AKG Perception 200 Test

AKG, ein Markenname aus drei Buchstaben, den wohl jeder von euch kennt. Doch was diese Abkürzung eigentlich bedeutet, das werden wahrscheinlich nur die Wenigsten auf Anhieb wissen: AKG steht für „Akustische und Kino-Geräte Gesellschaft“, wobei man mittlerweile noch den internationalen Zusatz „acoustics“ angehängt hat. Zum einen, um es zeitgemäßer, internationaler und frischer klingen zu lassen, und zum anderen, weil man eben auch keine Kino-Geräte mehr herstellt. Fakt ist, dass wahrscheinlich jeder den Namen AKG mit professionellem Audio-Equipment – in der Hauptsache Mikrofone und Kopfhörer – in Verbindung bringt –  und das schon seit langer Zeit. Dieser Hersteller kann tatsächlich den ein oder anderen verdienten Klassiker der Studio- und Live-Welt auf seinem Konto verbuchen.

AKG_Perception200


Umso gespannter ist man dann natürlich, wenn solch eine etablierte Marke ein Produkt der Budget-Klasse auf den Markt bringt. Mit der Perception-Serie hält AKG insgesamt acht Kondensator-Mikrofone im unteren Preissegment (150 bis 360 EUR) bereit, davon sechs in Großmembran- und zwei in Kleinmembran-Bauweise. Der österreichische Hersteller entwickelte diese Mikros in Wien, lässt sie aber in China fertigen – nur so kann man wohl diese Preise halten. 
Wir haben uns für unseren Vergleichstest ein Modell aus dem Mittelfeld der Perception-Serie kommen lassen – das Perception 200. AKG selbst sagt zu diesem Mikrofon: „Dieses universell einsetzbare Großmembran-Mikrofon bringt AKG Studio-Qualität in alle Bereiche des Recording, ganz besonders für Project-Studios und Live-Applikationen.“ Mal sehen, ob dieses Statement am Ende des Tests bestätigt werden kann oder ob wir zu einem anderen Ergebnis kommen.

Details

AKG liefert das Perception 200 nebst elastischer Spinnenhalterung im robusten Transportkoffer, eine sehr löbliche Maßnahme! Das Mikrofon selbst präsentiert sich sehr kompakt mit seinen 53mm Durchmesser, 160mm Länge und einem Gewicht von 525 Gramm. Sein Farbton fällt ein wenig in die Kategorie „nicht eindeutig definierbar“ – ich würde es mit „matt-silber-grau-blau“ beschreiben. Dabei macht der etwa zwei Millimeter starke Metall-Body einen sehr massiven Eindruck und prädestiniert das Mikro bestens für rauere Live-Einsätze – kein Grund zur Sorge also, sollte es mal etwas ruppiger zur Sache gehen. Auch der Mikrofonkorb wirkt sehr stabil und bietet der 1“-Membran besten Schutz vor äußeren Einflüssen, zumal er von innen noch mit einem weiteren, feinmaschigeren Drahtgeflecht als Pop- und „Spuck“-Schutz ausgekleidet ist. Auch die XLR-Anschlussbuchse mit dem versenkten Gewinde auf der Unterseite wurde sauber und wackelfrei eingelassen. Unterhalb des Korbes finden wir zwei Mini-Schalter für ein zuschaltbares LowCut-Filter sowie eine Pad-Abschwächung. Das LowCut-Filter arbeitet mit einer Flankensteilheit von 12dB/Oktave bei 300Hz. Bei dieser für das LowCut-Filter eines Mikrofons sehr hohen Grenzfrequenz drängt sich die Befürchtung auf, dass der Sound zu dünn werden könnte. Zu lauten Eingangssignalen kann mit der -10dB Vorabschwächung (Pad) zu Leibe gerückt werden, obwohl der maximale Schalldruckpegel mit 135dB (SPL) bei nur 0,5% THD – viele Hersteller geben hier Werte mit 1% THD an – schon sehr hoch ist. Bei aktiviertem Pad erhöht sich dieser Wert entsprechend auf 145dB (SPL). Das sollte auch für die lautesten unserer Signale ausreichen, oder möchtet ihr die Triebwerke eines Düsen-Jets samplen? Der Übertragungsbereich ist mit den üblichen 20Hz – 20kHz angegeben, wobei im Frequenzgang-Diagramm eine leichte Höhen/Präsenz-Anhebung ab etwa 5kHz ersichtlich ist. Das äquivalente Eigenrauschen beträgt 16dB (A) und die Empfindlichkeit 18mV/Pa (-35dBV).

Kompakt mit massivem Metall-Body und stabilem Mikrofonkorb.
Kompakt mit massivem Metall-Body und stabilem Mikrofonkorb.

Genauso massiv wie das Mikrofon wirkt auch die Konstruktion der mitgelieferten Spinnenhalterung, der übrigens drei Ersatzgummis beiliegen. Durch die schwarze Lackierung oder Pulverbeschichtung denkt man zuerst, die Halterung sei aus Schmiedeeisen hergestellt. Dem ist natürlich nicht so, es wird wohl eher Alu-Druckguss oder ein ähnlicher Werkstoff sein. Jedenfalls besteht die Spinne bis auf die Gummis und den schwenkbaren Stativ-Adapter komplett aus Metall. Das Mikrofon kann einfach und ohne Verkanten in die Spinne geschraubt werden und hat so einen perfekten Halt. 

Praxis

Bei unseren Vocal-Aufnahmen im Studio ist uns sofort aufgefallen, dass das Perception 200 in den Höhen etwas matt klingt, beinahe so, als wäre es obenherum „beschnitten“. Zumindest hier macht sich also die Höhenanhebung aus dem Frequenzgang-Diagramm nicht bemerkbar. Dadurch wirkt auch der Gesamt-Sound dieses Mikrofons nach oben hin etwas unausgewogen. Bei Sängerinnen fällt das gar nicht so sehr auf, da bei den meisten weiblichen Stimmen von Natur aus mehr Höhen im Signal sind und es dadurch automatisch etwas frischer wirkt. Bei männlichen Vocals verhält es sich vor allem dann anders, wenn der Sänger eine eher sonore Stimme hat.
Ein weiteres merkwürdiges Phänomen tat sich im unteren Mittenbereich auf, der irgendwie ein wenig dröhnte; ein Dröhnen, das sich unabhängig vom Signal zeigte, und wie eine Mikrofongehäuse-Resonanz oder etwas Mechanisches klang – jedenfalls nicht zu fassen und ganz schwer zu beschreiben. Seltsam ist nur, dass sich diese „Dröhn-Frequenz“ im Bereich um 300Hz ansiedelt. Wir erinnern uns, dass die Einsatzfrequenz des LowCut-Filters genau da liegt und sie mir bei der technischen Beschreibung ja eigentlich schon etwas hoch angesetzt vorkam. Tja, was soll ich sagen, hier schließt sich der Kreis wieder. Schaltet man nämlich das LowCut-Filter ein, verbessert sich auch das Dröhnen merklich, es nimmt deutlich ab. Unterm Strich klingt das Mikrofon bei aktiviertem Filter deutlich ausgeglichener, aber nicht wie befürchtet zu dünn, zumindest nicht bei Vocals.

ACHTUNG AUFNAHME! Jetzt wird es für das AKG Perception 200 ernst.
ACHTUNG AUFNAHME! Jetzt wird es für das AKG Perception 200 ernst.

Die Mitten klingen generell warm und weich, dadurch aber leider auch ein wenig undifferenziert. Gute Noten verdient sich das AKG Perception 200 im Dynamikverhalten: Auch wenn das Signal, das an der Membran ankommt, noch so laut ist, macht das Mikro nicht unangenehm zu. Es scheint lauten Pegeln eher mit einer Art Laissez Faire, nach dem Motto „mir doch egal, wie laut es ist“, zu begegnen. 
Wenn die Klangbeurteilung hier unter Umständen ein wenig negativ rüberkommt, sollte man das Ganze doch relativieren. Zuerst einmal ist da der Preis: High-End-Sound kostet eben meist auch High-End-Geld. Des Weiteren ist mir selten ein Großmembran-Kondensatormikrofon untergekommen, das so massiv und robust verarbeitet ist wie das Perception 200! Es ist nicht nur zu 100% livetauglich, es bekäme auch – wenn wir denn einen hätten – eindeutig den „Roadtauglichkeits“-Orden. Bei aller Kritik sei gesagt, dass wir das Mikrofon hier im Vergleich mit den sieben anderen Testkandidaten sehen und hören, und das bedeutet natürlich nicht, dass man außerhalb des Vergleichstests nicht vernünftig mit ihm arbeiten könnte.

Hinweis zu den Audio-Files:

Die Aufnahmen wurden im Tonstudio unter professionellen Bedingungen durchgeführt. Um die Eigenschaften genau erkennen zu können, solltest du mit hochwertigen Kopfhörern oder über ein gutes Lautsprechersystem abhören. Das Referenzmikrofon ist ein Neumann TLM-127 bei den weiblichen Vocals und ein Neumann TLM-103 bei den männlichen Vocals – beide Neumann-Mikrofone sind für ihre hohe Qualität und ihren unaufdringlichen Charakter bekannt.

Audio Samples
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weibliche Vocals, ohne LowCut weibliche Vocals, mit LowCut weibliche Vocals, Referenzmikrofon
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männl. Vocals, 10cm Abst, o. LowCut männl. Vocals, 10cm Abst., m. LowCut männl. Vocals, 30cm Abst., o. LowCut männl. Vocals, Referenzmikro, 10cm Abst männl. Vocals, Referenzmikro, 30cm Abst

Das AKG Perception 200 ist grundsolide verarbeitet und sehr robust – es eignet sich somit bedenkenlos auch für den Live-Bereich. In Sachen Klang muss man ein paar Abstriche machen oder Kompromisse eingehen. Die Höhen sind etwas matt, die Mitten teilweise leicht undifferenziert und im unteren Mittenbereich macht sich eine Dröhn-Frequenz bemerkbar, die aber mit dem LowCut-Filter stark eliminiert werden kann. Das Dynamikverhalten des AKG ist hingegen gut, es nimmt auch lauteste Pegel mühelos hin, ohne den Sound dicht oder eng zu machen.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • sehr robuste Verarbeitung
  • mitgelieferte Spinnenhalterung
  • gutes Dynamikverhalten
  • Lieferung inkl. Transportkoffer
Contra
  • matte Höhen
  • Dröhn-Frequenz in den unteren Mitten
  • leicht undifferenzierte Mitten
Artikelbild
AKG Perception 200 Test
AKG_Perception200_1
Kompakt mit massivem Metall-Body und stabilem Mikrofonkorb.
Technische SPezifikationen
  • Typ: Großmembran-Kondensatormikrofon
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Übertragungsbereich: 20 Hz – 20 kHz
  • Empfindlichkeit: 18 mV/Pa (-35 dBV)
  • Grenzschalldruckpegel: 135 / 145 dB SPL (0 / -10 dB, k=0,5 %)
  • Eigenrauschen: 16 dB(A)
78 dB Signal/Rauschabstand (A-Bew.) (re 1 Pa)
  • -10 dB Pad, schaltbar
  • Low-Cut bei 300 Hz (12 dB/Oktave)
  • Preis: 215 EUR (UVP)
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