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Tama Speed Cobra Test

Als William F. Ludwig im Jahre 1909 das erste Bassdrum-Pedal der Weltöffentlichkeit vorstellte, war dies eine kleine Sensation. Durch seine Neuentwicklung war es erstmals möglich, zwei Instrumente (nämlich Snare und Bassdrum), die vorher von unterschiedlichen Personen des Ensembles gespielt wurden, gleichzeitig zu bedienen. Dadurch legte Herr Ludwig ganz nebenbei auch den Grundstein für die Entwicklung des klassischen Drumsets, wie wir es heute kennen. Knapp 30 Jahre nach seiner bahnbrechenden Erfindung brachte Ludwig mit dem “Speed King”-Pedal dann den ersten echten Klassiker unter den Fussmaschinen auf den Markt. Dieses Pedal arbeitete nach dem Druckfederprinzip und bestach durch seine für damalige Verhältnisse exzellenten Laufeigenschaften. Unfreiwillig legendär wurde es allerdings auch durch seine Nebengeräusche, vor allem das berüchtigte Quietschen, zu hören übrigens besonders schön auf dem Led Zeppelin-Song „Houses of the holy“ vom „Physical Graffiti“-Album. Nichtsdestotrotz wird die Maschine noch heute fast unverändert gebaut, und angeblich hat ein Herr namens Phil Collins nie ein anderes Pedal benutzt.

Ein weiterer Meilenstein unter den Fussmaschinen war das 1981 vorgestellte Tama/Camco-Pedal, welches mit einer Fahrradkette angetrieben wurde und der direkte Vorläufer der ebenso berühmten DW 5000 ist. Die Kombination von Zahnkranz und Fahrradkette hat sich seitdem auf breiter Ebene durchgesetzt und gilt heutzutage als Standard. Tamas Ingenieure ruhten sich aber nicht auf ihren Lorbeeren aus und brachten 1994 die Iron Cobra auf den Markt, welche eine immense Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten bot. Der Clou war aber, dass die Maschine mit zwei unterschiedlichen Zahnkränzen lieferbar war (Rolling Glide und Power Glide), so dass jeder Drummer die Version  auswählen konnte, die dem bevorzugten Spielgefühl entsprach. Die Tama Speed Cobra, welcher sich dieser Test widmet, ist die konsequente Weiterentwicklung der erfolgreichen und nach wie vor erhältlichen Iron Cobra. Es wurden viele bewährte Details übernommen, aber auch zahlreiche technische Neuerungen umgesetzt. Ziel der Tama-Ingenieure war es, ein Pedal zu kreieren, das schnell und leicht spielbar ist und dennoch Power hat. Ob dies gelungen ist und ob Tama mit der Speed Cobra den nächsten Klassiker am Start hat, soll der nun folgende Test zeigen.

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Details

Wie bei hochwertigen Pedalen heutzutage üblich, werden auch die Speed Cobras in maßgeschneiderten Kunststoffcases geliefert. Vorbei sind also die Zeiten, in denen man die Fussmaschine zusammen mit dem restlichen Ständermaterial in die Hardwaretasche gestopft hat. Eine sinnvolle Überlegung, denn schliesslich haben wir es mittlerweile mit Hi-Tech-Präzisionsinstrumenten zu tun, die auch entsprechend behandelt werden möchten. Die Speed Cobra, die als Einzel- und Doppelpedal erhältlich ist, unterscheidet sich optisch deutlich von ihrem Urahn, der Iron Cobra. Statt in Schwarz erstrahlt die Speed Cobra im freundlich hellen Aluminium-Look, der die Attribute „leicht“ und „schnell“ nochmal besonders zu unterstreichen scheint. Vergleicht man die Technik der beiden Maschinen miteinander, so lassen sich aber einige Gemeinsamkeiten entdecken. Schon bei der Einführung der Iron Cobra vor 16 Jahren war es Tamas Ziel, sämtliche Verbindungen, an denen Reibungsverluste entstehen können, zu optimieren. Da wäre zunächst einmal die Stelle, an der die Feder am oberen Ende eingehängt ist. Bei herkömmlichen Fussmaschinen findet man hier eine Kunststoffrolle, die auf einer Metallachse sitzt. Obwohl dieses Prinzip im Grunde genommen seit Ewigkeiten gut funktioniert, entwickelten Tamas Ingenieure den kugelgelagerten Speedo Ring, der kaum noch Reibungsfläche besitzt und dadurch die Laufeigenschaften entscheidend verbessert.

Ein weiteres Kugellager befindet sich in der Achse, welche den unteren und oberen Teil des Trittbretts miteinander verbindet, also an einer permanent beanspruchten Stelle. Es stammt von der Firma Oiles, welche sich auf die Herstellung von hochwertigen Lagern spezialisiert hat und bildet eine weitere Maßnahme zur Reibungsminimierung. Die Federspannung wird durch eine Rändelmutter aus Kunststoff vorgenommen, welche jeweils nach einer halben Umdrehung einrastet, so dass man die einmal gefundene Einstellung leicht reproduzieren kann. Eine Kontermutter, ebenfalls aus Kunststoff, sorgt dafür, dass die Einstellung auch bei kräftiger Spielweise erhalten bleibt. Auch in Bezug auf die Befestigung am Bassdrum- Spannreifen hat man bei der Speed Cobra einiges vom Vorgänger übernommen. Die so genannte Para Clamp II lässt sich bequem von der Seite einstellen, ohne dass man unter das Pedal greifen muss und kann mühelos an Spannreifen von bis zu 14 mm Stärke angepasst werden. Durch die bewegliche Konstruktion der Klemme liegt die Bodenplatte der Fussmaschine auch bei stark angewinkelter Bassdrum plan auf dem Untergrund. Ein wichtiges Feature für einen guten Spielkomfort ist die unabhängige Einstellmöglichkeit von Trittbretthöhe und Schlägelwinkel. Auch dieses Problem hat Tama gelöst und bietet bei der Speed Cobra die Möglichkeit, die nötigen Einstellungen mittels Inbusschlüssel in Sekundenschnelle vorzunehmen.

Eine weitere Besonderheit, die von der Iron Cobra übernommen wurde, ist die Cobra Coil. Hierbei handelt es sich um eine simple Druckfeder, die unter dem Trittbrett angebracht ist. Sinn der Sache ist, dass das Pedal, nachdem es niedergedrückt wurde, schneller in seine Ausgangsposition zurückkehrt. Die Feder lässt sich entlang der Längsachse des Pedals verschieben, wodurch sich das Spielgefühl verändert. Auch die Bodenplatte mit den kräftigen Gummirippen auf der Unterseite ist dieselbe wie bei der Iron Cobra, ebenso wie die seitliche Halterung für den Stimmschlüssel. Mit diesem Vierkant-Inbus-Kombischlüssel kann man sämtliche Justierungen der Maschine vornehmen.

So viel zu den Gemeinsamkeiten. An Neuerungen fällt bei der Speed Cobra zunächst das mit 34 cm ungewöhnlich lange, schick gestaltete und fast profillose Aluminium-Trittbrett auf. Es verfügt, im Gegensatz zur Iron Cobra, über keinen Fussstopper. Der Grund ist mir zwar nicht ganz klar, aber einen wirklichen Nutzen haben diese Stopper in meinen Augen sowieso nicht – ausser bei wirklich merkwürdiger Spieltechnik. Am vorderen Ende des Pedals ist die Antriebskette befestigt. Sie ist doppelreihig und wird über eine filzunterlegte Umlenkrolle geführt. Diese so genannte „Lite Sprocket“ entspricht im Prinzip der Rolling-Glide-Variante der Iron Cobra, wurde allerdings gegenüber dieser um 40% gewichtsreduziert. Die Kette verläuft übrigens nicht, wie bei den meisten Pedalen, quasi senkrecht nach unten, sondern ist durch die leicht zurückversetzte Trittplatte stärker angewinkelt. Laut Tama ist durch diese patentierte Konstruktion weniger Kraftaufwand beim Spielen erforderlich.

Die Hauptachse der Fussmaschine ist selbstverständlich kugelgelagert, wobei Tama bei der Speed Cobra ein neues, verbessertes Lager, genannt Fastball Bearing, einsetzt. Eine unsichtbare Neuerung steckt in der Hauptfeder. Diese soll laut Tama im Gegensatz zu herkömmlichen Federn am Anfang der Bewegung einen geringeren Widerstand haben und somit ein müheloseres Spiel ermöglichen. Zu guter Letzt hat Tama der Speed Cobra noch einen neuartigen Beater spendiert, dessen Kopf auf der Querachse drehbar ist und somit wahlweise eine großflächige oder schmale Aufschlagfläche bietet. Die Befestigung des Beaters erfolgt auf herkömmliche Weise mittels Vierkantschraube. Als kleines Extra liegt der Speed Cobra noch eine Art Kontermutter – genannt Tight Lock – bei, welche die Vierkantschraube zuverlässig in Position hält. Ein kleines Zusatzgewicht für den Beater ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Beim Doppelpedal ist die zweite Feder an der linken Säule des Hauptpedals angebracht. Die Achsen der beiden Einheiten sind durch eine ausziehbare Aluminiumstange miteinander verbunden, welche an beiden Enden auf einem Gelenkstab sitzt. Die Feststellung erfolgt mit herkömmlichen Vierkantschrauben. Die Stange ermöglicht eine größtmögliche Distanz von 67 cm zwischen den beiden Pedalen. Das linke Pedal entspricht von der Grundkonstruktion her dem Hauptpedal, verfügt allerdings im Gegensatz zu diesem über eine angeschraubte Metallplatte mit zwei verstellbaren Dornen für einen sicheren Stand.

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Praxis

Ich war wirklich gespannt, wie sich die Maschine in der Praxis anfühlt und ob sich die zahlreichen Raffinessen und Neuerungen tatsächlich so stark auswirken, wie es der Hersteller verspricht. Mit der Iron Cobra, die ich selber einige Jahre gespielt habe, bin ich immer prima zurecht gekommen, und so sind meine Erwartungen an die Speed Cobra natürlich entsprechend hoch. Zunächst einmal besticht das Pedal durch eine gelungene Mischung aus massivem Erscheinungsbild und eleganter Optik.

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Durch den Aluminium-Look hebt sie sich angenehm von den anderen Pedalen am Markt ab und wirkt einfach superedel. Der Begriff Hi-Tech scheint mir hier wirklich gerechtfertigt zu sein, denn wo man auch hinschaut, hat man den Eindruck eines Präzisionswerkzeugs. Im Prinzip ist die Maschine sehr einfach konstruiert: ein Trittbrett mit Bodenplatte, die Antriebseinheit mit Fahrradkette, eine einstellbare Zugfeder, ein Schlägel, eine Befestigungsklemme, und – als einzige wirkliche Besonderheit – die Cobra Coil. Auf überflüssigen Schnickschnack wurde konsequent verzichtet. Aber auf den zweiten Blick sieht man, dass jede dieser Komponenten unglaublich durchdacht konstruiert ist und von der Qualität und Verarbeitung her auf einem extrem hohen Niveau liegt. In der Summe bewirken diese Details eine wirklich hervorragende Performance. Natürlich müssen bei jeder Fussmaschine zunächst einmal die nötigen Einstellungen vorgenommen werden, damit man sich „zu Hause“ fühlt. Bei der Speed Cobra habe ich das Trittbrett relativ flach eingestellt und eine lockere Federspannung gewählt, so dass ich mit wenig Kraftaufwand schon einen ordentlichen Attack erzielen kann. Anschliessend noch den Schlägelwinkel justiert und den Beater so eingestellt, dass er mit der grossen Aufschlagfläche auf das Fell trifft, und zu guter Letzt die Cobra Coil auf den Maximalwert verschoben, also ganz in Richtung Ferse. Und dann ab die Post! Ich muss gestehen, dass ich mich selten mit einem fremden Pedal spontan so wohl gefühlt habe. Die Speed Cobra arbeitet absolut geräuschlos und lässt sich so leicht spielen, dass auch bei lang anhaltenden schnellen Doublebass-Figuren keine Ermüdungserscheinungen eintreten. Tempo kann man mit dieser Maschine mühelos erzielen, ohne Abstriche in puncto Power machen zu müssen. Der Werbeslogan „Extreme Velocity, Serious Power“ trifft also voll und ganz zu.

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Allerdings sollte man, wenn es besonders schnell zur Sache gehen soll, auf ausreichendes Profil unter den Schuhen achten. Die Trittflächen sind nämlich relativ glatt und bieten wenig Halt. Trotz der nach hinten versetzten Antriebskette vermittelt die Speed Cobra ein sehr natürliches Spielgefühl. Ich hatte jedenfalls keinerlei Umgewöhnungsprobleme. Der Einfluss der Cobra Coil ist nicht riesig, aber doch spürbar. Bei maximaler Einstellung der Feder erschien mir die Performance noch etwas „runder“ und gleichmäßiger. Beim Doppelpedal habe ich in Bezug auf das Spielgefühl absolut keinen Unterschied zwischen rechter und linker Seite feststellen können. Die Kraftübertragung erfolgt also quasi verlustfrei, was offenbar den hochwertigen Lagern und der sonstigen makellosen Verarbeitung zu verdanken ist. Die Montage und Demontage des linken Pedals geht mittels Vierkantschrauben schnell vonstatten. Durch die Metalldornen steht das Zusatzpedal sicher und verrutscht nicht. Dass Tama dem Hauptpedal und auch der Einzelfussmaschine keine Metalldornen spendiert hat, mag zunächst unverständlich erscheinen. Die Bedenken lösen sich aber schnell in Luft auf, sobald man das Pedal an der Bassdrum angeschraubt hat, denn die Gummirippen, kombiniert mit dem recht hohen Gewicht der Fussmaschine, sorgen bereits für eine zuverlässige Standfestigkeit. Da kann man auf die Metalldorne getrost verzichten. Eine konsequente Entscheidung, aber warum auch nicht? Wie sagte seinerzeit schon Charles Bronson als “Harmonica” in „Spiel mir das Lied vom Tod“ ? “Soll ich einem Mann trauen, der sich einen Gürtel umschnallt und außerdem Hosenträger hat? Einem Mann, der noch nicht mal seiner eigenen Hose vertraut?” Peng!

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Die Verbindung von Power und Speed ist Tama mit dieser Fusmaschine auf alle Fälle gelungen. Der japanische Hersteller bietet hier ein absolut erstklassiges Pedal an, das so manchen Iron-Cobra-Besitzer in schwere Gewissenskonflikte stürzen könnte. Einige Details wurden vom großen Vorbild übernommen, aber an vielen Stellen gibt es auch Neuentwicklungen, die fast ausnahmslos die Verbesserung der Laufeigenschaften zum Ziel haben. Als Resultat besticht die Speed Cobra neben ihrer edlen Optik und erstklassigen Verarbeitungsqualität vor allem durch die geräuschlose, extrem leichtgängige Performance. Komplizierte Figuren scheinen mit dem Pedal wesentlich leichter von der Hand… pardon, vom Fuss zu gehen. Durch die vielfältigen Einstellmöglichkeiten ist die Maschine leicht an das individuelle Spielgefühl anpassbar. Gerade Doppelpedal-Spielern im Metal-Bereich dürfte die schnelle Cobra besonders viel Freude bereiten, denn dort kommt es ja ganz besonders auf die Kombination von Speed und Power an. Hier ist allerdings auf das richtige Schuhwerk zu achten, denn die glattflächigen Trittbretter bieten relativ wenig Halt. Der Preis für die Speed Cobra geht angesichts der gebotenen Qualität absolut in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • edles Design
  • exzellente Verarbeitung
  • hervorragende Performance
Contra
  • Trittfläche etwas zu glatt
Artikelbild
Tama Speed Cobra Test
Für 399,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Tama
  • Typenbezeichnungen: Speed Cobra 910LS / 910LSW
  • Antrieb: Doppelkette, linear
  • Bodenplatte: ja
  • Fersenteil/Trittplattenverbindung: kugelgelagerte Steckachse
  • Trittplattenwinkel verstellbar: ja
  • Schlägelwinkel verstellbar: ja
  • Art des Schlägels/Beaters: Projector Beater mit unterschiedlich großen
  • Filz-Spielflächen
  • Befestigung am Spannreifen: seitlich, per Flügelschraube
  • Tasche/Case im Lieferumfang: ja
  • Zubehör: Kunststoff-Case, Beater-Gewichte, Inbusschlüssel, Kombischlüssel
  • Besonderheiten: Cobra Coil Trittplattenfeder, variable Para Clamp
  • Herstellungsland: China
  • Preise: (UVP)
  • 910LS: EUR 222,-
  • 910LSW: EUR 515,-
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Knecht ruprecht sagt:

#1 - 24.02.2025 um 20:19 Uhr

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