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Danelectro Dead On 67 Baritone Test

Kaum ein Gitarrist, der nicht von Zeit zu Zeit die eine oder andere Saite seiner Gitarre tiefer stimmt. Der ganz spezielle und manchmal auch recht beeindruckende Sound hat in den letzten Jahren Einzug in verschiedene Musikstile gehalten und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Im Zuge dieser Entwicklung hat ein Instrument an Boden gewonnen, das vor Jahren noch absoluten Spezialisten vorbehalten oder nur in ganz speziellen Stilistiken zu Haus war: die Baritongitarre. Sie liefert nicht lediglich eine „gedroppte“ Saite für das bequeme Powerchord-Spielen, sondern eine komplette tiefe Stimmung, die durchaus ihren ganz eigenen Reiz hat.

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Inzwischen bietet so gut wie jeder Gitarrenhersteller Instrumente in Baritonstimmung an, sodass für interessierte Gitarristen kaum Wünsche offenbleiben. Auch Danelectro schwimmt mit der Dead On 67 auf dieser Welle mit, allerdings im traditionellen 60er Gewand mit Lipstick-Pickups sowie stylischer Form und Ausstattung, und das zu einem äußerst attraktiven Preis.

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DETAILS
“Die sieht echt abgefahren aus“, ist der einhellige Kommentar von jedem, der sie zum ersten Mal vor Augen hat. Und auch ich kann mich dieser Meinung nur anschließen. Zugegeben, ich bin Danelectro Fan und besitze auch das eine oder andere Instrument mit dem auffälligen Namenszug. Trotzdem soll der Blick auf unser Testmodell so unvoreingenommen wie möglich stattfinden.
Der Korpus sieht auf den ersten Blick aus, als wäre er aus Kunststoff! Alle Kanten sind abgerundet und entfernt erinnert die Gitarre an eine Fender Jaguar. Nach dem Lackieren wurde sie mattiert, was zusammen mit der seidenmatten Hardware ziemlich klasse aussieht. Diese Arbeiten sind so gut ausgeführt, dass man unmöglich herausfinden kann, aus wie vielen Teilen der Korpus besteht. Als Holz für den Body kommt hier Basswood zum Einsatz, eine amerikanische Lindenart, die gerne für den Instrumentenbau verwendet wird. Danelectro Gitarren bestehen in der Regel aus einem Holzrahmen, der mit Platten aus dem Fasermaterial Masonit beplankt wird. Sie sind deshalb hohl und entwickeln so auch ihren charakteristischen Klang. In unserem Fall haben wir es allerdings mit einem Vollholzkorpus zu tun.

Auf dem Body ist ein zweiteiliges Schlagbrett angebracht, dessen obere Hälfte aus Kunststoff und die untere aus Metall besteht. Als Pickups sind hier Danelectro-typische Lipstick Single Coils im Einsatz, die auf dem Kunststoffteil des Schlagbretts befestigt sind.
In den 50er Jahren hatte Danelectro einen großen Posten Lippenstifthülsen aufgekauft und baute in diese die Tonabnehmer ein. So konnte der Preis für die Instrumente gering gehalten werden, weil es sich bei ihnen im Grund um Kaufhausgitarren handelte.
Bei unserer Kandidatin sind auf der Metallseite des Pickguards vier Potis (2x Ton, 2x Volumen), ein Dreiwegschalter, eine Klinkenbuchse und der Steg angebracht.
Der Steg besteht aus einem Metallbügel, auf dem ein Tremolohebel sitzt. Die nötige Spannung erhält die Konstruktion durch eine Feder, die auf der Rückseite mithilfe einer Sechskantschraube am Steg angebracht ist. Man sollte nicht allzuviel von diesem Konstrukt erwarten, aber es reicht allemal, Töne leicht schweben zu lassen.
Leider wurde auf einzelne Saitenreiter verzichtet, stattdessen kommt hier ein Palisanderstreifen zum Einsatz, mit dem sich die Oktavreinheit durch Verschieben einstellen lässt. Das Instrument kam aber schon gut eingestellt hier an. Ach ja, die Saiten werden am unteren Ende des Stegs in kleine Kerben eingehakt.

Schauen wir uns kurz die Rückseite an. Ihre Bestückung beschränkt sich auf die Verschraubung des Halses inklusive Metallplatte und einen runden Metalldeckel. Die Elektrik befindet sich unter dem Schlagbrett.
Kommen wir zum Hals. Der ist in erster Linie lang. Bei einer Mensur von insgesamt 748mm streckt sich der linke Arm schon ganz ordentlich, wenn es in die tiefen Register gehen soll. Apropos tief: Baritongitarren werden in A gestimmt, daher gehen sie noch einen Ganzton tiefer als Siebensaitige. Ein Grund, weshalb man sie im Studio sehr häufig bei den „bösen“ Jungs findet, dazu aber später mehr. Auf dem Ahornhals, der deckend in Korpusfarbe lackiert und anschließend mattiert wurde, findet sich ein Palisandergriffbrett, das 24 sauber verarbeitete Bünde beherbergt.
Eine entfernt an Fender erinnernde Kopfplatte (ebenfalls in Bodyfarbe lack- und mattiert) bietet Platz für sechs klusonartige Mechaniken unbekannter Herkunft.
Insgesamt ist die Verarbeitung gut – natürlich merkt man, dass es sich um ein günstiges Instrument handelt, aber bei Danelectro gehört das irgendwie dazu und hat auch durchaus seinen Charme.

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PRAXIS
Schon beim Auspacken fällt das geringe Gewicht der Dead On 67 auf. Mit nur etwa 2,75 kg ist sie eigentlich ein Fliegengewicht. Trotzdem hängt sie ausgewogen am Gurt und neigt zum Glück nicht zu Kopflastigkeit. Schon trocken offenbart sich der klassische Danelectro-Sound, nur eben wesentlich tiefer. Üblicherweise ist das Gros der auf dem Markt erhältlichen Baritongitarren mit Humbuckern bestückt. Warum trotzdem sehr häufig zu Danelectros gegriffen wird, offenbart sich spätestens am Amp.
Der sonore Klang der Lipsticks ist eine echte Offenbarung! Die zwei Pickups liefern absolut charakteristische Sounds, und besonders in der Mittelposition, die übrigens fast brummfrei ist, da beide Tonabnehmer unterschiedlich gepolt sind. Mich erinnert der Danelectro-Sound irgendwie immer an die Sechziger Jahre, als Gitarren noch knochig-mittig klangen, was heute gemeinhin als „vintage“ bezeichnet wird. Man darf nur nicht den Fehler machen, ihn in diese Ecke zu stellen: Er kann weit mehr, wie wir später noch hören werden.
Beginnen wir mit einem clean eingestellten Deluxe, den ich mit einem SM57 abgenommen und mithilfe eines Neve Preamps in den Rechner geleitet habe. Ich habe mit dem Hals-PU beginnend alle drei Positionen hintereinander aufgenommen, um sie besser vergleichen zu können.

Audio Samples
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PU Switch Clean Deluxe

Trotz der tiefen Frequenzen bleiben die Lipsticks klar definiert und neigen nicht zum Mulmen. In der Halsposition sind so warme Sounds möglich, die trotzdem ihren knochigen Anteil behalten. In der Mittelposition, die ja eine Kombination aus Steg- und Hals-Single-Coil ist, blüht sie richtig auf. Es kommt genau die richtige Dosis beider Abnehmer, quasi “best of both worlds“ zum Vorschein, nämlich die Wärme und das Bassige aus der Halsposition und die Höhen vom Steg. Zudem wird der Sound kehliger. Ich bin sehr gespannt, wie sich das am verzerrten Amp macht.
Im nächsten Beispiel kommt ein AC30 zum Einsatz, den ich schon ordentlich angepustet habe, sprich, er zerrt schon recht ordentlich. Auch hier werden alle drei Positionen durchgeschaltet, beginnend mit dem Hals-PU.

Audio Samples
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PU Switch Crunch Riff

Da bleibt kein Auge trocken! Jeder Anschlag ist klar definiert und zieht einen mächtigen fetten Ton hinter sich her. Auch hier begeistert mich die Zwischenposition, da sie sich so richtig schön breitbeinig positioniert. Der Steg-Lipstick wird erwartungsgemäß schriller und mag sich nicht so richtig mit dieser Ampeinstellung anfreunden. Hier wird auch klar, warum viele tieftönende Metal-, Hard Core- und was-weiß-ich-Core-Bands häufig zu Baritongitarren greifen, und darunter auch gerne zur Danelectro. Trotz der enormen Tiefe der Töne bleiben diese klar definiert und dank der Single Coils schön schlank im Bass. Es ist ein typischer Fehler vieler Gitarristen, mit ihren Humbucker-Baritons den Gain voll aufzudrehen, um sich dann zu wundern, dass nur noch ein undefinierbarer Soundbrei erzeugt wird.
Zu guter Letzt habe ich noch einmal die mittlere Position angewählt und spiele eine cleane Figur, die ich allerdings mit ein wenig Modulation Delay angereichert habe, um eine andere Soundwelt vorzustellen. Auch hierfür habe ich den Deluxe Amp verwendet.

Audio Samples
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FX Norm

Toll, welche sprichwörtliche Tiefe hier zustandekommt! Ich finde es immer sehr inspirierend, mit einer Baritongitarre eine vorhandene “normale“ anzudicken oder durch Akkordumschichtungen neue Wege zu beschreiten.

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FAZIT
Eine Baritongitarre sollte in keinem Gitarristenhaushalt fehlen, und das ermöglicht Danelectro mit der Dead On 67: Ein sehr attraktiver Preis und ein wirklich toller Sound sprechen für sich. Die Verarbeitung ist solide und das Handling Danelectro-typisch, hier darf man nicht zu viel erwarten. Aber was wirklich zählt, ist der Sound, und unter diesem Gesichtspunkt sind die Baritons aus dem Hause Danelectro für mich mit das Beste, was der Markt hergibt. Absolut empfehlenswert!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • eigenständiges Design
  • Handling
  • Sound
  • Preis
Contra
  • keine einzelnen Saitenreiter
Artikelbild
Danelectro Dead On 67 Baritone Test
Für 249,00€ bei
Danelectro_BaritoneBlack_007FIN
Facts
  • Hersteller: Danelectro
  • Bezeichnung: Dead On 67
  • Typ: Baritongitarre
  • Herstellungsland: China
  • Mechaniken: Kluson-Typ, Noname
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsform: C-Shape
  • Halsdicke: 1. Bund: 19,72 mm, 12. Bund: 21,90 mm
  • Halsbreite: Sattel: 44,60 mm 12. Bund: 51,70 mm
  • Bünde: 24
  • Mensur: 748 mm
  • Sattel: Aluminium
  • Korpus: Basswood (Linde)
  • Schlagbrett: Plastik/ Metall
  • Tonabnehmer: Danelectro Lipstick 2x
  • Steg: Danelectro Vibrato mit Palisander Brücke
  • Hardware: vernickelt
  • Gewicht: 2,75 kg
  • Preis: 442,00 Euro (UVP)
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Kommentieren
Profilbild von Benjamin

Benjamin sagt:

#1 - 10.02.2014 um 04:48 Uhr

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es ist warscheinlich zwecklos zu fragen, aber kann man dieses wunderschöne ding noch irgendwo kaufen. Such jetzt schon lang danach... unmöglich zu finden ;)

Profilbild von Muck

Muck sagt:

#2 - 20.03.2014 um 17:52 Uhr

0

@benjamin: ich hab eine zu verkaufen.http://kleinanzeigen.ebay.d...

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