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LP Giovanni Hidalgo Test

Mit der Compact-Serie ist ein Traum wahr geworden: Darauf, dass vernünftige, transportfreundliche Congas und Bongos gebaut und verkauft werden, haben nicht nur alle Percussionisten gewartet, sondern wahrscheinlich auch alle Schlagzeuger, die diese Trommeln gerne in ihr Set-Up integrieren und schon beim Beladen Ihres Fahrzeug vor Anstrengung und Platzmangel kapitulierten. Wer hat sich nicht gewünscht, ein komplettes Bongo- und Conga-Set in einer einzigen Tasche transportieren zu können? Ob diese Trommeln einen vollwertigen Ersatz für ihre Instrumentenkategorie darstellen, werde ich in diesem Testbericht ausführlich untersuchen.

LP_Compact_SetII


Die von Martin Cohen 1956 in New York gegründete Firma LP (“Latin Percussion”) hat wieder einmal Pionierarbeit geleistet, indem sie die Ansprüche „moderner“ Percussionisten berücksichtigt und bis zu einem marktfähigem Produkt konsequent in die Tat umgesetzt hat. Nachdem dieser Stein ins Rollen kam, folgten auch Firmen wie Pearl und Remo, die ebenfalls „Kompaktvarianten“ ihrer Percussionprodukte auf den Markt brachten.

“Transportfreude” kommt wohl bei jedem Percussionisten auf, wenn er die Instrumente zum ersten Mal erblickt und sich vor seinem inneren Auge das in jeder Hinsicht leichtere Be- und Entladens abspielt., Die Assoziation mit „fliegenden Untertassen“ erhält zudem einen durchaus sinnhaften Bezug.

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Details

Der Korpus (sofern man überhaupt davon reden kann) der Compact Bongo besteht aus glänzend poliertem Aluminium. Die beiden oberen Teile der Konstruktion sind mit je acht kleinen Inbusschrauben auf einen durchgehenden Verbindungsrahmen montiert, der ebenfalls aus Aluminium besteht. In diesen unteren Verbindungsrahmen sind pro Trommel jeweils sechs Stimmschrauben eingelassen, die einen dritten Aluminiumring, welcher von zwei Metallsplinten geführt in seiner Position gehalten wird, als Spannring von unten gegen das Schlagfell drücken. Dadurch lassen sich die Trommeln bequem mit einem üblichen Schlagzeugschlüssel stimmen. Die gesamte Konstruktion wird mit einer Flügelschraube, die sich am dazu gehörenden Stativ befindet, über ein Gewinde im unteren Verbindungsrahmen miteinander verschraubt. Das Aluminium ist sehr passgenau verarbeitet und ohne jeglichen Grat oder Stellen, an denen man sich die Hände verletzen könnte.

Die 7-1/4” und 8-5/8” messenden Felle der Compact Bongo werden von Evans exklusiv für LP gefertigt. Sie sollen recht unempfindlich gegenüber Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen sein, was gerade in europäischen Breitengraden von unschätzbarem Vorteil ist. Sie besitzen eine Stärke von gut zwei Millimetern und sind damit ein wenig dünner als die Felle der Compact Conga.

Der Korpus der Compact Conga besteht ebenfalls aus poliertem Aluminium, ist jedoch anders als bei der Compact Bongo nicht durchgehend, sondern an jedem Instrument separat montiert. Wahrscheinlich rührt es daher, dass traditionelle Bongos ebenfalls immer am Korpus miteinander verbunden gefertigt werden und traditionelle Congas eben nicht. Ansonsten unterscheiden sich die Congas und Bongos der Compact-Serie in ihrer Konstruktionsweise nur sehr geringfügig voneinander. Zu erwähnen wäre da vielleicht noch, dass die Fellstärke bei den Compact Congas etwa einen Millimeter mehr beträgt als bei den Bongos. Zudem sind es bei der 11“-Ausführung neun Stimmschrauben und bei der 11-3/4“ Conga sogar zwölf.

Der zu beiden Produkten gehörende Ständer ist verchromt und doppelstrebig in schwerer Ausführung. Der obere Teil ist mit einem Knickgelenk ausgestattet, wie man es von Beckenständern für Schlagzeuge kennt. Allerdings endet dieser in einer Kopfplatte, auf der die Befestigungsschraube auf ihr passendes Gewinde wartet, das sich im Falle der Bongo an der Unterseite der Korpuskonstruktion befindet. Die Conga-Halterung besteht aus vierkantigen Stahlrohren, die zu einer dreiarmigen Konstruktion zusammengeschweisst wurden. Diese können jeweils beide Ausführungen der Compact-Conga fassen, was für linkshändige Percussionisten enorm wichtig ist. Die beiden Seiten des Congahalters sind in der Mitte an ein kleines Verbindungsstück geschraubt, welches wiederum an einer massive Rohrschelle angebracht ist, die dann wiederum an dem doppelstrebigen Ständer befestigt wird. Somit können zwei Compact-Bongos und -Congas ganz übersichtlich auf nur einem einzigen, leicht modifizierten Galgenbeckenständer untergebracht werden.

Als Zubehör werden ein Vierkant- und ein Inbusschlüssel geliefert. Ausserdem ist eine detaillierte Konstruktionsbeschreibung beigelegt, welcher man genau entnehmen kann, wie das Fell ausgetauscht wird.

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Praxis

Verglichen mit traditionellen Instrumenten fällt dem Betrachter sofort der fehlende „Bauch“ ins Auge. Daraus lassen sich auch schon die ersten Rückschlüsse über die Klangeigenschaften dieser Instrumente ziehen. Es fehlt ihnen der Kessel, den man von üblichen Congas und Bongos gewohnt ist. Und tatsächlich: Dadurch mangelt es ein wenig an tiefen Frequenzbereichen, was sich allerdings in erster Linie im „unverstärkten“ Einsatz bemerkbar macht. Dies kann durch gute Mikrofonierung und einer entsprechenden Anhebung der Bassfrequenzen annähernd ausgeglichen werden. Oftmals ist es sogar ausreichend, Mikrofone noch etwas näher als gewohnt zu positionieren: Der so genannte “Nahbesprechungseffekt” führt bei fast allen an Schlaginstrumenten verwendeten Mikros zu einer deutlichen Anhebeung im Bassbereich. Allerdings kann man der Bassarmut auch durchaus Positves abgewinnen, denn der Sound erscheint dadurch frischer und luftiger – eben ein wenig so, als habe man das Signal mit einem EQ seiner tiefen Frequenzen beraubt. Congas und Bongos besitzen bauartbedingt ähnliche Klangeigenschaften, die sich nur aufgrund des Felldurchmessers und der Fellstärke in der Tonhöhe unterscheiden. Slaps klingen „gestochen scharf” und die Open-Tones erklingen sehr deutlich. Der Gesamtsound ist äusserst klar und bettet sich hervorragend in das musikalische Klangbild jeder Band ein. Ich selbst habe im Live-Betrieb nur Dankbares von vielen Tontechnikern gehört.

Audio Samples
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Werksstimmung nachgestimmt

Die Standfestigkeit der Bongo- und Conga-Einheit lässt nach meinem Geschmack doch noch zu wünschen übrig: Es wackelt leider sehr stark! Je höher man die ganze Konstruktion aufbaut, desto wackliger wird es. Da nutzt leider auch die gut gemeinte doppelstrebige Hardware in schwerer Ausführung nicht viel. Werden Bongos nicht in ein Drum- oder Percussion-Set integriert, sondern solo gespielt, kann man Stative natürlich weglassen. Mit den Compact Bongos ist es nicht möglich, diese zwischen den Oberschenkel einzuklemmen: Hier fehlt der Korpus. Jedoch lassen sich die kleinen Schlaginstrumente stattdessen im Schneidersitz in angenehmer Höhe auf den Oberschenkeln platzieren- Der Vorteil eines nicht vorhandenen Korpus ist bei Bongos im Vergleich zu Congas natürlich ungleich geringer. Bei fast 300 Euro Listenpreis sollte man also die Überlegung anstellen, ob man mit üblichen Bongos nicht doch besser bedient ist.

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Die LP Compact Bongos und Compact Congas haben eine hohe Verarbeitungsqualität, die ich von einem der weltweit wichtigsten Percussionhersteller auch erwartet habe. Ehrlich gesagt war ich sehr überrascht, welche Soundqualitäten tatsächlich in diesen „flachen Scheiben“ stecken, die beim ersten Betrachten sehr stark an die Form eines UFOs erinnern. Nun gut: Bauartbedingt fehlt den Instrumenten etwas an Fundament. Doch nicht nur die Kompaktheit der LP-Instrumente, sondern auch der etwas andersartige Klang hat mich dazu veranlasst, ein Paar Compact Congas in meine persönliche Instrumentensammlung aufzunehmen. Allerdings spiele ich sie aus Stabilitätsgründen auf gewöhnlichen Snaredrumstativen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kompakte Bauweise (v.a. Congas)
  • geringes Gewicht (v.a. Congas)
  • gute Verarbeitung
  • futuristische Optik
Contra
  • Congahalter etwas wackelig
  • niedrige Frequenzen schwach ausgeprägt
Artikelbild
LP Giovanni Hidalgo Test
Für 389,00€ bei
LP_Compact_SetII
  • Conga:
  • 11-3/4″
  • Korpus aus drei Aluminiumringen
  • 12 Stimmschrauben
  • Evans-Fell
  • Preis: EUR 209,45 (UVP)
  • Quinto:
  • 11″
  • Korpus aus drei Aluminiumringen
  • 9 Stimmschrauben
  • Evans-Fell
  • Preis: EUR 177,30 (UVP)
  • Bongos:
  • 7-1/4″ & 8-5/8″
  • Korpus aus je drei Aluminiumringen
  • je 6 Stimmschrauben
  • Preis: EUR 284,40 (UVP)
  • Conga-Halter (ohne Stativ)
  • Preis: EUR 113,05 (UVP)
  • optional: Stativ 830B
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