Anzeige

Roland GR-55 Gitarren-Synthie Test

Welcher Gitarrist kennt nicht Situationen, in denen er eigentlich gerne in die Tasten greifen würde. Sei es, weil dem Bandsound gerade eine satte Hammond für den letzten Schliff fehlt, oder weil die Ballade mit einem kleinen Streicher-Ensemble garantiert kein Auge mehr trocken ließe. Natürlich ist das Ganze in der Regel das Privileg des Keyboarders – sofern man einen hat – und die Gitarre bedient einen völlig anderen Anspruch. Aber das Wildern in fremden Gefilden kann nicht nur ganz nützlich sein, sondern unter Umständen auch den Horizont erweitern – und der Kreativität auf die Sprünge helfen.

Roland_GR55_29FIN

Eine Marke, die in beiden Welten zu Hause ist und schon seit den späten Siebzigern mit einigen Produkten die gitarristischen Grenzen verschiebt, ist Roland.Der japanische Hersteller versetzt mit seinen Geräten Bassisten und Gitarristen in die Lage, zumindest soundmäßig dem Keyboarder Konkurrenz zu machen. Namen wie VG 8, 88 oder 99 stehen für bewährte und zum Teil legendäre Konstruktionen, während sich mit dem GR 55 der jüngste Spross den harten Anforderungen eines bonedo-Tests stellt.

Anzeige

DETAILS

Optik /Verarbeitung
Beim GR-55 handelt es sich um einen Gitarrensynthesizer in Form eines Multieffektpedals, das sowohl Gitarristen wie Bassisten neue Klangwelten eröffnen soll. Eine Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das verwendete Instrument mit einem speziellen Tonabnehmer ausgestattet ist. Dieser trägt den Namen GK-3 (für Bass GK-3B) und wird in der Regel per Klebestreifen zwischen Steg und Tonabnehmer befestigt. Die dazugehörige „Kommandoeinheit“ montiert der „User“ mit einem Bügel am hinteren Gurtknopf. Hört sich kompliziert an, funktioniert aber kinderleicht. Dieser hexaphonische Tonabnehmer erkennt jede einzelne Saite und wandelt ihre jeweiligen Schwingungen in Steuerbefehle für ein entsprechendes Soundmodul um. Einige Instrumente kommen bereits ab Werk mit eingebautem GK-Pickup, so auch diverse Fender-Modelle. In die Kontrolleinheit lässt sich mit einem kurzen Kabel auch der normale Gitarrenausgang einspeisen und so Synth- und Original-Gitarrensound mischen, was für spannende Klangerfahrungen sorgt. Das Verhältnis zwischen beiden Klangquellen bestimmt ein kleiner Schieberegler an der Kontrolleinheit.

Der GK-3 wird mit einem etwa fünf Meter langen Multipin-Kabel mit dem Gitarrensynthie verbunden, der in einem 3,3 kg schweren Metallgehäuse mit Display, vier Schaltern und einem Expressionpedal eine sichere Arbeitsumgebung gefunden hat. Die Schalter sind mehrfach belegt, Schalter 1 mit Lead, 2 mit Rhythm und 3 mit Other, Schalter 4 trägt die Aufschrift CTL für Control. Drückt man 1 und 2 gleichzeitig, lassen sich die Bänke durchschalten, 2 und 3 aktivieren das Stimmgerät, 3 plus CTL starten zusammen den Phrase-Looper, CTL alleine dann die Aufnahme.

Das alles hört sich komplizierter an, als es tatsächlich ist. Die Bedienung ist durchaus intuitiv. Dennoch kann das sehr ausführlich geschriebene Handbuch  hin und wieder doch hilfreich sein, da sich wesentlich mehr einstellen lässt, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Das groß dimensionierte Display ist recht hell und deshalb auch im Dunkeln sehr gut abzulesen. Das Expression-Pedal ist frei belegbar und wird wie andere Pedale auch durch Herunterdrücken mit der Fußspitze aktiviert. Auf seiner Oberfläche sorgt ein Gummiprofil für den nötigen Grip. Mithilfe eines runden Segment-Schalters, der ähnlich aufgebaut ist wie bei diversen Fernseh-Fernbedienungen, scrollt man bequem durch die verschiedenen Menü-Ebenen.Weitere Taster links neben dem Expression-Pedal dienen dem Speichern und Editieren. Mit dem einzigen Poti auf der Bedienoberfläche wird die Lautstärke geregelt.

Ein Blick auf die Stirnseite des GR-55 offenbart die Anschlussmöglichkeiten des Grenzgängers: Ganz links parkt der Eingang für den GK-3, daneben ein Guitar-Out sowie zwei Line-Ausgänge, wobei der linke auch als Mono-Out dient. Eine 6,3 mm Stereo-Klinkenbuchse wartet auf einen Kopfhörer und natürlich dürfen bei einem Guitar-Synth die obligatorischen Midi In/Out-Buchsen nicht fehlen.

Sinnigerweise lässt sich das Gerät per USB mit einem Computer (Mac/ PC) verbinden und mithilfe einer Software bearbeiten – dazu später aber noch mehr. Ein On/Off-Schalter sowie der Anschluss für das mitgelieferte Netzteil sind die letzten beiden Punkten auf der Ausstattungsliste der Stirn. Weiter geht es auf der linken Seite mit einer Klappe, unter der ein USB-Stick auf Opfer lauert. Mit seiner Hilfe lassen sich Audiodateien zum Jammen abspielen, denn der GR-55 ist nicht nur Gitarrensynthie, sondern verarbeitet auch WAV- oder AIFF-Files.

Mittlerweile steht auch die Editorsoftware in der finalen Version zum Herunterladen bereit, die das Bearbeiten des GR-55 am Computerbildschirm in Realtime ermöglicht.

Die Klangerzeugung des GR-55 wird auf verschiedene Arten realisiert. Auf der einen Seite mithilfe eines Synthesizers – hier wird logischerweise auf die Roland-Library zurückgegriffen und mit 910 Presets Einiges geboten. Die komplette Modelling-Klangkette des VG-88 wurde ebenfalls integriert und bietet z.B. einer Gitarre mit Standardstimmung verschiedene Tunings. Auch hier kann das pure Gitarrensignal hinzugefügt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, zwei Synth- und einen Modellingsound zu kombinieren. 270 davon stehen als Presets bereit und 297 freie Speicherplätze können für Eigenkreationen verwendet werden – eine ziemliche Sensation, denn das war so bisher nicht möglich!

Das Aufnehmen mit einer DAW wie z.B. Logic, Cubase etc. ist einfach: GR-55 mit einem USB-Kabel an den Rechner anschließen und als Audio/Midi-Gerät auswählen, fertig. So spart man sich einen Stereowandler und kann auch unterwegs mit einem Laptop sehr komfortabel aufnehmen.

Anzeige

Die Presetliste ist schier unendlich und bei den Hunderten von Sounds macht es richtig Spaß, sich durch die Klänge zu arbeiten. Natürlich können im Rahmen dieses Tests nicht alle Möglichkeiten  gezeigt werden, aber ich habe einige meiner Meinung nach repräsentative Klänge herausgepickt, mit denen die Bandbreite der Presets aufgezeigt werden soll. Los geht’s!

Audio Samples
0:00
Double Flat Heavy Electric 12-String Feedback Guitar GR-300, triplet GR-300 GTR Pad
Und die nächste Portion:
Audio Samples
0:00
Heavy Brass Rock Metamorphosis Noise Mix Drive Phaser EPF Piano Analog Pad Quantum Physis Question + Answer Rainstorm Rock Lead Organ Rotary G-Pad Sine Airbend Synth Lead Unbelievable

Das Tracking des GK-3 Pickups ist beeindruckend. Sämtliche Spielweisen werden mit sehr niedriger Latenz wiedergegeben und ermöglichen so eine flüssige Performance. Natürlich sollte man sein Spiel an das ausgewählte Preset anpassen – auf einem Klavier gibt es bekanntlich keine Bendings. Aber wem‘s gefällt – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Gerade die flächigen Sounds gefallen mir ausgesprochen gut, die angebotenen Klänge sind sehr inspirierend und machen Spaß, da sie sehr dicht klingen und teilweise auch morphen, sprich, von einem in den anderen Sound übergehen. Ich habe bei einigen Demos das Expression-Pedal verwendet und so einen fließenden Übergang von einer Klangwelt in die andere realisiert. Es ist aber auch durchaus möglich, zum Beispiel im hinteren Regelbereich eine sechssaitige Nylon- und in der vorderen Position eine zwölfsaitige Stahlsaitengitarre zu programmieren und nach Belieben zwischen den beiden zu pendeln. Allerdings sollte man peinlichst genau auf sein Tuning achten, da der GR-55 sonst Artefakte generiert. Auch ist ein sauberes Spiel vonnöten, weil ansonsten Fehlinformationen weitergeleitet werden, die zu unpassenden Noten führen.  
Von den Zerrsounds sollte man generell nicht zu viel erwarten. Für mein Empfinden haben sie relativ wenig mit echten Amps gemeinsam. Auf der anderen Seite benötigt man hin und wieder aber eben genau diese synthetisch klingenden Gitarrensounds, und die liefert der GR-55 definitiv.

Anzeige

FAZIT

Der GR-55 von Roland ist ein sehr gutes und inspirierendes Soundwerkzeug für Gitarristen und Bassisten, die ihr Soundspektrum erweitern wollen. Die Verarbeitung ist Boss-typisch sehr gut und roadtauglich, das Tracking sehr schnell und zuverlässig. Ein rundum gelungenes und würdiges weiteres Familienmitglied in der traditionsreichen Roland Gitarrensynthie-Dynastie. Beide Daumen nach oben.

PRO

Technische Daten

Roland_GR55_07FIN
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Tracking
  • Preis
  • Soundvielfalt
  • Verarbeitung
Contra
Artikelbild
Roland GR-55 Gitarren-Synthie Test
Für 644,00€ bei
Hot or Not
?
Roland_GR55_29FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Telecaster | Classic Sounds with Modern Feel | Sound Demo
  • Country Rock Riffing with the American Professional Classic Telecaster!
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo