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Evans Calftone ‘56 Snare und Tom Felle Test

Schaut man sich die aktuellen Kataloge der etablierten Schlagzeughersteller an, so wird deutlich, dass der Vintage-Trend weiter unaufhaltsam voran marschiert. Da werden alte Rezepturen bezüglich der Kesselkonstruktion aus den Schubladen gekramt, und auch die damals so beliebten Perlmutt- und Sparkle-Finishes sind wieder in diversen Varianten erhältlich. Klar, dass auch die Fellhersteller sich auf die glorreichen alten Zeiten besinnen und versuchen, die authentischen Vintage Sounds zu reproduzieren.

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Beim Thema Vintage Drums wird oft übersehen, dass die damals verwendeten Calfskins, also Felle aus Kalbshaut, einen entscheidenden Beitrag zum Sound der Trommeln lieferten. Da diese Naturprodukte aber dazu tendieren, ihre Spannung je nach Witterungsbedingungen zum Teil drastisch zu verändern, konnten sie sich langfristig nicht durchsetzen. Die Evans Calftone ‘56 Felle wagen den Spagat und versprechen Vintage Sounds unter Zuhilfenahme moderner Materialien und Fertigungsmethoden. Wir haben uns intensiv mit den Häuten beschäftigt.

Details

Vintage Style von der Verpackung bis zum Endprodukt

Die Evans Calftone ‘56 Felle werden stilecht in braunen Kartons geliefert, die auch einem Pizza-Bringdienst gut zu Gesicht stehen würden. Auf den Vorderseiten prangt das markante Logo im Stil der 50er Jahre, rückseitig findet man alle nötigen Infos zu den Fellen. Der leicht gelbliche Farbton der Felle weckt, in Kombination mit der unregelmäßig strukturierten Oberfläche, Assoziationen zu den originalen Kalbsfellen. Erreicht wird dieser Effekt durch eine spezielle Beschichtung, die auf ein glattes, 0,18 Millimeter (7mil) dünnes Synthetik-Fell aufgetragen wird. Die Folienstärke entspricht in etwa einem Remo Diplomat Fell, womit klar ist, dass die Calftone Felle für „Heavy Hitter“ definitiv nicht geeignet sind. Trotz des „roughen“ Looks der Felle fühlt sich deren Oberfläche etwas glatter an als ich vermutet hätte. Die weiße Beschichtung eines Evans G1 oder Remo Ambassador bietet beim Darübergleiten mit dem Finger spürbar mehr Widerstand.

Fotostrecke: 4 Bilder Echt Vintage: Verpackung der Calftone ‘56 Felle

Leichte Verarbeitungsmängel trotz moderner Fertigungsmethoden

Die Calftone ‘56 Felle sind, wie allgemein üblich, in einem Aluminiumring verklebt, der an der Nahtstelle – leider in einem Fall nicht sehr sauber – verschweißt ist. Für das speziell geformte Profil des Aluminiumrings, das dem Herausreißen der Folie aus der Klebemasse entgegen wirken soll, besitzt Evans seit 1988 ein Patent, auf welches die Beschriftung auf der Außenseite des Aluringes hinweist.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Fellfolie ist in einen Aluminiumring eingeklebt…
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Praxis

Der Sound hält, was die Optik verspricht

Nun will ich heraus finden, wie „vintage“ die Felle denn nun klingen und ziehe sie auf ein Gretsch Catalina Club Drumset mit 12“x8“ Racktom sowie 14“x14“ und 16“x16“ Floortoms auf. Die Kessel aus asiatischem Mahagoni klingen naturgemäß nicht übermäßig attackbetont und tendieren eher in eine dunkle, weiche Richtung. Tatsächlich wird diese Tendenz durch die Calftone ‘56 Felle begünstigt, was aber keinesfalls bedeutet, dass sie dumpf oder leblos klingen. Der Fokus liegt hier eher im mittleren Frequenzbereich, wodurch ein warmer, homogener Klangeindruck entsteht.

Audio Samples
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Hohe Stimmung – Toms in 12″, 14″, 16″ Hohe Stimmung / im Set – Toms in 12″, 14″, 16″ Tiefe Stimmung – Toms in 12″, 14″, 16″ Tiefe Stimmung / im Set – Toms in 12″, 14″, 16″

Der Unterschied zu herkömmlichen weiß-aufgerauten Fellen ist deutlich hörbar

Interessant ist der Vergleich zu den weit verbreiteten weiß-aufgerauten Remo Ambassador Fellen. Obwohl diese nicht gerade als „Attackmonster“ gelten, lassen sie das Anschlaggeräusch deutlicher hervortreten, halten sich dafür aber in den Mitten stärker zurück. Dadurch wirken sie klanglich nicht so „breit“ und etwas komprimierter als die Calftones. Hört euch hierzu einfach die folgenden Soundfiles an:

Audio Samples
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Tiefe Stimmung Remo Ambassador – Toms in 12″, 14″, 16″ Tiefe Stimmung Remo Ambassador / im Set – Toms in 12″, 14″, 16″
Die Calftones im Praxistest
Die Calftones im Praxistest

Auch auf der Snare kann das Calftone ‘56 überzeugen

Da die Calftone ‘56 Felle nicht ausschließlich für die Verwendung auf Toms konzipiert wurden, ziehe ich das 14“ Fell auf meine 14“x6,5“ Ludwig Supraphonic auf. Der Vergleich zum Remo Ambassador zeigt auch hier ein ähnliches Resultat wie bei den Toms. Das Calftone Fell klingt in den Mitten voller und präsenter, dafür im Attack etwas zurückhaltender. Ich habe das Gefühl, dass die Trommel mit dem Evans Fell „größer“ klingt.

Audio Samples
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14″ Snare – Calftone 14″ Snare – Remo Ambassador

Nachdem klar ist, dass die Calftone Felle vor allem dort, wo es um authentische, warm und natürlich klingende Sounds geht, ihre Qualitäten entfalten können, schnappe ich mir zu guter Letzt meine Besen und spiele sowohl auf dem Evans als auch auf dem Referenzfell von Remo einige Takte ein. In diesem Punkt hat für mich das Ambassador die Nase vorn, denn durch dessen stärker aufgeraute Fläche wirkt der Sound beim Rühren der Besen präsenter, wodurch die klanglichen Nuancen deutlicher hörbar werden.

Audio Samples
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14″ Snare – Calftone mit Besen 14″ Snare – Remo Ambassador mit Besen

An der Beschichtung geht der Praxistest nicht spurlos vorüber

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Haltbarkeit der Beschichtung. Am Ende des Tests stelle ich fest, dass sich, vor allem beim 14“ Fell, das sowohl auf dem Floortom als auch auf der Snare zum Einsatz kam, kleine Dellen bzw. Bläschen in der Beschichtung gebildet haben. Die eigentliche Fellfolie ist davon nicht betroffen. Auch beim 12“ Fell trat dieser Effekt – in etwas schwächerer Form – auf. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Stellen nach einiger Zeit aufplatzen, was ich aufgrund der kurzen Testdauer aber nicht abschließend verifizieren kann. Auf dem folgenden Foto des 14er Fells ist der Effekt deutlich zu sehen.

Nach einigen Stunden Spielzeit bilden sich Blasen.
Nach einigen Stunden Spielzeit bilden sich Blasen.
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Fazit

Das Vorhaben, Felle zu kreieren, die, sowohl optisch als auch akustisch, an die originalen Kalbsfelle der 50er und 60er Jahre erinnern, ist Evans durchaus gelungen. Vor allem stark attackbetonten Trommeln kann man mit den Calftones, die übrigens preislich satte 30 Prozent über den G1 Fellen liegen, zu einem weicheren Klangcharakter verhelfen, ohne dass man gleich zu doppelschichtigen Fellen greifen muss. Allerdings zeigt die Verarbeitung der Aluminiumringe stellenweise nicht das von Evans gewohnte hohe Niveau. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Haltbarkeit der Beschichtung, welche bereits im relativ kurzen Testverlauf Abnutzungsspuren zeigte.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • authentischer Vintage Sound
  • gelungene Optik
Contra
  • teils unsaubere Verarbeitung an den Aluminiumringen
  • nach kurzer Zeit Abnutzungsspuren an der oberen Beschichtung
Artikelbild
Evans Calftone ‘56 Snare und Tom Felle Test
Für 24,00€ bei
Evans Calftone ‘56: Die Optik passt zum Sound.
Evans Calftone ‘56: Die Optik passt zum Sound.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Evans
  • Bezeichnung: ‘56 Calftone
  • Instrumentengruppe: Snare / Tom Toms
  • Konstruktion: einlagig
  • Material: Polyesterfolie (Mylar)
  • Folienstärke: 7mil / 0,18 Millimeter
  • Besonderheiten: spezielle Beschichtung in Naturfell-Optik
  • Herstellungsland: USA
  • Erhältliche Größen: 8“, 10“, 12“, 13“, 14“, 15“, 16“, 18“ Zoll
  • Preise: (Verkaufspreise)
  • 12“: EUR 19,50
  • 14“: EUR 21,90
  • 16“: EUR 23,90

Seite des Herstellers: www.evansdrumheads.de

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