Orange Terror Bass 1000 Test

Ein richtiger Fan von fetten Röhrenbass-Sounds hat es nicht leicht: Leistungsstarke Röhren-Tops sind immer noch relativ unhandlich und bringen ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Zudem muss man, zumindest bei den angesagten Modellen der Traditionshersteller, ganz schön tief in Tasche greifen, um in den Genuss des begehrten Vintagebass-Sounds zu kommen.

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Einer dieser Traditionshersteller, der übrigens schon seit den 60er Jahren von England aus die Rock‘n Roll Welt mit exquisiten Röhrenverstärkern versorgt, heißt Orange und versucht mit seinen neuen Terror Modellen die Fangemeinde davon zu überzeugen, dass man auch aus einer kleinen, kompakten Kiste im Handtaschenformat einen ernst zu nehmenden Rocksound kitzeln kann. Mit dem Terror Bass 500 und dem Terror Bass 1000 umfasst das Angebot der Terror Amps für den Bassisten zurzeit zwei Modelle, die sich lediglich in der Ausgangsleistung der Class -D Endstufe von leicht zu erratenden 500 Watt respektive 1000 Watt voneinander unterscheiden. Für den Röhrensound ist bei beiden Modellen der Preamp aus dem Vollröhren-Flagschiff AD200B mit zwei 12AX7 zuständig, der das Signal an einen aktiven 3 Band EQ weitergibt. Absolut Orange-like ist auch der simple Aufbau der Terror Amps, der die Bedienung für den Benutzer zum Kinderspiel macht. Mir steht für diesen bonedo Test das Modell mit der beindruckenden Leistung von 1000 Watt zur Verfügung. Mal sehen, ob der Fruchtzwerg mit dem Angst einflößenden Namen das Zeug zum Rocker hat.

DETAILS

Beim Gehäuse geht der Hersteller weg vom traditionellen Holzgehäuse mit orangem Überzug und verpackt den Terror in ein schickes, weißlackiertes Stahlgehäuse mit Chrombügel an der Oberseite. Dieser reicht vollkommen aus um das Gerät spielend leicht transportieren zu können – das ganze Paket wiegt ja auch gerade mal 5 kg. Als Dreingabe gibt es zum Transport noch eine hochwertige Tasche mit Frontfach für Stromkabel, Lautsprecherkabel oder anderem Kleinkram, die man sich mit einem Schulterriemen auch umhängen kann, tiptop.

Bei der Front weicht Orange allerdings keinen Millimeter von dem zum Markenzeichen gewordenen Retro-Chic ab. Lustige Piktogramme über den Potis, ein großer Orange Schriftzug und das simple aber spiegelverkehrte Regler-Layout von rechts nach links sind Pflicht! Der Bass wird also rechts außen eingesteckt, die Klinke hat einen Anpassungsschalter an aktive oder passive Bässe, danach kommt der Gainregler für den Preamp-Pegel. Eine Clip-LED gibt‘s natürlich nicht, denn beim Terror Bass kommt der Preamp des Vollröhrentopmodels AD200B von Orange mit zwei 12AX7 Röhren zum Einsatz. Der Gain-Pegel wird also, wie bei Vollröhrentops, nach Geschmack geregelt, von relativ clean bei niedrigem Signal bis schmutzig und angezerrt, wenn die Preamp-Röhren hart angefahren werden.

Drei etwas kleinere Regler in der Mitte stehen zur Klangbearbeitung in Form eines aktiven EQ mit den üblichen Bezeichnungen Bass, Mid und Treble zur Verfügung. Im Gegensatz zum passiven EQ des AD200B kann beim Terror Bass das jeweilige Band also auch abgesenkt und nicht nur geboostet werden. Links gibt es dann nur noch einen Volume-Regler für die Endlautstärke der mächtigen 1000 Watt Class-D Endstufe und einen Vintage Power-Schalter mit Standby-Mittenrastung, nebst Ultra-Vintage Betriebsanzeige in der Lieblingsfarbe des britischen Herstellers. Exakt das Layout des großen AD200B also, und die Bedienung ist genauso kinderleicht und auch von weniger erfahrenen Usern leicht zu durchschauen.

Auf der Rückseite des kleinen Orange sitzen die zwei Speakon-Lautsprecheranschlüsse, deren Impedanz entweder auf 4 oder 8 Ohm geschaltet, und somit optimal an die gängigsten Boxenkombinationen angepasst werden kann. Bei einem modernen Hybrid Verstärker darf natürlich ein symmetrischer Line-Out zur Abnahme des Signals genauso wenig fehlen, wie ein Effektweg zum Einschleifen der entsprechenden Geräte . Beim Terror Bass sitzen diese Anschlüsse an der Seite, eine XLR-Output-Buchse inklusive Ground Lift Schalter, falls Brummgeräusche auftreten sollten, und zwei Klinken (Send und Return) für die Effektschleife. Soviel zum Aufbau des Terror Bass 1000, alles dran was man braucht und die Verarbeitung ist Orange-typisch hervorragend.

PRAXIS

Der erste Testdurchlauf findet natürlich immer zu Hause statt, im Falle des Terror ist das allerdings keine gute Idee. Obwohl ich den kompakten Orange erstmal nur mit zwei kleinen aber sehr belastbaren Epifani Boxen verbunden habe, kann ich den Amp nicht aufdrehen, ohne eine Nachbarschaftsklage zu riskieren. Der Output des kleinen Hybrid Verstärkers ist wirklich immens und der Bassbereich schon mit einem moderatem Gainpegel sehr mächtig und fett. Man würde vielleicht vermuten, dass ein Verstärker mit einer Class-D Endstufe und einem derart enormen „Headroom“ auch relativ „clean“ oder neutral klingen kann – weil man schließlich auch mit niedrigem Gainpegel und ohne die Röhren scharf anzufahren hohe Lautstärken erzielen kann. Neutrale oder moderne Sounds sind aber nicht die Spezialität des Terror Bass, dafür ist die Höhenwiedergabe zu limitiert und vintagemäßig. Gott sei Dank, bin ich geneigt zu sagen, denn der Terror klingt eben wie ein Orange Amp klingt: Fett, cremig, warm und ungeheuer durchsetzungskräftig. Und obwohl das kompakte Kraftpaket immer in seinem Metier bleibt, kann man alleine mit dem Gainregler allerhand Soundnuancen aus ihm kitzeln. Von einem fetten unverzerrten Ton bis hin zu Overdrive-Sounds ist alles drin. Und vor allem die etwas angerauten, obertonreichen Sounds dazwischen klingen fett, rund und griffig und sind in fast jedem Kontext einsetzbar.

Audio Samples
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High Gain

Bisher habe ich den EQ noch komplett außen vor gelassen. Doch wer denkt, dass er den markanten Charakter des AD200B Preamp damit in eine andere Richtung biegen kann, wird eher enttäuscht sein. Alle Bänder wirken zwar sehr musikalisch, eher wie der passive EQ des Flagschiffes AD200B, es sind aber ebenfalls nur milde Soundnuancen oder Anpassungen und keine wilden Klangexperimente damit möglich. Am hilfreichsten fand ich den EQ, wenn man cleane Sounds erzeugen will. Mit einer leichten Absenkung im Bassbereich und etwas mehr Höhen und Mitten kann man den ultrafetten Grundsound ausdünnen und bekommt einen etwas drahtigeren Klang, der sehr gut mit einem Jazzbass oder moderneren Bässen mit Soapbars funktioniert. Den Unterschied zwischen „Flat“ und dieser EQ Einstellung könnt ihr in den Audiobeispielen hören. Obwohl ich den EQ heftig benutzt habe, ist der Unterschied zwar hörbar, aber dennoch eher subtil. Man sollte den typischen Orange Sound also wirklich mögen, wenn man mit dem Terror Bass liebäugelt.

Audio Samples
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Flat EQ
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Orange
  • Land: China
  • Model: Terror Bass 1000, Hybrid Top mit Röhren Pre und Class D Endstufe
  • Leistung: 1000 Watt RMS
  • Preamp Röhren: 2x12AX7
  • Regler: Gain, Bass, Middle, Treble, Volume, Aktiv/Passiv
  • Anschlüsse: Klinke Input, Balanced XLR Out mit Groundlift, Effekt Loop Send/Return 2x Klinke, Speaker 2x Speakon mit schaltbarer Impedanz 4 oder 8 Ohm
  • Masse:(WxHxD) 30x17x14 cm
  • Gewicht: 5kg
  • Zubehör: gepolsterte Tasche
  • Preis: € 808,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Ausgangsleistung / Performance
  • Formfaktor/ Design
  • Soundqualität
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
Contra
Artikelbild
Orange Terror Bass 1000 Test
Für 777,00€ bei
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