14″ Hi-Hat Groove 15″ Hi-Hat Solo 15″ Hi-Hat Groove 16″ Hi-Hat Solo 16″ Hi-Hat Groove

Kompakte, definierte Ride-Becken in 20, 21 und 22 Zoll

Alle drei „normalen“ Rides teilen denselben Grundcharakter: trocken, erdig, kontrolliert, mit gut nutzbaren Kuppen. Der Anschlag ist holzig-glasig, das Sustain eher kurz, mit dunkler Modulation. Der edle Schimmer, den noch dünnere, abgedrehte Becken produzieren, findet man hier nicht, und das soll auch so sein. Ich würde sie als moderne Instrumente bezeichnen, welche sich in vielen Musikrichtungen wohlfühlen, in denen es rein akustisch nicht zu laut ist. Schnellspieler freuen sich über Definition und Klarheit auch in den Kuppen, im Studio überzeugt das unaufdringliche Timbre sowie die moderate Lautstärke. Dass die goldene Beschriftung beim Spielen ein bisschen abfärbt und kleine Sprenkel auf den Becken hinterlässt, ist kein Beinbruch, perfekt ist es nicht.

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20″ Ride Solo 20″ Ride Groove 21″ Ride Solo 21″ Ride Groove 22″ Ride Solo 22″ Ride Groove

Spezialisten: das 21 Zoll Sizzle Ride und das 22 Zoll Flat Ride
Typische Jazz-Modelle bietet Istanbul Mehmet mit dem Sizzle Ride und dem Flat Ride der 61st Anniversary Vintage Reihe an. Zunächst fällt auf, dass das 21er Sizzle Ride ohne Sizzles fast genauso klingt wie das reguläre 21er. Es ist also offenbar nicht speziell auf den Einsatz von Nieten abgestimmt. Und obwohl man sie im Klangbild wahrnimmt, gehen sie ein bisschen unter. Hier wäre vielleicht ein dünneres Becken besser gewesen, das mit dem feinen Rasseln der Nieten besser harmoniert. Man hört das auch im Soundfile, wenn man die beiden 21 Zöller vergleicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Kräftig gehämmert: das 22 Zoll Flat Ride.

Wie zu erwarten, besitzt das Flat Ride den klarsten und holzigsten Stick-Sound aller hier getesteten Modelle. Dunkel und tickend sitzt er über einem trockenen und komplexen Brummen. Die oberen Mitten, welche eine Kuppe dem Klang beschert, sind hier komplett abwesend. Für Crash-Akzente bieten sich Flat Rides generell nicht an, und dieses Exemplar bildet da auch keine Ausnahme. Es quittiert den Versuch mit einem kurzen, unwilligen Fauchen. Wer die feine Silbrigkeit z.B. eines Paiste Formula 602 oder Zildjian K Light Flat Ride mag, wird sie hier nicht finden. Organisch ist hier das bestimmende Adjektiv.

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21″ Sizzle Ride Solo 21″ Sizzle Ride Groove 22″ Flat Ride Solo 22″ Flat Ride Groove
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Fazit

Die Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage Beckenserie verfügt nicht nur über einen langen Namen, sondern auch über eine komplette Palette an interessanten Rides und Hi-Hats für den Freund dunkler und kontrollierter Sounds. Wer den Mehmet Grundsound mag und wem die regulären 61st Anniversary Becken etwas zu viele Obertöne besitzen, findet hier eine sehr gut klingende Alternative. Das letzte Quäntchen Raffinesse in Verarbeitung und Abstimmung fehlt hier und da, man sollte aber auch bedenken, dass die Hi-End-Klassen der westlichen Konkurrenz teilweise doppelt soviel kosten. Insgesamt beinhaltet die Serie sehr inspirierende Becken, unter denen etliche von euch Beckenfans ihr Trauminstrument finden dürften. Persönliches Antesten wärmstens empfohlen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • erdiges, kontrolliertes Klangbild
  • gute Modellauswahl
  • schöne Optik
Contra
  • teilweise etwas grob verarbeitet
  • Abstimmung der großen Hi-Hats und des Sizzle Rides nicht optimal
Artikelbild
Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage Cymbals Test
Für 449,00€ bei
Die dunkle Seite der Pracht: Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage Serie.
Die dunkle Seite der Pracht: Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage Serie.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Istanbul Mehmet
  • Serie: 61st Anniversary Vintage
  • Material: B20
  • Klangcharakteristik: dunkel, trocken, organisch
  • Gewicht: thin – medium-heavy
  • Herstellungsland: Türkei
  • PREISE (UVP):
  • 13“ Hi-Hat: EUR 290,00
  • 14“ Hi-Hat: EUR 305,00
  • 15“ Hi-Hat: EUR 333,00
  • 16“ Hi-Hat: EUR 391,00
  • 19“ Crash Ride: EUR 343,00
  • 20“ Ride: EUR 361,00
  • 21“ Sizzle Ride: EUR 389,00
  • 21“ Ride: EUR 389,00
  • 22“ Ride: EUR 416,00
  • 24“ Sizzle Ride: EUR 444,00
  • 22“ Flat Ride: EUR 416,00
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Die dunkle Seite der Pracht: Istanbul Mehmet 61st Anniversary Vintage Serie.

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