Bereits seit 1984 versorgt der amerikanische Hersteller Alesis die Musikindustrie mit seinen oftmals innovativen Produkten. Insbesondere die Erfindung der digitalen ADAT Mehrspur-Bandmaschinen verhalf den Kaliforniern zu internationalem Erfolg. Eines der proklamierten Firmenziele von Alesis ist es, hochwertiges Studio-Equipment herzustellen, das obendrein für Jedermann erschwinglich sein soll. Mit dem MultiMix16USB 2.0 stellt man nun einen weiteren günstigen „All-in-One Mixer“ für den Live- und Recording-Gebrauch vor.
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Es handelt sich bereits um die vierte Generation von Alesis-Mischpulten mit eingebautem Audio-Interface, die seit 2004 auf dem Markt erhältlich sind. Was man genau unter einem solchen „All-in-One Mixer“ zu verstehen hat, und für wen sich der Kauf lohnt, wollen wir nun klären.
Der in Taiwan gefertigte Kalifornier präsentiert sich im dunkelgrauen Aluminiumgehäuse. Seine Seitenteile entzücken durch massiven schwarzen Kunststoff. Besonderer Blickfang sind das knallige Blau und Rot der Potis sowie die silbern glänzenden Kanalfader. Ob im Homerecording-Studio, im Proberaum oder auf der Bühne – mit seinen Abmessungen von 331x386x80mm dürfte sich für den All-in-One Mixer ein hübsches Plätzchen finden lassen. Trotz der zahlreichen mittlerweile etablierten Anglizismen im Musikjargon sollte man der englischen Sprache mächtig sein, wenn man die ausführliche Bedienungsanleitung lesen möchte. Mit im Lieferumfang enthalten sind das passende Netzteil sowie eine Steinberg Cubase LE Version. Optional ist ein passendes Rackmount-Kit im Handel erhältlich.
Der Multimix16 USB 2.0 verfügt, wie der Name bereits impliziert, über 16 Eingangskanäle, davon acht Mono Mikrofon- oder Line-Eingänge und vier Stereo–Lineeingänge. Außerdem beherbergt er ein eigenes Effektgerät und eine USB 2.0 Schnittstelle, die das Pult zum vollwertigen Audio-Interface macht. Dazu später mehr. Alle Ein- und Ausgangsbuchsen befinden sich auf der oberen Gehäusefrontseite. Lediglich der Anschluss für das mitgelieferte Netzteil und der Power-Schalter sowie die USB-Buchse und ein Schalter für die 48 Volt Phantomspeisung finden sich auf der Stirnseite des Pultes.
Wenden wir uns zunächst dem Signalfluss der Mikrofon-Kanäle zu:
Das zuschaltbare Hochpassfilter beschneidet zunächst Trittschall unterhalb der Grenzfrequenz von 75 Hz, bevor das Signal mit dem Gain-Regler vorverstärkt werden kann. Bis auf das Hochpassfilter und das Gain-Poti sind alle nachfolgenden Features auch identisch mit den Stereo-Linekanälen.
Der dreibandige Equalizer mit den blauen Potis arbeitet mit feststehenden Frequenzen von 12 kHz in den Höhen, 2,5 kHz in den Mitten und 80 Hz in den Bässen. Dadurch sind natürlich nur grobe Klangeingriffe möglich. Die maximale Anhebung oder Absenkung pro Band beträgt 15 dB. Die Bässe und Höhen nutzen hierbei ein Shelving-Filter, das Mittenband arbeitet mit einem Peak-Filter. Pro Kanalzug stehen zwei Aux-Sends mit roten Potikappen zur Verfügung. Aux A kann wahlweise pre oder post Fader geschaltet werden. Aux B arbeitet fest post Fader und regelt gleichzeitig auch den Signalanteil, der an das interne Effektgerät des MultiMix geschickt wird.
Mit dem Panorama-Regler wird das Signal wie üblich im Stereobild positioniert. Direkt darunter befindet sich ein kleiner PFL/Solo-Schalter, mit dem das Signal entweder vor dem Fader abgehört werden kann (PFL) oder isoliert vom Mix zu hören ist (Solo). Der Mute / Alt 3/4 Schalter schaltet den Kanal stumm und routet das Signal dabei gleichzeitig an den Stereo-Subgruppenbus Alt 3/4. Die 60 mm langen Fader fühlen sich gut an und haben einen angenehmen Widerstand.
In & Out Die Ein- und Ausgänge der Mixer-Patchbay sind bis auf den 2-Track als Klinkenanschlüsse ausgeführt. Der 2-Track In/Out nutzt hingegen die übliche Cinch-Verbindung. Hier finden sich außerdem die beiden Aux-Sends A und B sowie zwei Stereo-Returns. Ausgangsseitig stehen neben dem Kopfhörerausgang drei Stereo-Buchsen zur Verfügung: Main Mix, Controlroom und die Subgruppe Alt 3/4. Wünschenswert wäre ein symmetrischer Hauptausgang als XLR-Ausführung gewesen, der beispielsweise bei Live-Anwendungen den zusätzlichen Einsatz einer Stereo-DI-Box ersparen würde. Die Masterschiene beherbergt zwei achtstellige Pegel-LEDs, zwei Potis für die Aux-Returns, den Master– und den Subgruppenfader sowie einige Taster, die verschiedene Routingaufgaben erfüllen.
Effektsektion Das interne Effektgerät arbeitet mit einer Auflösung von 28 Bit und stellt insgesamt 100 Presets zur Verfügung. Darunter finden sich Hall, Room, Plate und Chamber-Reverbs, verschiedene Delays genauso wie einige Modulationseffekte, Chorus, Flanger und Pitch. Die letzten 20 Speicherplätze belegen die beiden Kategorien Multi und Multi 2, die eine Kombination der verschiedenen Effekten darstellen. Solange keine Steckerverbindung am Stereoeingang von Aux Return B anliegt, wird das interne Effektgerät über Auxweg B mit Signalen versorgt. Besteht die Steckerverbindung, wird das Effektgerät deaktiviert und macht sozusagen dem extern anliegenden Gerät Platz.
Die Klangqualität der Effektprogramme ist durchaus brauchbar. Man hat jedoch leider keinen Einfluss auf einzelne Effektparameter der Programme, wie zum Beispiel Zeitkonstanten oder Modulationsraten. Wer Pech hat, findet eben nicht das passende Delay zur Sechzehntel-Gitarre und muss notgedrungen ein anderes Songtempo wählen.Schade ist auch, dass der Hersteller keine Details zu den Effekten in der Bedienungsanleitung beschreibt. Hier findet sich lediglich eine grobe Übersicht zu den Hauptkategorien.
Wie mittlerweile bei fast allen Plug&Play USB-Geräten, verlief auch der erste Anschluss des Multimix 16 und die Treiberinstallation schnell und ohne Probleme. Nach Auswahl des Audiotreibers stehen dem Anwender die 16 Einzelkanäle sowie die Stereo-Summe als Eingänge in der Softwareumgebung im Rechner zur Verfügung. Ein Stereo-Rückweg macht das Abhören der Aufnahmen möglich.
Der ASIO-Treiber unterstützt Samplingraten von bis zu 96 kHz bei einer maximalen Auflösung von 24 Bit. Die niedrigste Latenzzeit beträgt 3,9 ms am Eingang und 4,9 ms am Ausgang des Interfaces. Im Test erwies sich der MultiMix 16 USB als stabiler Partner: auch bei gleichzeitiger Aufnahme aller 18 Kanäle mit der höchstmöglichen Auflösung und der kleinsten Latenz waren keine Aussetzer zu vermelden, die Aufnahmequalität ist für ein Gerät dieser Preisklasse erstaunlich gut.
Das Audiomaterial klingt sauber, detailliert und neutral – Der Rauschabstand der Preamps ist ausreichend, um auch bei hoher Vorverstärkung gute Ergebnisse zu erzielen. Und auch der Eq ist trotz seiner feststehenden Frequenzbänder durchaus für erste feine Klangkorrekturen zu gebrauchen. Die Höhen fangen auch bei kräftigem Hub nicht an zu rauschen, die Bässe klingen warm und satt. Bei detaillierte Frequenzverbiegungen ist man besser mit einem EQ-Plugin beraten – zum Beispiel einem aus dem mitgelieferten Audiosequenzer Cubase LE. Die internen Effekte lassen sich nicht separat, dafür aber zusammen mit der Stereosumme aufnehmen. Der Signalabgriff erfolgt im übrigen erst nach den Pult-Fadern, das bedeutet, dass sämtliche EQ-Einstellungen und das Trittschallfilter sowie die Faderstellungen Einfluss auf das Aufnahmematerial nehmen.
Mischpult, Audio-Interface und Effektgerät – das sind ja gleich drei Dinge auf einmal. Das geht nun wirklich nicht! Doch, das geht, und Alesis zeigt mit diesem All-in-One Konzept, dass das alles in ordentlicher Qualität und zu einem vernünftigen Preis zu haben ist. Ob im Proberaum, als kleiner Live- oder Keyboard-Submixer oder im Projektstudio – die Anwendungsgebiete sind vielseitig denkbar. Professionelle Anwender werden einige Features wie fehlende Inserts oder symmetrische Ausgänge vermissen, und auch mit den feststehenden Frequenzbändern des Equalizer lassen sich natürlich keine detailreichen Klangeingriffe gestalten. Wer auf diese Vorzüge nicht verzichten möchte, muss dafür oft deutlich tiefer in Tasche greifen.
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
All-in-One Konzept für verschiedene Anwendungsbereiche
Preis-Leistung
Audio-Qualität der Wandler
Contra
Bedienungsanleitung liegt nur in englischer Sprache bei
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