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Egnater Rebel 30 212 Test

Mit dem Rebell 30 212 habe ich bereits den zweiten Egnater-Amp meiner Laufbahn vor der Flinte – diesmal in der Darreichungsform Combo. Und nachdem schon das Rebell-20 Head ein ziemlich ordentliches Pfund geliefert hat, werde ich beim größeren Bruder mit dem Aufdrehen der Gesamtlautstärke von vornherein etwas vorsichtiger sein. Man lernt ja bekanntlich nie aus.

Bei mir hat Egnater also jetzt schon den Ruf, mehr zu leisten als tatsächlich draufsteht. Aber Lautstärke ist natürlich nicht alles. Doch keine Sorge: Wie das Ganze im Endeffekt klingt, untersuchen wir im folgenden Test in aller Ausführlichkeit.

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DETAILS

Gehäuse/Optik
Das Gehäuse des Rebell-30 kommt in geschlossener Bauweise und besteht aus 18 mm starkem Birken-Sperrholz. Genau wie seine Brüder verhüllt sich auch der „30 212“ in teils schwarzem, teils cremefarbenem Vinyl. Den Schutz der Ecken übernehmen schwarze Metall-Schoner. Der Combo bringt satte 18 kg auf die Waage, da freut man sich, dass die Transport-Optionen beim Rebel 30 212 glücklicherweise recht üppig ausfallen. Es gibt einen Griff auf der Oberseite und zwei Klappgriffe (wie bei Flightcases) an den Seiten, mit denen sich der Verstärker wesentlich besser tragen lässt, als zum Beispiel mit Schalen- oder dem Standard Marshall-Griff. Wer seinen Amp oft zu transportieren hat, wird das sicher sehr zu schätzen wissen. All jene, die keine Lust auf Bodybuilding haben, können den Rebel-30 alternativ aber auch auf den mitgelieferten Rollen bewegen. Diese werden auf eine Metallschiene geschoben und lassen sich somit schnell und ohne großen Aufwand montiert/demontiert. Ohne Rollen steht der Combo auf stabilen Gummifüßen (15 mm hoch, 28 mm ø).

Die komplette Frontseite des Combos ist mit Boxenbespannstoff überzogen, auf dem das weiße Egnater-Logo prangt. Dahinter verbergen sich die beiden 12“-Lautsprecher, ein Egnater Elite 80 und ein Celestion Vintage 30. Wie es sich für einen typischen Top-Loader gehört, finden wir das Bedienfeld hinten auf der Gehäuse-Oberseite leicht abgesenkt montiert. Dadurch sind sämtliche Regler gut geschützt. Wenn man dann noch die sehr gut gepolsterte Hülle beim Transport über den Amp stülpt, kann dem Rebellen selbst im Bandbus nichts mehr passieren. Bei Egnater scheinen Leute am Werk zu sein, die sehr nahe am praktischen Geschehen des Musikers on the road sind. Gutes Ding!

Aber auch bei der Röhrenbestückung wurde nicht gespart. In der Vorstufe glühen fünf 12 AX7, den nötigen Endstufendampf liefern je zwei 6V6 und zwei EL84. Die Röhren sind gut zu erreichen und lassen sich entsprechend schnell und stressfrei wechseln. Die vier Vorstufenröhren warten hinter einem Metallgitter an der Rückseite, die fünfte Vorstufenröhre und die Endstufenröhren glühen hinter dem großen Metallgitter, das sich über die komplette Breite der Rückseite zieht. Die Besonderheit bei den Egnater Amps ist die Tube Mix Funktion. Mit diesem Regler kann man das Mischungsverhältnis der Endstufenröhren regeln und somit noch mal feine Soundnuancen einstellen. Die 6V6 hat einen Fender-artigen Charakter, brillant und sehr clean. Die EL84 kommen eher britisch rüber – mittig und mit etwas mehr Verzerrung. Mit Hilfe des Tube-Mix Reglers lassen sich Cocktails beider Zutaten mischen.

Bedienfeld
Der Amp ist zweikanalig mit separater Klangregelung aufgebaut. Dabei ist Channel 1 für die Clean-Sounds zuständig und kann mit Volume, Bass und Treble eingestellt werden. Des Weiteren finden wir auf der linken Seite noch einen kleineren Regler, mit dessen Unterstützung sich die Ausgangsleistung des Kanals von 1W bis 30W regelbar lässt. Das ist sehr praktisch, denn möchte man den Channel 1 leicht zum Zerren bringen, muss der Volume-Regler doch relativ weit aufgedreht werden – dann ist der Amp allerdings auch schon recht laut. Und genau hier kommt der Leistungsregler ins Spiel. Regelt man mit seiner Hilfe die Leistung herunter, erhält man eine hübsche Portion Endstufenzerrung in moderater Lautstärke.

Weiter geht es mit dem zweiten Kanal, der grundsätzlich schon etwas heißer klingt und für die Zerrsounds verantwortlich ist. Hier steht eine Dreiband-Klangregelung mit Bass, Middle und Treble zur Verfügung. Verzerrungsgrad und Lautstärke werden mit Gain und Volume eingestellt. Auch dieser Kanal hat einen Leistungsregler, mit dem man sich stufenlos zwischen 1W und 30W bewegen kann. Dank des Teams aus gleich drei „Lautstärke-Controllern“ lassen sich sehr variable Sounds mit unterschiedlichsten Vor- und Endstufenzerrungen einstellen – das Ganze jeweils von Zimmerlautstärke bis volle Lotte. Zur Feinjustierung des Klangs bietet jeder Kanal noch einen Bright- und Tight-Schalter. Bright hebt die Höhen an, mit Tight werden die tiefen Bassfrequenzen abgesenkt. Der Verstärker klingt dann kompakter und knackig, und der Bassist bekommt auch noch etwas Platz im Frequenzspektrum. Ganz links finden wir noch einen 3-fach Schalter mit der Beschriftung: Play – Standby – Silent Record. Neben den Standard-Funktionen „Standby“ und „normalem Spielbetrieb“ schaltet die Position „Silent Record“ die Lautsprecher aus und zeitgleich den integrierten Lastwiderstand an. Jetzt kann man über den frequenzkorrigierten Recording-Out aufnehmen,  ohne dass der Rebell-30 im Regieraum lärmt oder die Hütte wegen fehlender Last zuqualmt. Sehr gute Funktion.

Rückseite
Der Main-Schalter des Amps befindet sich auf der Rückseite neben der Buchse für das Euro-Netzkabel. Daneben parken die beiden Lautsprecher-Anschlüsse für die internen Speaker und eine externe Box. Mit einem Schieberegler kann die jeweilige Impedanz zwischen 4, 8 und 16Ω ausgewählt werden. Nächster Stop auf dem Back-Panel ist die XLR-Buchse für den Recording-Out, die ein frequenzkorrigiertes Line-Signal ausgibt. Ein Speakersimulator ist vorgeschaltet. Der eingebaute Digital-Reverb ist für jeden Kanal mit einem einzelnen Regler separat einstellbar. Beim Kanalwechsel ist der Effekt so programmiert, dass er nachklingt und nicht abgeschnitten wird. Der Hall-Effekt lässt sich auch über den mitgelieferten Fußschalter ein- und ausschalten. Neben dieser Funktion können mit dem Schalter auch die Kanäle gewechselt werden. Ganz links auf der Rückseite finden wir noch die beiden Buchsen für den seriellen Effektloop, Send und Return.

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PRAXIS
Den Praxistest habe ich zweigeteilt durchgeführt. Zuerst hört ihr Aufnahmen über den integrierten Recording-Out, dann kommen die Beispiele, bei dem die Lautsprecher mit einem Mikrofon abgenommen wurden. Wir beginnen mit den Clean-Sounds des ersten Kanals.

Die Einstellung mit 6V6 Endstufenröhren-Befeuerung bringt einen sehr klaren Ton. Egnater hat sich hier sehr stark an den beliebten Fender-Sounds orientiert. Die Klangregelung (Bass und Treble) steht mittig auf 12 Uhr, Volume ist auf 8 Uhr eingestellt. Mit eingeschaltetem Speaker gibt der Verstärker einen klaren Sound mit angehobenem Bassbereich in guter Zimmerlautstärke von sich. Als Leistung wurde 30 Watt ausgewählt. So klingt das Ganze über den Recording-Out.

Audio Samples
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Clean

Logisch, dass man den Sound aus dem Recording-Out über die Studio-Abhöre nicht 1:1 mit dem Klang aus den beiden 12“-Lautsprechern vergleichen kann, aber die Charakteristik wurde schon sehr gut getroffen. Möchte man den Bassbereich etwas ausdünnen, kommt der Tight-Schalter ins Spiel. Er senkt die Frequenzen um 180 Hz ab, sodass der Verstärker anschließend noch etwas definierter und knackiger klingt. Diese Einstellung würde ich auf jeden Fall innerhalb der Band auf der Bühne wählen. 

Audio Samples
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Tight

Die Höhen können mit dem Bright-Switch noch etwas angehoben werden. Das geschieht relativ breitbandig bei 4 kHz. Der Sound wird wesentlich brillanter, und man erhält einen sehr klaren Ton.

Audio Samples
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Bright

Wenn man beide Schalter aktiviert, klingt das folgendermaßen:

Audio Samples
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Tight u0026 Bright

Durch die Kombination dieser zusätzlichen Schalter lässt sich der Sound sehr einfach, aber extrem effektiv verfeinern. Positiv ist auch, dass dies getrennt für beide Kanäle einstellbar ist.  

 Der Reverb (für beide Kanäle getrennt einstellbar) klingt sehr warm und vor allem dezent. Hier ist ein Beispiel mit sehr weit aufgedrehtem Hall (15 Uhr). Der Klang wird größer und räumlicher, aber der pure Gitarrensound ist immer noch klar und deutlich im Vordergrund, von Hallbrei keine Spur. Auch das Ausklingen des Reverb-Effekts erfolgt sehr klar und sauber – kein billiger Digital-Effekt mit Aussetzern in der Hallfahne.

Audio Samples
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Clean Reverb

Bisher hatte ich bei allen Beispielen die 6V6 Röhren in der Endstufe im Betrieb. Jetzt wechseln wir mal den Kanal und widmen uns den angezerrten Tönen. Eine Tele über Channel 2 und Tube Mix in der Mitte, also eine Kombination aus 6V6 und EL84, erzeugt einen schönen Crunch-Sound. Harte Anschläge werden mit einer crispen Verzerrung und leichter Endstufenkompression belohnt. Da kommt Freude auf, denn der Amp reagiert wirklich gut auf das gelieferte Gitarrensignal. Gain stand hierbei auf 12 Uhr, Bright und Tight sind aktiviert.

Audio Samples
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Crunch

Mit diesem leicht angezerrrten Ton können Sounds in Richtung Hendrix und Chili Peppers bestens erzeugt und gespielt werden.

Audio Samples
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Crunch Funk

Bei voll aufgedrehtem Gain in Verbindung mit einer SG macht der Recording-Out nicht mehr so eine gute Figur. Der Klang wirkt etwas undynamisch und platt.

Audio Samples
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Max.Gain Line-Out

So, kurze Umbau-Pause. Der Amp wird mit einem CAD E-100 mikrofoniert, das ich direkt vor den Vintage 30 Speaker stelle. Die Einstellung am Verstärker wurde beibehalten, und wir bekommen jetzt auch einen besseren Eindruck vom „wahren“ Klang des Rebel 30 212. Ein sehr fetter Classic Rock Sound tönt und dröhnt aus den Lautsprechern. Vor allem, wenn man die EL84 Röhren zum Glühen bringt, wird der Charakter sehr dreckig britisch.

Audio Samples
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Max. Gain Mic

Die Obertöne werden wirklich ausgezeichnet übertragen, und der Verstärker spricht auf jede Spielnuance detailgetreu an. Das gilt selbstverständlich auch für den Clean-Channel. Ich habe jetzt Tight und Bright wieder aktiviert, der Sound kommt knackiger rüber, und die tiefen Saiten werden besser übertragen. Es dröhnt nicht so sehr…

Audio Samples
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SG Riff

Zeit,  die Klangregelung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Zuerst checken wir die Auswirkung des Treble-Reglers. Zu diesem Zweck habe ich Bass und Middle auf 12 Uhr und den Treble-Regler zuerst auf 7, dann auf 12 und abschließend auf 17 Uhr Position eingestellt.

Audio Samples
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Treble

In der ersten Hälfte (von 8 bis 12 Uhr) tut sich nicht viel…  Dann wird der Regler aktiver und der Wirkungsgrad erhöht sich. Die Centerfrequenz liegt bei ca. 3 kHz.

Der Middle-Regler ist schon etwas linearer in der Auswirkung, hier ist die Klangveränderung in jeder Einstellung klar hörbar. Auch die Reichweite des Reglers geht recht hoch. Das wird stark hörbar, wenn die Mitten komplett zurückgenommen werden, der Ton wird sehr dumpf.  Hiermit lässt sich gut arbeiten, und man kann sehr unterschiedliche Zerrsounds erzeugen.

Audio Samples
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Middle

Die Bässe werden breitbandig um 200 Hz geregelt, und der Regler arbeitet ähnlich linear wie der Mitten-Regler.

Audio Samples
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Bass

Die Ansprache und Tonwiedergabe, egal ob Clean oder verzerrt, ist wirklich ausgezeichnet, jede Spielnuance und Anschlagsstärke übertragt der Verstärker 1:1. Hier geht kein falscher Ton verloren… Ihr hört ein Beispiel bei dem ich zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen habe. Das Spielgefühl ist hierbei wirklich hervorragend. Mit Fingern angeschlagen bekommt man einen weichen angezerrten Ton. Mit dem Pick wird es dann höhenbetonter und die Verzerrung klingt aggressiver.

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Dyna Pick

Zum Abschluss hört ihr den Rebel-30 noch im Bandkontext mit seiner großen Stärke, den crispen Crunch-Sounds á la Keith Richards und Konsorten. Auch hier gibt es keine Beanstandungen. Der Sound setzt sich sehr gut durch – sowohl bei Aufnahmen, als auch im Bandgefüge auf der Bühne.

Audio Samples
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Stoned Rebel
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FAZIT
Ein feiner Amp ist er, der Rebel-30. Die 30 Watt reichen locker für Band, Proberaum und Bühne aus. Hier gibt es aber mal gar keine Probleme mit der Durchsetzungsfähigkeit. Bei den verzerrten Sounds sowieso nicht und im Clean-Bereich ist der Spielraum bis zur einsetzenden Endstufen-Zerre hoch genug. Sehr positiv ist die Möglichkeit, die Leistung für jeden Kanal getrennt (!)  von 30 Watt auf 1 Watt herunterregeln zu können und somit noch eine gute Portion Endstufenkompression mitzunehmen, ohne dass einem gleich die Ohren abfallen. Besonders bei den Clean-Sounds klingt das sehr angenehm. Ansprache und Dynamik des Amps sind erstklassig, und mit der gut arbeitenden Klangregelung lassen sich die unterschiedlichsten Sounds realisieren. Stilistisch ist der musikalische Einsatzbereich des Rebel 30 212 breit aufgestellt, allerdings siedelt sich der Verzerrungsgrad eher im mittleren Bereich an. Hi-Gain und Metal-Sounds muss man mit einem zusätzlichen Booster oder Verzerrer erzeugen. Die Ausstattung mit Recording-Out, Silent Recording, getrennt regelbarem Reverb und Effekt-Loop ist üppig. Vor allem der Tube Mix Regler, mit dem man das Verhältnis der beiden Endstufenröhrenpaare (6V6 und EL84) nahezu stufenlos einstellen und mischen kann, ist eine willkommene Klangverfeinerung. Das Preis/Leistungsverhältnis ist gut.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Recording-Out mit Silent Recording
  • Getrennt regelbarer Hall
  • Tube Mix Funktion
  • Schalldruck
  • Tragkomfort mit drei Griffen
Contra
  • Recording-Out Sound klingt bei höherem Verzerrungsgrad undynamisch
Artikelbild
Egnater Rebel 30 212 Test
Für 1.099,00€ bei
Technische Daten Egnater Rebel 30 212
  • Hersteller: Egnater
  • Modell: Rebell-30 212
  • Typ: Combo Röhrenamp mit 2×12“ Lautsprechern
  • Ausgangsleistung: 30 Watt
  • Röhrenbestückung: 5x 12AX7 (Vorstufe), 2x 6V6, 2x EL84 (Endstufe)
  • Lautsprecher: 1x Egnater Elite 80 (by Celestion), 1x Celestion Vintage 30
  • Bedienfeld Regler: Treble, Bass, Volume (CH1), Volume, Treble, Middle, Bass, Gain (CH2), Tube Mix, Leistung CH1, Leistung CH2 (1W-30W)
  • Bedienfeld Schalter: Play/Standby/Silent, 2x Bright, 2x Tight (separat für jeden Channel)
  • Rückseite: Effects Loop Send, Return, Line Out (XLR, mit Speakersimulation), 2x Speaker Out, Footswitch.
  • Abmessungen: 660 x 533 x 279 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 18 kg
  • Lieferumfang: Fußschalter (Channel, Reverb)
  • Preis: 1111,- Euro
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