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RCF M 18 Test

Wer nur noch minimalen Aufwand betreiben möchte und Backline in Form von Bass- und Gitarrenverstärker altmodisch findet, wird sich mit dem Digitalmixer M 18 von RCF anfreunden wollen: Das Pult bietet nicht nur zeitgemäße Tablet-Fernsteuerung, auch elektrische Gitarren und Bässe können – neben Mikrofonen – direkt angeschlossen werden. Vier der 18 Kanäle bieten zudem gitarrentypische Multieffekte, die sich via MIDI-Pedalboard per pedes steuern lassen.

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RCF M 18

Details

Mechanischer Aufbau

Die Hardware des M 18 steckt in einem formschönen Tischgerät mit schwarzem Kunststoffgehäuse. Man könnte fast meinen, es handele sich um ein stylisch gelungenes HiFi-Accessoire für das Wohnzimmer, da belehrt uns ein Blick auf die Rückseite eines Besseren: Dicht gedrängt sitzen dort sämtliche Anschlussbuchsen inklusive Stromzufuhr und Netzschalter. Es gibt sechs XLR-Eingänge, die Kanäle 7 und 8 verfügen über Kombibuchsen. Alle Eingänge sind für Mikrofon- und Line-Signale geeignet. Die Phantomspeisung ist in zwei Gruppen (Kanal 1 – 4 und Kanal 5 – 8) über die App zuschaltbar. Sollen elektrische Gitarren und Bässe mit hochohmigen Tonabnehmern aufs Pult, können die Eingangswiderstände der Kanäle 9 und 10 ebenfalls hochohmig geschaltet werden (Hi-Z). Die Klinkeneingänge 11 – 18 erwarten Line-Pegel und lassen sich in der Eingangsempfindlichkeit zwischen –10 dBV und +4 dBu umschalten. Um den L/R-Main-Mix zur PA zu leiten, gibt es zwei symmetrische XLR-Ausgänge. Die Signale der sechs Aux-Wege gelangen ebenfalls symmetrisch über Klinkenbuchsen ins Freie.
Die restlichen Anschlüsse sind digitaler Natur: USB Typ A versorgt mithilfe eines Speicher-Sticks den internen Audioplayer, welcher darauf befindliche Wave-, AIFF- oder MP-3-Dateien abspielen kann. Zusätzlich gibt es Ethernet zum Verbinden mit einem Router und sogar zwei MIDI-Buchsen. Hierüber lassen sich Pegel und diverse Effekte fernsteuern. Ein durchaus sinnvolles Feature, wenn das Pult nicht nur mischt, sondern dem Gitarristen auch als Effektboard dient. Zusätzliche Möglichkeiten eröffnet der Fußschalter-Anschluss, der sich im Settings-Menü der App „MixRemote“ mit verschiedenen Funktionen belegen lässt.
Um die Verbindung zu optimieren, besitzt das WLAN-Modul eine Mini-BNC-Buchse zum Anschluss einer externen, zum Lieferumfang gehörenden Antenne. Und um die Sache abzurunden: der M 18 bedient zwei Frequenzbereiche, nämlich 2,4 und 5 GHz. Sollte das vielfrequentierte 2,4-GHz-Band störbehaftet sein, kann der Anwender immer nach oben ausweichen.

Fotostrecke: 3 Bilder Gediegene Optik auf der Bühne: Der RCF M 18 in der Vorderansicht.

Die MixRemote-App

Um die kostenfreie Remote-App fürs iPad zu nutzen, muss das iPad zunächst in das vom M18 eingerichtete WLAN eingebucht werden. Das geht ruckzuck, was aber auch daran liegt, dass das Netzwerk zunächst offen zugängig ist. Im Settings-Menü lässt sich jedoch eine WPA2-Verschlüsselung samt Passwortabfrage aktivieren.

Übersichtlichkeit ist Trumpf: Das Startfenster der MixRemote-App.
Übersichtlichkeit ist Trumpf: Das Startfenster der MixRemote-App.

Bereits das Startfenster signalisiert das sehr übersichtlich programmierte Erscheinungsbild des Programms. Zuoberst gibt es eine Button-Leiste für alle Hauptmenüs. Ist hier ganz links „Faders“ gewählt, erscheinen die Fader der ersten acht Kanäle inklusive ihrer PFL- und Mute-Schalter, den Panorama-Reglern und Select-Tastern. Durch Scrollen nach links werden die weiteren Kanäle, der Fader für den USB-Zuspieler und die Returns der drei Effekt-Engines sichtbar.
Möchte ich Signale auf die sechs Aux-Wege und drei Effektprozessoren schicken, funktioniert dies über die Button-Leiste ganz links. Um anzuzeigen, dass es sich um andere Layer handelt, wechseln die Farben der Fader auf Grün bzw. Orange.

Ausstattung & Effekte

Wie steht es in der PA-Bibel: Am Anfang war der Kanalpegel. Auf der Suche nach dem Vorverstärker hilft mir das kleine Rack-Symbol ganz links weiter. Nach Antippen von „PRE-DYN“ erscheinen der Preamp, ein Noise-Gate und ein Kompressor auf dem Display. Der Vorverstärker bietet Phase-Reverse und ein zuschaltbares, von 10 – 500 Hz durchstimmbares Lowcut-Filter. Ungewöhnlich ist die Einstellung des Gains von 0 – 60 dB erst grob in 10-dB-Stufen und dann fein mithilfe eines zweiten Trim-Reglers. Für das Noise-Gate gibt es zehn Presets, der Kompressor verfügt zusätzlich über einen Easy-Modus mit weniger Parametern. Leider kann man das Wirken der beiden Effekte optisch nicht überprüfen. Musiker mag das nicht weiter stören, den Tontechniker schon eher.

Vorverstärker, Noise-Gate und Kompressor im „PRE DYN“-Rack.
Vorverstärker, Noise-Gate und Kompressor im „PRE DYN“-Rack.

Nun zu den EQs. Ich betätige den Select-Taster von Kanal 1 und die Anzeige wechselt zum parametrischen Vierband-Equalizer. Band 1 und Band 4 arbeiten als Shelving-Filter mit Gain- und Frequenzreglern, die beiden Mittenbänder dagegen vollparametrisch mit variablen Bandbreiten (Q-Faktor). Wer mit dem Einstellen von EQs auf Kriegsfuß steht, kann in den Modus „Easy“ wechseln. Dort gibt es die Shelving-Filter mit festen Eckfrequenzen und die Mittenbänder sind nur noch semiparametrisch. Oder man probiert einige der 100 Presets aus. Bei der EQ-Charakteristik kann ich zwischen „Standard“, „Vintage“ und „Smooth“ wählen. Eine analytische Darstellung der Filterkurve bietet nur der Standard-EQ. Leider kann man diese nicht mit dem Finger zeichnen, die vier Filter lassen sich ausschließlich mit den Reglern einstellen. Die beiden anderen EQ-Typen zeigen virtuelle Gerätefrontplatten mit Drehreglern und klingen weicher und weniger zupackend als der Standard-EQ.

Fotostrecke: 2 Bilder In jedem Kanal und auch in den Aux-Summen befindet sich ein parametrischer Vierband-Equalizer.

Um den Mix mit Effekten zu garnieren, wähle ich das Effects-Menü. Es erscheinen drei symbolisierte Rack-Einschübe auf dem Display: einer für Nachhall, einer für Delays und der letzte für Modulationseffekte. Bei Bedarf kann dieser auch Echos erzeugen, sodass zwei unabhängige Delays möglich sind. Der Hall verfügt über zwölf Charaktere (Hall, Plate, Room, Ambience in Variation) und 40 vorprogrammierte Presets, die kaum Wünsche offen lassen. Auch klanglich kann sich der Hall hören lassen, wie die Audiobeispiele beweisen.
Das Delay besitzt fünf Algorithmen (Stereo, Vintage, Modern, Dual und EarlyReflection) und 20 Presets, während die Modulationsabteilung Chorus/Flanger, Tremolo und Pitch-Shifter je zehn Presets beisteuert. Leider lassen sich die Effekte nicht über den Fußschalter aktivieren. Das entsprechende Menü unter „Settings“ lässt nur die seriellen Gitarreneffekte zum Zuge kommen, ferner ist das Fernsteuern des USB-Players möglich. Wer auf der Bühne mischt, möchte während der Ansagen aber auch gerne den Gesangshall unauffällig aus- und wieder einschalten können. Daher sollte RCF dieses Feature beim nächsten Software-Update unbedingt nachreichen.

Die drei Effekt-Engines des M 18.
Die drei Effekt-Engines des M 18.
Audio Samples
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Hall auf Stimme und Snare-Drum

Ausgänge

Das Menü „Outputs“ gewährt Zugriff auf die sechs Aux-Masterfader und den „Phones“-Regler. Vier Aux-Wege zweigen festkonfiguriert vor den Kanal-Fadern ab und eignen sich somit zum Ansteuern von Monitorboxen und InEar-Systemen. Sollen ein Subbass oder zusätzliche Lautsprecher gespeist werden, funktioniert das über die Aux-Wege 5 & 6. Deren Routing ist kanalweise pre/post umschaltbar, so dass auch Mischungen in Abhängigkeit der Fader möglich sind. Jede Aux-Summe verfügt über eine Vierband-Klangregelung mit zwei parametrischen Mittenfiltern und das Routing der Signale auf die Ausgangsbuchsen kann unter „Settings“ verändert werden. Hier habe ich die Wahl zwischen „Aux“, „Main L“ und „Phones L“ auf ungeraden und „Aux“, „Main R“ und „Phones R“ auf geraden Wegen.
Das Kopfhörersignal auf die Aux-Buchsen, wozu denn das? Des Rätsels Lösung offenbart das „Phones“-Menü. Hier verbirgt sich eine weitere Fader-Bank inklusive Panoramaregler zum Erstellen einer zweiten individuellen Stereo-Mischung. Dieser sogenannte „Personal Mix“ lässt sich anstelle des PFL- oder Main-Signals über den Kopfhöreranschluss und eben auch über ausgewählte Aux-Buchsen entnehmen und beispielsweise für Stereo-IEM nutzen.
Für den Main-Mix gibt es ebenfalls ein virtuelles Rack mit einigen Möglichkeiten zur Klangbearbeitung. Der „Valve Warmer“ verleiht dem Signal mehr Klangfülle und Druck, der „Xciter“ frischt den Höhenbereich hörbar auf und der „Maximizer“ steigert die Lautheit. Weitaus wichtiger ist meiner Meinung nach aber der grafische 31-Band-Equalizer, der sich sehr gut zum Filtern von Resonanzfrequenzen im Raum eignet. Leider gibt es keine Möglichkeiten, die Ausgänge individuell zu verzögern, um beispielsweise zusätzliche im Raum platzierte Lautsprecher zeitlich zu korrigieren. Das mag bei einem vornehmlich für Musiker und Bands gedachtem Pult nicht ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, nützlich ist solch ein Feature aber ohne Frage.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier geht’s raus. Die Aux-Masterfader der MixRemote-App.

Gitarre spielen

Die Effekte für elektrische Gitarre und Bass verbergen sich wieder hinter einem kleinen Rack-Symbol. Zwei mit Delay, Chorus und Pitch-Shifter ausgestattete Effektblöcke lassen sich wahlweise in die Kanäle 5 – 6 oder 7 – 8 patchen. Die beiden anderen, aufwändiger ausgestatteten Pedalboards sind fest in die Kanäle 9 und 10 integriert. Wichtigstes Utensil zur Klanggestaltung ist die Amp-Simulation. Angelehnt an klassische Gitarrenverstärker von Fender, Marshall, Roland und Vox stehen sieben unterschiedliche Modelle zur Verfügung, ergänzt durch vier virtuelle Bassverstärker (u. a. Markbass), elf Boxen, drei Mikrofone und drei Ausrichtungen (Near On Axis, Near Off Axis, Far). All dies kann beliebig miteinander kombiniert werden, wodurch eine Fülle von Einstell- und Klangmöglichkeiten entstehen. Weitere virtuelle Pedale sind in Reihe geschaltet und in der Abfolge veränderbar: Overdrive/Distortion, Chorus/Flanger/Tremolo, Pitch Shifter und Delay. Damit lassen sich alle gängigen Clean-, Crunch- und Lead-Sounds erstellen. Die Soundqualität ist akzeptabel: An echte Gitarrenverstärker kommt sie nicht heran, im Sinne von „leise spielen mit wenig Aufwand reicht sie aber vollkommen aus. Steuern lassen sich die Effekte über MIDI-Pedale: Jedes der vier virtuellen Boards hat seinen eigenen MIDI-Kanal, via Note-On-Befehl lassen sich einzelne virtuelle Bodentreter aktivieren, wie auch zwischen Presets umgeschaltet werden kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Virtuelle Effektpedale im Multi FX-Einschub.
Audio Samples
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Cleane Stratocaster mit „Jazz C“-Simulation plus Chorus, Pitch Shifter und Delay. Stratocaster Crunch-Sound mit „Top 30“-Simulation. Stratocaster Heavy-Sound mit “Rock 900 (UK) Lead”-Simulation.
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Praxis

Der erste Live-Einsatz des M 18 lässt nicht lange auf sich warten. Als Manövergebiet für neue Testware dieser Art kann ich jederzeit das Café eines Bekannten in Anspruch nehmen. Dort ist einmal in der Woche Live-Musik und heute hat sich Paddy Schmidt angekündigt, kein Unbekannter in der Irish Folk-Szene. Den M 18 auf die kleine Bühne zu stellen und mit der hauseigenen PA zu verbinden ist rasch erledigt.
Bewusst habe ich mich mit dem Studium der Bedienungsanleitung zurückgehalten und im Vorfeld lediglich sichergestellt, dass die WLAN-Verbindung funktioniert. Vor Ort erfahre ich dann, dass der Act des Abends spontan zu einem Trio angewachsen ist. Zwei Gesangsmikrofone, eine akustische Gitarre und ein via DI-Ausgang abgenommener Bassverstärker sind anzuschließen, die Perkussion ist akustisch laut genug für den Raum.
Ich mache Soundcheck: Vorverstärkungen einstellen, dann hinüberwechseln zu den EQ-Menüs, das geht mir nach einigen Malen leicht von der Hand. Die Bedienung der virtuellen Fader und Schalter funktioniert selbst auf meinem mittlerweile nicht mehr ganz neuen iPad2 einwandfrei. Keine Verzögerungen, nichts ruckelt, nichts klemmt, prima! Ein wenig tückisch ist lediglich die Tatsache, dass in den leeren Szenen des Programmspeichers weder Vorverstärker, Effekte noch Equalizer aktiviert sind. Um mit einem „genullten“ Pult zu beginnen, habe ich am Anfang natürlich eine solche geladen und muss nun nachträglich überall noch die „On“-Buttons betätigen, bevor sich beim Drehen an den EQs der Klang ändert. Diesem Umstand kann man aber durch das einmalige Erstellen und Abspeichern einer eigenen Startszene abhelfen.
Ansonsten gibt es an der Performance des M 18 nichts zu beanstanden. Zwei Probleme mit der Akustik – einem leichten Dröhnen bei 250 Hz und etwas Koppelneigung bei 5 kHz zu vorgerückter,  lauterer Stunde – rücke ich mit dem grafischen EQ zu Leibe. Etwas Hall auf der Stimme und ein bisschen Kompression auf der Gitarre machen den Sound des Abends perfekt.

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Fazit

Der RCF M 18 ist ein hochwertiger, vornehmlich für die Belange von Musikern und Bands konzipierter Digitalmixer. Dafür sprechen die Gitarreneffekte und die Möglichkeit, diese via MIDI-Pedalboard zu steuern. So kann das M 18 nicht nur alle gängigen Signalquellen verarbeiten, sondern auch Backline in Form von Gitarren- und Bassverstärkern einsparen. Die Ausstattung des Mischpults ist zeitgemäß und sollte den meisten Bands vollauf genügen: Kompressoren, Noise-Gates und vierbandige Parametrik-EQs in allen Kanälen, dazu sechs Aux-Wege, drei Effektprozessoren und ein integrierter USB-Player für die Pausenmusik – alles via iPad-App über das integrierte WLAN-Modul drahtlos fernsteuerbar. Beim Ladenpreis liegt der RCF M 18 mit 899 Euro gegenüber den direkten Mitbewerbern von Behringer (Xair-Serie) und Soundcraft (UI-Serie) momentan an der Spitze. Als Mehrwert und Alleinstellungsmerkmal erhält der Anwender hierfür aber virtuelle Gitarreneffekte, die dem Gerät ebenfalls zu einem guten Preis/Leistungsverhältnis verhelfen. Dass es mit der Höchstwertung dieses Mal noch nicht klappt, liegt an den unter „Contra“ angeführten Punkten, die mithilfe von Software-Updates sicherlich noch zu verbessern sind.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • App übersichtlich programmiert
  • einfache Inbetriebnahme und Bedienung
  • kompakte Maße der Hardware
  • hochwertige Verarbeitung
  • zwei XLR/Klinke-Kombibuchsen
  • interne MIDI-steuerbare Gitarren- und Bass-Effekte
  • Aux 5 & 6 pro Kanal Pre/Post-Fader schaltbar
  • Kopfhörerbus alternativ für stereofonen Monitor-Mix nutzbar
  • programmierbarer Anschluss für Fußschalter
  • internes Netzteil
  • interner USB-Player
  • interne und externe WLAN-Antenne
Contra
  • Regelvorgänge der Noise-Gates und Kompressoren werden nicht optisch dargestellt
  • EQ-Kurven nicht mit dem Finger zeichenbar
  • Ausgänge nicht verzögerbar
  • Paralleleffekte nicht via Fußschalter zu- und wegschaltbar
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