In einem Brief an den US-Kongress rühmt der mächtige Konzertkartenverkäufer Ticketmaster die eigenen Handelspraxen. Demnach arbeite das Unternehmen mit vielen verschiedenen Maßnahmen, um gegen Betrüger und Bots vorzugehen, damit “echte Fans” an Tickets kommen. Kritik an den Aussagen gibt es von unabhängigen Veranstaltern und Agenten.

Ticketmaster, das mittlerweile unter einem Hut mit dem Giganten Live Nation steckt, werden seit Jahren unfaire Verhaltensweisen bezüglich dem Ticketverkauf vorgeworfen: Es ist die Rede von Monopolisierung, zu hohen Preisen, zu laschem Vorgehen gegenüber Bots und Schwarzmarkthändlern sowie unfairen Deals mit Veranstaltungsstätten. Der Konzern wehrt sich nun gegen Vorwürfe und spricht von Maßnahmen, die der Liveindustrie und den Fans zu gute kommen.
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Demnach gibt es ein verstärktes Vorgehen gegen Ticket-Schwarzhändler. Dazu zählen das Sperren von Nutzern und Vermittlern mit Mehrfachkonten, die Pflicht für Wiederverkäufer zur Überprüfung der Steuer-ID sowie der Einsatz von KI-Systemen zur schnellen Erkennung und Annullierung von durch Bots erworbenen Tickets.
Reaktion auf Klage der FTC
Die Maßnahmen erfolgen nach einer Klage der Federal Trade Commission im vergangenen Monat. Darin wird der Plattform vorgeworfen, mit Wiederverkäufern zusammenzuarbeiten, um die Preise künstlich zu erhöhen. In einem Schreiben an den US Kongress heißt es nun: “Ticketmaster unternimmt mehr als jedes andere Unternehmen, um Bots zu bekämpfen und Tickets echten Fans zugänglich zu machen.”
Die Ankündigung erfolgte in einem ausführlichen Schreiben von Dan Wall, Executive Vice President des Unternehmens. Das Schreiben, das dem Magazin Variety vorliegt, richtet sich an die hinter der Klage stehenden Senatoren. Ziel sei es, “den Anteil der Tickets, die an echte Fans gehen, zu erhöhen”, indem Sozialversicherungs- oder Steueridentifikationsnummern zur Verifizierung genutzt werden, um Konten von Schwarzhändlern zu sperren. Wall betonte zudem, dass das Unternehmen Brokern nicht erlauben werde, die Wiederverkaufslimits der Plattform zu überschreiten. Dies war ein zentraler Punkt der Klage.
Ticketmaster wird zudem TradeDesk einstellen, ein Tool, mit dem Wiederverkäufer ihre Ticketverkäufe verwalten und nachverfolgen konnten, obwohl Live Nation bestreitet, dass es, wie in der Klage behauptet, zur Irreführung von Kunden genutzt wurde. Das Unternehmen wies darüber hinaus weitere Vorwürfe zurück und erklärte, weder mit Wiederverkäufern zusammenzuarbeiten, um Preise künstlich zu erhöhen, noch gegen den Better Online Ticket Sales Act (BOTS Act) von 2016 zu verstoßen, der den automatisierten Ticketkauf durch Bots unterbinden soll.
Veranstalter sehen das anders
Die National Independent Venue Association reagierte mit scharfer Kritik: Die im Brief beschriebenen Maßnahmen seien “zu gering und zu spät, um das Vertrauen der Fans, Künstler und Bühnen zurückzugewinnen”. Live Nation habe “sein System für räuberische Wiederverkäufer geöffnet” und versuche nun, “sein ramponiertes Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren”.
„Der sinnvollste Weg, um den Schaden zu beheben, der durch die mutmaßliche Absprache von Live Nation mit Ticket-Schwarzhändlern entstanden ist, besteht darin, dass Live Nation freiwillig den Wiederverkaufspreis auf seiner Wiederverkaufsplattform auf maximal den Nennwert des Originaltickets begrenzt.“
National Independent Venue Association
Außerdem erklärte die National Independent Talent Association, ein Verband unabhängiger Musikmanager, Agenten und ihrer Künstler: “Weder Ticketmaster noch andere Plattformen sollten Tickets über dem Nennwert weiterverkaufen. Diese Praxis schadet Künstlern wie Fans gleichermaßen. Es ist ermutigend, dass die Bemühungen der FTC bereits dazu geführt haben, dass Ticketmaster seine Systeme reformiert, mehrere Maklerkonten gekündigt und seine Maßnahmen gegen Bots verbessert hat.”

Live-Nation-CEO Michael Rapino sorgt mit seiner Aussage, Konzerttickets seien „unterbewertet“ und zu günstig, für heftige Kritik.




















