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Der Fender Cyber Twin SE Test

Leo Fender, Gründer und Namensgeber der Fender Musical Instruments, war ein Pionier in Sachen elektrische Gitarren und deren Verstärkung. 1948 war er der Erste, der mit der Broadcaster – später Telecaster – eine Solidbody-Gitarre herausbrachte. Schon zwei Jahre zuvor hatte er mit drei Gitarrenverstärkern für Aufsehen gesorgt: dem Princeton mit einem 8“ Speaker, dem Deluxe mit einem 10“, und dem Pro, dem er sogar einen fetten 15“ mitgegeben hatte. In den 50ern folgten Champ und Bassman, letzterer ebenfalls mit einem 15“, ab 1955 aber mit vier 10“ Speakern. Viele halten ihn bis heute für Fenders besten Verstärker und für den Vater aller großen Röhrenamps. Seine Geschwister in dieser Zeit trugen Namen wie Bandmaster, Tremolux oder Twin Amp, viele davon ausgestattet mit einem Tremolo-Effekt, einem Feature, das lange Zeit kennzeichnend und typisch für zahlreiche Verstärker mit dem Fender-Schriftzug war.

1963 erblickten einige Klassiker das Licht der Welt, die später noch Musikgeschichte schreiben sollten: Vibrolux (Stevie Ray Vaughans Lieblings-Werkzeug), Twin Reverb (der Referenzamp für Clean Sounds), Deluxe Reverb (der Studio-Clean-Amp in den USA) und Super Reverb. Diese Amps aus der sogenannten Pre-CBS-Ära – Leo Fender verkaufte seine Firma 1965 an den Branchenriesen CBS – sind heute absolut begehrte Sammlerstücke. Und das nicht nur, weil es Raritäten aus einer goldenen Entwicklerzeit sind, sondern weil es sich ganz einfach um hervorragende Amps handelt.

Nachdem William C. Schultz, bis dahin leitender Angestellter des Konzerns, 1985 Fender von CBS zurückgekauft hatte, besann man sich wieder auf traditionelle Werte und brachte in den 90ern ein paar Reissues der Klassiker heraus. Doch 2001 holten die Entwickler zum großen Rundumschlag aus und stellten mit dem Cyber Twin einen Verstärker vor, dem sie alle diese Klassiker in simulierter Form einverleibt hatten. Zwar erregte das Teil einiges Aufsehen, aber es sollte noch einmal drei Jahre dauern, in denen die Techniker mit der Erfahrung von Musikern und mithilfe der eigenen Forschungen den Verstärker weiter entwickelten und schließlich s2004 die zweite Version herausbrachten. Diesen Cyber Twin SE – SE steht für Second Edition – haben wir für bonedo auf Herz und Nieren geprüft. Was er so alles kann und welche Amps genau drinstecken, das erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

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GEHÄUSE/OPTIK
Der Amp im Twin-Style steckt in einem Holzgehäuse, das mit schwarzem Vinyl überzogen und mit Metallbeschlägen an den sechs rechtwinkligen Ecken vor Stößen geschützt ist. Das Chassis ist mit sechs Schrauben an der Oberseite befestigt, die auch den Tragegriff beherbergt. Da der Amp mit 25 Kilo nicht gerade im Federgewicht zu Hause ist, hat man ihm vier Rollen spendiert, die auf der Unterseite eingesteckt werden können. Ohne Rollen steht er sehr stabil auf vier großen Metallfüßen. Betrachten wir den Verstärker von hinten, erhalten wir freie Sicht auf die zwei 12“ Celestion Lautsprecher, die nebeneinander angebracht sind. Von vorne sind Speaker und Front mit einem silbergrauen Bespannstoff geschützt, in dessen oberer linken Ecke der silberne Fender-Schriftzug glänzt. Von hinten außerdem sichtbar ragen aus dem Chassis zwei Metallhülsen hervor, die die beiden 12AX7WC Röhren von Groove Tubes aus der Preamp-Sektion schützen. Mit einer Tiefe von 30,8 cm ist der Cyber Twin etwas „dicker“ als seine anderen Kollegen aus der Twin Serie, was besonders beim Tragen etwas hinderlich ist.

BEDIENFELD
Zum Bedienfeld fällt mir sofort der Satz „Old school meets high tech“ ein. Auf der linken Seite sieht alles aus wie immer: die Input-Buchse für den Klinkenstecker ganz außen, dann kommen die einzelnen Regler mit den typischen Fender-Knöpfen. Neun sind es an der Zahl, und sie steuern die Parameter Trim, Gain, Volume, Treble, Middle, Bass, Presence, Reverb und Master. Allesamt bekannte Größen, aber was bedeutet Trim? Ganz einfach, mit dem Trim-Regler wird der Eingangspegel eingestellt. Bekanntlich haben ja Gitarren mit Humbucker-Tonabnehmern einen höheren Ausgangspegel als Gitarren mit Single-Coils. Mit diesem Regler werden die unterschiedlichen Pegel aufeinander abgestimmt, und Anpassungs- und Lautstärkeprobleme sind kein Thema mehr, wenn man auf der Bühne die Gitarren wechselt. Diese Einstellungen können selbstverständlich für jeden Sound abgespeichert werden. Auf der rechten Seite macht der Verstärker seinem Namen alle Ehre, willkommen in der Cyber-World!

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13 silberne Taster mit den dazugehörigen Kontroll LEDs, vier Regler in Silber und ein 120mm x 30mm großes Display können einem Vintage-Gitarristen schon ganz schön Angst einjagen. Aber alles halb so wild, denn das Ganze ist recht logisch aufgebaut. Ganz links finden sich die „Quick Access“ Taster eins bis vier, mit denen die vier bevorzugten Sounds aufgerufen werden können. Daneben befinden sich im Halbkreis angeordnet fünf weitere Taster:

SAVE – Einstellungen abspeichern.
TUNER – Stimmgerät einschalten, der Amp ist dann stummgeschaltet.
N GATE – Noise Gate ein- und ausschalten.
TAP – Eintippen des Tempos für einen Effekt mit Tempoveränderungen wie Delay – Verzögerungszeit oder Tremolo-Rate.
HUM REDUX – schaltet tiefe Brummgeräusche aus.
Die Kontroll-LEDs geben Auskunft über den jeweiligen Status (On/Off).

Unter dem Display haben wir die drei Regler, die für die Einstellung der Effekte zuständig sind: FX Level regelt den Effektanteil, und mit FX VAL1/FX VAL 2 werden die zwei wichtigsten Parameter des Effekts eingestellt. Es können zwar noch weitere im Edit Modus geregelt werden, aber für den schnellen Eingriff sind diese beiden zuständig. Beim Echo sind das beispielsweise mit Time die Verzögerungszeit und mit Feedback die Anzahl der Echo-Wiederholungen.
Rechts daneben befindet sich das Data Rad, die Steuerzentrale des Cyber Twins. Mit ihm können alle im Display angezeigten Parameter eingestellt werden. Nach dem Einschalten befindet sich der Amp im „Play-Modus“, der Sound-Name wird angezeigt, und mit dem Data-Rad können die verschiedenen Sounds angewählt werden. Drückt man dann einen der Taster AMP, EFFECTS oder UTILITY, die sich rechts neben dem Display befinden, dann erscheint eine neue Anzeige und der dargestellte Wert kann mit dem Data Rad verändert werden. Will man wieder zum Play-Modus zurückkehren, drückt man den Taster „Exit“. Genauer betrachtet sieht das Ganze dann doch nicht so kompliziert aus, wie man vielleicht zuerst denkt, aber hinter den FX und AMP Tastern verbergen sich eine Menge Einstellmöglichkeiten.

AMP- UND EFFEKT-MODELING
Im Vergleich zu anderen Modeling Amps oder Effektgeräten, die in einzelnen Preamp-Setups die Amp-Klassiker per Software nachbilden, geht der Cyber Twin noch einen Schritt weiter. Er bietet das Ganze sozusagen in Baukasten-Form an. Das Stichwort dazu heißt Virtual Tone Interpolation, abgekürzt VTI. Dabei kann die Schaltung dank einer virtuellen Leiterplatte verändert und so der Amp virtuell in seiner fundamentalen Architektur (Röhren, Widerstände, Kondensatoren, etc.) neu verdrahtet werden. Auf diese Weise werden die unterschiedlichen Amp-Klassiker simuliert. Hierfür sind drei Parameter einzustellen:

TONE, STACK und TYPE
Mit ihnen wird der Grundcharakter der Klangregelung nach den entsprechenden Amp-Vorlagen wie beispielsweise Tweed, Blackface, British oder Modern ausgewählt.
TONE STACK LOCATION
Hier wird eingestellt, ob sich die Verzerrungs-Stufe vor oder hinter der Klangreglung befinden soll.
DRIVE CIRCUITRY
Auswahl der Verzerrungs-Schaltung. Auch hier werden wieder ein paar entsprechende Amp Vorbilder genannt.
Durch diese drei Einstellmöglichkeiten kann man beispielsweise einen Sound erzeugen, der eine Marshall Klangreglung hat und die Verzerrung eines Twins, oder umgekehrt. Außerdem stehen 17 Parameter allein für den Amp-Sektor zur Verfügung. Daraus ergeben sich zwar jede Menge Soundmöglichkeiten, aber die Gefahr, den Überblick zu verlieren, ist ebenfalls recht groß.

Auch bei den Effekten wurde nicht gespart, hier können 43 unterschiedliche Einstellungen angewählt werden. Dabei handelt es sich zum Teil um einzelne Effekte wie Tape-Echo, Tremolo, Phaser und andere, aber auch um Kombinationen von zwei unterschiedlichen Effekten wie zum Beispiel Fuzz mit Pedal Wah oder Overdrive mit Tape Echo. Das bedeutet, dass man von den 43 Möglichkeiten eine auswählen und maximal zwei Effekte gleichzeitig nutzen kann. Die Einstellmöglichkeiten hierbei sind sehr komfortabel, denn es lassen sich fünf oder sechs Parameter pro Effekt regeln. Das Reverb gehört allerdings nicht dazu, denn es ist ein Teil der Amp-Sektion.

RÜCKSEITE
Die Rückseite beherbergt diverse Anschlussmöglichkeiten: Auf der linken Seite finden wir die Footswitch Buchse für den mitgelieferten Vier-Tasten-Fußschalter, mit dem die Quick Access Presets angewählt werden können. An die zweite Buchse kann per Klinkenstecker ein Expression-Pedal angeschlossen werden, das allerdings nicht zum Lieferumfang gehört. Mit der dritten Buchse wird ebenfalls per Klinke der mitgelieferte Fußschalter zum Ein- und Ausschalten des Reverbs verbunden. Warum man die beiden Schalt-Funktionen nicht in einen Fußschalter mit fünf Tastern gelegt hat, will mir allerdings nicht einleuchten. Zum Umschalten von MIDI Effekten und der Übertragung von Sysex-Daten gibt es die drei klassischen Anschlüsse IN, OUT und THRU. Mit ihrer Hilfe können selbst programmierte Sounds auf einen MIDI-Sequenzer oder Computer übertragen und so abgespeichert werden.

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An Ausgängen stellt der Cyber Twin SE einen Digital SPDIF-Ausgang mit Cinch-Buchsen zur Verfügung, außerdem zwei symmetrische XLR-Ausgänge mit geschalteter Speakersimulation für Recording oder den direkten Anschluß an die PA. Ein Kopfhörer-Ausgang in Stereoklinke und zwei Lautsprecher-Anschlüsse, ebenfalls mit Klinkenbuchsen, komplettieren den Kontakt nach Außen. Und falls man doch einmal sein geliebtes Effektpedal oder einen Multieffekt benutzen möchte, kann man diese über den Effekt Loop mit integrierter Pegelanpassung (-10 dBV/+4 dBu) anschließen.

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Praxis
Wie ihr bereits festgestellt habt, ist der Cyber Twin eigentlich kein Amp, bei dem man das Kabel reinsteckt, aufdreht und losrockt. Na ja, das geht auch, denn die Bedienoberfläche sieht ja vertraut aus und mit der „Old school“-Klangregelung kann man sofort den Sound verändern und ins Geschehen eingreifen. Also machen wir doch mal den „Idioten-Test“, schließen das Ding an, stellen uns ganz dumm und sehen mal, was so passiert …
Der Amp kommt mit den schon erwähnten zwei Fußschaltern, die ich aber erst einmal links liegen lasse. Das Gleiche gilt für die Bedienungsanleitung – ein dickes, spiralgebundenes Din-A4-Buch, das mir etwas Angst einjagt. Dass die Sorge weitestgehend unbegründet ist, erfahre ich, als ich mich irgendwann überwinde und den Schinken doch einmal zur Hand nehme: Bei sechs Sprachen entfallen auf jede gerade einmal 33 Seiten!
Aber zurück zum Test. Der Verstärker ist verkabelt, wird eingeschaltet, und das erste Preset mit dem Namen „Stadium Rock“ schallt mir entgegen. Und so klingt es auch, Tonnen von Hall und Delay. Gut geeignet für Lead Sounds mit lang gehaltenen Tönen, aber nix für knackige Rock-Achtel-Rhythmen (Cyber Tw-Stadium FX).

Audio Samples
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Cyber Tw Stadium FX Cyber Tw Stadium Dry

Mal sehen, wie schnell die überladenen Effekte reduzierbar sind, und zuerst einmal den Hall ausschalten. Das ist recht einfach, ich drehe am Reverb-Regler, sofort wird der eingestellte Wert im Display angezeigt und jede kleine Änderung wird auch dort übernommen. Nicht schlecht, also mal ganz raus damit! Jetzt noch das Delay aus – hierfür haben wir den Regler FX Level unter dem Display. Der steht im Moment auf 5,5 von 10, was schon recht viel ist. Jetzt allerdings wird er auf null gestellt und wir erhalten folgenden Sound (Cyber Tw-Stadium Dry).

Das klingt schon wesentlich Band-tauglicher. Wenn man nun noch etwas an Gain oder Klangreglung herumschrauben möchte, dann wird das in der altvertrauten Art erledigt: Am Regler drehen, der Klang verändert sich, und die jeweilige Position wird auch im Display angezeigt, einmal als kleiner Regler und zum anderen in Balkenform. Die Werte des Reglers werden sofort übernommen.
Das war kein großer Akt, jetzt möchte ich mal den Sound wechseln und mein Bediener-Instinkt sagt mit, dass dafür das große Data-Rad unter dem Display zuständig ist. Richtig geraten, beim Drehen wird nicht nur der Sound gewechselt, sondern bis auf den Master auch die Einstellung der einzelnen Regler! Motorfader ist hier das Stichwort. Es dauert zwar etwa zwei Sekunden, bis alle ihre neue Position eingenommen haben, aber der Sound ist sofort da.
Hier ein paar Beispiele aus den Preset Sounds.
Der typische Twin Reverb Sound mit viel Hall und Tremolo (Cyber Tw-Twin).
Als Nächstes kommt ein simulierter Leslie Effekt, der dem Fender Vibratone, einem Amp mit einem rotierenden Lautsprecher, nachempfunden ist (Cyber Tw-Vibratone).

Audio Samples
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Cyber Tw Twin Cyber Tw Vibratone Cyber Tw Lead

Im Display werden die wichtigsten Informationen zum angewählten Sound angezeigt. In der ersten Zeile sind es die Speichernummer und der Name des Sounds. In der zweiten Zeile finden wir Informationen zum Tone Stack, dem Grundcharakter der Klangregelung, zur Tone Stack Position, die über die Klangregelung vor oder hinter der Verzerrung bestimmt, und zum Effekt. Um das Ganze zu verstehen, muss dann doch ein Blick in die Bedienungsanleitung geworfen werden, die aber sehr gut und kurz Auskunft über Klangstruktur und Effekte gibt.  Hier noch ein Sound mit britischer Klangcharakteristik (Marshall-Style) mit viel Gain, Sustain und Delay (Cyber Tw-Lead).

Auch für moderne, tiefer gestimmte Sounds ist der Cyber Twin zu haben. Die Bässe werden sehr klar wiedergegeben und trotz hoher Verzerrung klingt nichts matschig. Beim folgenden Beispiel kam eine Bariton-Gitarre zum Einsatz.
(Cyber Tw-Bariton).
Es geht sogar noch tiefer, nämlich mit einem Octaver. Generell ist die Klangqualität der Effekte überzeugend, die Feineinstellung ebenfalls. Hier ein Beispiel für einen modernen Britischen Amp mit einem Octaver und Tape Delay (CyberTw-Octave) .

Audio Samples
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Cyber Tw Bariton Cyber Tw Octave Cyber Tw Blues

Es fällt leider auf, das die Preset Sounds aus dem Fender Custom Shop (C00-C99) sehr effektüberladen sind. Hier ist für den alltäglichen Bandgebrauch doch etwas Finetuning nötig. Viel interessanter sind die 50 Sounds aus der „Your Amp Collection“ (A00-A49). Hier wurden die Tone Stack Einstellungen nach Vorgabe von Amp-Klassikern festgelegt, und zwar ohne viel Effekte. Dabei überwiegen selbstverständlich Fender Amps. Hier das Beispiel einer Twin Reverb-Simulation mit einer ES-335 (Cyber Tw-Blues).

(Weitere Soundbeispiele gibt es auf der nächsten Seite)

Der typische Rock´n´Roll oder Rockabilly Sound kann mit einem simulierten Bassman und einer Gretsch authentisch erzeugt werden. Damit das Ganze noch echter wirkt, habe ich den Tape Delay Effekt bei der Lead Gitarre hinzugefügt (Cyber Tw-Rockabilly).
Eine weitere Amp-Legende kommt mit etwas mehr Gain und dynamischer Verzerrung. Hierfür ist der Parameter Drive Circuitry zuständig. Je nach Einstellung erzeugt er eine eher höherfrequente Fender Verzerrung (Blackface Tube), oder auch ein modernes Rock-Brett mit wenig Dynamik, aber hohem Verzerrungsgrad (Extreme). Hier das Beispiel eines leicht angezerrten Deluxe Reverb Amps mit einer Tele (Cyber Tw-Stoned).

Audio Samples
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Cyber Tw Rockabilly Cyber Tw Stoned Cyber Tw StratSG

Nimmt man das andere Extrem, einen High Gain Sound mit modernem britischen Tone Stack, dann ist nix mehr mit Dynamik. Sogar der Unterschied zwischen Strat und SG ist kaum noch auszumachen, es bläst, aber der Klangcharakter der Gitarre wird platt gemacht. Ihr hört jetzt das gleiche Riff mit der gleichen Soundeinstellung, zuerst mit der SG eingespielt und dann mit der Strat.
(Cyber Tw-StratSG).

So klingt es aber tatsächlich nur bei den extremen Einstellungen von Tone Stack und Drive Circuitry. Bei der Nachbildung der Fender Amps hat man sich etwas mehr Mühe gegeben.

Audio Samples
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Cyber Tw Vox Cyber Tw JMP Cyber Tw Bogner

Aber der Cyber Twin ist in der Tat sehr vielseitig und kann sehr unterschiedliche Genres bedienen. Hier sind nochmal drei Hörbeispiele, die das deutlich machen. Zuerst eine Vox Simulation, fast clean eingestellt für Blues oder Funk (Cyber Tw-Vox). Dann eine Marshall JMP Simulation, gut für Classic Rock geeignet(Cyber Tw-JMP). Und mit der Nachbildung eines Bogner Überschall zum Schluss noch was für die Metaller (Cyber Tw-Bogner).

Abschließend auch hier die typische Überprüfung der dynamischen Bandbreite des Cyber Twins. Das Audiobeispiel ist aber nicht flächendeckend für den ganzen Amp, denn jede Einstellung zur Drive Circuitry, dem Verzerrungsverhalten, hat schließlich auch ihre eigene Form der Dynamik. Ich habe für diesen Test die Nachbildung der Schaltung eines Marshall JTM 45 benutzt, den Gain Regler voll aufgedreht und zuerst mit heruntergeregeltem Volume an der Strat gespielt, dann die Lautstärke an der Gitarre voll aufgedreht. Hier das Ergebnis (Cyber Tw-Dyna Pot):

Audio Samples
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Cyber Tw Dyna Poti Cyber Tw Dyna Pick Cyber Tw Chords

Das kann sich hören lassen, von fast clean bis voll verzerrt ist alles möglich, sehr gut! Weiter geht es mit der Anschlagsdynamik. Ich schlage erst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick an, bei gleichem Sound mit viel Gain.
(Cyber Tw-Dyna Pick). Auch hier gibt es nichts zu beanstanden, jede Nuance in Klang und Dynamik wird sehr gut übertragen. Jetzt noch der Test zur Akkordverständlichkeit bei gleichem Sound. Die Akkorde E, G, D, A werden nacheinander angeschlagen und sollten als solche noch zu erkennen sein (Cyber Tw-Chords).

Test bestanden, die Akkorde sind trotz hoher Verzerrung klar zu erkennen. Fast hätte ich es vergessen, aber sämtliche Aufnahmen wurden über den Line Out mit der internen Speaker Simulation gemacht.

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FAZIT
Nicht schlecht, was die Entwickler von Fender da geleistet haben. Ehrlich gesagt dachte ich bei den ersten Preset Sounds: „Was ist denn das für ein effektüberzüchtetes Monster ohne Druck und Sound …“. Aber je mehr ich mich mit dem Amp auseinandergesetzt habe, umso mehr habe ich ihn schätzen gelernt. Das Konzept mit der Basiseinstellung über die drei Kategorien Tone Stack Type, Tone Stack Location und Drive Circuitry funktioniert, und es erlaubt neben der Nachbildung von Amp-Klassikern auch neue Kombinationen, die interessante Sounds hervorbringen. Auch die Effekte sind von sehr guter Qualität und mit fünf bis sechs Parametern pro Effekt sehr gut einstellbar. Man sollte aber schon etwas Zeit mitbringen, wenn man die Stärken des Amps richtig kennenlernen möchte, denn bei so vielen Möglichkeiten dauert es manchmal, bis man alles verstanden hat. Für diese Menge ist die Bedienung noch relativ überschaubar. Vor allem empfehle ich, sich beim Antesten nicht von den effektüberladenen Custom Shop Presets irritieren zu lassen, denn die Sounds der „Your Amp Collection“ (A00 -A49) geben einen guten Überblick über die Basis-Sounds und die Vielseitigkeit dieses Verstärkers. Gerade für Gitarristen in Top-40-Bands oder im Studio ist der Fender Cyber Twin sehr interessant. Mit seinen 2 x 65 Watt ist der Schalldruck absolut bühnentauglich und durchsetzungsfähig, der Line Out mit angeschlossener Spakersimulation ist ebenfalls gut.
Leider ist die Fernbedienung mit den beiden mitgelieferten Fußschaltern eingeschränkt, da empfiehlt sich die Investition in den Cyber Foot-Controller von Fender.
Wer aber glaubt, mit dem Cyber Twin alle alten Fender Amps originalgetreu simulieren zu können, der täuscht sich. Macht man den A-B-Vergleich beispielsweise mit einem alten Twin, dann merkt man sehr schnell den Unterschied. Der „Alte“ ist wesentlich direkter, wärmer und hat einfach mehr Druck und Ton. Wer aber einen guten Modeling-Amp mit Effekten sucht, der sollte den Cyber Twin unbedingt antesten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Soundvielfalt
  • Dreigeteiltes Modeling Konzept (Tone Stack Type, Tone Stack Location, DriveCircuitry)
  • Dynamik
Contra
  • Fußbedienung
  • Preset-Sounds ohne Druck
Artikelbild
Der Fender Cyber Twin SE Test
Für 1.698,00€ bei
Technische Daten Cyber Twin SE
  • Hersteller: Fender
  • Modell:Cyber Twin SE
  • Typ: Modeling Amp mit Vorstufen Röhren und Effekten
  • Röhren: 2 x 12AX7WC (Groove Tubes)
  • Leistung: 2 x 65 Watt
  • Modelle: 6 x Tone Stack Type, 16 x Drive Circuitry, 43 Effekteinstellunge
  • Regler: Trim, Gain, Volume, Treble, Middle, Bass, Presence, Reverb, Master
  • Display: Grafisches LCD Display, 120 x 30 mm
  • Speicherplätze: 150 Preset, 100 User Speicherplätze
  • Anschlüsse: Input, Kopfhörer, Footswitch (2) Expression, Line Output (R&L-XLR), Speaker Out (Klinke), Digital Out (Cinch), MIDI IN/ OUT/ THRU, Loop Return (L&R-Klinke), Loop Send (Klinke)
  • Maße: 664 x 464 x 308 (B x H x T)mm
  • Gewicht: 25 kg
  • Lieferumfang: Fußschalter (vier Schalter), Fußschalter (ein Schalter), Handbuch
  • UVP: 2076,- Euro
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