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Sabian SBr Performance Set Test

Neulich im Musikgeschäft um die Ecke: „Moin, ich suche ein Schlagzeug, darf aber nicht mehr als 1000 Euro kosten.“ „Klar, wie wäre es mit dem hier ? 100% Birch Shells und Gußspannreifen auf allen Toms. Kostet schlappe 899 Euronen und klingt genau so gut wie die dreimal so teuren.“ „Ok, nehm ich. Hab ich ja sogar noch Kohle übrig…  Wie ? Da sind keine Becken dabei ? Verdammt, eigentlich wollte ich nicht mehr als 1000 ausgeben, na dann pack mal dieses Komplettset für 200 Euro dazu, dann passt es kohletechnisch noch halbwegs.“  „Ha!“ denkt sich jetzt der Fachmann. „Ganz klar am falschen Ende gespart! Ein Beckensatz für 200 Euro kann doch nichts taugen!“… oder etwa doch? Diese Frage soll der folgende Testbericht beantworten.

SBR heisst die neue, in Kanada gefertigte Einsteigerserie aus dem Hause Sabian. Das Kürzel könnte man wohl frei übersetzen mit „Sabian Brass“. Brass, zu deutsch Messing, hat sich ja in der Drummerwelt vor allem im Bereich Snaredrums einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Immerhin waren bereits in den 20er und 30er Jahren, der Blütezeit des Swing, die schon damals legendären Snaredrums wie zum Beispiel die Ludwig Black Beauty oder die Leedy Elite aus Messing gefertigt. Und auch heute, fast ein Jahrhundert später, erfreuen sich Messingsnares immer noch großer Beliebtheit. Nun ist bekanntlich eine Snaredrum aber kein Becken, daher sieht es hier ganz anders aus. Während die hochwertigen Becken fast aller Hersteller aus B20-Bronze hergestellt werden, kommt Messing ausschließlich bei den preisgünstigen Serien zum Einsatz. Sabian hat diesen Werkstoff bereits in der Vergangenheit bei seiner „Solar“-Serie verwendet, die nun durch die SBR-Serie abgelöst wird.

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Details

Das Sabian SBR Performance Set besteht aus einer 14“ Hi-Hat, einem 16“ Crash-Becken und einem 20“ Ride. Mit diesen Standardgrößen dürften Anfänger im Allgemeinen bestens zurecht kommen. Da alle Becken der SBR-Serie auch einzeln erhältlich sind, ist es möglich, das Set weiter aufzurüsten. Hier stehen noch ein 10“ Splash, ein 18“ Crash Ride sowie eine 13“ Hi-Hat zur Auswahl. Im Gegensatz zur Vorgängerserie tragen die Becken allesamt das klassische Sabian-Logo auf der Ober- und Unterseite, wodurch man laut Firmen-Chef Bob Zildjian zeigen möchte, dass man bei Sabian hundertprozentig hinter diesem Produkt steht.

Fotostrecke: 3 Bilder Hi-Hats, …

Die Becken sind im Natural-Finish gehalten und heben sich durch den leicht gelblichen Farbton von herkömmlichen Bronzebecken ab. Angesichts des Preises für das Performance Set, für den man normalerweise gerade mal ein 18“-Crash der Mittelklasse bekommt, versteht es sich von selbst, dass die Becken rein maschinell gefertigt werden. Dadurch können die Herstellungskosten gering gehalten werden. Und da das Grundmaterial, welches laut Sabian speziell für diese Serie entwickelt wurde, bereits in fertigen „Sheets“ im Werk angeliefert wird, kann auch hier noch einmal kräftig gespart werden. Aus den Sheets werden die Beckenrohlinge ausgestanzt, in Form gepresst und anschließend gehämmert und abgedreht. Das Hämmerungsmuster verleiht den Becken durch seine großflächigen Einschläge eine professionelle Optik, die man bisher in dieser Preisklasse nicht kannte. Der Unterschied zu handgehämmerten Becken zeigt sich aber durch das gleichmäßigere Muster sowie die Tatsache, dass die Kuppen nicht gehämmert sind. Auffallend ist auch, dass auch das Abdrehmuster bei den SBR-Becken aufwändiger wirkt als bei vergleichbaren Serien. Die Tonal Grooves sind stärker ausgeprägt, wodurch erkennbar wird, dass hier ein deutlich intensiverer Berabeitungsprozess als bei den Konkurrenzprodukten stattgefunden hat. Und auch in puncto Verarbeitung gibt es absolut nichts zu mäkeln. Die Ränder sind sauber abgerundet, die Mittellöcher haben keine scharfen Kanten und die Becken liegen plan auf einer glatten Fläche auf.

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Praxis

Hi-Hat
Als ich die beiden Hi-Hat-Becken auf meine Küchenwaage legte, stellte ich verwundert fest, dass sie vom Gewicht her mit je 930 Gramm identisch sind. Ein kurzes Anschlagen mit dem Stick bestätigte, dass auch akustisch so gut wie kein Unterschied festzustellen ist, außer dass das Top-Becken, welches am SBR-Logo auf der Oberseite zu erkennen ist, vielleicht einen winzigen Tick schneller anspricht. Da bei Hi-Hats üblicherweise das Bottom-Becken 20-30% schwerer ist als das Top, war ich gespannt, ob sich soundmäßig hier irgendwelche Nachteile ergeben. Zuerst einmal zeichnet sich die Hi-Hat durch eine recht schnelle Ansprache aus, was bei dem geringen Gewicht nicht überraschend ist. Im geschlossenen Zustand klingen die Becken erstaunlich klar und dabei nicht so höhenlastig wie viele andere Hi-Hats. Dies ist eine typische Eigenschaft von Messingbecken, die aufgrund ihres speziellen Schwingungsverhaltens niemals so fein durchzeichnete Höhen erzeugen können wie Becken aus B20-Material. Ich empfand dies bei den Hi-Hats aber keinesfalls als Nachteil, denn sie produzieren insgesamt einen sehr angenehmen und unaufdringlichen Sound. Wer im oberen Spektrum doch noch eine Schippe drauflegen will, kann zum Beispiel Sticks mit Nylonspitzen benutzen. Im halboffenen Zustand kann es bei billigen Becken bekanntlich schon einmal zu einer nervigen Schepperorgie kommen, nicht aber bei den SBR Hi-Hats. Wenn auch die Dynamik nach oben hin leicht begrenzt ist, erscheint der Klangcharakter homogen und es stechen keine Frequenzen unangenehm heraus. Einen kleinen Schwachpunkt konnte ich lediglich bei getretener Spielweise feststellen. Hier klingen die Becken etwas schwach auf der Brust, wozu auch das leichte Bottom-Becken beiträgt. Das Fehlen der obersten Frequenzen macht sich hier stärker bemerkbar als beim Spiel mit Sticks. Dadurch sind die Becken für Musikrichtungen, in denen ein durchsetzungsfähiger Chick-Sound erforderlich ist, zum Beispiel bei typischen Rockballaden mit Ride-Becken auf den Vierteln und Hi Hat auf dem Offbeat, nur bedingt tauglich. Ansonsten sind die SBR Hi-Hats aber erstaunlich vielseitig einsetzbar und können ohne weiteres mit Becken der mittleren Preisklasse mithalten.

Audio Samples
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Hi-Hat solo Hi-Hat Groove 1 Hi-Hat Groove 2 Hi-Hat Groove 3

Crash
Das 16“ Crash fällt mit 924 Gramm Gewicht sehr leicht aus. Der Grund dafür ist, dass Messing ein relativ weiches und somit wenig schwingungsfreudiges Material ist und ein stärkeres Crash-Becken vermutlich einfach „tot“ klingen würde. Es fällt auf, dass das Becken eine weniger stark ausgeprägte Hämmerung als die Hi-Hat-Becken hat. Ansonsten sieht es vom Abdrehmuster her identisch aus. Das SBR-Crash öffnet sich bereits bei mittlerer Anschlagstärke und produziert einen verhältnismäßig hohen Grundton. Es klingt definitiv nicht nach „Billigblech“ und bietet für ein Messingbecken sogar ein recht ordentliches Frequenzspektrum. Allerdings hat man beim Spielen trotzdem das Gefühl, dass das „Sahnehäubchen“ oben drauf fehlt. Damit meine ich die seidigen Höhen, die einem Crash-Becken seinen Charakter verleihen und es über der Musik „schweben“ lassen. Zudem ist das Sustain gegenüber hochwertigeren Becken deutlich verkürzt. Während diese Aspekte sich bei den Hi-Hats nicht nachteilig auswirken, muss man hier in puncto Durchsetzungsfähigkeit doch mit leichten Einschränkungen leben. Andererseits kann sich der Effekt natürlich auch ins Positive umkehren, wenn es zum Beispiel der musikalische Kontext erfordert, dass das Crash-Becken nicht zu viel Raum einnimmt. Da wäre man mit dem SBR-Crash durchaus gut bedient. Alles in allem erreicht das Becken nicht die Qualität der Hi-Hats, erfüllt aber für Einsteiger, gerade angesichts des geringen Preises, absolut seinen Zweck.

Audio Samples
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Crash solo Crash Mallet

Ride
Das 20“ Ride-Becken ist mit 2240 Gramm Gewicht im Bereich zwischen Light- und Medium-Stärke angesiedelt. Es verfügt, ähnlich wie die Hi-Hat-Becken, über eine deutlich sichtbare Hämmerung. Mit leichten bis mittelschweren Sticks gespielt, klingt das Verhältnis zwischen Ping- und Body-Sound sehr ausgewogen. Im Vergleich zum Crash-Becken ist das Soundspektrum hier, gerade nach oben hin, deutlich erweitert. Die Stockaufschläge sind klar definiert, und die silbrigen Höhen setzen sich in der Musik problemlos durch, ohne zu dominant zu klingen. Sie neigen nie zum Verschwimmen mit dem Grundton, welcher, wie beim Crash, auch hier materialbedingt etwas höher als bei gleich schweren B20-Becken ausfällt. Das Sustain ist deutlich länger als beim Crash-Becken, so dass der Ride-Sound auch bei langsamer Musik hervorragend trägt. Erfreulicherweise klingt der angecrashte Sound dennoch relativ schnell aus, so dass bei Crash-Akzenten während eines Ride-Patterns die Stockaufschläge immer gut hörbar bleiben. Auch der Kuppensound klingt, wie man es von einem vernünftigen Ride-Becken erwartet, nämlich hell, kräftig und klar abgesetzt vom Body. Das Ride klingt, ähnlich wie die Hi-Hats, besser als man es in dieser Preisklasse erwarten würde. Es fehlt vielleicht die Klangfülle und der individuelle Charakter teurerer Becken, aber im musikalischen Zusammenhang klingt es absolut überzeugend. Stilistisch ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Rock/Pop-Kontext, aber auch in Latin- und Fusion-Musik.

Audio Samples
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Ride Solo Ride Groove 1 Ride Groove 2 Ride Groove 3
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Um gleich zur anfangs gestellten Frage zurückzukommen (“Kann ein Beckensatz für 170 Euro etwas taugen?”): Er kann! Obwohl das 16“ Crash-Becken ein für meinen Geschmack etwas zu kurzes Sustain hat, klingt es für diese Preisklasse absolut o.k.. Die 14“ Hi-Hats und das 20“ Ride dagegen würde man bei einem Blindtest wohl glatt eine Klasse höher ansiedeln. Die Hi-Hats produzieren einen klaren und akzentuierten Sound, der zwar nicht über die brillanten Höhen eines B20-Beckens verfügt, sich aber gerade deshalb angenehm und unaufdringlich in den musikalischen Kontext einfügt. Das Ride lässt vom Klangspektrum her nichts vermissen, was teurere Becken bieten. Wenn es auch keinen ausgeprägten individuellen Charakter besitzt, so bietet es doch einen sehr ausgewogenen, gut kontrollierbaren Sound. Die etwas begrenzten akustischen Eigenschaften von Messing, zumindest was die Beckenherstellung betrifft, fallen hier also kaum ins Gewicht. Ein Beweis dafür, dass es dem Sabian-Entwicklungsteam gelungen ist, durch gezielte Bearbeitungsmethoden das Optimum aus diesem Material herauszukitzeln.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Verarbeitungsqualität
  • Ride- und Hi-Hat-Sound
Contra
  • Sustain des Crash-Beckens etwas zu kurz geraten
Artikelbild
Sabian SBr Performance Set Test
Sabian_SBR_Logo
Technische Daten
  • Messinglegierung
  • gehämmert
  • abgedrehte Oberfläche
  • Tuning: high
  • Stärke: medium-thin
  • Natural Finish
  • Preis Sabian SBR Performance Set (14“ Hi Hat, 16“ Crash, 20“ Ride): EUR 202,- (UVP)
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John Doe sagt:

#1 - 26.02.2024 um 02:07 Uhr

0

Grade die Hi-Hats der SBr Reihe finde ich furchtbar schlecht. Es gibt überhaupt keinen Tschick-Sound bei geschlossenen Becken.

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