Heute werfen wir einen genaueren Blick auf unsere liebsten Disney-Bösewichte. Unsere heimlichen Helden der Leinwand. Figuren, die uns mit Charme das Leben schwer machen, deren dunkle Abgründe wir fasziniert erkunden und deren Musik uns oft mehr begeistert, als die der Guten.

Platz 10 der Disney-Bösewichte: Die Siamesen
Film: Susi und Strolch
Original: The Siamese Cat Song
Von: Sonny Burke, Peggy Lee
Jahr: 1955
Maximal unangenehm. Die Siamkatzen sind keine klassischen Bösewichte und der Film ist nicht grundlos aus den Kinderprofilen bei Disney+ gestrichen. Die Katzen “Si” und “Am” sind passiv-aggressiv, manipulativ und musikalisch so nervig, dass man den Song nie wieder vergisst. Ob man will oder nicht.
Platz 9: Freunde im Schattenreich
Film: Küss den Frosch
Original: Friends on the Other Side
Von: Randy Newman
Jahr: 2009
Dr. Facilier kombiniert Voodoo-Kunst mit Swing. Freunde im Schattenreich ist verführerisch, unheimlich und stilistisch herausragend. Ein Bösewicht, der in seinem Song genau erklärt, wie er seine Kunden hintergeht und trotzdem das Vertrauen des Hauptcharakters gewinnt.
Platz 8: Cruella De Vil – Bösewicht mit Pelz
Film: 101 Dalmatiner
Original: Cruella De Vil
Von: Mel Leven
Jahr: 1961
Wer kann schon diesen Namen aussprechen, ohne gleich die Melodie im Kopf zu haben? Curella De Vil ist zwar die Hauptprotagonistin des Titels, gesungen wird er aber von Ehemann Roger. Ein musikalisches Thema reicht aus, um klarzumachen, dass hier nichts Gutes folgt.
Platz 7: Prinz Ali (Reprise)
Film: Aladdin
Original: Prince Ali (Reprise)
Von: Alan Menken, Howard Ashman, Tim Rice
Jahr: 1992
Neben den 40 Räubern hat auch Bösewicht Jafar seinen Moment. Kurz, bissig und voller Schadenfreude zerstört er Aladdins zuvor aufgebaute Fassade. Die Reprise ist das musikalische Pendant zu einem gezielten Dolchstoß. Elegant, böse und extrem effektiv.
Platz 6: Verbannung
Film: Der König der Löwen II: Simbas Königreich
Original: Not One of Us
Von: Nick Glennie-Smith, Lebo M
Jahr: 1998
„Verbannung, Verrat – jetzt wird er sehen, was er davon hat.“
Ob man diesen Song eindeutig den Bösewichten zuordnen kann, ist Interpretationssache. Fakt ist: Die Szene fühlt sich brutal und kalt an. Simba verbannt Kovu aus dem geweihten Land – moralisch motiviert, aber emotional gnadenlos. Gerade diese Ambivalenz macht den Song so stark.
Platz 5: Das Feuer der Hölle
Mein musikalischer Geheimtipp. Das Feuer der Hölle gehört zu den düstersten Songs, die Disney je produziert hat. Der gesamte Film ist musikalisch außergewöhnlich, aber Frollos Solo-Stück sticht noch einmal heraus.
Der Song beschreibt seine innere Zerrissenheit zwischen religiösem Fanatismus, Schuldgefühlen und obsessivem Verlangen nach Esmeralda. Ein psychologisch erschreckend präzises Porträt. Für sie wäre er bereit, ganz Paris in Brand zu setzen.
Platz 4: Gaston
Film: Die Schöne und das Biest
Original: Gaston
Von: Alan Menken, Howard Ashman
Jahr: 1991
„Ach, ich Prachtexemplar, ich bin furchterregend.“
Ja, Gaston – und zwar vor allem wegen deiner Selbstverliebtheit. Schmierig, laut, völlig überzeugt von der eigenen Großartigkeit. Der Song ist eine perfekte Karikatur toxischer Männlichkeit, lange bevor der Begriff zum Popkultur-Vokabular gehörte.
Nach Belles Abfuhr ist Gaston kurz geknickt, doch sein treuer Freund erinnert ihn daran, dass er doch angeblich der Größte von allen ist. Peinlich? Ja. Unterhaltsam? Absolut.
Platz 3: Mutter weiß mehr
Film: Rapunzel – Neu verföhnt
Original: Mother Knows Best
Von: Alan Menken, Glenn Slater
Jahr: 2010
Ein erstaunlich moderner Song und dabei schon über 15 Jahre alt. Mutter weiß es am besten tarnt emotionale Manipulation als Fürsorge. Genau das macht ihn so unangenehm treffend.
Als Kinder möchte man ihr fast glauben, doch als Publikum erkennt man sofort: Diese Mutter handelt nicht aus Liebe, sondern aus Angst vor Kontrollverlust. Umso befriedigender ist es, mitzuerleben, wie diese Form von emotionalem Missbrauch letztlich entlarvt wird.
Platz 2: Seid bereit
Film: Der König der Löwen
Original: Be Prepared
Von: Elton John, Tim Rice
Jahr: 1994
In dieser Szene bereitet Scar die Hyänen darauf vor, seinen Bruder zu stürzen und selbst den Thron zu übernehmen. Seid bereit ist ein düsterer, martialischer Song, der mit jeder Wiederholung bedrohlicher wird.
Man könnte ihn musikalisch fast feiern – wenn man nicht wüsste, welches Drama er einläutet. Der Zynismus kulminiert in einer der berühmtesten Zeilen des Films:
„Ist er krank?“ – „Nein, du Null, wir töten ihn!“
Platz 1: Arme Seelen in Not
Film: Arielle, die Meerjungfrau
Original: Poor Unfortunate Souls
Von: Alan Menken, Howard Ashman
Jahr: 1989
Unangefochtene Nummer eins dieses Rankings: Arme Seelen in Not. Ursula ist der Prototyp der Disney-Bösewichtin: laut, manipulativ, charismatisch. Diese schaurig-kratzige Stimme, diese theatralische Selbstinszenierung: Schon nach wenigen Takten stellt sie musikalisch den gesamten restlichen Film in den Schatten.
In der deutschen Fassung wird Ursula von Beate Hasenau gesprochen und gesungen – ein Glücksgriff. Inhaltlich „hilft“ die Meerhexe verzweifelten Seelen dabei, ihre Wünsche zu erfüllen, allerdings zu Bedingungen, die sie früher oder später zu ihren Gefangenen machen. Arielle bekommt Beine, verliert dafür ihre Stimme – ein Deal, der von Anfang an nach Albtraum klingt.























