Letztens an der Studiotür: Moin, hab da wieder eine Lieferung für Sie! Danke, ist das alles? Ja, das ist alles! Der Karton mit dem Engl-Logo war mehr als handlich und zudem auch noch himmlisch leicht. Engl und himmlisch, das mochte ja noch passen, aber Engl und himmlisch leicht, das ließ meine Neugier auf den Inhalt dieses mysteriösen Paketes zwei Grad höher steigen.
Also schnell das Cuttermesser aus der Schublade gekramt, das Paketband durchtrennt und siehe da: Es ist ein Junge! Im Inneren des Kartons kauert ein Lunchbox-Gitarrenhead mit dem vielsagenden Namen Gigmaster 15 – klein, leicht und …?! Ob er so brav und unschuldig ist, wie er jetzt wirkt oder ob hinter der kleinen Fassade doch ein ausgewachsen gemeiner Charakter wartet? Wir werden sehen!
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DETAILS
Optik/ Verarbeitung
Mit 420 x 220 x 230 mm (B x H x T) sind die Maße des Kleinen tatsächlich mehr als übersichtlich. Wer einen solchen Amp kauft, der schleppt sicherlich keine 4 x12“ Box mit sich herum, daher sind für das passende Cabinet mit einem Zehnzöller bestückt etwa 230 unverbindliche Euro beim freundlichen Händler um die Ecke angesagt, beim Combo runde 690. Aber natürlich schreit der Verstärker auch über ein klassisches 4 x 12“ Gebläse. Fast sämtliche Konkurrenzunternehmen haben ja mittlerweile mindestens einen Miniamp im Portfolio, da war es schon fast eine logische Konsequenz, dass auch Engl früher oder später nachziehen würde. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass in diesem Fall ausstattungsmäßig auf fast nichts verzichtet und das Teil komplett in Germany entwickelt und gebaut wird.
Der Gigmaster ist ein zweikanaliges Röhrentopteil, das im Grunde genau so aussieht wie seine großen Brüder, nur eben kleiner. Seine Leistung bezieht er aus einer ECC83 Röhre in der Vorstufe und zwei EL-84 Kolben in der Endstufe. Der Amp wiegt ganze 8,4 kg und findet in einem ca. 20 mm starken MDF-Gehäuse Platz, das sorgfältig mit dem typischen schwarzen Engl-Kunstleder bezogen wurde. Metallecken an den Kanten sorgen dafür, dass dem Kleinen unterwegs nichts passiert. Und wenn er mal „müde“ wird, findet er auf vier dicken Gummifüßen den nötigen Halt. Unterm Strich kann die Verarbeitung durchaus mit den wesentlich teureren Amps aus gleichem Hause mithalten – sehr gut!
Kommen wir zum Bedienpanel. Ganz links wartet der Gitarreneingang auf Kundschaft, gefolgt von einem Input Gain- und einem Lead Drive-Poti. „Östlich“ daneben hat sich die Dreiband-Klangregelung angesiedelt, die für beide Kanäle verantwortlich ist. Noch weiter im Osten herrschen das Lead Volume, mit dem sich die Lautstärke des Zerrkanals gesondert regeln lässt, und der Master-Regler, der die Macht über die Gesamtlautstärke des Amps innehat.
Und dann wären da noch die Schalter: Mid Boost fügt Mitten hinzu, der Clean-Lead-Schalter wählt zwischen den beiden Kanälen und natürlich dürfen auch Standby- und Powerschalter nicht fehlen. Soweit die Front. Rückseite
Drehen wir den Kleinen also auf den Bauch. Genau wie auf der Front sogt auch hier ein schwarzes Metallgitter für Frischluft. Neben dem Anschluss für den Netzstecker ist eine Buchse den Fußschalter vorgesehen, der leider nicht mitgeliefert wird. Der Gigmaster ist mit einem seriellen Effekteinschleifweg ausgestattet und erlaubt den Anschluss von zwei 16 Ohm- oder einem 8 Ohm-Lautsprecher. Ein Balanced-Line-Out darf natürlich auch nicht fehlen, der hier eine Speakersimulation mit auf den Weg bekommen hat. Ein am „Kühlergrill“ montierter Drehschalter mit der Aufschrift Power Soak ermöglicht eine Leistungsreduktion in den Stufen 15 Watt (full power), 5 Watt, 1 Watt bis hin zum Speaker Off.
Für den Test habe ich den Amp an eine massive 2 x 12“ Box mit Vintage 30 Speakern angeschlossen und diese mit einem Brauner VM1 in Verbindung mit einem Neve Preamp abgenommen.
Für die Cleansounds kommt eine 51 Relic Nocaster zum Einsatz. Los geht es mit dem Hals-Pickup:
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Clean-Picking, Tele Neck-PU
Mit der Klangregelung in Mittelstellung liefert der Gigmaster einen sehr schön warmen und druckvollen Cleansound. Die Höhen treten sehr angenehm in Erscheinung und wirken in keinem Moment aufdringlich. Auch das Mittenbild gibt sich sehr aufgeräumt.
Weiter geht es mit dem Steg-PU.
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Clean-Funky, Tele Steg-PU
Auch in diesem Beispiel zeigt sich die sehr angenehme Höhendarstellung. Die Stegposition einer Tele ist ja relativ berüchtigt für ihren bissigen Sound. Mir persönlich gefällt das Zuschnappen bei jedem Anschlag sehr gut, und auch die Mitten halten sich fein dosiert zurück. Was bleibt, ist ein formbarer Cleansound, der nur darauf wartet, gefüttert zu werden.
Jetzt muss die gute alte Les Paul dran glauben und ich verwende dieselbe Einstellung wie bei den vorherigen Beispielen.
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Clean, Les Paul Mid-PU
In der Mittelposition entsteht ein schön vintagemässiger Ton, der trotz der angenehmen Mitten jeden Anschlag mit einem Schmatzer willkommenheißt. Auch im nächsten Beispiel zeigt sich dieses Phänomen. Hier habe ich jedoch den Mid-Boost-Schalter aktiviert.
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Clean, Mid-Boost, Les Paul Neck-PU
Herrlich, wie der Klang einerseits kuschelig warm rüberkommt, aber in den Höhen trotzdem angenehm präsent ist, wenn’s denn verlangt wird.
Verlassen wir den sehr gelungenen Clean-Channel und schalten in den Lead-Kanal. Für die beiden folgenden Beispiele habe ich eine Les Paul in der Stegposition verwendet. Einziger Unterschied ist die jeweilige Einstellung des Input-Reglers. Im ersten Beispiel steht er auf 9 Uhr, im zweiten in Maximalstellung. Das Gain-Poti zeigt auf 12 Uhr.
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Crunch Input: 9 Gain: 12 , Les Paul Steg-PUCrunch Input: max. Gain: 12 , Les Paul Steg-PU
Es lässt sich sehr gut heraushören, wie die Zerrintensität zunimmt, sich der Sound dabei aber nicht wirklich verändert. Die gespielten Akkorde behalten ihre Transparenz und neigen in keinem Moment zum Matschen.
Im nächsten Beispiel habe ich den Input-Regler wieder auf 9 Uhr gestellt, den Gain voll aufgerissen, das Volumenpoti der Les Paul aber ziemlich weit heruntergedreht.
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Crunch Input:9 Drive: max. , Les Paul Neck-PU
Das Beispiel zeigt, wie feinfühlig der Amp mit dem Eingangssignal umgeht. Die Höhen treten in den Vordergrund und die Anschläge schmatzen, dass es eine wahre Freude ist!
So, jetzt kommt die Strat mit dem Humbucker in’s Spiel. Input-Gain und Drive habe ich in Maximalstellung gebracht.
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Heavy-Riff Mid-Boost, Strat Steg-Humbucker
Das würde ich als amtliches Heavy-Rock-Brett bezeichnen. Die Achtel bewegen genügend Luft und federn bei jedem Anschlag perfekt. Der Anschlag selbst erhält die nötige Aufmerksamkeit in Form eines gehörigen Schusses Mittenknack und die Bässe spielen sich nicht unnötig auf. Wie immer habe ich die Soundfiles nicht im geringsten bearbeitet, der Amp klingt exakt so, wie er hier zu hören ist. Ich bin begeistert!
Jetzt aktiviere ich wieder den Mid Boost und schultere die Les Paul.
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Vollgas Mid-Boost, Les Paul Steg-PU
Wie nicht anders erwartet, bietet der Gigmaster einen fantastischen Leadsound. Hier vermisse ich auf gar keinen Fall einen zusätzlichen Zerrer. Der Sound ist fett, breit und setzt sich dank des großartig aufgestellten Mittenbildes überall durch.
Noch ein paar Worte zur Lautstärke: Wer glaubt, 15 Watt seien nicht in der Lage, Luft zu bewegen, der sollte sich einmal vor den voll aufgerissenen Amp stellen. Mit diesem Topteil lassen sich locker Clubgigs meistern. Übrigens zeigt die Erfahrung, dass auch auf großen Bühnen gar nicht soviel PS benötigt werden, wie man gemeinhin vielleicht denken mag. Tatsächlich verschlechtert sich der Bühnensound mit jedem dB – und schließlich gibt es ja auch noch Monitore. Apropos Lautstärke: Der Sound ändert sich beim Umstellen auf eine niedrigere Wattzahl nicht, er wird lediglich leiser. Aber Achtung: Auch 1 Watt kann verdammt laut sein. Im Studio ist der Power Soak wirklich Gold wert. Die Endstufe lässt sich damit ins Klanggeschehen einbinden, ohne zusätzliche Lautstärke zu verursachen.
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FAZIT
Der Engl Gigmaster überzeugt auf ganzer Linie. Seine kompakten Abmessungen machen ihn zu einem treuen Begleiter, der sich im Studio wie auch live in Bestform zeigt. Ich würde ihn als Rocker bezeichnen, der zwar Highgain anbietet, ohne dabei aber in die Metal-Abteilung zu driften. Mit dem Powersoak lässt sich der Amp in jeder Umgebung betreiben und dank der so (in allen „Lebenslagen“) nutzbaren Endstufensättigung hat man jede Menge zusätzlicher Klang-Optionen am Start. Toller Amp zu einem sensationellen Preis!
Ich verstehe es auch nicht: 1 - Power soak affects 8 Ohms Output only ! --> Spricht für 1 x 8 Ohm Output.2 - 8 Ohm internal Speaker --> Spricht für 1 x 8 Ohm Output.Und A und B wären separat ... mit 100% Leistung. 2 x 8 Ohm in Serie sind gleich wie 1 x 16 Ohm Also passt !
Hallo Jonas, der Trick bei Amps mt geringer Leistung ist ganz einfach: den Master Regler nicht voll aufdrehen :-) Es hilft auch, den Volumen Pott der Gitarre etwas zurück zu drehen.Beste Grüße, Bassel
Hallo Bassel, Dein Review ist sehr gut gelungen. Ich hätte aber noch eine Frage. Du hast ja dieser Amp mit 2x12 Box gespielt und gesagt, dass wäre für ein Clubgig genug laut. Und wie sieht denn aus, wenn ich der mit Engl E110 Gigmaster 110 (1x10 Lautsprecher) verwende? Wir es dadurch leiser? Was meinst du?
Hi Nat,prinzipiell steht dem Einsatz einer 1x10" Box gar nichts im Wege. In erster Linie wird sich natürlich der Klang ändern, ob es leiser wird hingegen ist fraglich. In dem Fall solltest Du es schlicht und ergreifend austesten.Beste Grüße, Bassel
Der Amp ist der Hammer, habe ihn letztens angetestet und sofort mitgenommen! Ein sehr schönes Review, jedoch hätte ich mich noch über eine Crunch-Darstellung des ersten Kanals gefreut. Mit einer Humbucker Gitarre hier den Input auf 12 und per Powersoak die Endstufe ausgefahren ergibt einen atemberaubend fetten aber warmen Overdrive.
Ich spiele diesen Amp seit über einem Jahr (Rock). Das war mit Abstand der beste Kauf meines Lebens (bin nicht mehr der Jüngste und habe schon viel Geld für Instrumente ausgegeben). Der Amp klingt egal in welcher Einstellung absolut unglaublich und er ist jeden Cent wert. Ich möchte die Firma Engl nicht auf dumme Gedanken bringen, aber ich würde ihn jederzeit wieder kaufen, selbst wenn er das Doppelte kosten würde.
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RandomHero sagt:
#1 - 19.12.2011 um 20:25 Uhr
"... und erlaubt den Anschluss von zwei 16 Ohm- oder einem 8 Ohm-Lautsprecher."Wohl eher umgekehrt?
Trotzdem ein tolles Review! Danke!
Bruno Jacquet sagt:
#1.1 - 13.01.2017 um 10:47 Uhr
Ich verstehe es auch nicht:
1 - Power soak affects 8 Ohms Output only !
--> Spricht für 1 x 8 Ohm Output.2 - 8 Ohm internal Speaker
--> Spricht für 1 x 8 Ohm Output.Und A und B wären separat ... mit 100% Leistung.
2 x 8 Ohm in Serie sind gleich wie 1 x 16 Ohm
Also passt !
Antwort auf #1 von RandomHero
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenjonas sagt:
#2 - 13.03.2012 um 23:27 Uhr
Servus
wie hast du diesen tollen clean sound hinbekommen (settings)???
in anderen foren lest man nämlich das der amp clean gar nicht kann
Bassel sagt:
#3 - 14.03.2012 um 13:46 Uhr
Hallo Jonas, der Trick bei Amps mt geringer Leistung ist ganz einfach: den Master Regler nicht voll aufdrehen :-) Es hilft auch, den Volumen Pott der Gitarre etwas zurück zu drehen.Beste Grüße, Bassel
jonas sagt:
#4 - 16.03.2012 um 22:10 Uhr
merci bassel
dank deinem review werde ich mir den gigmaster holen :D
perfektes preis leistungsverhältnis für einen übe und probe verstärker
Nat sagt:
#5 - 22.03.2012 um 04:36 Uhr
Hallo Bassel, Dein Review ist sehr gut gelungen. Ich hätte aber noch eine Frage. Du hast ja dieser Amp mit 2x12 Box gespielt und gesagt, dass wäre für ein Clubgig genug laut. Und wie sieht denn aus, wenn ich der mit Engl E110 Gigmaster 110 (1x10 Lautsprecher) verwende? Wir es dadurch leiser? Was meinst du?
Bassel sagt:
#6 - 26.02.2014 um 15:35 Uhr
Hi Nat,prinzipiell steht dem Einsatz einer 1x10" Box gar nichts im Wege. In erster Linie wird sich natürlich der Klang ändern, ob es leiser wird hingegen ist fraglich.
In dem Fall solltest Du es schlicht und ergreifend austesten.Beste Grüße, Bassel
Jan sagt:
#7 - 14.09.2014 um 00:09 Uhr
Der Amp ist der Hammer, habe ihn letztens angetestet und sofort mitgenommen!
Ein sehr schönes Review, jedoch hätte ich mich noch über eine Crunch-Darstellung des ersten Kanals gefreut. Mit einer Humbucker Gitarre hier den Input auf 12 und per Powersoak die Endstufe ausgefahren ergibt einen atemberaubend fetten aber warmen Overdrive.
madandy sagt:
#8 - 19.12.2014 um 18:09 Uhr
Ich spiele diesen Amp seit über einem Jahr (Rock). Das war mit Abstand der beste Kauf meines Lebens (bin nicht mehr der Jüngste und habe schon viel Geld für Instrumente ausgegeben). Der Amp klingt egal in welcher Einstellung absolut unglaublich und er ist jeden Cent wert. Ich möchte die Firma Engl nicht auf dumme Gedanken bringen, aber ich würde ihn jederzeit wieder kaufen, selbst wenn er das Doppelte kosten würde.