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Superlux WH5 Test

Mit dem Superlux WH5 ist ein Mikrofon bei uns im Test, das mit seinem Design eindeutig Shure-Unidyne-55-Mikros zitiert.

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Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal des WH5 ist jedoch, dass im großen Gehäuse ganze drei Kapseln ihren Dienst verrichten. Diese werden allerdings nur einzeln betrieben und können umgeschaltet werden.
Drei Kapseln in einem Metall-Druckgussgehäuse verbaut, ein Stativ im Lieferumfang und ein Preis von nur € 193. Die Frage ist naheliegend, ob das WH5 den Grundanforderungen im Studio- und Livebetrieb gerecht werden kann oder ob es mehr ein Gimmick ist. 

Details

Drei Kapseln benötigen Platz

Sicher, die drei Kapseln des Superlux WH5 benötigen einiges an Platz, daher ist das Gehäuse ziemlich ausladend. Nicht nur, dass es breit ist, es baut darüber hinaus auch recht tief. In Zahlen: Es ist acht Zentimeter breit, fast genauso tief und 20(!) Zentimeter hoch. Dadurch allerdings ergibt sich eine einerseits recht eigenständige, hervorstechende Optik, andererseits ist die Formsprache des WH5 eindeutig: Viele werden trotz sehr deutlicher Abweichungen eindeutig Shures 55er-Designs erkennen. Das Logo auf dem Frontgrill wirkt, als sei es das eines traditionellen Herstellers, hier haben die Produktdesigner gute Arbeit geleistet. Das verchromte Metallgehäuse ist zweiteilig, der Frontgrill ist mit dem Rückteil verschraubt. Die Verbindung zum Fußteil mit seiner XLR-Buchse und dem Stativanschluss stellt ein Schwenkgelenk dar.

Fotostrecke: 4 Bilder Drei Kapseln wohnen in diesem Mikrofonkorb.

Schalterwirrwarr

Auf der Rückseite wird die authentische Vintage-Optik jedoch unterbrochen, da dort dieser recht einfach wirkende Schalter in einer Plastikblende eingelassen ist. Mit diesem Switch wird eine der drei Kapslen ausgewählt. Es ist allerdings etwas unglücklich beschriftet, welche Position nun was zu bedeuten hat: Links stehen „Drum“ und „Vocal“, rechts ist „Instrument“ zu lesen. Es ist somit noch nicht einmal klar, dass der Schalter tatsächlich dreistufig ist, es könnte ja auch „Drum/Vocal“ und „Instrument“ als Auswahlmöglichkeiten geben. Ein Blick in den beigefügten Zettel macht mir jedoch Licht ans Fahrrad, denn auf den Abbildungen dort sind noch zusätzliche Striche eingezeichnet, die die jeweiligen Schaltpositionen angeben. Der Switch am Fuß des WH5 ist hingegen eindeutig: „An“ in der oberen, „Aus“ in der unteren Stellung.

Fotostrecke: 3 Bilder Kapselumschaltung auf der Rückseite des WH5

Drum-Kapsel sehr unempfindlich

Die drei Kapseln im Bauch des großen Gebildes sind allesamt Supernieren, allerdings mit unterschiedlichen Eigenschaften. Mit nur 0,8 mV/Pa ist die Drum-Kapsel sehr unempfindlich und rangiert im Bereich mancher Bändchenmikrofone. Allerdings hat man es am Schlagzeug auch mit hohen Pegeln zu tun, insofern wurde dieser Wert wohl bewusst gewählt, um auch an Preamps (vor allem Interfaces!) mit recht hoher Minimalverstärkung verzerrungsfrei arbeiten zu können – und mit 147 dB(SPL) maximalem Schalldruckpegel (für 1% THD). Instrument- und Vocal-Kapsel sind sich mit 1,8 und 2,0 mV/Pa und jeweils 134 dB(SPL) recht ähnlich.

Frequenzgänge und Richtcharakteristiken ähnlich, aber nicht gleich

Das Polar-Pattern für Vocals ist das breiteste, das für Drums das schmalste. Das ist sinnvoll, wenn man bedenkt, dass sich Sänger stärker bewegen als eine Bassdrum… Allen drei grafischen Frequenzgängen gemein ist die Tatsache, dass der Bereich um 5 kHz einen deutlichen Boost von mindestens 6 dB besitzt. Genauere Eigenschaften lassen sich in den Höhen kaum herauslesen, derartige Frequenzgänge sind meist geglättet und stellen einen Mittelwert dar – von dem das einzelne Mikrofon durchaus abweicht. Aber dennoch kann mein einige Informationen herauslesen: Die Instrument-Kapsel beispielsweise ist beileibe nicht linear, denn das ist mit diesem Wandlerprinzip und besonders diesem Gehäuse schwer hinzubekommen. Auffällig ist eine leichte Überhöhung um die 200 Hz und die dadurch resultierende stärkste Mittenabsenkung zwischen 200 Hz und 1 kHz. Im Bassbereich geht die Übertragungskurve aller drei Druckgradientenempfänger in den Keller. Wenn sich die Schallquelle jedoch nah am Mikrofon befindet, wird dies durch den Proximity-Effekt wieder kompensiert. In den Höhen neigt sich der Pegel schon deutlich unter 10 kHz dem Keller zu, doch das ist für dynamische Mikrofone nicht ungewöhnlich. 

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Praxis

Kopflastigkeit

Anstatt auf den mitgelieferten Tischfuß setze ich das Superlux WH5 direkt auf einen ordentlichen Mikrofonständer. Allerdings hat die Gelenkverbindung des Mikros deutliche Mühe, das Gewicht des Kopfes zu tragen und kippt nach hinten weg. Immerhin wiegt das WH5 ein dreiviertel Kilo! Mit ein paar Handgriffen mit dem großen Schraubendreher sitzt die Schraube jedoch wieder etwas fester. Nicht schlimm, aber ich musste den Vorgang während des Tests wiederholen. Ich lerne also: Kopflastigkeit gibt es nicht nur bei E-Gitarren. Die Verarbeitung geht in Ordnung, wenngleich mir die dünnen Schalterchen ein wenig Sorge bereiten. Immerhin ist die Gefahr recht gering, dass sie während des Betriebs aus Versehen betätigt werden.

Die Schraube am Kopfneiger löst sich schnell – bei diesem Gewicht kein Wunder.
Die Schraube am Kopfneiger löst sich schnell – bei diesem Gewicht kein Wunder.

Klangliche Aspekte

Nach einem ausgiebigen Test an verschiedenen Quellen habe ich ein umfassendes Bild des Sounds des Superlux WH5, welches ich darstellen will. Das Mikrofon klingt, unabhängig davon, welche Kapsel geschaltet war, leider ziemlich fundamentlos. Von knackigen, kurzen Bässen mit hohem Tiefbassanteil ist man meilenweit entfernt, aber das wird bei einem derartigen Mikrofon niemand erwarten. Vor diesem Hintergrund ist es aber doch etwas schräg, dass Superlux offenbar einen Allrounder anbietet, denn so zumindest suggeriert es die Umschaltbarkeit. Das war aber noch nicht alles: Das Signal klingt vor allem in den Mitten sehr grobkörnig, dünn und brüchig. Was man noch vertreten könnte, wenn man das Signal unbearbeitet verwendet (was wohl kaum jemand tut), ändert sich , wenn man beginnt, mit Equalizer und Kompressor zu arbeiten. Besonders mit Frequenzgangbearbeitung kann man das Audiosignal komplett „zerlegen“, es zerfällt geradezu! 

Audio Samples
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30 cm, axial (Vocals-Setting) 30 cm, 45 Grad (Vocals-Setting) 2 cm (Vocals-Setting) 30 cm, axial (Drums-Setting) 30 cm, 45 Grad (Drums-Setting) 2 cm (Drums-Setting) 30 cm, axial (Instrument-Setting) 30 cm, 45 Grad (Instrument-Setting) 2 cm (Instrument-Setting) im Kontext

Der etwas indirekte und dosige Grundklang des Mikros ist bei allen gewählten Kapseln festzustellen, ebenso die zum Teil starken Einflüsse, die die Gitterform auf den Sound hat: Ab den Hochmitten kann man in allen Aufnahmen eine sehr phasige Komponente feststellen. Das ist bei anderen getesteten Mikrofonen in diesem Testmarathon zumindest ähnlich, hier aber absolut übertrieben stark. Extremes „Ringing“ im Klangbild gibt es bei Wahl der Drum-Kapsel, die auch bezüglich der Darstellung von Details das Schlusslicht der drei darstellt. Zudem kratzt sie am meisten und lässt die absoluten Höhen annähernd komplett vermissen. Die Instrument-Kapsel verfälscht insgesamt am wenigsten, ist dafür aber dynamisch nicht besonders positiv: Sie unterdrückt Pegelspitzen und lässt das Signal sehr dumpf und leblos wirken. Tatsächlich kommt die Vocal-Kapsel im Kellerduell der drei Wandler am besten weg. 

Guter Schutz vor Popplauten

Die Feedbackanfälligkeit des Superlux WH5 ist nicht größer als die vergleichbarer Mikrofone, auch beim Schutz vor Popplauten ist das WH5 recht gut aufgestellt. Insgesamt aber hätte ich mir gewünscht, ein Mikrofon testen zu können, das dem durchaus interessanten Grundprinzip auch einen Sound mitgibt, der den Konstruktionsaufwand zu rechtfertigen vermag.

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Fazit

Im Niedrigpreisbereich bekommt man heutzutage durchaus ordentliches Equipment, sofern der Hersteller sich an einen goldenen Grundsatz hält: Keine Gimmicks, keine tausend Features. Im Falle des WH5 hätten Superlux gut daran getan, die begrenzten Ressourcen in ein Design mit nur einer Kapsel zu stecken, anstatt mit Variationsmöglichkeiten punkten zu wollen. Dann wäre es möglicherweise auch gelungen, ein Signal am XLR-Output bereitstellen zu können, welches nicht so problematisch ist wie das, was man von jeder einzelnen der drei Kapseln erhält. Andererseits: Der Ladenpreis des Mikrofons bewegt sich bei nur einem guten Drittel der Preisempfehlung, das Superlux sieht zudem fesch aus – ist aber eher etwas für’s Foto oder Video als für den professionellen Einsatz.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • interessantes, eigenständiges Design
  • geringe Poppanfälligkeit
  • sehr preiswert
  • Klangvariationen durch verschiedene Kapseln
Contra
  • Klangqualität schwach
  • Schalter
Artikelbild
Superlux WH5 Test
Für 79,00€ bei
Superlux_WH5_Elvis_Mikrofon_3
Features und Spezifikationen
  • Wandlertyp: 3 x dynamisch (Tauchspule)
  • Empfängertyp: 3 x Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Frequenzgang: 20 Hz – 16 kHz, je nach gewählter Kapsel
  • Übertragungsfaktor: 0,8 – 2,0 mV/Pa , je nach gewählter Kapsel
  • Metall-Druckgussgehäuse mit Neigungsvorrichtung
  • Preis: € 193,– (UVP)
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