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Hagstrom Viking Deluxe 12 String Test

Die Hagstrom Viking Deluxe 12 String im bonedo-Test – Dass die Schweden mehr können als Möbel, Köttbullar und Elche, weiß jedes Kind, und dass Musik aus dem Hohen Norden nicht nur in der Mittsommernacht am Lagerfeuer stattfindet, zeigen die Platzierungen in den internationalen Charts. Es gibt eine sehr gesunde Musikszene, die immer wieder erstaunliche Musiker hervorbringt, und es gibt Instrumentenbauer, die auf eine lange Tradition zurückblicken können. Einer davon ist Hagstrom, eine Marke, die eine eigene schwedische Gitarrentradition begründete. Nach einer wechselvollen Geschichte werden seit 2004 einige der historischen Instrumente wieder aufgelegt, auch wenn sie inzwischen aus Fernost kommen. Ein offizielles Hagstrom Design-Team sorgt dabei für Modifikationen und Verbesserungen, und der aktuelle Erfolg gibt der Marke recht. Mit der Northern Swede Serie gibt es übrigens auch wieder Gitarren, die in Europa gebaut werden.
Unsere heutige Testkandidatin stammt allerdings aus der Viking Deluxe Serie. Bei ihr handelt es sich um ein 12-saitiges Exemplar, das zur Semi-Akustik-Familie gehört und mit einigen Besonderheiten und einem sehr attraktiven Preis aufwarten kann. Na dann mal Skøl!

Details

Optik/ Verarbeitung:

Die Deluxe 12 String erinnert stark an eine ES 335 von Gibson. Das liegt nicht nur an den beiden Cutaways, die gerne Mickey Mouse Ears genannt werden, sondern auch an den beiden F-Löchern. Die gewähren einen Blick in den hohlen Korpus der in Tobacco Sunburst lackierten Gitarre, die es übrigens auch in Schwarz oder Rot gibt. Der Korpus selbst besteht aus gesperrtem Ahorn und verfügt über einen durchgehenden Sustainblock und eine attraktiv geflammte Decke, die unter anderem zwei H50 Humbuckern ein Zuhause bietet. Unterhalb der Tonabnehmer ist ein schwarzes Schlagbrett mit Firmenschriftzug angeschraubt. Dem Umschalten der beiden Aggregate dient ein Dreiwegschalter im oberen Cutaway, und jeder Tonabnehmer verfügt über eigene Lautstärke- und Tonpotis mit Metallknopf.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Viking kommt im klassischen Double-Cutaway-Design

Der Hals

Der Hals aus kanadischem Ahorn ist mit dem Korpus verleimt und bietet 22 Medium Jumbo Bünde auf dem Resinator-Griffbrett. Ich muss zugeben, dass ich bei diesem Test zum ersten Mal von diesem Material gehört habe. Dabei handelt es sich um Schichten von Furnierplättchen, die im Vakuum miteinander verleimt werden und in ihrer Dichte hochwertigem Mahagoni gleichen sollen. Laut Hagstrom ist dieses Material fester und verwindungssteifer als ein Standardgriffbrett. Die entscheidende Frage, wie es sich anfühlt, beantwortet sich von selbst: Ich wäre nicht darauf gekommen, dass es kein echtes Holz ist, wenn ich es nicht vorher erfahren hätte. Es wirkt sehr echt, aber dazu später mehr im Praxisteil. Eine Besonderheit der Hagstrom Gitarren ist der H-Expander Halsstellstab, der für die Halskrümmung zuständig ist. Er hat eine an ein Strichmännchen mit dickem Korpus erinnernde Form und wird in eine passende Fräsung eingesetzt. Hier gibt er dem Hals laut Hersteller eine ganz besondere Steifigkeit, die eine flachere Saitenlage erlaubt. Sehr clever!

Fotostrecke: 4 Bilder Hals-, Korpus-Übergang mit Gurtpin

Als Griffbretteinlagen kommen Perlmutt Block Inlays zum Einsatz, die dem Instrument eine gewisse Sechziger-Ästhetik verleihen und meiner Meinung nach sehr gut passen. Der Hals besitzt eine satte D Form, wobei er mit seiner Sattelbreite von 43 mm einen geradezu traumhaften Wert für eine 12-Saiter aufweist! Zwölf geschlossene Mechaniken sind im klassischen 6L6R-Layout angebracht und alle verrichten ihre Arbeit genau so, wie man es erwartet, präzise und gleichmäßig. Die Kopfplattenform kann man als gelungen bezeichnen, sie sieht sehr elegant aus und passt auch sehr gut zum Rest der Gitarre. Mit ihren insgesamt 3,9 Kilo zerrt die Gitarre nicht über Gebühr am Gurt und lässt so auch längere Proben oder Gigs ohne schmerzender Schulter zu.

Fotostrecke: 2 Bilder Decke und Boden aus geflammtem Ahorn-Schichtholz
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Praxis

Sound/ Bespielbarkeit:

Am meisten hat mich die Bespielbarkeit überrascht. Ich besitze auch die eine oder andere 12-saitige Gitarre, aber keine von ihnen bietet eine so gute Verarbeitung bei einer gleichzeitig so komfortablen Bespielbarkeit. Der Hals fühlt sich sehr gut an, alle Saitenpaare lassen sich komfortabel greifen, ohne dass man versehentlich eine nicht gewollte erwischt. Barree-Akkorde gehen leicht von der Hand, da der Hals mit seinem D-Profil sehr gut in der selbigen liegt und mit dem Daumen gut gegengehalten werden kann. Dass es sich bei dem Griffbrett um ein synthetisches Material handelt, fällt in keinem Moment negativ auf. Ganz im Gegenteil, es fühlt sich ausgesprochen natürlich an!
Trocken angespielt liefert eine solche Gitarre bauartbedingt schon eine ordentliche Portion Lautstärke. Die Viking bietet eine Menge Obertöne und schwingt durchschnittlich lang aus. Ich kann mir vorstellen, dass das sehr harte Griffbrettmaterial seinen Teil dazu beiträgt. Interessant wird es natürlich am Amp, und zu diesem Zweck kommen ein JVM 410 und eine 2 x 12″ Box, beide aus dem Hause Marshall, zum Einsatz, wobei Letztere mit Vintage 30 Speakern bestückt ist. Als Mikro verwende ich ein klassisches SM57, das einen Neve Preamp füttert und ohne Umwege und weitere Bearbeitung aufgenommen wird.
Im ersten Beispiel spiele ich Akkorde und wechsele die Tonabnehmer pro Durchgang, beginnend mit dem Hals PU. Der Amp ist clean eingestellt.

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Clean – Pickup-Kombis – Strumming

Mit den Humbuckern entsteht augenblicklich Vintage-Flair. Durch das zwangsläufig mittigere Klangbild kommt eine gehörige Portion Wärme ins Spiel. Natürlich bietet die Zwischenstellung eigentlich den Sound, den man von einer 12-Saitigen erwartet, also nach oben im Klanggeschehen offen. So bekommt man im Grunde beide Welten in einer Gitarre geboten.
Dasselbe Prinzip, aber jetzt gepickt und eine Oktave höher.

Audio Samples
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Clean – Pickup-Kombis – Picking

Hier kann man schön die Schwebungen hören, die durch die gleich gestimmten Saiten entstehen. Der Sound kommt auch hier mit ordentlich Fleisch und weiß sich gut durchzusetzen. Das Höhenbild wirkt leicht bedämpft und hilft der Gitarre, sich ohne Ecken und Kanten ins Bandgefüge einzubinden.
Ich erhöhe den Zerrgrad und strumme wieder, wobei ich auch jetzt die drei Positionen durchschalte.

Audio Samples
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More Gain – Pickup-Kombis – Strumming

Durch das Mehr an Saiten verbreitert sich auch der Sound und es entsteht ein voller, satter Klang, ideal, den einen oder anderen Refrain zu verdichten. Oft tendieren Hals-Humbucker zum Verschlucken der Obertöne und beginnen zu “mulmen”, was hier zum Glück nicht der Fall ist.
Der Amp bleibt in derselben Einstellung wie zuvor, allerdings picke ich wieder und schalte auch hier beginnend mit dem Hals-PU durch.

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More Gain – Riff

Auch diese Herausforderung meistert die Viking mit Bestnoten. Alle Anschläge haben diesen Schmatz, der schön herausgearbeitet wird und der Gitarre ihre Durchsetzungsfähigkeit verleiht, ohne aufdringlich zu sein.
Was jetzt folgt, ist eigentlich nicht das typische Einsatzgebiet einer elektrischen 12-Saiter, aber definitiv einen Versuch wert. Ich stelle am Marshall einen satten Crunch Sound ein und schalte die Gitarre auf den Steg Pickup.

Audio Samples
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High Gain – Riff

Kann man auf jeden Fall machen! Allerdings sollte man peinlichst genau auf das Tuning achten, das bei zwölf Saiten gerne auch einmal das eine oder andere graue Haar verursacht! Stimmt die Gitarre, bekommt man ein wirklich sehr breites Klangbild, das sich durchaus einsetzen lässt.
Zu guter Letzt noch eine High-Gain Single Line.

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High Gain – Single-Line

Ebenfalls ein dankbares Einsatzgebiet für die Viking. Stellenweise klingt es, als sei ein Oktaver mit im Spiel. Auf jeden Fall ein interessanter Sound, den man so zutage fördert und der ganz bestimmt hier und da für das gewisse Etwas sorgen kann.

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Fazit

Mit der Viking Deluxe 12-String ist Hagstrom ein großer Wurf gelungen. Sicherlich gibt es eine ganze Menge E-Zwölfsaiter auf dem Markt, aber hier bekommt man eine recht eigenständige Gitarre für sein Geld. Die Verarbeitung ist sehr gut, die Bespielbarkeit für ein solches Instrument über jeden Zweifel erhaben und der Sound weiß zu überzeugen, da er recht vielseitig einsetzbar ist. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, sich auf diese Gitarre einzulassen, eine Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen möchte, der auf der Suche nach einem solchen Instrument ist.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Optik
  • Verarbeitung
  • Preis/ Leistung
Contra
  • keine
Artikelbild
Hagstrom Viking Deluxe 12 String Test
Für 739,00€ bei
Kann auf ganzer Linie überzeugen: Die Hagstrom Viking Deluxe 12-String
Kann auf ganzer Linie überzeugen: Die Hagstrom Viking Deluxe 12-String
Technische Daten
  • Hersteller: Hagstrom
  • Bezeichnung: Hagstrom Viking Deluxe 12 String
  • Herstellungsland: China
  • Body: Maple Plywood (Ahorn Sperrholz)
  • Hals: Kanadisches Ahorn
  • Halsprofil: D
  • Griffbrett: Resinator Wood
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Mensur: 24,75“ = 62,8 cm
  • Pickups: 2 x H50 Humbucker
  • Hardware: Longtravel T-O-M mit Hagstrom Trapez Saitenhalter
  • Mechaniken: geschlossen
  • Gewicht: 3,9 kg
  • Preis: 819,00 Euro UVP
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Die Viking kommt im klassischen Double-Cutaway-Design

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Profilbild von kl

kl sagt:

#1 - 16.06.2013 um 06:26 Uhr

0

Klingt wirklich interessant! Die Brücke allerdings verdient ein minus da man die Saiten nicht einzeln stimmen kann. Macht einen riesigen unterschied and Rickenbacker zeigt wie man's richtig macht.

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