Ozzy Osbourne ist einer der besten Sänger aller Zeiten? Aber so was von! Obwohl er in vielen Punkten nicht in die klassischen Parameter von Sängern, wie zum Beispiel Ronnie James Dio oder Robert Plant, gepackt werden kann, gehört er für mich zu den ganz Großen des Genres. Wer kann schon von sich behaupten, mit seinem Gesangsstil zur Entstehung einer ganzen neuen Musikrichtung beigetragen zu haben?! Ozzy Osbourne war ein legendärer Frontmann, Sänger von Black Sabbath, Solo- und Realitystar. Der „Prince of Darkness“ gilt als ein König im Schreiben von tollen Melodien, hatte eine exzentrische Persönlichkeit, eine charismatische Bühnenpräsenz und viel Humor. All das hat ihn für den Heavy Metal, genauso wie für die Popkultur, unsterblich gemacht.

Vom Arbeiterkind zum Weltstar
Ozzy Osbourne wurde am 3. Dezember 1948 als John Michael Osbourne in Birmingham-Aston, England, geboren. Er war das vierte von sechs Kindern einer Arbeiterfamilie. Sein Vater Jack arbeitete in einem Stahlwerk als Werkzeugmacher, seine Mutter bei einem Autoteilezulieferer. Die Familie lebte in einfachen Verhältnissen in einem kleinen Reihenhaus mit zwei Zimmern.
Als Kind hatte Ozzy Schulprobleme. Schon früh zeigte sich eine Lese- und Rechtschreibschwäche. Mit 15 Jahren verließ er die King-Edward-VI-Gesamtschule, in der er auch seinen Spitznamen Ozzy erhielt, und schlug sich mit schlecht bezahlten Jobs, zum Beispiel als Klempner, Schlachter, Maler oder Helfer im Bestattungsinstitut durch. Um Geld für die Familie zu beschaffen, beging er sogar Einbrüche – was ihm eine sechswöchige Gefängnisstrafe einbrachte. Im Gefängnis tätowierte er sich seinen Spitznamen mit einer Nadel und Graphit auf die Finger, was später eins seiner berühmten Markenzeichen wurde.
Black Sabbath: Die Band, die Heavy Metal erfand
Mit Geld, das er sich von seinem Vater lieh, kaufte sich Ozzy Osbourne schließlich ein Mikrofon und einen 50-Watt-Verstärker, schaltete mit dem Pseudonym „Ozzy Zig“ eine Anzeige im örtlichen Musikladen und lernte so Terry “Geezer” Butler, Tony Iommi und Bill Ward kennen. Zusammen gründeten sie 1968 die Polka Tulk Blues Band, die später zu Earth und 1969 schließlich zu Black Sabbath wurde. Der Bandname kommt von dem italienischen Horrorfilm „Die drei Gesichter der Furcht“, dessen englischer Titel „Black Sabbath“ war.
Während die Musik von Polka Tulk und Earth noch vorrangig von Jazz und Blues beeinflusst war, änderte sich der Musikstil bei Black Sabbath zu einem düsteren, aggressiveren und melancholischeren Sound. Fun Fact: Black Sabbath probten gegenüber von einem Kino, das besonders gut besucht war, wenn Horrorfilme gezeigt wurden. Laut Wikipedia kam Tony Iommi auf die Idee, „dass man Musik machen könne, bei der sich die Zuhörer fürchten“.
Das Debütalbum Black Sabbath wurde 1970 in nur 12 Stunden aufgenommen und erreichte Platz 10 der britischen Charts. Im selben Jahr erschien Paranoid, gefolgt von Master of Reality. Alle drei Alben gelten als Geburtsstunde des Heavy Metal. Black Sabbath schrieben Geschichte. Ozzys vor Intensivität berstende Stimme und seine Bühnenperformance mit okkulten Symbolen, voll von Theatralik und einigen Tabubrüchen brachten ihm die Spitznamen „Prince of Darkness” und „Godfather of Metal“ ein.
1977 verließ Ozzy Osbourne Black Sabbath, kehrte nach drei Monaten zurück und wurde zwei Jahre später endgültig aus der Band entlassen – offiziell wegen massiver Drogen- und Alkoholprobleme. Ozzy selbst sprach jedoch auch von Ermüdungserscheinungen und musikalischen Differenzen:
„At the beginning, we all had a purpose. But as it went along, that inevitable thing stepped in called ego. And to get four guys to come up with the same result at the end of the day was near on impossible.“

Solokarriere, Comebacks und Ozzfest
Mit Unterstützung seiner Managerin und späteren Frau Sharon begann Ozzy 1980 eine Karriere als Solokünstler. Bereits das erste Soloalbum Blizzard of Ozz mit dem Gitarristen Randy Rhoads wurde ein voller Erfolg. Nicht zuletzt auch wegen des Hits Crazy Train. In Amerika war es 108 Wochen in den Charts und holte fünfmal Platin. In den folgenden Jahren veröffentlichte Ozzy Osbourne weitere Platinalben wie Diary of a Madman, Bark at the Moon oder No More Tears.
1996 riefen Sharon und Ozzy Obourne das Ozzfest (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Ozzfest) ins Leben, bei dem sowohl Nachwuchs- als auch Top-Metalbands auftraten. Sharon kam auf die Idee, nachdem sich das Lollapalooza-Festival weigerte, Ozzy Osbourne zu engagieren. Das Ozzfest tourte über 20 Jahre lang durch Amerika und Großbritannien, später auch in vielen anderen Ländern der Welt. 1997 kam es zur Reunion mit Black Sabbath. 2013 erschien das letzte Studioalbum 13. 2017 gingen Black Sabbath auf Abschiedstour „The End“. Der letzte gemeinsame Auftritt der Band trug den Titel „Back to the Beginning“ und fand am Anfang Juli 2025 in Birmingham statt – etwa zwei Wochen vor Ozzys Tod.
Popkultur-Ikone und TV-Star
Anfang der 2000er sorgte die mit dem Grammy ausgezeichnete Doku-Soap „The Osbournes“ für internationale Aufmerksamkeit und machte die Familie zu Superstars. Ozzy zeigte sich in den vier Staffeln als exzentrischer, aber auch verletzlicher Familienvater mit makaberem Humor und wurde zu einer Kultfigur der Popkultur für eine neue Generation.
Alkohol, Drogen und weitere Krisen
Ozzys Leben war ein ständiges Auf und Ab. Mehrfach sprang er dem Tod von der Schippe und überlebte, wie er selbst sagte „gegen alle Wahrscheinlichkeit“. Schon als Kind hatte er Angstzustände, war jahrelang drogen- und alkoholabhängig, musste Verluste von ihm nahestehnden Menschen verkraften und wurde 2019 mit Parkinson diagnostiziert. Seine Ehe mit Sharon Osbourne, mit der er drei Kinder hat, spielte eine wesentliche Rolle für seine künstlerische und persönliche Stabilisierung.
Keiner singt wie Ozzy
Ozzys Stimme ist unnachahmlich und hat Generationen von Sängerinnen und Sänger beeinflusst. Sie ist relativ hoch gelagert, nasal, mit extremem Twang; gradlinig, ohne große Range, sein Sound verzichtete auf viele Klangfacetten. Die Diskussion, ob Ozzy Osbourne ein guter Sänger war, ist für mich irrelevant und geht an der Qualität seiner Stimme vorbei. Typische Kategorien können das Charisma seines Gesangs nicht einfangen. Sein ganz eigener Stimmsound kombiniert mit der hochemotionalen, unmittelbaren Wucht seines Gesangs trifft mitten ins Herz und steht in einem spannungsreichen Kontrast zu den schweren Gitarrenriffs und dem tiefen, heavy Sound seiner Bands.
Für Gesangslinien hatte Ozzy als bekennender Beatles-Fan ein unglaubliches Gespür. Sie waren auf ihre ganz eigene Weise äußerst melodiös und extrem einprägsam. Manchmal fast poppig, was die vielen Mash-ups seiner Songs mit bekannten Hits beweisen.
Ozzy Osbourne hatte, soweit bekannt, keine Gesangsausbildung. Singen gelernt hat er klassisch „auf der Straße“. Learning by doing, wie es damals üblich war. Seinen charakteristischen Gesangsstil entwickelte er autodidaktisch. Erst für sein Abschiedskonzert 2025 soll er mehrfach die Woche mit einem Gesangscoach gearbeitet haben, was wohl vorrangig seiner Parkinsonerkrankung geschuldet war.
Ozzys Bühnenshows und Performances prägen das Genre
„There’s not a thrill in the world, like a great show“sagt Ozzy Osbourne in dem biografischen Fernsehfilm „The Nine Lifes Of Ozzy Osbourne“. Seine exzentrischen Bühnenshows und seine hypnotischen Performances haben sich tief in die DNA von Heavy-Metal-Shows geschrieben. Ozzy liebte schrille Kostüme, Pyrotechnik, Nebelmaschinen, Theatralik, Blut, Bühnenaufbauten und übergroße Requisiten. Alles, was eine düstere und gleichzeitig spektakuläre Atmosphäre erzeugen konnte. Provokation gehörte zum Handwerk. Ozzy bewarf seine Fans zum Beispiel mit Fleisch. Diese ihn mit Tieren. Einen Höhepunkt, den er nie wieder loswerden sollte, war das berühmte „Fledermaus-Gate“ 1982. Ein Fan hatte eine tote Fledermaus in den Saal geschmuggelt und auf die Bühne geworfen. Ozzy biss ihr den Kopf ab, in der Annahme, es mit einer Attrappe zu tun zu haben. Das Blut tropfte aus seinem Mund. Der Skandal war perfekt.
Ozzy Osbournes Gesangs-Equipment
Ozzy verwendete auf der Bühne oft das beliebteste dynamische Mikrofon weltweit, das Shure SM58. Seit 1968 auf dem Markt, unkaputtbar und rückkopplungsarm. Später griff er auch zu der Wireless-Variante Shure UR2/BETA58A.
Im Video zu Paranoid singt Ozzy wahrscheinlich durch ein Vintage Sennheiser MD21.
In den 70er Jahren sang Ozzy gerne durch zwei Mikros. Das gab die Möglichkeit, die Vocals auf zwei Kanälen zu haben und die zweite Spur mit einem Overdrive zu belegen und den cleanen Vocals beizumischen. Bei der Liveperformance zu N.I.B. benutzt Ozzy ein Shure SM57 und vermutlich ein Vintage Sennheiser MD416 N.
Laut Soundengineer Dana Nielsen der für Rick Rubin das Black-Sabbath-Album 13 aufgenommen hat, bevorzugte Ozzy im Studio eine sehr schnelle Arbeitsweise beim Gesang-Aufnehmen: Auf der Couch im Regieraum, ganze Takes mit einem dynamischem Mikrofon (Shure SM7B oder SM58), die sofort gedoppelt werden. Gesangsdopplungen waren sein persönliches Vocalsound-Merkmal.
Weitere Mikrofone, die während der unzähligen Aufnahmesessions verwendet worden sein sollen, waren das AKG C12 VR oder AKG C414, Neumann U87 und Neumann M49, so wie das Sennheiser MD421.
Bei den ersten Black-Sabbath-Aufnahmen wurden in den Zella Studios in Birmingham klassische Studio-Kondensator- und Bändchenmikrofone verwenden.
Ozzys Vermächtnis
Ozzy Osbourne verkaufte mit Black Sabbath und als Solokünstler weltweit über 100 Millionen Platten. Er wurde mit zahlreichen Awards sowie der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame (mit Black Sabbath) und dem Grammy geehrt. Ozzy Osbourne starb am 22. Juli 2025 im Alter von 76 Jahren und bleibt doch als eine der prägendsten Stimmen von Rock und Heavy Metal unsterblich.
Quellen
https://www.universal-music.de/black-sabbath/biografie
https://de.wikipedia.org/wiki/Ozzy_Osbourne
https://de.wikipedia.org/wiki/Black_Sabbath
https://www.inthestudio.net/online-only-interviews/black-sabbath-vol-4/
https://www1.wdr.de/fernsehen/rockpalast/sendung/sendung-die-neun-leben-des-ozzy-osbourne-100.html
https://www.sueddeutsche.de/panorama/promi-news-ozzy-osbourne-training-abschiedskonzert-li.3245683
https://culturcamp.de/ozzy-ozbourne/





















